1 JAHR SPÄTER...

    Der Regen durchnässt meinen maßgeschneiderten italienischen Anzug. Er hinterlässt nasse Spuren auf dem matten Marmor des Gargoyls, der auf dem Obelisken thront. Ein Obelisk, wie er einem Teufelsfürsten würdig ist. Und auch, wenn kein Körper von dem Gargoyle bewacht werden kann, da nicht einmal mehr Asche übrig ist, spüre ich seine Anwesenheit, wie ich sie immer gespürt habe.

    Eine warme Hand legt sich auf meine regenkalte Schulter, woraufhin ich meinen Kopf ein wenig drehe. "Komm, sonst erkältest du dich noch." höre ich nach fast einem Jahr die Stimme meiner besten Freundin wieder. Ich wende mich vollends um und falle ihr in die Arme. Stumm gleitet ihre Hand meinen Rücken rauf und runter während ich meinen Kopf in ihrer Schulter vergrabe. Sanft führt sie mich zu einem in der Nähe stehenden, schwarzen Geländewagen und schiebt mich auf die Rückbank, wo ich erneut gedrückt werde - diesmal von meiner Schwester. "Es tut mir so leid." flüstert sie und ich löse mich um ihr einen skeptischen Blick zuzuwerfen. "Ja, ok... ich werde ihm keine Träne nachweinen... aber ich weiß, dass er dir wichtig war." Sie senkt den Kopf "Sonst wärst du so schnell wie möglich nachgekommen, sobald wir rauswaren." Dieses Mal bin ich derjenige, der sie in den Arm nimmt "Es tut mir leid! Ich hatte es ihm versprochen... und er hätte euch gefunden. Doch, glaub mir, das hätte er!" füge ich hinzu, als sie störrisch den Kopf schüttelt.

    "Fahren wir erstmal nach Hause!" mischt Lil sich nun wieder ein und drückt aufs Gaspedal. Hinter uns verschwindet der Friedhof in der Dunkelheit und mit ihm der Gargoyle und das leere Grab, das Geräusch des Regens wird eins mit dem der Reifen auf der nassen Straße und dem Brummen des Motors. Ich lehne meinen Kopf an die Fensterscheibe und sehe hinaus in die Nacht während wir gen Süden fahren.

    Und wieder heißt es für mich: neues Zuhause, verändertes Leben, ungewisse Zukunft. Aber endlich wieder vereint mit meiner Familie.