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Kapitel 2

Ich stütze meine Ellenbogen auf den Tisch und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Die Tränen treten mir aus den Augen und rinnen still meine Wangen hinab. Für richtiges Schluchzen fehlt mir die Kraft.

In Gedanken gehe ich die letzten Tage durch, suche nach den Punkten, an denen ich mir mehr Zeit für die Arbeit hätte nehmen können, um nicht so in Zeitdruck zu geraten. Hätte ich meine Schicht im Restaurant früher beenden können? Allein bei dem Gedanken prallt die Stimme von Brian, meinem Chef, in meinem Kopf in Echos von einer Hirnwand an die andere. Die Jugend von heute ist faul, Nele. Nicht mehr belastbar und ohne richtige Arbeitsmoral, denkt, sie kann sich alles erlauben. Du hast gute Karten, weil du anders bist.

Hätte ich versucht, mir einen freien Abend zu nehmen, und das an einem Samstag, hätte ich mir meine Kündigung direkt abholen können.

Wäre es eine Möglichkeit gewesen, Renée gestern am Telefon abzuwimmeln? Aber nein, wenn sie niemanden mehr hätte, dem sie von dem ganzen Mist erzählen könnte, den Tom daheim abzieht, würde sie zusammenklappen.

So geht es weiter. Weniger kochen? Ich habe die letzten Tage von Instant-Nudeln gelebt, die ich immer gerade ausreichend habe abkühlen lassen, damit ich sie praktisch inhalieren kann, um möglichst wenig Zeit zu verlieren.

Weniger schlafen? Ich laufe seit Wochen auf fünf Stunden Schlaf die Nacht.

Ich komme wieder und wieder zu dem gleichen Schluss: Ich hätte nicht mehr Zeit gehabt. Aber trotzdem habe ich versagt, die Arbeit ist weg und sie ist unvollständig und ich kann sie nicht wieder nachholen.

Oder kann ich es doch? Eigentlich habe ich die Arbeit doch noch einigermaßen im Kopf. Ich könnte mich jetzt direkt wieder dransetzen und herunterschreiben, woran ich mich noch erinnere. Wenn ich sie in kürzester Zeit nachreiche, könnte sie vielleicht noch akzeptiert werden – mit Abzug zwar, aber auf die eine oder andere Art und Weise könnte ich es bestimmt ausbügeln. So wird es gehen. So wird es ganz bestimmt gehen.

Ich öffne ein neues Dokument und lege die Hände einsatzbereit auf meine Tastatur. Und genau so verharre ich.

Mein Gehirn fühlt sich an, als wäre es wie ein Lappen einmal zusammengedrückt und ausgewrungen worden. Ein seltsames Taubheitsgefühl füllt meinen Kopf aus, nicht ein einziger, produktiver Gedanke will von dort in meine Finger wandern.

Ich kann es nicht. Der wenige Schlaf der letzten Tage fordert gnadenlos seinen Tribut.

Noch während diese Realisation bei mir ankommt, beginnen die Tränen in meinen Augen schon wieder überzulaufen. Ich darf hier nicht versagen. Ich darf es einfach nicht, ich muss eine Lösung finden, wie ich aus diesem Schlamassel wieder herauskomme.

Aber mir will einfach keine einfallen.

Meine Schultern beginnen zu beben, eine Sache, die sie immer nur tun, wenn ich wirklich verzweifelt bin. Noch immer dringt kein Schluchzen über meine Lippen, aber ich fürchte, selbst das ist nur noch eine Frage der Zeit.

Ich wünschte, ich könnte alles irgendwie rückgängig machen. Dem Tag vielleicht zwei Stunden mehr geben. Dann wäre das alles nicht passiert.

Ein Zeichen dafür, wie erbärmlich ich in diesem Moment wirke, liefert mir Murre einen Augenblick später, als sie zurück zu mir getapst kommt und mir leicht um die Beine streicht. Das macht sie selten, meistens springt sie entweder direkt auf meinen Schoß oder sie hält einen für ihr Empfinden gebührenden Abstand ein. Aber sie weiß, dass es mir besser geht, wenn sie ein bisschen Nähe zulässt.

Heute allerdings laufen mir die Tränen nur umso schneller das Gesicht hinunter.

Jedenfalls, bis meine Zimmertür sich leise schließt. Ich erschrecke derart, dass meine Tränen von einem auf den anderen Augenblick versiegen. Murre und ich machen einen Satz in die Luft, aber während sie mit kerzengerade in die Luft gestrecktem Schwanz in der nächsten Ecke oder vielleicht auch unter meinem Bett verschwindet, wirbele ich herum.

Jemand hat den Raum betreten.

Jemand mit dunklen Haaren, dunkler Haut und dunkler Kleidung – jemand, der etwas so Dunkles ausstrahlt, dass ich zu sehen glaube, wie sich die Luft um ihn herum zusammenzieht und sich wie ein Ganzkörperschatten um seinen Körper legt.

Als er spricht, ist sogar seine Stimme dunkel. Seine Worte allerdings sind es nicht, denn er sagt: „Ich komme wegen der Anzeige für ein WG-Zimmer."

Ich bin so irritiert von der Ansage dieses dunklen Jemands, der einfach so in meiner winzigen Wohnung steht, dass ich nichts von den Sachen sage, die wahrscheinlich sinnvoll gewesen wäre. Kein „Wer sind Sie", kein „Wie sind Sie in meine Wohnung gekommen", kein „Raus oder ich rufe die Polizei". Einfach nur ein „In der Anzeige steht meine Adresse doch gar nicht drin."

Derjenige, der meint, sich als mein neuer Mitbewohner ausgeben zu können, schlendert allerdings einfach in mein Zimmer, als wäre es nichts. „Ich habe trotzdem hergefunden", erwidert er einfach nur.

„Das kann ich sehen." Meine Gehirnzellen haben ganz eindeutig ausgesetzt und betreiben jetzt Arbeitsstreik. Ich weiß, dass das absolut nicht die Reaktion ist, die ich haben sollte, aber ich kann einfach nicht mehr. Ich habe meine emotionalen Ressourcen aufgebraucht und ich glaube, es müsste einiges mehr geschehen, als dass ein Wildfremder in meinem Zimmer auftaucht und behauptet, mein neuer Mitbewohner zu sein, um mir heute noch irgendeine Reaktion zu entlocken.

„Was beschäftigt dich?"

Jetzt ist er mir unangenehm nahe gekommen. Ich zucke zurück, denn aus irgendeinem Grund befürchte ich, die Dunkelheit, die ihn wie einen Umhang kleidet, würde die Krallen ausfahren, wenn sie in Kontakt mit mir kommt.

„Eine Hausarbeit", antworte ich in einem seltsamen Automatismus. Ob ich meine Lippen wirklich dazu angewiesen habe, sich zu bewegen, oder ob irgendetwas anderes das getan hat, kann ich nicht sagen.

Mein Besucher wendet sich dem Computer zu und für einen höchst seltsamen Moment glaube ich, alle meine letzten Arbeitsschritte im Eiltempo über den Bildschirm flackern zu sehen.

„Ich verstehe", sagt er schließlich und seine Stimme vibriert durch mein Innerstes. „Möchtest du meine Hilfe?"

„Bist du ein Computerfreak oder sowas?", halte ich dagegen und könnte schwören, dass etwas in seinen Augen dunkelrot aufleuchtet. „Weil ich glaube, die Festplatte hat meine Arbeit einfach als Opfergabe verschlungen."

Bei diesen Worten glühen seine Augen ganz definitiv rot auf. „Möchtest du meine Hilfe?", wiederholt er.

Ganz ehrlich, was habe ich schon zu verlieren? Mehr verschwinden kann meine Arbeit nicht. Von daher zucke ich einfach mit den Schultern. „Von mir aus."

„Sag es genau."

Das ist höchst seltsam. Aber mein Bett übt eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf mich aus und ich möchte einfach nur noch, dass dieser elende Tag endlich vorbei ist.

„Ja, bitte hilf mir."

„Du nimmst mein Angebot an?"

„Ich nehme dein Angebot an."

Mein Besucher lächelt und mir fällt auf, dass seine Zähne nicht dunkel sind, sondern strahlend weiß. „Mit größtem Vergnügen."

Er beugt sich über meine Tastatur und beginnt zu tippen. Innerhalb kürzester Zeit flackern Zahlenkolonnen über den Bildschirm, die meinen völlig übermüdeten Blick verschwimmen lassen. Es dauert allerdings keine dreißig Sekunden, bis sie sich wieder beruhigen und mein unauffälliger Desktop-Hintergrund mit dem Blick auf eine felsige Landschaft übrigbleibt.

„Erledigt", verkündet mein neuer Mitbewohner. „Zeit für deine Bezahlung."

Und das ist der Moment, in dem sich dieser vollkommen irre Traum, in den ich gerutscht bin, in einen Albtraum verwandelt. Flammen lodern in den Ecken meines Zimmers aus, mit einem Kreischen kommt Murre unter meinem Bett hervorgeschossen und entwischt durch die Zimmertür, bevor diese mit einem Krachen zuschlägt, das wahrscheinlich das ganze Haus aufgeweckt hat.

Die Dunkelheit, die meinen Besucher bis eben noch eng umgeben hat, scheint an ihm herunterzufließen und breitet sich auf eine Art und Weise im Raum aus, die die Schatten dunkler und tiefer erscheinen lässt, als würden in ihren Fängen Kreaturen lauern, die zu berühren das Licht fürchtet.

Die Augen von demjenigen, der eben noch mein Mitbewohner werden wollte, glühen nun wirklich dunkelrot.

„Ein Handel ist eine beidseitige Vereinbarung", spricht er und kommt auf mich zu.

Ich will zurückweichen, aber meine Füße sind auf dem Boden festgewachsen. Ich kann mich nicht rühren, ich könnte nicht einmal schreien, wenn ich das wollte.

„Ich habe meinen Teil eingehalten, jetzt ist es Zeit für dich, dass du dasselbe tust."

Er streckt mir eine Hand entgegen, sie ist lang und schmal und erinnert trotz allem an eine Klaue.

„Gib mir die Hand."

Hätte ich sprechen können, hätte ich vielleicht einen Ton von mir gegeben, aber gerade ist mein rechter Arm der einzige Teil meines Körpers, den ich bewegen kann. Langsam hebe ich ihn und lege meine Hand in die Hand meines Gegenübers.

Sie fühlt sich nicht an wie eine Kralle. Im Gegenteil, sie ist warm, trocken und weich, eine Art des freundlichen Händedrucks, dessen Vergnügen ich nicht häufig habe.

Dann allerdings stehen wir voreinander, mein Besucher und ich, und nichts passiert. Das scheint ihn deutlich mehr zu verwirren als mich, trotzdem sind die Momente unangenehm, in denen in meinen Zimmerecken Feuer flackert, das sich aus unerklärlichen Gründen nicht ausbreitet, mein Boden in Schatten zu versinken droht, und wir wie zwei Kindergartenkinder voreinander stehen, die sich gestritten haben und zu einer Entschuldigung gezwungen wurden.

„Du solltest tot sein", stellt er fest.

„Bin ich aber nicht", stelle ich fest.

Dann wird es schwarz um mich.


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