Klayten
Es war eine Art „Plopp" und der muskulöse blonde, junge Mann von heute Nachmittag stand vor mir.
Schlagartig spielten meine Gefühle verrückt. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, meine Knie wurden weich, wie Wackelpudding.
Beherrsch dich. Was ist, wenn auch er eine Illusion ist?
Ich schaffte es tatsächlich meinen Blick von ihm abzuwenden und über meine Schulter zu schauen, doch der verrückte Arzt war nicht mehr zu sehen.
Zielstrebig kam der attraktive Kerl in seiner schwarzen Lederkluft auf mich zu. Sein wildes, offenes Haar und seine funkelnden grünen Augen, lösten in mir eine Hitzewelle aus.
Das ist eindeutig keine Manipulation. Das hier ist echt.
„Geht es dir gut?"
Seine tiefe, raue Stimme brachte mich völlig aus dem Konzept. Die Vorstellung daran, dass ich nicht wusste, was der Fremde nun mit mir anstellen würde, gefiel mir.
Eine Gänsehaut überfiel meinen Körper, als sich die Gedanken in meinem Kopf überschlugen und gleichzeitig schoss ein Satz über meine Lippen, womit ich eigentlich gar nicht gerechnet hatte.
„Ich kenne dich."
Als hätte sich mein Mundwerk selbständig gemacht, hielt ich mir erschrocken die Hand davor.
Woher? Woher sollte ich ihn kennen?
Er fuhr mir mit seiner rechten Hand über meine Wange.
„Das will ich auch wohl stark hoffen."
Gebannt erstarrte ich unter seinem Blick.
Ein erneutes „Plopp" ertönte und zerstörte die einzigartige Atmosphäre. Eine weitere Gestalt tauchte aus dem Nichts auf. Ein kräftig gebauter Mann mit kahl rasiertem Kopf. Über seiner linken Wange zeichnete sich eine tiefe, hässliche Narbe ab, die durch seine linke, leere Augenhöhle hindurch reichte.
„Brüderchen, ich wusste, dass ich dich hier finden werde."
Der Fremde zog seine Hand von mir zurück und drehte mir den Rücken zu.
„Kaska, lass gut sein.", versuchte er ihn zu beruhigen.
„Was denn?"
Er schritt nachdenklich umher. Man konnte ihm ansehen, dass reine Ironie dahintersteckte.
„Na dann überlegen wir mal, wieso ich mich hier heraushalten soll. Habe ich gegen die Regeln verstoßen, oder du? Und das wohl gemerkt zum zweiten Mal, Klayten! Vater wird nicht sonderlich überrascht sein, davon kannst du ausgehen."
„Es war eine einmalige Sache, bitte Kaska."
„Willst du das bei den letzten zwei Begegnungen etwa auch sagen?"
Klayten schaute seinen Bruder verdutzt an.
„Du hast mir nachspioniert?"
„Was blieb mir denn anderes übrig. Meinst du, ich hätte nicht geahnt, dass du wieder zu ihr zurückkehren wirst! Du bist viel zu vernarrt in sie, als dass du sie aufgeben würdest!"
„Ich wollte sie beschützen, weiter nichts."
„Du kannst aber nicht immer da sein. Sie wäre beinah bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen und warst du da... nein!"
Sofort drehte sich Klayten zu mir und seine strahlenden Augen zeigten tiefe Besorgnis. Diesmal waren sie jedoch seltsamerweise braun.
„Stimmt das?"
„Ja, aber mir ist nichts passiert, außer ein paar Schürfwunden."
„Da siehst du es!"
„Es tut mir leid, wenn ich euch beide hier unterbreche, aber, wer seid ihr?"
Einen kurzen Moment standen beide Männer schweigend da und starrten mich an.
„Eins muss man dir lassen Bruder, mit der Gedächtnismanipulation hast du es echt drauf. Sie hat tatsächlich alles vergessen."
„Du hast mich manipuliert? Wieso?"
Klayten drehte sich noch einmal zu mir.
„Ich hatte keine Wahl. Um dein Leben zu schützen, musste ich dir die Erinnerung nehmen. Du hattest zu viel gesehen." „Genauso wie jetzt. Daher werde ich es nun ein für alle Mal zu Ende bringen!"
Kaska schritt auf mich zu und zielte mit seinem rechten Arm auf mich.
„Nein, das wirst du nicht!"
Klayten stürzte sich auf ihn und der Angriff verfehlte mich nur haarscharf. Ich hatte keine Ahnung, was hier vor sich ging, aber ich musste schnellstens hier verschwinden. Weiter kam ich jedoch nicht mehr. Ein stechender Schmerz durchzuckte meinen Körper. Kaska stand vor mir und lächelte mich gehässig an. Sein Messer steckte in meiner Brust und ich sackte augenblicklich vor ihm zusammen. Wie ein Echo nahm ich die verzweifelten Rufe von Klayten wahr, als ich in die Welt der Toten glitt.
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