Nineteen: Amazing Faces
Kale Byron
Ich verschluckte mich an meinem Kaffee und meine Augen weiteten sich. Hustend fasste ich mir die Kehle, bis ich ihn ängstlich ansah. Was?! »Was?!«, keuchend versuchte ich meine Fassung zu wahren, doch Scott musterte mich mit Blicken, die mich bis ins Mark erreichten. »Du hast mich schon verstanden.«, erklang seine Stimme, bis die ersten Züge von der Tasse genehmigt wurden. Am liebsten hätte ich ihn angeschrien und ihn dafür fertig gemacht, mir solch eine private Frage zu stellen, doch stattdessen verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah ihn abwartend an. »Wieso willst du mir eine Frage stellen, die nicht einmal Sinn ergibt? Ich habe weder schlecht geträumt als würde mir solch einer die Nerven rauben.« Sie rauben sie mir jeden Tag.
Mein Partner sah mir in die Augen, bevor er ein amüsantes Gesicht aufsetzte. »Wieso ich dir solch eine Frage stelle? Ja weißt du denn nicht, dass du gestern Nacht wie am Spieß geschrien hast?«
»Du hast zu tief ins Glas geschaut.« Verteidigte ich mich.
»Und du wurdest durchschaut.«, flötete er lachend ein und meine Augen verengten sich immer mehr zu Schlitzen. Widerwillig schob ich den Stuhl zurück, bis er mir dazwischenkam und sich vom Platz erhoben hatte. »Ein Wort zu Gabe und du landest in der Therapie. Du kannst es dir noch aussuchen, Kale. Ich schlage dir vor es dir gut zu überlegen.«
»Was macht dich da so sicher, Tennessee?!«, fuhr ich ihn an und krallte mich am Stuhl fest. »Was in Gottes Namen macht dich da so sicher?!«
»Was mich da so sicher macht?« Seine Stimme wurde immer lauter. »Fragt mich mein arroganter zurückgebliebener Partner...ein kleiner Sergeant von nebenan, was mich da so sicher macht?!«
Die Wut hatte mich bereits gepackt, dass ich beherrscht mit geballten Fäusten vor ihm stand. »Ja ich frage dich, Sergeant Tennessee!«
»Ich gebe dir gleich Sergeant Tennessee!«, seine Augen verdunkelten sich vor Wut »Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dir den Arsch eigentlich rette, Byron! Du hast keine Ahnung wie bescheuert jeder Polizist sich vorkommt, bei einem Seelenklempner die Stunden abzusitzen und ihm alles vorzuheulen, was einem in dem Sinn kommt. Du hast nicht die geringste Ahnung was Teamwork ist! Du hast nicht einmal die Ahnung wie ein Cop bei der NYPD funktioniert!«, spuckte er mir fast entgegen und wieder nahm er Abstand von mir. Trotzdem schnitt ich ihm das Wort ab, denn wir schenkten uns zwar beide nichts, indem wir uns an die Kehle gingen, aber es musste raus.
»Dich geht mein Leben nichts an Tennessee! Alles was ich dir zu sagen habe ist, dass dir meine privaten Angelegenheiten am Arsch vorbei gehen sollen!«
Scott entwich ein Lachen, bis er sich seinen Kaffee nahm und aus der Tasse trank. Seine Augen bohrten sich in meine »Du kannst gern versuchen eine Maske aufzusetzen. Doch in Wirklichkeit, kann ich dich durchschauen.«
Mir brannten die Worte auf der Zunge »Und wieso bist du dir so sicher, Tennessee?!« Ich erreichte damit, dass der Commander die Tasse auf dem Tisch abstellte und sich die Polizeimütze absetzte. »Glaubst du wirklich, dass ich auch keinen Kurs belegt habe, Byron? Es gibt auch Menschen die sich mit der Psyche und Körpersprache auseinandersetzen. Es gibt auch echte Mentalisten von denen man vieles lernen kann.« Er marschierte auf mich zu »Ja ich habe zugegeben dich nicht durchschauen zu können, aber weißt du was? Ich kann dich sehen. Oh ja und das was ich sehe, genügt mir um zum Chief gehen zu wollen. Nämlich einen kranken Partner, der nicht in der Lage dazu ist zwischen Lügen die Wahrheit zu erkennen. Er weiß aber wie man sich eine Maske aufsetzt, oh ja und wie er das weiß.« Er schnappte nach Luft und kniff die Augen zusammen »Beim Chief kriegst du es wunderbar hin eine Rolle zu spielen, die du nicht würdig bist. Der Kale Byron der die Menschen durchleuchten kann.«, seine Stimme betonte meinen Namen erneut »Kale Byron, der zu feige ist anzuerkennen gesehen zu werden. Kale Byron der komischerweise es fast bis nach oben geschafft hatte. Das ist Kale Byron. Ein verschlossener Einzelgänger der bestimmt nicht einmal ansatzweise weiß, was Teamwork wirklich ist.« Scott blieb vor mir stehen, mahnte mich mit Blicken, die mir immer unangenehmer waren. »Wir schenken uns beide nichts, Kale, aber lass mich dir eines sagen, bevor du wahrscheinlich abhauen wirst und das wirst du tun. Harrison war nicht nur mein Freund, sondern ein Partner. Er hat mir Rückendeckung gegeben und ich habe für ihn die Hand ins Feuer gelegt. Er hat mir den Schlaf für den nächsten Einsatz geraubt und ich seine Energie im Schussraum. Er hatte für mich verloren und ich hatte für ihn gewonnen. Er ist für mich gestorben und ich lebe leider Gottes für ihn weiter.« Tränen sammelten sich in seinen Augen, die er wütend weg blinzelte »Und er war der einzige Partner auf dem Verlass war! Er hatte immer sein Bestes geben wollen! Wann willst du dein Bestes geben, Officer Byron?!« Er schluckte den Ärger hinunter und stützte sich am Tisch ab. »Wann wirst du dein Bestes geben?«
Seufzend wollte ich etwas erwidern. »Tennessee wir-
»Würdest du für mich verlieren, Kale?« Er tippte mir auf die Brust und blieb mit gestemmten Händen an den Hüften stehen »Würdest du mir Rückendeckung geben, wenn mich ein Schuss treffen sollte?«
»Scott ich-
»Würdest du mir den Schlaf rauben, wenn auf uns der nächste Einsatz wartet?!« Stille lag in der Luft, bis er tief durchatmete und sich die Mütze aufsetzte. »Byron würdest du für mich sterben? Würdest du dir für mich eine Kugel einfangen, damit ich in Sicherheit bin?«
Das genügte, denn schon kam das schlechte Gewissen hoch und zerfrass mich von innen. In Wirklichkeit wusste ich nicht, was meine Antwort sein sollte. Was für eine Antwort ich geben sollte. Und durch das lange Schweigen, schüttelte der Commander mit dem Kopf und trat verletzt zurück. Verletzung machte sich in seinen Augen sichtbar. »Ich verstehe...«
»Scott nein ich meine-
»Lass stecken Kale! Wir schenken uns doch nichts!«, fiel er mir ins Wort und er war dabei seine Sachen einzusammeln. »Du siehst doch das es nicht mit uns funktioniert! Wir streiten uns das wie viele Mal schon?«
Ich gab darauf keine Antwort, sondern senkte immer mehr den Blick. Scott hingegen legte sich seine Uniform an und rüttelte stark am Gürtel. Ihm entwich ein Laut, den ich nicht kannte. Ein Wutanfall erreichte ihn, bevor er sich seine Waffe einsteckte und den Taser an sich riss. Mit dem Taser stürmte er in meine Richtung, verharrte vor mir und deutete mit den Taser auf mich. »Ich bin so in Versuchung am liebsten abdrücken zu wollen! Noch nie in meiner Polizeikarriere ist mir solch ein undankbares Arschloch untergekommen!« Seine Hand zitterte durch die Anspannung »Und dann noch jemand, der bestimmt noch nie für jemanden seine Hand ins Feuer gelegt hatte!«
Sofort wollte ich Scott an mich reißen, aber er wich mir aus, dass ich zu Boden krachte und mir die Stirn fasste. »Ich hasse dich!«, fuhr ich ihn dabei an. Scott schüttelte lachend mit dem Kopf, bis er sein Gesicht verzog. »Und ich kann dich nicht ausstehen, Kale Byron.«, kam es leise von ihm, bis er den Taser einsteckte und sich von mir entfernte. Wütend rappelte ich mich auf und kam in seine Richtung gestürmt. »Du hast keine Ahnung von der Scheiße die du von dir gibst! Du hast keine Ahnung von mein Leben und von-
»Dann erzähle es mir doch, Kale! Doch warte mal...du willst es mir ja nicht erzählen, weil es mich ja nichts anzugehen hat!«, Scott war dabei zur Tür zu gehen, bis er zwar den Türknauf erreichte und sich zu mir umdrehte. »Du bist ein Loser Kale!«
»Und du bist ein toter Mann!«, zischend wollte ich schon Anlauf nehmen, doch ich stoppte in meiner Position, als er wieder zu lachen anfing und sich ans Herz fasste. »Das bin ich schon längst, Byron. Seitdem mein Partner in meinen Armen gestorben ist, ist meine Seele mit ihm gegangen. Du kannst mich nicht verletzen, Kale. Egal was dein Vorhaben sein mag. Ich habe alle Scheiße hinter mich gebracht, dass deine Worte in meiner Gegenwart unerreichbar für mich sind. Da du aber eine verletzende Person bist, die wohl auf Dinge reagieren kann, drehe ich aber liebend gern den Spieß um.« Er faltete die Hände zusammen, bis er ein letztes Mal in meine Richtung sah. Meine Wut wurde immer größer. »Ich wünschte, dass du dort verreckt wärst und nicht mein Partner.«, waren die Worte die sein Mund verließen und wie erstarrt blieb ich stehen. Enttäuscht und gleich schockiert von seinen Worten, sah ich nur noch wie Scott sich die Jacke über die Schulter warf und mir zunickte. »Das tut arg weh, huh? Oh ja die Wahrheit tut weh und Worte die man zu einem sagt, werden einen nächtelang verfolgen. Die Worte werden dein Kopf zerficken und dich zerfressen. Und während dich die Wahrheit einholen wird, Kale, werde ich jetzt losgehen und meine Arbeit machen. Im Gegensatz zu dir weiß ich was ich will, Kale. Du hingegen bist nur ein Nichtsnutz und ein Feigling. Ein Feigling Kale hörst du?! Ein Feigling, der es zu nichts bringen wird. Du wirst es zu nichts bringen. Nicht so und nicht heute. Sieh dich vor, dass du vielleicht für die Klos zu gebrauchen bist, dort gibt es ja die Scheiße, die du von dir gibst.« Damit zog er knallend die Tür hinter sich zu, dessen Laut durch das ganze Apartment widerhallte.
Und während er gegangen war, hatte er etwas in mir erreicht.
Die Worte zerfraßen mich von innen, ließen mich nicht mehr ruhen.
»Ich wünschte, dass du dort verreckt wärst und nicht mein Partner.«
»Scheiße!«, hastig hatte ich mit den Arm ausgeholt und durch den Schwung den Tisch abgeräumt. Gläser zersprangen in Einzelteile, Marmelade sickerte in den Fliesen, während ich allerdings nach meiner Jacke griff, sie um mich legte und nach meinen Schlüsseln suchte. Noch bevor Scott gegangen war, riss ich gewaltsam die Tür auf, biss ich sie im lauten Knall zufallen ließ und mich zu Fuß auf das Polizeirevier machte.
Nur um ihn fertig zu machen.
Koste es was wolle!
Niemand legte sich mit mir an.
Ich bin kein Niemand!
Ich werde es zu etwas bringen!
Und das mehr, als er es mit bloßen Augen erkennen wird!
Weil ich Kale Byron heiße!
Trouble trouble trouble
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