13. Kleiner Sonnenschein für Emma
Sie sprach kaum noch mit ihren Angestellten, brachte es nicht übers Herz. Denn woher sollte sie wissen, dass es niemand von ihnen war, der Jan abgestochen hatte? Sie konnte es nicht ausschließen und das ließ sie vorsichtig werden.
Den Großteil des Tages verbrachte sie sowieso bei Jan im Krankenhaus. Dabei wusste sie nicht, ob er ihre Anwesenheit überhaupt wahrnahm.
Auch an diesem Tag betrat sie sein Krankenzimmer mit einem seltsamen Gefühl. Sie wusste, dass ihm das künstliche Koma, in das ihn die Ärzte versetzt hatten, bei der Genesung helfen sollte. Aber wie konnte so ein Zustand hilfreich sein? Das verstand sie nicht. Sie sah die Schläuche, die von ihrem Mann ausgingen und ihn mit Maschinen verbanden, die ihn momentan am Leben hielten. Das konnte nicht richtig sein!
„Hey, ich bin's", sagte sie und nahm seine Hand. Sie war seltsam schlaff, aber in den letzten Tagen hatte sie sich daran gewöhnt. Sagte sie sich immer wieder. „Ich soll dir gute Besserung von allen ausrichten." Die Worte blieben ihr fast in der Kehle stecken.
Die meiste Zeit jedoch verbrachte sie auch hier schweigend. Immerhin hatte die Polizei Leute abgestellt, die Jan im Auge behielten. Denn wer wusste schon, ob der Täter nicht wiederkommen und seine Tat vollenden würde? Das war eine von vielen Ängsten, die sie beschlich, wenn sie nicht aufpasste. Die Ängste hatten sie fest in ihren Klauen und gaben sie keine Sekunde frei, wenn sie auch ab und an den Griff um sie lockerten.
Es klopfte an der Tür und ein Arzt kam herein. Er hatte graue Haare und schien kurz vor der Rente zu stehen. Er erinnerte Emma an irgendjemanden, aber sie wusste nicht, an wen. Es war diese Kopfform und etwas um die Augen, das sie schon einmal gesehen hatte. Oder es war einfach der Arzt, der ihr hier schon so oft über den Weg gelaufen war.
„Ich bin Doktor Jönnige. Ich habe bei der Operation Ihres Mannes assistiert. Gute Nachrichten Frau Brendel , wir können Ihren Mann langsam aufwachen lassen. Die Verletzungen scheinen gut zu heilen. Allerdings wird das einige Tage dauern." Er sprach mit sanfter Stimme. Und dann klingelte es. Diesen Namen hatte sie schon einmal gehört, früher. Aber den Zusammenhang fand sie nicht, im Moment war es auch nicht wichtig.
„Wirklich? Hast du das gehört? Du kommst zurück!" Den letzten Teil richtete sie an Jan und eine große Last fiel von ihr ab. Sie drückte ihrem Mann einen Kuss auf die Stirn, dann blieb sie mit dem Kopf an ihn gelehnt liegen und weinte vor Erleichterung.
Der Raum hatte keine Fenster, aber wenn er eines gehabt hätte, so hätte Emma gesehen, dass die Sonne sich hinter den Wolken hervorgekämpft hatte und die Welt nun mit ihren Strahlen wärmte.
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