Title: Queer World / Schräge Welt

Author of the original story: elveloy

Language of the original story: English

Translator: jinnis

Language of the translation: German

Ich musterte den festgenommenen Mann und versuchte, mir meine Abscheu nicht anmerken zu lassen. Von außen sah er normal genug aus, aber sein Inneres, das war eine andere Sache. Sein Ehemann stand neben ihm, den Arm eng um seine Hüften geschlungen, wohl in der vergeblichen Hoffnung, wie ein normales Paar zu wirken. Ich hatte keine Ahnung, wie er den Schein bewahren konnte. Er musste doch bestimmt Bescheid gewusst oder zumindest Verdacht geschöpft haben? Aber es bestand kein Zweifel, der andere Mann war auf frischer Tat ertappt worden. Er küsste eine Frau, und zwar auf den Mund. Igitt! Meine Nase rümpfte sich unfreiwillig.

Es war nun zehn Jahre her, dass Heterosexualität verboten worden war. Zehn Jahre, seit die Erdbevölkerung zwölf Milliarden überschritten hatte und der Planet mit der schieren Menge der Menschheit aus den Nähten zu platzten drohte. Dann kam die Erleuchtung.

Gott sprach zu Robert Reagan auf dem Gipfel des Berges Washington und zeigte ihm die Wahrheit. Homosexualität war der Weg der Rettung, der einzige Weg, die unkontrollierte Reproduktion zu stoppen und den Planeten Erde zu retten.

Über Nacht kam Heterosexualität aus der Mode und wurde rasch unakzeptabel. Bald darauf wurde sie schrittweise auf dem ganzen Globus verboten, als illegal erklärt. Einige der fanatischeren Religionen deklarierten sie als "böse", schließlich hatte sie beinahe zum Weltuntergang geführt. Ich persönlich würde nicht so weit gehen. Wie auch immer, sie war bestimmt eine Krankheit. Ich wusste, dass es spezielle Kliniken gab, die versuchten, Menschen davon zu heilen. Warum hatte dieser Mann nicht das Richtige getan und eine besucht, bevor es zu spät war?

Ich starrte teilnahmslos auf die beiden Männer vor mir. Dawn, meine Vollstreckerkollegin, trat auf den Schuldigen zu. In ihrer Hand baumelte ein Paar großer Handschellen.

"Bürger Schwarzenegger, sie stehen unter Arrest," verkündete sie.

Ich sah beide Männer die Schultern hochziehen und die Fäuste ballen, bereit, Widerstand zu leisten, obwohl es für sie kein Entkommen gab. Bevor sie aber dazu kamen, einen ersten Schlag auszuteilen, zog Dawn blitzschnell mit der freien Hand ihre Beruhigungspistole und knallte sie ab. Sie stürzten in einem unordentlichen Haufen zu Boden. Dawn schenkte mir ein zufriedenes Grinsen.

"Siehst du? Ich weiß, dass die Situation immer dann den Bach runtergeht, wenn ich die Handschellen hervorhole. Deshalb schieße ich jetzt gleich von Anfang an, das erspart viel Ärger."

Ich stimmte ihr mit einem schiefen Lächeln zu und winkte den Vollstreckerbus heran, der mit laufendem Motor in der Gasse hinter uns wartete. Wenige Augenblicke später waren die beiden bewusstlosen Männer im Laderaum verstaut und unterwegs zum Gerichtsgebäude. Dort würde einer angeklagt, ein öffentliches Ärgernis zu sein und vermutlich am nächsten Morgen auf freien Fuß gesetzt. Aber dem anderen stand eine Anklage wegen Heterosex bevor. Falls er schuldig gesprochen würde - und ich zweifelte keinen Moment daran - würde er in ein Arbeitslager gesteckt, bis sich ein freier Platz in einer geschlechtlichen Umerziehungsanstalt fand.

Ich schüttelte den Kopf. Er war selbst schuld.

Dawn und ich setzten unsere Patrouille fort. Unsere nächste Aufgebe bestand darin, die Frau zu finden, die in den Fall involviert war.