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Kapitel 11 - Fataler Fehler

»Willkommen.« Die Begrüßung lief in die Leere. Der Gast stand vor ihrem Spiegel und überprüfte sein Aussehen.

Mit einem Ruck packte er sich in die Haare und riss an ihnen. »Ich will hier nicht sein! Ich will nicht sterben!« Er kauerte sich auf dem Boden zusammen, krallte sich in sein Hemd, suchte den Raum panisch ab. Als sein Blick auf Valorie traf, hielt er inne.

Sie zog die Memoiren unter der Theke hervor und studierte die Schrift: Verloren.

Das unwirkliche Licht außerhalb der Fenster tauchte die Bar in eine düstere Atmosphäre. Valorie fühlte sich nicht mehr wohl — die Schönheit der alten Möbel wurde im Angesicht der menschlichen Endlichkeit morbide. Sie konnte schwören, dass die Weinflaschen verhöhnende Gesichter hatten und dass die Wände rauchige Stimmen beherbergten.

Ihre Bar sollte der bestehende Beweis für Kunstfertigkeit, Handwerk und die Gutherzigkeit der Seele sein. In Momenten wie diesen allerdings... Da war sie nur eine Bühne für Kummer.

Manche Seelen waren durch Valories Hände verloren gegangen. Sie wusste nicht einmal, wie viele. Sie konnte schwören, dass jede Faser des schwarzen Herzes ihr die Schuld dafür gab — besonders aber tat sie es selbst.

»Hey, es ist alles in Ordnung«, beschwichtigte Valorie. Ihr Blut rauschte träge durch den Körper. Jede Bewegung fühlte sich wie ein Sturz in die Leere an. Sie schlurfte zu ihm in den Flur. »Es ist vorbei. Es ist vorbei, hey, hey.«

Er hielt sich den Mund zu; Augen mit Schrecken geweitet. Die Blässe auf seinem Gesicht verlieh ihm eine greifbare Tiefe — doch Valorie schluckte ihre Empathie herunter.

Er lehnte sich zurück. »Bin ich tot?«

»Ja.«

Lang folgte Schweigen. Dann: »Bekomme ich nochmal eine Chance?«

»Nein. Ihr Urteil wird aus Ihrem letzten Leben gefällt.«

»Urteil?«

Valorie hockte sich vor ihn. Eine weiße Strähne hing vor ihren Augen. »Ich bin Ihr Richter. Ich werde über die Zukunft Ihres Nachlebens entscheiden.«

»Ich verlange noch eine Chance.«

»Die kann ich Ihnen nicht gewähren. Ich verspreche Ihnen allerdings, dass ich ein gerechtes Urteil fälle. Ich werde Ihre Absichten und Persönlichkeit miteinbeziehen.«

»Einen Scheiß.« Ihr Gast ballte die Hände zu Fäusten. Er biss die Zähne zusammen.

Der Tod hing in der Luft. Valories Körper wurde elektrisiert und erhitzt, als Adrenalin in ihr System schoss. »Ich möchte Ihnen mitteilen, dass jeder Angriff Konsequenzen zur Folge hat. Ich möchte Ihnen mit Gerechtigkeit gegenübertreten und verlange dementsprechend Kooperation.«

»Ich brauche noch eine Chance.«

»Und die können Sie durch ein Gespräch mit mir erhalten.«

Die Spannung in seinen Muskeln nahm nicht ab. Als er sich hinstellte, läuteten die Alarmglocken in Valories Kopf.

Die Richterin stand ebenfalls auf. Sie spürte das Klappmesser kalt an ihrer Haut, als sie es aus ihrer Hosentasche wühlte.

Hitze verzerrte die Einrichtung. Sie wagte sich, einige Schritte rückwärts zu gehen, bis sie mit dem Rücken an die Barhocker stieß.

Langsam zog sie das Messer ans Licht.
Die Wut versteinerte auf seinem Gesicht — hin zu einer schrecklichen Grimasse. Als er vorpreschte, um sie an den Schultern zu fassen, wirbelte Valorie warnend mit der Klinge umher. Ein Schnitt grub sich durch die Haut an seinem Kinn; niemals tief genug, um Narben zu hinterlassen. Es blutete dennoch.

Und scheinbar hatte der Schmerz ihn erschreckt — er ließ sie los.

Sein Atmen war zittrig. Er hatte Valorie fixiert und hob die Hände. »Ruhig.« 

Er stand wie ein Bulle vor ihr. Vielleicht war es ein Problem, das Valorie ein Messer in der Hand hielt. Oder — und das hielt sie für wahrscheinlicher — er wollte nicht in die Hölle.

Der Mann sah aus wie sechzehn — Pickelmale zeichneten sein Gesicht, sein Körper war unproportioniert und die Haut frei von Falten.
Es sagte viel über einen Menschen aus, wenn sein bestes Alter in der frühen Jugend lag.

Valorie kannte seine Geschichte nicht; und brannte nicht darauf, es jemals zu erfahren.

Sie flüchtete hinter den sicheren Wall aus Holz, ohne den Blick von ihm abzuwenden. Ihre Finger suchten orientierungslos die Quarz-Waage, die sich irgendwo auf dem Regalbrett befinden sollte.

Als Valorie sie zu fassen bekam, spürte sie bereits, dass die Gewichte unausgeglichen waren.

Die Umgebung vor dem Fenster war wie eine Tücke. Ein schiefer Kirchturm erstreckte sich hinter einer Berglandschaft. Die Umgebung war von herbstlichen Farben getränkt und die Wärme der Sonne war gedämpft.
Selbst durch diese friedliche Maske konnte die Szenerie nicht romantisiert werden.

Valorie hatte ihr Messer in einer Hand, in der anderen baumelte die gekippte Waage. Beides warf sie auf den Tisch. »Ich wollte Ihnen eine Chance geben, sich zu beweisen«, donnerte sie.

»Einen Scheiß willst du!«, brüllte er. Er fasste sich ans Kinn, wo sie ihn mit dem Messer getroffen hatte. Das Blut begann zu trocknen — und die Farbe schien ihn nur noch aggressiver zu machen. »Du hast mich angegriffen! Was bist du?!«

»Ich versuche Ihr Urteil zu fällen!« Valorie konnte mit Wut nicht umgehen... Mit ihrer eigenen so wenig, wie mit der, von anderen. Sie war darauf vorbereitet worden, dass Gäste aggressiv werden konnten. Normalerweise sollten sie durch die Glocke beruhigt werden. Tatsächlich donnerte die Messingglocke verzweifelt — die Ruhe, die sie ausstrahlte, ließ Valorie nur noch panischer werden.

Ihre Gedanken rasten und suchten nach Gefahr. Valorie war selten emotional; es bereitete ihr Probleme, mit lauten Gefühlen umzugehen. Und Wut war mehr als laut. Jedes Wort wiederholte sich in ihrem Schädel.

Und der Mann hatte versucht sie anzugreifen.

Er war eine Personifizierung der Hölle, wie die Menschen sie sich vorstellten. »Lass mich... Durchatmen! Ich muss mich beruhigen, bevor du dich entscheidest«, verlangte er.

Ist schon geschehen, hätte Valorie am liebsten gesagt, als ihr Blick zur Waage, den Memoiren und der Wunde an seinem Kinn raste.

Dann dachte sie an Finch, die noch immer im Nebenraum saß und ihre Zielstrebigkeit entflammte.

Sie schielte wieder zu den Memoiren — zu dem Wort "Verloren". Es stand nicht umsonst im Leder graviert. Was auch immer er getan hatte, er schien es verdient zu haben. Manchmal brachte es nichts, sich die Persönlichkeit der Menschen anzuhören.

»Sie können mir gern folgen«, bot Valorie an, während sie wieder in den Flur ging — dabei gefährlich nah an ihm vorbei.

Er beobachtete sie irritiert , wie sie die Spiegeltür öffnete, um dahinter einen Durchgang zu offenbaren. Qualm verzerrte die Umgebung. Die Silhouetten waren kantig und undurchsichtig, doch Valorie nickte versichernd.

»Was soll das werden?«, fragte er. »Was ist das hier?«

»Ihr Urteil.« Diese Antwort — alles, was Valorie tat — fühlte sich nicht wie eine Handlung durch ihre Persönlichkeit an. Sie sprach ohne Verstand; vollkommen entfremdet von dem, wofür sie stand. Ihre eigene Angst gewann. Und die Erinnerungen, Gefühle und Wahrnehmungen verzerrten ihre Überlegungen.

Er schnaubte. Sein Blick hatte eine Kälte, die ihren Kern erschütterte. Er murmelte etwas, dann wandte er ihr den Rücken zu und ging den Weg, den sein Leben ihm eröffnet hatte.

Valorie beobachtete ihn, wie er gehorsam seine letzten Schritte ging. Sie verdeckte ihren Mund. Seine Erscheinung wurde vom Qualm gefressen, der in der Ferne züngelte.

Sie schloss den Spiegel und sah sich selbst in der Reflexion an.

Wenn sie benennen müsste, was soeben passiert war, müsste Valorie eine Kombination von allen Sprachen verwenden, in der Hoffnung, dass die Worte dadurch genug Gefühl gewannen. »Scheiße.«

Die gestaute Anspannung verließ ihre Muskeln. Unaufhaltsam drängte sich eine Frage in ihren Kopf, deren Antwort sie nie erfahren würde: Was, wenn sie die falsche Entscheidung getroffen hatte?

Valorie schleppte sich zittrig zum Tresen. Sie angelte nach einem Glas Wasser. Dass Finch im Türrahmen stand und sie beobachtete, realisierte Valorie zwar... Doch es konnte sie nichts berühren.

»Was ist gerade passiert?«

»Er hat mich angegriffen.«

»Hat er dich verletzt?«, kam Finchs Stimme — weich und buttrig. Ihre alleinige Erscheinung erschütterte das System aus Hass und Sorge, in das sich die Bar verwandelt hatte. Sie bewegte sich geschmeidig; keine Bewegung abrupt, sondern in einem fließenden Übergang. Wie ein Wasserfall.

Finch — das tödliche Reh... der Gast, der nicht ihrer sein sollte.

Valorie antwortete langsam: »Nein. Ich habe mich vorher gewehrt.«

»Aber deswegen ist er doch jetzt nicht in die Hölle gekommen, oder? Der klang echt erschüttert.«

Valorie schielte aus dem Augenwinkel zu ihr. Der Ausdruck war Antwort genug.

Finch riss empört den Mund auf. »Valorie. Er war doch offensichtlich total fertig gewesen. Deswegen hast du ihn in die Hölle geschoben?«

»Es stand so auf seinen Memoiren.«

»Auf meinen wahrscheinich ebenso.«

»Er hat mich angegriffen, trotzdem ich ihn gewarnt habe, es nicht zu tun.«

»Das mag sein. Und das ist definitiv eine beschissene Entscheidung gewesen. Aber zu sterben ist nicht einfach. Alles, was wir kennen, wird dadurch erschüttert. Diese Scheiße hier ist nicht das, was wir uns unter dem Tod vorgestellt haben.«

»Finch, ich hab jetzt wirklich nicht die Kraft, darüber zu reden.«

»Du musst es scheinbar aber hören! Wie kann es denn sein, dass du darauf keine Rücksicht nimmst? Du sprichst nur höchstens ein paar Stunden mit diesen Leuten. Du wirst es nicht glauben, aber manchmal hat man auch schlechte Laune, so wie du gerade. Und der Tag, an dem man stirbt, ist definitiv kein einfacher.«

Valorie trank einen ausgiebigen Schluck. »Dafür gibt es die Glocke. Die soll euch beruhigen.«

»Manche Leute haben ein so beschissenes Leben, dass sie gar keine Chance haben, anders zu werden«, diskutierte die Frau — ohne auf die Aussage einzugehen.

»Darauf nehmen wir Rücksicht.«

»Darauf nehmt ihr offensichtlich Rücksicht, bis die Gäste auch euch beschimpfen, oder angreifen! Manche Leute haben ein schweres Leben.«

»Und sie werden durch den Tod erlöst und bekommen eine neue Chance, in den meisten Fällen.«

»Wenn das Leben so schrecklich ist, dass es sich nicht von der Hölle unterscheiden lässt, dann ist der Tod längst überflüssig.« Finch hielt inne und biss sich auf die Lippe. »Du hast ihm nicht einmal eine Chance gegeben, sich von dem Schreck des Tods zu erholen. Du weißt nicht, wie er gestorben ist. Vielleicht hat er sich bis zur letzten Sekunde wehren müssen und war immer noch im Kampf-Modus.«

»Du hast recht.« Valorie schloss die Lider. »Unser System hat Lücken.«

»Ja, hat es. Einige. Ich verstehe selbst nicht, dass das hier wirklich das Nachleben ist-... Ich habe mir etwas anderes vorgestellt, definitiv.«

»Es ist ja nicht das Nachleben, sondern nur-«

»Das Urteil. Ja, Valorie, man, ich weiß. Aber es kann doch nicht sein, dass selbst sowas ungerecht ist.«

»Hm. Ja. Stimmt schon. Ich habe falsch gehandelt. Aber ich kann es nicht rückgängig machen.« Und das war eine Tragik, für die es keinen Ausdruck gab. Am liebsten hätte Valorie vergessen. Doch sie wusste, dass Verdrängung ihre Tat nicht nachträglich verändern könnte.

Es war scheinbar ein Fakt, dass Valorie aktuell nicht in der Lage war, ihrer Arbeit nachzugehen.

Sie sah nach draußen — zu der friedlichen Welt — und musste sich fragen, ob das ein Anblick war, in dem ein böswilliger Mensch Beruhigung finden könnte. Wenn sie nur selbst wüsste, was überhaupt einen böswilligen Menschen definierte.

»Der Tod ist nicht einfach, nachdem man gelebt hat«, sagte Finch schließlich. »Und die menschlichen Eigenarten hören nicht auf. Ich trauere trotzdem meinem Leben hinterher, auch, wenn ich es schon längst verlassen musste. Ich dachte, Trauern hat ein Ende, wenn man erlöst wird.«

»Finch. Trauern ist kein Konzept des Todes, sondern aus Emotionen.« Valorie seufzte schwer. »Man kann auch um verlorene Teile seiner Selbst trauern. Kein Herz muss aufhören zu schlagen, damit ein anderes bricht.«

Als Finch nicht reagierte, schaute Valorie ihr unmittelbar in die bersteinfarbenen Augen. Die Mörderin nickte mit angespannten Gesichtszügen. »Wenn du diese Weisheit nur bei deinem Urteil gehabt hättest.«

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