Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 4

Die Fahrt zu meinen Eltern läuft ab, wie sie meistens abläuft: Ich hoffe, die Anschlussbahn noch zu erwischen, aber weil diejenige davor Verspätung hat, kann ich höchstens noch am Bahnhof stehen und den roten Rücklichtern traurig hinterherwinken. Und die Versuchung ist groß.

Also stehe ich mir am Bahnhof eine halbe Stunde die Füße in den Bauch und frage mich, ob es sich lohnt, meine Lernzettel herauszuholen. Aber ich weiß, dass ich mich bei dem Lärm hier am Bahnhof sowieso nicht konzentrieren kann, deswegen lasse ich es dann doch sein.

Als ich nach einer halben Ewigkeit bei meinen Eltern ankomme, ist es schon 13 Uhr und ich weiß bereits jetzt, dass ich nicht vor heute Abend wieder daheim sein werde. Wieder einmal werde ich eine Entscheidung zwischen ausreichend Schlaf und Univorbereitung treffen müssen.

Vielleicht liegt mir deswegen ein Seufzen auf den Lippen, als ich auf die Klingel drücke, die von einem Schild aus Salzteig umrahmt ist, in das Helene und ich früher mit Kindergarten-Geschicklichkeit unsere Namen geritzt haben.

Mein Vater öffnet mir die Tür. „Nele! Wie schön, dass du hier bist!", dröhnt er.

Als wir uns über seinen Bierbauch hinweg umarmen, kann ich mich für einen kleinen Augenblick in der Illusion verlieren, acht Jahre alt zu sein. Er riecht genau wie immer, nach verschiedenen Gewürzen und ein bisschen Rauch.

Die angenehme Wunsch-Realität zerbricht aber schon einen Moment später, als mir bewusst wird, welchen Tag und welche Uhrzeit wir haben.

„Warum bist du daheim?", frage ich vorsichtig und schiebe ihn ein Stück von mir weg.

Sofort verdüstert sich seine Miene und seine dicken schwarzen Brauen, von denen ich genau weiß, wie lustig sie in alle Richtungen zucken können, schieben sich zusammen. „Komm doch erst einmal rein", sagt er tonlos und das ist eigentlich schon alles, was ich wissen muss.

Mein Vater spricht niemals tonlos, er hat das Energielevel eines siebenjährigen Jungen nie verloren.

Das Geräusch, als die Tür hinter ihm ins Schloss fällt, fühlt sich an, als wäre ich in eine Falle gelaufen. Warum habe ich dieses Gefühl im Moment andauernd?

Ich folge meinem Vater ins Wohnzimmer, wo meine Mutter schon auf uns wartet. Sie sitzt auf einem Sessel und hat eine rote Kuscheldecke über ihre Beine gelegt. Als sie mich sieht, strahlt sie und streckt mir die Arme entgegen. „Nele! Wie schön, dass du hier bist!", sagt sie exakt die gleichen Worte wie mein Vater.

Sie steht nicht auf, um mich zu begrüßen, also muss ich mich zu ihr hinunterbeugen. Mein Vater bleibt stocksteif hinter uns stehen und ich brauche weder seinen noch den Input von meiner Mama, um zu erkennen, was los ist.

„Es ist schlimmer geworden, oder?"

Dass keiner von ihnen mir antwortet, bestätigt meine Vermutung. „Wie schlimm ist es?", will ich wissen und ich kann hören, wie hart meine Stimme klingt.

Es muss schlimm sein, wenn mein Vater sein kleines Restaurant heute geschlossen hat, um stattdessen hier sein zu können. Der letzte Schub bei meiner Mutter ist schon mehr als ein Jahr her, und obwohl ich immer wusste, dass der nächste irgendwann kommen würde, fühlt es sich trotzdem an, als hätte mich eine Keule in die Magengegend getroffen.

„Das wissen wir noch nicht. Es verläuft nicht vorhersehbar", sagt meine Mutter schließlich nach einigen Momenten des Schweigens. So nennen sie und mein Vater ihre Krankheit schon lange. Es. Als könnte mit dem Klang von Multiple Sklerose ein Dämon in ihrem Wohnzimmer heraufbeschworen werden. „Willst du dich nicht setzen, Nele?"

Ich will mich nicht setzen. Aber ich tue es trotzdem, um sie nicht aufzuregen, aber halte den Rücken gerade und durchgedrückt. „Was sagen die Ärzte?", frage ich scharf.

Als zum wiederholten Mal Schweigen eintritt, erkenne ich, dass auch meine Eltern nach Wegen suchen, um mich nicht aufzuregen. Es sind Diskussionen, die wir schon unendliche Male geführt haben.

„Was sollen sie sagen?", fragt meine Mutter schließlich leise. „Wir wissen doch, was es ist und was passiert."

Sie war nicht beim Arzt. Ihre Beine versagen ihr so sehr den Dienst, dass sie nicht einmal aufstehen kann, um ihre Tochter zu begrüßen, aber sie will nicht zum Arzt gehen. Ich kann nicht einmal mehr wütend werden. Stattdessen lasse ich mich einfach nur auf dem blöden Sofa zurücksinken und starre an die steril weiße Decke mit den billigsten Lampen, die wir gefunden haben, als wir hierher gezogen sind.

„Weiß Helene Bescheid?", frage ich die Lampen.

„Ja", ergreift mein Vater das Wort, und noch immer ist seine Stimme so widerlich tonlos. „Aber sie ist ... beschäftigt."

Ich beiße die Zähne zusammen. Natürlich ist meine kleine Schwester beschäftigt. Wahrscheinlich ist ihr Terminkalender so voll gestopft von Studentenpartys und Dates, dass ihre arme Familie da einfach nicht mehr hineinpasst.

Einen Augenblick später schäme ich mich für meinen gehässigen Gedanken.

„Was wollt ihr jetzt tun?", frage ich stattdessen und jetzt ist meine Stimme genauso tonlos wie die von meinem Vater.

„Was wir immer getan haben." Meine Mutter versucht ein schwaches Lächeln und greift nach der Hand meines Vaters. „Wir halten zusammen und machen das Beste aus der Situation, was wir können."

Es könnte so niedlich sein, wie die beiden füreinander da sind. Und ich will nichts mehr, als mich für sie freuen, dass sie so sehr einer Meinung sind und sich gegenseitig Rückhalt geben. Aber das Problem ist, dass ich genau weiß, was der nächste Satz sein wird.

Gerade, als ich daran denke, kommt er auch schon.

„Wir würden uns natürlich freuen, wenn du uns im Rahmen deiner Möglichkeiten unterstützen würdest."

Es ist egal, wer von beiden das gesagt hat. Sie stehen wahrscheinlich gemeinschaftlich dahinter, wie sie alles in ihrem Leben gemeinschaftlich tun.

Für mich allerdings ist es, als ob aus dem Himmel ein gewaltiger Steinbrocken hinunterfallen und mich wie eine Comicfigur plätten und in den Boden stampfen würde.

Aber ich weiß ganz genau, dass auf meinem Gesicht nichts davon zu sehen sein wird. Stattdessen spüre ich, wie sich meine Mundwinkel zu einem verständnisvollen Lächeln heben. „Natürlich", sage ich und versuche doch im gleichen Atemzug noch, meine Lippen davon abzuhalten, weiterzusprechen. „Ich möchte für euch da sein, so gut ich kann."

😈😈😈😈😈😈😈

Es hat angefangen zu regnen. Vielleicht ist es deswegen schon so dunkel oder vielleicht ist es auch meine Stimmung, die einfach auch meine Wahrnehmung verdüstert. Ich habe mich von meinen Eltern eine Weile zum Bleiben überreden lassen, meine Mutter hat uns eingefrorenen Kuchen aufgenötigt und mein Vater hat Anekdoten aus dem Restaurant erzählt, die uns so zum Lachen gebracht haben, dass wir am Ende Bauchschmerzen hatten.

Es war ein fast normaler Nachmittag, aber als ich wieder vor der Tür stehe und zum Bahnhof stiefele, bricht wieder die Realität über mich herein. Es wird mich Zeit kosten, die beiden zu unterstützen – Zeit, die ich momentan eigentlich nicht habe.

Aber vielleicht hätte ich nicht so hart mit meinen Eltern ins Gericht gehen sollen, sage ich mir, während ich auf die Anzeige schiele und erfreut feststelle, dass ich zumindest auf dem Rückweg bisher nicht mit Verspätungen zu rechnen habe. Ich bekomme die Hilfe, die sie jetzt bei der einen oder anderen Abrechnung oder Lebensmittellieferung brauchen werden, schon noch unter. Sie brauchen mich und schließlich sind sie meine Eltern. Ich bin ihnen etwas schuldig.

Trotzdem tippe ich ein Weißt du schon Bescheid? an Helene und hoffe, dass ich wenigstens innerhalb der nächsten zwei bis drei Tage eine Antwort bekomme.

Über die Dauer der Zugfahrt starre ich aus dem Fenster und verfolge die Wassertropfen, die die Scheibe hinunterlaufen.

Daheim angekommen, schüttele ich mich vor der Tür wie ein nasser Hund, auch wenn ich immer noch tropfe, als ich die Wohnungstür öffne.

Sofort dringt mir der verführerische Duft von italienischen Kräutern und frischen Tomaten in die Nase und mir wird klar, dass ich seit den Pfannkuchen heute Morgen nichts mehr gegessen habe. Und auch wenn ich es nicht wirklich vergessen habe, wird mir jetzt erst wieder wirklich bewusst, dass ich einen Mitbewohner habe.

„Meph?", rufe ich und hänge meine tropfnasse Jacke an die Garderobe. Gerade, und wirklich nur gerade, bin ich froh, dass mein Flur gefliest ist. Normalerweise beschwere ich mich über die eiskalten Füße, die mir die Platten bescheren, aber gerade heißt das nur, dass es dem Boden nichts ausmacht, wenn er in Regenwasser getränkt wird.

Es riecht wirklich fantastisch. Ich schlendere in die Küche und atme dabei so tief ein, wie es mir möglich ist, um den Geruch vielleicht zu absorbieren.

Meph ist allerdings nicht dort, auch wenn auf dem Herd etwas blubbert, von dem ich glaube, dass es Tomatensauce ist, und daneben eine Schüssel mit Spaghetti schon bereit steht.

„Meph?"

Meine Wohnung ist nicht wirklich groß, wenn er also nicht in der Küche ist – die gleichzeitig als Wohnzimmer und jetzt vermutlich Mephs Schlafzimmer fungiert – muss er in meinem Zimmer sein. Was hat er dort zu suchen?

Ich höre auf, den großartigen Essensgeruch einzuatmen und gehe stattdessen langsam auf meine Zimmertür zu, irgendwo gefangen zwischen der Versuchung, mich anzuschleichen, und derjenigen, die Tür möglichst überraschend aufzureißen.

Das Resultat ist, dass ich sie in einer völlig normalen Geschwindigkeit öffne. Und dann wie angewurzelt stehen bleibe, weil mein Gehirn es nicht sofort schafft, einen Sinn aus dem Anblick zu ziehen.


Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro