Thirty-three: Amazing Jokes
Sie war gegangen, nachdem wir uns ausgesprochen hatten. Ich hatte den Blick in ihren Augen herauslesen können, wie er mir zusprach, sie mit zu mir zu nehmen. Doch das würde sich als ein fatalen Fehler erweisen, wenn Rachel mit zu mir käme. Sie würde nicht nur mich sehen, sondern zu viel des Guten, was nicht gut war. Ich tat ihr nicht gut, nicht auf diese Art und Weise, wie sie es bräuchte. Ich konnte nicht der Freund für sie sein, nicht so und nicht wie damals. Als ich nach Hause kam, hatte ich mit mir zu kämpfen gehabt. Meine Gier nach den Tabletten stieg so sehr an, dass ich ungeduldig jede Schublade aufgerissen hatte, nur um irgendwie die Pillen zu fassen zu bekommen. Stattdessen trank ich schwarzen Kaffee, trainierte mich bis in den Morgengrauen kaputt, dass ich total verschwitzt vom Laufband herunterkletterte und eine kalte Dusche nahm. Es war schon der dritte Tag ohne die Pillen und ich merkte, wie sehr sie mir fehlten. Egal wie sehr sie mir schaden würden, aber wenn dir jede Nacht der Schlaf geraubt wird, was würdest du nicht alles tun, um friedlich die Augen schließen zu können. Ohne aus dem Schlaf gerissen zu werden, ohne vom Bett aufzuspringen, ohne mit Schnappatmung kämpfen zu müssen?
In der Nacht kehrte sie zu mir zurück. Das schöne Gesicht und ihre herzerwärmten Augen, die in Sehnsucht in meine aufschauten. Dunkle lange Wimpern, ein schmalen Mund, der mit einem kirschroten Lippenstift verziert war. Rosige Wangen, die sich erhitzten, wenn sie mich sahen.
Mein Herz fühlte sich schwerer an und seufzend stellte ich den frisch gekochten Kaffee auf dem Tisch. Die Sonnenstrahlen durchfluteten das Wohnzimmer und der Tag brach langsam an. Mein Blick fiel auf meine Armbanduhr, die mir die frühe Morgenzeit voraussagte und ich weiterhin mit der Geduld zu kämpfen hatte. Ich war einfach zu müde, um mich bei etwas beschweren zu können. Immer wieder fielen mir die Augenlider von allein zu. Es hatte keinen Sinn mehr sie aufrecht zu halten. Meine Hand führte mit der Tasse zu meinen Lippen, wo ich sie am Rand ansetzte und mir ein Schluck des frisch gebrühten Kaffees zu mir nahm. Er war lauwarm, weil ich ihn zu lange stehen gelassen hatte. Ich hatte mich mit kalten Wasser übergossen gehabt, nur um irgendwie wacher zu werden. Wenn ich jetzt zum Dienst müsste, würden sie mich heim schicken. Niemand konnte etwas mit einem übermüdeten Cop anfangen, der eigentlich für eine andere Arbeit geschaffen war. Eine Arbeit, die auf Konzentration basierte. Eine Sekunde brauchte es, dass meine Augen von alleine zufielen und ich in dem Sekundenschlaf fiel. In Windeseile rutschten meine Finger von dem Henkel der Tasse, bis sie krachend auf dem Boden klirrte und das Klirren in meinen Ohren der Weckruf wurde. Ich schüttelte mich am ganzen Körper, hielt mich an ihn fest und starrte mit weit aufgerissenen Augen zum Desaster nach unten.
»Scheiße« murmelte ich trocken und schlug mir auf die Stirn. Dabei fiel ich fast vom Stuhl, bückte mich nach den Scherben und legte sie auf dem Tisch. Grimmig schnappte ich mir den Waschlappen vom Küchentresen und wischte die braune Suppe von Kaffee weg. Erst als ich den Lappen in die Spüle beförderte, atmete ich tief durch und schloss die Augen. Das mit dem Sekundenschlaf war nun vorbei, aber trotzdem stand mir die Müdigkeit groß im Gesicht geschrieben. Ein Klingeln durchbrach die Stille, dass ich aufschreckte und wieder zusammenzuckte. Dabei stampfte ich direkt zur Haustür, legte die Hand am Knauf und zog die Tür auf. Scott Tennessee stand in seinen Sportsachen vor mir und musterte mich kritisch.
»Heilige Maria Gottes! Was ist dir denn über die Leber gelaufen?« Schoss es ihm aus dem Mund, nachdem er in die Wohnung trat. Ich gähnte nur leise und versuchte blinzelnd mich an ihm zu richten. »Is' früh« fiel es mir von den Lippen und vernahm wie er sich räusperte. »Konntest du nicht schlafen?«
»Wie denn wenn ich keine Schlafpillen nehmen darf?!« Knurrte ich und Scott presste die Lippen zusammen. Ohne etwas zu erwidern stellte er sich in die Küche, schnappte sich eine Tasse und füllte sich den Schluck Kaffee aus dem Kaffeekocher ein. »Du wirst keine Schlaftabletten zu dir nehmen, Kale« warf er ein und stellte den Kaffee auf die Anrichte »Wir haben über die Thematik geredet«
»Ich kann es aber nicht, Scott!« Ich hatte es aus Müdigkeit kaum wahrgenommen, wie laut meine Stimme wurde. Also versuchte ich tief durchzuatmen und ihn nicht die Schuld in die Schuhe zu schieben »Ich bin fertig mit den Nerven«
»Es ist normal, wenn jemand ein Entzug macht«
Ich lachte gespielt auf »Ich bin nicht drogenabhängig«
»Aber du bist von den Medikamenten abhängig, Kale. Drogen und Medikamente sind dasselbe, wenn du sie in Mengen konsumierst. Ich hatte siebzehn Packungen in deinem Apothekenschrank gefunden, also kannst du es nicht abstreiten, nicht abhängig von den Dingern zu sein«
Seufzend ließ ich den Kopf hängen und starrte auf das Parkett »Wenn jemand aus Verzweiflung handelt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als diesen Weg zu gehen«
»Es gibt so viele Möglichkeiten, Kale deswegen werde ich dir heute eine einen anderen Weg zeigen. Also hast du dir schon deine Sportklamotten zusammengesucht?«
»Wieso denn Sportklamotten? Wenn wir ins Gym gehen wollen, dann brauchen wir erst am Abend losfahren und nicht im frühen Morgen« blaffte ich weiter und erntete böse Blicke von Scott, der zum Schlafzimmer deutete. Und weil sein Blick so furchteinflößend wurde, wie der eines typischen Commanders, wobei er schon den besagten Chiefblick drauf hatte, stampfte ich niedergeschlagen ins Schlafzimmer und winkte mit den Händen. »Okay schon gut du hast gewonnen! Ich ziehe mir auf die Schnelle meine Sportklamotten an« Schließlich vernahm ich nur noch ein Gelächter aus der Küche und ich meinte mich daran erinnert zu haben wie er „So ist es brav" gemurmelt hatte. Da war ich nun, halb angezogen und zwängte mir das Nikeshirt über den Dickschädel. Kaum hatte ich die Zeit ausgenutzt noch einmal tief durchzuatmen, schon saß ich fast fertig auf meinem Hocker und band mir die Schnürsenkel zu. Erst dann schnappte ich mir meine Sporttasche, warf mein Zeug hinein und begab mich direkt in die Küche. Dabei musste ich mit ansehen, wie mein Partner Scott gerade das gebrochene Porzellan in den Mülleimer schüttete und die Tasse abspülte. Erst als er sich zu mir umdrehte, schien er ein fragenden Gesichtsausdruck zu haben. »Was ist denn hier passiert?« Hakte er nach und ich winkte mit der rechten Hand. »Lange Geschichte« murmelte ich vor mich hin und er nickte nur. Nun deutete ich auf mich »Nimmst du mich so mit oder darf es noch ein bisschen mehr Glitzer sein?« Scherzte ich und Scott rollte mit den Augen.
»Treib' es nicht so weit, Byron« grinste er frech und nickte mir gelassen zu »Das einzige was wir wirklich brauchen ist gute Laune«
»Ich habe gute Laune!« Fiel ich ihm direkt ins Wort und er gluckste leise »Ja genau. Du hast eine miese Laune, mein lieber Freund« er holte tief Luft und schüttelte mit dem Kopf »Außerdem gähnst du wie in einem Marathon, als hast du wenig Schlaf abbekommen«
»Verständlich, wenn der Commander dich auf Entzug schickt!« Murrte ich leise. Mein Partner seufzte nur schwer und kreuzte die Arme. »Mit so einem Miesepeter möchte ich heute nicht auf der Hut sein. Also entweder du hast gute Laune oder wir blasen die ganze Sache heute ab. Es liegt an dir, Officer«
Damit hatte er mich. Ich spitzte die Ohren und hustete beinahe. »Wie hast du mich gerade genannt?«
»Na du bist nen Officer« wiederholte Scott sich. Wutschnaubend wandte ich mich dem Commander zu und giftete ihn böse an. »Ich bin ein guter Sergeant, Captain«
Scott lachte leise und schüttelte mit dem Kopf »Bald kannst du mich Deputy Chief nennen, Byron«
»Und bald bin ich ein Lieutenant, Tennessee«
»Ich glaube wir sind auf Augenhöhe, Byron« scherzte er weiter und er streckte mir frech die Zunge raus »Nur mit dem Unterschied, dass ich schon Commander bin und das du mein Angestellter bist, wenn man es so betrachten darf. Und jetzt beweg dein Hintern nach draußen, bevor ich dich mit eigener Kraft aus der Bude befördern werde. Denn im Gegensatz zu dir bin ich sehr gut gelaunt«
Nachdem Scott mich nicht aus meinem Apartment gezerrt hatte, weil ich aus freiwilligen Stücken mitgegangen war, saßen wir in seinem Chrysler und schwiegen uns an. Nun ja bis auf das er das Schweigen unterbrach und mich versuchte mit seiner guten Laune anzustecken. Aber als ich wieder gähnen musste, sah er mich streng an. »Und du bist früh ins Bett gegangen?« Es klang wie eine Feststellung, als eine einfache Frage. Ich nickte nur benommen »Ich habe alles versucht, Scott. Ich konnte wie immer nicht schlafen«
»Hast du deine Herzdame getroffen?« Wechselte er das Thema und ich wusste worauf er hinauswollte. Ohne auf meine Reaktion abzuwarten, sah er es mir an meinem Blick an. Ich grinste in mich hinein, starrte verträumt aus dem Fenster und knetete meine Finger durch. »Oh ja dich hat es wahrhaftig erwischt« gluckste Scott.
»Wie wo was?« Setzte ich verträumt an und Scott klopfte mir auf die Schulter. »Du bist echt in die Frau verschossen, Kale. Du bist ja völlig neben der Spur« kommentierte er freudig weiter. Seufzend schloss ich die Augen und gab nur ein »Hmm« wieder. Ein nachdenkliches Hmm und wahr zu sein.
»Also wie habt ihr die Situation aufklären können? Ist sie Gesternnacht mit zu dir gekommen? Du weißt schon...« mein Partner schlenzte eifrig mit der Zunge und zwinkerte mit einer Arroganz zu, dass ich schlucken musste. Ich verzog nur das Gesicht »Gott nein man bist du bescheuert?! Das mit ihr und mir da wird nichts sein und nicht mal das, was du ansatzweise denkst, Scotty«
Bei dem Kosenamen braute sich das Gewitter über ihn zusammen und er presste die Lippen aufeinander. »Wenn du mich noch einmal mit Scotty anredest, dann kannst du zusehen wie du Land gewinnst«
»Was soll denn sonst passieren, Scottyboy?« Scherzte ich weiter und er lachte nur leise. »Weißt du Byron? Das ganze Polizeidepartment trotzt nur vor Langeweile. Sie sind im Papierkram versunken, müssen immer dieselbe Leier an Dingen erledigen und kommen fast um vor Todeslangeweile. Doch weißt du wie man den Laden aufrecht erhält? Ganz einfach mit Geschichten...« er grinste teuflisch »Mit wirklich ausgefallenen und geschmückten Geschichten. Details vom Kollegium und vor allem Details von Männern, die als Jungfrauen verkehren. Ich glaube die nächste Story, die die Jungs von mir zu hören bekommen werden, wird sein das der kleine Sergeant noch keine geflankt hatte. Oh ja das wird sie brennend interessieren. Der selbstsichere Kale Byron hat noch nie an einer Dame gespielt«
Ich schlug die Augen auf, schluckte schwer und sah ihn ängstlich an. »Das meinst du doch nicht ernst« log ich und versuchte mir ein Gelächter zu verkneifen. Aber als ich ihn nicht lachen sah, schüttelte ich mit dem Kopf »Oder etwa doch?«
»Ich bin nicht gerade der Gesprächigste im Department, Kale« verkniff sich Scott den Kommentar und starrte nach vorn. Ich wusste worauf er hinauswollte. »Nein Scott das wagst du nicht«
»Wie schon gesagt, sie würden sich alle darum scheren, wenn es um-
»Ich nehme das mit dem Namen zurück, Commander!« Fiel ich ihm ins Wort und rutschte auf meinem Sitz hin und her. Nicht auszudenken wenn das nächste Polizeirevier über mein Liebesleben bescheid bekommen würde. Dass ich schon Scott an der Backe hatte, reichte mir schon. Aber wenn es zeitgleich alle Kollegen Wind davon kriegen würden, könnte ich erst recht nicht mehr dort arbeiten. Scott nahm meine Entschuldigung an und grinste vor sich hin. Er pflegte ein teuflisches Grinsen, dass er sich wieder gelassen an mich wandte »Ach und da wäre noch etwas, Kale. Wenn du nicht gleich gut gelaunt bist oder nur den Tag verderben solltest, werde ich nicht länger fackeln und alles auspacken. Du hast die Wahl«
Trotz das er sich das Lachen verkneifen musste, hatte er das letzte Wort ausgesprochen. Und ich ahnte wohin mich die Situation hinführen würde. Nämlich dorthin, wo meine anderen Partner und selbst Royce schon längst gescheitert waren. Kale Byron, der nie Fehler machte oder ein ziemlicher Sturkopf war, warf niemals das Handtuch. Nein der jetzige Kale Byron, der mit zusammengepressten Lippen nach vorn schaute, tat eines: Nämlich er gab zum ersten Mal bei einem Freund nach.
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