16. Im Revier
Sie schritt durch die Glastür, nachdem sie sich mit einem Surren öffnen ließ und so verriet, dass man sie einließ.
Gleich hinter dieser Tür wartete bereits ein Beamter auf sie, der mit strengem Blick auf sie zu warten schien. Er wandte sich um und lief voraus, ohne groß auf Emma zu achten. Auf einmal fühlte sie sich wieder so klein und unbedeutend wie früher, ein Gefühl, von dem sie gedacht hatte, es sei schon lange verpufft.
Die beiden Polizisten, zu denen sie geführt wurde, sahen nicht so aus, wie sie sich Polizisten immer vorgestellt hatte. Noch hatte sie nie Kontakt mit der Polizei gehabt. Natürlich merkte sie, wie dumm dieser Gedanke war. Doch er hielt sie davon ab, dass ihr Geist zurückwanderte. Zurück zu den Ereignissen vor einiger Zeit. Wie viel Zeit tatsächlich dazwischenlag, zwischen dem Vorfall Zuhause und ihrem Auftreten hier, das konnte sie nicht sagen. Emma fühlte sich taub. So als würde die Welt sich weiterdrehen, während sie stehengeblieben war. In jenem Moment, in dem sich alles geändert hatte. Ihre Beine drohten nachzugeben und so war sie froh, als die Polizisten sagte: „Setzen Sie sich doch. Mein Beileid für das, was passiert ist."
Nichts anderes tat sie. Für die Polizistin mochten das tägliche Worte sein. Im Laufe der Zeit abgestumpft, konnte sie diese Worte nicht ernst meinen. Nicht diesen Stich spüren, der sie traf, wie das Messer ... Stop!
Emma atmete tief ein. Es gelang ihr nur zitternd. Sie sah den jungen Polizisten an, der nicht aussah, als hätte er sich diese Uniform überhaupt schon verdient. Das Gesicht war glattrasiert und ohne eine Falte. Die Augen sahen sie unschuldig an, nicht anklagend, nicht falsch mitfühlend wie die der Frau. Er sah dünn aus, was ihn vielleicht noch jünger aussehen ließ, als er in Wirklichkeit war. Denn zu so einem Gespräch würde sie doch kaum einen Azubi dazuholen, oder?
„Möchten Sie vielleicht etwas trinken? Ein Glas Wasser vielleicht?" Immerhin aufmerksam war er, das musste Emma ihm lassen. Sie brachte nur ein Nicken zustande. Der Mann stand auf und ging hinaus. Emma hätte nicht sagen können, wie lange er weg gewesen war, aber sie apürte jeden Herzschlag allzu deutlich, bis sich die Tür wieder öffnete und ein gefülltes Glas vor sie gestellt wurde. Sofort nahm sie einen Schluck. Es war Leitungswasser, oder zumindest eins ohne Kohlensäure. Normalerweise hätte Emma es nicht getrunken, doch unter den Umständen war es ihr egal. Das Wasser rann ihre Kehle kühl nach unten und sammelte sich in ihrem leeren Magen. In letzter Zeit hatte sie kaum etwas Essen können.
Die Polizistin sah sie an. „Wir werden ihre Aussage aufzeichnen, damit wir später darauf zugreifen können. Aber zuerst nehmen wir die Personalien auf."
Nachdem das geschehen war, sah die Polizisten sie abwartend an. Also begann Emma nach einiger Zeit mit ihrem Bericht.
„Mir fallen ein paar Leute ein, die ein ... Wie sagt man?", sie rang nach Worten. Eigentlich war auch das nicht ihre Art, aber besondere Situationen schienen tatsächlich besondere Reaktionen auszulösen. „Ein Motiv haben."
„Dann erzählen Sie mal", ermutigte die Polizistin sie.
„Mir fallen drei Personen ein, die ein Motiv haben."
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