Twenty-six: Amazing Reunion
Ich hatte die Tür zugeknallt und mich sofort nach draußen begeben. Kein Wort wollte aus meinem Mund weichen, kein Laut wollte ich von mir ergeben, nicht sobald ich aus dem Gebäude war. Erst als ich draußen im Freien stand, versenkte ich meine Faust gegen die Tür und zerrte sie zurück. »Verfluchte Scheiße!« Gab ich von mir fluchend wieder und hämmerte erneut gegen die Tür »Mist! Mist! Mist!«
Ich war so voller Hoffnung gewesen wieder im Geschäft zu sein, aber vor kurzem zerplatzte meine Vorstellung und ich kehrte in die bittere Realität zurück. Wutgeladen raufte ich mir die Haare. Ich konnte von nichts abgewinnen, außer meine Wut auszulassen, anstatt sie zu bändigen. Ich war wahrhaftig wütend auf dem Chief gewesen. Schon als die Tür aufging, begegnete ich den Blick von Scott und ich verzog das Gesicht. Sofort zeigte ich ihm die kalte Schulter und marschierte auf und davon.
»Byron!« Er kam mir direkt hinterher gelaufen und rief nach meinem Namen. »Kale bleib sofort stehen!«
Murrend stürmte ich weiter vorwärts, bis er die Stimme erhoben hatte »Kale Byron!« Er knirschte mit den Zähnen. Ich ahnte das ich verloren hatte, also was hatte ich davon als ihm die Meinung zu geigen? Ich konnte meine verfickte Wut nicht bändigen, sie in Schach halten. Nein ich musste es raus lassen.
»Wieso sind sie alle so unfair, Tennessee?« Anstatt zu fluchen, biss ich mir auf die Zähne zusammen. Meine Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen und meine Nasenflügel fingen an zu beben. So sehr hatte mich die Wut erfasst. »Wieso tun sie mir das an?! Habe ich alles falsch gemacht!?« Ich zeigte auf mich »Habe ich mich nicht entschuldigt gehabt«
Scott machte ein langes Gesicht und er versuchte ernster zu wirken, aber immer wenn er mein Blick begegnete schien er eine weiche Seite von sich preisgeben zu wollen. Die Commander Seite in ihm erstarb und der Freund in ihm erweckte zum Leben. »Kale« er zog mein Namen in die Länge und seine rechte Hand ruhte auf meine linke Schulter. Sein Blick sprach Bände. »Wir sind Polizisten, Kale und Polizisten dürfen nicht krank sein«
Das wars. Es war die bittere Realität. Ich war nie so nah den Tränen gewesen, aber genau jetzt hatte er es erfasst. Ich wurde also gerade als krank deklariert. Als ein kranken Idioten, der sein verficktes Herz als Teenager verloren hatte. Ich versuchte immer Stärke beweisen zu wollen, aber hier konnte ich es nicht. Die verfickte Scheiße nahm mich wirklich mit. Um nicht völlig depressiv zu sein, versuchte ich ein Lächeln aufzusetzen. Nichts klappte, selbst mein Lächeln bröckelte wie eine Maske und fiel in sich zusammen. Starr blickte ich aus der Ferne und vernahm die nächsten Worte von Scott.
»Chief Michaels hat dich suspendiert, nicht weil du Fehler gebaut hast...«
»Sondern weil ich ihm die Wahrheit über mich preisgegeben hatte?« Warf ich feststellend ein und er nickte betrübt mit dem Kopf. Scott nahm ein Moment für sich »Weil du es mit der Psyche zu tun hast, Kale. Kein Polizist darf an seinem Arbeitsplatz zurückkehren, sobald er psychisch labil ist«
»Wir sind Menschen, Scott. Wir sind keine Roboter sondern Menschen. Ich mache ein guten Job«
»Das tust du wirklich, Kale« er versuchte mich wortwörtlich aufzubauen. Scott fing an zu grinsen. »Kale lass den Kopf nicht hängen« er sah mich abschätzend an »Sondern nimm immer das Positive aus solchen Dingen heraus. Du bist suspendiert und hast Tage zeit darüber nachzudenken. Du hast Zeit für dich und kannst Dinge angehen, die du nicht tun konntest.« Scott verstand es einfach nicht. Als super Optimist konnte er meine Lage nicht verstehen. Ich liebte mein Job zu sehr, dass man mir nachsagte ich führte eine Beziehung mit meinem Beruf. Ich liebte diese Atmosphäre die mir als Cop geboten wird. Die Menschen, die Kollegen die dich wertschätzten und nicht zu vergessen die Leistung, die ich erbracht hatte. Zehn Tage war eine verdammt lange Zeit, um irgendwie über sich Gedanken machen zu müssen. Es waren zu viele Tage um ehrlich zu sein.
Ich schnappte hörbar nach Luft und verzog das Gesicht »Du siehst alles immer so positiv, Tennessee. Ich kann nicht einmal Positives davon abgewinnen«
Scott schien Nachsicht zu bekommen, denen er umarmte mich, drückte mich und ließ mich wieder los. Er lächelte schwach »Du bist noch ganz am Anfang bei deiner großen Karriere als Chief, Kale. Der beste Ratschlag den ich dir geben kann ist dich nicht ins Negative verleiten zu lassen. Sehe es positiv, du hast sozusagen 10 Tage Urlaub bekommen. Wir könnten jetzt also schön ein Urlaub buchen und frisch erholt aus diesem Ort zurückkommen. Es liegt bei dir Kale wie du es angehst. Aber es wird dir nichts bringen nachzutrauern was passiert war, sondern nach vorn zu blicken was auf dich zukommen wird. Lass es endlich los, Byron« Damit drehte er sich um und steuerte auf sein Wagen zu. Erst als er ihn aufsperrte nickte er mir zufrieden zu. »Möchtest du mitkommen?«
Und bevor ich weiter in mein Mitleid versank, schob ich mich von der Tür weg und lief auf die Beifahrertür zu.
Wir waren am Pier angekommen und Tracy hatte uns den nächstbesten Tisch gesichert, der sich draußen befand. Wir hätten den perfekten Ausblick aufs Wasser gehabt und ich könnte auf andere Gedanken kommen. Sobald Scott die Bar betrat, fiel er über Tracy her, wirbelte sie in seinen Armen herum und küsste sie auf dem Mund.
»Candy« entfuhr es ihm und zwischen ihren Mündern lachten sie sich gegenseitig an. Es war inspirierend ein glückliches Paar zu sehen, welches so verliebt zu sein schien. Genauso wie mit ihr, dachte ich und verwarf jeden Gedanken wieder. Hochkonzentriert blickte ich zu Scott und Tracy, die sich unterhielten und Spaß hatten. Nun saß ich am Tisch, schaute betrübt auf meine Cola und seufzte schwer. Scott hingegen stand amüsiert neben Tracy und erzählte etwas, was sie alle zum Lachen brachte. Selbst die Kollegin von Tracy hatte sich ein Lachen verkneifen müssen. Zu sehr hatte er sie mit seinem Humor angesteckt gehabt. Ich zückte mein Handy, scrollte durch die Nachrichten und entdeckte Royce Kontakt. Bevor ich überlegte, wählte ich seine Nummer und er hatte direkt abgenommen.
»Kale« warf Royce ein und es war so beruhigend Kontakt zu deinem besten Freund zu haben. »Hey Heav« ich zwang mich zu lächeln, aber scheiterte daran. Ich hoffte sehr das meine Stimme nicht traurig oder noch belegt klang. Er schien mir nichts angemerkt zu haben. »Alter du meldest dich mal nach gefühlten Jahren wieder!« Schoss es ihm aus dem Mund. »Ich glaubte schon du wärst tot oder verschollen oder sonst irgendetwas«
Meine Mundwinkel hoben sich lachend. Sein Humor war ihm nach Jahren zuvor treu geblieben. »Was du nicht sagst.« Ich schluckte mühselig »Wie geht es deine Familie?«
Royce seufzte und fing an zu gähnen. Oh nein er hatte schlaflose Nächte wie es sich anhörte. »Ach wenn du nur wüsstest« Royce fasste sich zusammen »Chardonnay's Schwangerschaft ist wirklich das i-Tüpfelchen von allem. Narissa schreit zu den falschen Zeiten wie am Spieß und mir wird kotzübel wenn ich ihre Windeln wechseln muss«
Ich fing an zu lachen »So so, aber du bist nun Vater da kannst du nichts ändern«
»Es ist das Tollste was mir jemals passiert ist, Kale...« er schnaubte »Und zugleich das anstrengendste was ich jemals überwältigen müsste« aus dem Hintergrund hörte ich Chardonnay fluchen. Sie waren in eine Diskussion verwickelt gewesen, was mich zum schmunzeln brachte. Sie war wie sie war. Immer noch genauso selbstsicher, schlagfertig und selbstbewusst. Zwei Sturköpfe wie aus dem perfekten Holz geschnitzt. Royce war sehr eitel um nachgeben zu wollen.
»Ich gebe mir keine Mühe?! Ich wechsle zur Zeit öfters Naris Windel als du es je getan hast!« Schimpfte er in der Leitung, aber Chardonnay feuerte direkt zurück- »Du bist ja auch nicht schwanger und nimmst auch nicht jeden Tag ein Kilo zu!« Die beiden konnten es wirklich nicht lassen. Chardonnay und Royce passten zueinander wie die Faust aufs Auge. Ein Augenblick horchte ich nach ihren Worten, bis ich mir dachte sie und ihre Streitigkeiten alleine zu lassen. Also legte ich auf und schaute wieder zu den anderen. Scott küsste Tracy. Seine Freundin hatte sich eng an ihn geschmiegt. Ich wusste noch im Hinterkopf das er sie bald um ihre Hand anhalten wird und ich konnte es schon kommen sehen wie sie als ein glückliches Paar ihren Weg mit einer glücklichen Ehe finden werden. Scott als Vater? Das konnte ich mir wirklich vorstellen. Er würde in die Rolle von meinem besten Freund Royce schlüpfen, nur das er wohl anders im Charakter war als Royce es je sein wird. Head war schon ziemlich speziell und Scott? Scott war ein ehrlicher Cop. Jemand der nie ein Blatt vor dem Mund nahm, sondern seine Meinung kundtat. Während ich meine Cola an mich nahm, fiel mein Blick nach vorn und es ließ mich scharf die Luft einziehen als ich sie traf. Rachel Collins. Ihre Schönheit war unerkennbar gewesen. Die blonden Afrolocken waren um ein Bandana gebunden und sie trug ein schönes dunkelrotes Kleid. Es fiel lässig über ihren Körper. Das Lächeln, was sich auf ihre Lippen stahl, wirkte so lebensecht und vor allem glücklich. Und dann sah ich was sie glücklich machte. Arme legten sich um ihren zarten Körper. Die Arme eines Mannes. Milo.
Irgendwie ließ es mich noch betrübter aussehen als je zuvor. Meine Mundwinkel sackten nach unten und ich starrte auf mein schwarzes Handy Display. Tatsächlich fing es an zu klingeln. Sofort nahm ich den Anruf entgegen.
»Ja?«
»Hast du ernsthaft aufgelegt?« Schoss es aus Royce Mund und er schien sehr genervt zu sein. Kein Wunder wenn er sich auch noch zuvor mit Chardonnay in den Haaren hatte.
»Habt ihr euch wieder vertragen?« Kam ich mit einer Gegenfrage zuvor und er schnaubte. »Sie hat fast geflennt und jetzt ist sie einkaufen gegangen«
»Und wieso bist du nicht hingefahren?«
»Weil Mrs. Heaven es bevorzugt mit Rick einkaufen zu gehen« plädierte Royce und ich gluckste. Seitdem Chardonnay damals eine Aktion mit Rick gestartet hatte, schien er nichts von Rick abgewinnen zu wollen. Natürlich nicht wenn ihm vorgeführt wurde, mein bester Freund würde schwul sein. Es amüsierte mich deshalb so sehr, weil Chardonnay eine gute Freundschaft zu Rick pflegte und Royce im Glauben ließ sie würde etwas mit Rick anfangen wollen. Blöd das Royce nicht schnallte das Rick schwul war und eine Beziehung mit Matt führte. So sei es darum. Es wird niemand mehr Royce und Chardonnay auseinander bekommen. Sie hatten Höhen und Tiefen überwunden um endlich zusammen zu bleiben. Außerdem gründeten sie gerade noch mehr eine kleine Familie. Ich zog nur eine Grimasse »Du magst Rick nicht, was?«
»Er geht gerade mit meiner Frau einkaufen, wie soll ich das wohl finden?«
»Und du?«, warf ich grinsend ein.
Royce feixte »Ich habe hier gerade ein weinendes Baby auf dem Arm, welches nicht aufhört zu quengeln«
»Denke daran das es sich um dein Baby handelt, Heav« Während ich das sagte, fing er an tief durchzuatmen. Egal wie idiotisch er sich verhalten mochte, seine Tochter war für ihn sein ein und alles. Er würde Narissa Heaven ewig auf Händen tragen. Ich erinnerte mich zu gern daran wie ich vor dem Flur des Krankenhauses stand und nur die Information bekam das gleich ihr Kind auf die Welt kommen wird. Wie Royce mich ins Zimmer geholt hatte und ich gemeinsam mit Chardonnay's Freundin Marcey das Baby halten durften. Davor glaubten alle ich würde Marcey daten wollen, aber wir wussten beide das wir nicht zueinander passten. Es war atemberaubend das Neugeborene zu halten und dann das Gefühl zu bekommen das dieses Kind ein Teil von dir sein wird. Selbst wenn es nicht mein eigenes Fleisch und Blut war. Von da an wusste ich das ich ein guter Patenonkel für Narissa sein werde und es auch wollte. Narissa wird bald ein Jahr alt und wird bald eine große Schwester sein.
»Gib ihr eine Umarmung von mir« warf ich plötzlich ein und Royce schien davon geplättet zu sein. »Vermisst du meine Tochter etwa?«
Vermisste ich das etwa? »Wer weiß« gab ich kleinbei und Royce lachte leise »Die Tür steht für dich immer offen, Kale. Vergiss das nie.« Er machte eine Pause, bis er zur Antwort ansetzte »Und Narissa vermisst ihren Patenonkel auch«
Dies ließ mich lächeln. Mir war dieses kleine Wesen sehr ans Herz gewachsen. Ja das war mir Narissa wirklich. Irgendwann rutschte unser Telefonat in Themen rein, die wir schon öfters geführt hatten. Es war ein erfrischendes Telefonat mit Royce gewesen, welches mich auf andere Gedanken brachte und je mehr Narissa quiekte oder auch lachte, umso weniger wollte ich jetzt hier sein. Am liebsten hätte ich alles dafür gegeben um sie noch einmal in den Armen halten zu dürfen. Nachdem binnen von Minuten vergangen waren, verabschiedeten wir uns voneinander und ich legte auf. Gedankenverloren starrte ich aufs Meer und erblickte Rachel. Milo schien spurlos verschwunden zu sein, dass er sie zurückließ. Sofort erhob ich mich von meinem Platz, stand auf und kam in schnellen Schritten auf sie zu. Sie stand verträumt vorm Wasser und schaute in die Ferne. Als sie meine Silhouette in der Abendsonne betrachtete, wirbelte sie herum. Ihre grünen Augen schienen auferweckt zu sein, dass ein Lächeln ihr übers Gesicht huschte. »Der Polizist« warf sie monoton ein und ich grinste. »Die Kriminelle«
Wir waren soweit gekommen das sie mich umarmte. »Ich will es eigentlich gar nicht zugeben, aber ich habe deine Anwesenheit vermisst, Kale« IhrAugen zwinkerten mir frech zu. Ich haderte noch mit mir, bis ich tief durchatmete. Doch sie schien meine Traurigkeit in einem Blick lesen zu können, die sich in mir verbarg. »Ist alles in Ordnung bei dir Kale?« War das gerade wirklich Rachel Collins? Sie stand mir gerade so nahe, als würden wir uns kennen. Ich nickte schwer und ließ den Blick auf den Boden senken. Der Sand sah so weich aus und so schön. Er glitzerte in der Sonne und...
Augenblicklich verharrte eine Hand auf meine Wange und ich sah zu ihr auf. Ich konnte mich nicht von ihrem Blick lösen. Meine Augen hafteten an ihre. So geheimnisvoll und so schön zugleich. Und als sich ihre Mundwinkel anhoben spürte ich eine Wärme in mir. Als sie meine Hand hielt und mir etwas hineinlegte, näherte sie sich mein Ohr und wisperte mir etwas mit ihrer engelsgleichen Stimme zu. »Wir werden uns wiedersehen, Kale« Schließlich entfernte sie sich von mir, ließ mich wie verdattert zurück und drehte sich um. Sie tänzelte in ihrem roten Kleid den Strand entlang, bis ich sie nicht mehr sehen konnte. Ich spürte etwas in meine Hand, die ich öffnete und mir eine große Muschel ins Auge sprang. Auf dem Rücken der Muschel stand eine Nummer drauf. Ob es ihre Handynummer war? Augenblicklich tippte ich die Zahlen in mein Handy ein und sobald ich den Chat eröffnete, sprang mir ihr Bild ins Auge. Rachel hatte mir ihre Handynummer hinterlassen. Ich wandte die Muschel und entdeckte ein Satz. »Ruf mich an« las ich ab und wie geheißen wählte ich die Nummer, bis ihre Stimme mich begrüßte. »Ich wusste wir werden uns wiedersehen«
Sofort hatte sie aufgelegt und wie zum zweiten Mal verdattert starrte ich das schwarze Display meines Handys an und musste geradezu verarbeiten was hier vor sich ging.
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