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Woche 6, Freitag

LISSA

Ich will jetzt nicht sagen, dass das Leben mit Sophie lustiger, bunter oder spannender ist, aber eins ist es auf jeden Fall: Normaler.

Sophie ist aufgekreuzt mit einer Menge sauberer Kleider und Schminksachen, die sie uns sogar erlaubt zu benutzen und endlich konnte ich meine ehemals schönen, engen, an den Knien zerrissenen und schmutzbefleckte Jeans sowie das weiße Oversize-Shirt, das ich jetzt schon ewig trage, gegen frische Hotpants tauschen. Dann hab ich meine Sachen erst mal unter der Dusche ertränkt. Bis sie trocken sind, renne ich eben nur im Sport-BH rum. Sophie trägt auch nicht mehr.

Abermals blättere ich durch das Heft dieser Ärztin.

Die Einträge verraten zwar etwas, aber gleichzeitig auch nicht. Es werden nie Namen genannt. Generell wirkt es, als wären sie nur als Gedächtnisstützen für sie selbst gedacht gewesen und nicht für fremde Augen. Eigentlich ist es wie mit den Gruselfilmen als Kinder: sie haben uns nur Angst gemacht, geholfen haben sie uns nichts.

Zum Beispiel: Schon im Dezember schrieb sie: 4. Dezember '20: Er will das jetzt wirklich durchziehen. Grundsätzlich ist es ja keine schlechte Idee, aber sie hat sich in den letzten Tagen zu einem richtigen Wahn entwickelt. Er würde weltberühmt werden, ja. Aber für die Kinder wäre das der Horror. Wenigstens sollen sie wirklich gelost werden.

Oder am 29. April '21: S. wurde anscheinend schon länger von R. erpresst. Lenkt jetzt wirklich ein. Wahnsinn. Ich würde gerne was tun. Habe zu viel Schiss. Er hat auch was gegen mich in der Hand.

Noch jetzt bekomme ich Gänsehaut, wenn ich es lese.

Aber ich hoffe, dass sich das irgendwann von selbst aufklären wird.

"Lissa? Übernimmst du das Kochen?"

"Ich habe doch gestern gekocht! Kann das nicht mal... Harry machen? Oder Sophie?"

Ich weiß gar nicht, wieso ich so gereizt reagiere. Eigentlich koche ich ganz gerne. Mit Laura oder Simon oder jemand anderem in der Küche zu stehen und Gemüse zu schnippeln hat für mich etwas Beruhigendes.

Vielleicht bin ich deshalb so bissig, weil es mich inzwischen so ankotzt, dass Harry denkt, der Coolste zu sein, der alles bestimmt, ohne auch nur den kleinen Finger zu rühren.

"Dann macht es eben Harry", stöhnt Angelina. "Harry? Erledigst du das?"

Ich weiß schon, was jetzt kommt.

Und ich habe Recht.

Seitenblick zu Samantha. Nicken ihrerseits. Harry: "Wir übernehmen."

Das war so klar. Aber ich freue mich, dass die beiden zueinander gefunden haben. Ihr Liebesleben läuft ja prächtig. Im Gegensatz zu meinem. Nach nun schon fast zwei Monaten Trennung bin ich noch immer nicht über Martin hinweg. Ich weiß nicht, ob das normal ist, aber ich würde so gerne einen Schalter haben, bei dem ich den Herzschmerz bei Bedarf aus- oder einschalten kann.

Charles ist vor dem Haus und macht ein Workout. Schon seit einer halben Stunde, springt er herum, stemmt Holzklötze in die Luft und macht Unmengen an Liegestützen. Haha. Ich bringe gerade mal drei zusammen. Wenn ich einen guten Tag habe.

Am Tisch sitzen Simon, Angelina und Laura und spielen - ernsthaft - Karten.

Als ich sehe, wie Angelina Simon spielerisch gegen die Schulter boxt und bemerke ihr unbeschwertes Lachen.

Es versetzt mir richtiggehend einen Stich im Herz, wenn ich sie so sitzen sehe, so, als hätten sie wirklich ein sorgloses Leben. Und ich weiß, das an Angelinas Stelle könnte auch ich sein. Wenn ich mich mehr bemüht hätte und wenn er sich mehr bemüht hätte.

Unsere Beziehung ist weiterhin zum Zerreißen angespannt. Es ist immer noch etwas zwischen uns und ich habe keine Ahnung, was.

Ich bin nicht in Simon verliebt, aber dass er, augenscheinlich, auf Angelina steht, macht mich irgendwie traurig. Dabei mag ich Angelina. In ihren weiten Hosen, engen Tops und dunklen Pferdeschwänzen wirkt sie immer so... unerschütterlich fröhlich. Ich weiß auch nicht. Sie strahlt so etwas aus, so wie Laura Ruhe ausstrahlt. Charisma, schätze ich.

"Willst du mitmachen?", ruft sie jetzt. "Wir haben gerade eine Runde fertig."

Ich würde gerne, aber sie ist die Falsche. Nicht sie hätte fragen müssen, sondern Simon. Dann hätte ich gewusst, dass ihm noch etwas an mir liegt. Aber wahrscheinlich mache ich mir einfach zu viele Gedanken und Jungs sind einfach nicht so... anhänglich.

Aber am Anfang war das anders, verkündet eine boshafte Stimme in meinem Kopf. Da habt ihr euch noch blendend verstanden.

Menschen entwickeln sich auseinander, verändern sich, erinnere ich mein zweites, gemeines Ich, oder versuche besser, mein zweites, gemeines Ich niederzureden.

Aber nicht in zwei Wochen! Er mag dich nicht mehr. Keiner mag dich.

Halt's Maul!, denke ich provokant.

"Ja, ich bin dabei."

"Cool!", sagt Angelina. "Du kannst Schnapsen?"

"Jep, ich habe das früher immer mit Opa gespielt. Könnt ihr mich noch einmal in die Spielregeln einweihen?" Und das fröhliche Ich, das es immer allen recht machen will, lächelt und spielt. Obwohl ich gerade am liebsten schreien würde. Oder Holz hacken. Oder irgendwas.

***

Zum Mittagessen gibt es Reis mit Preiselbeeren. Nein, keine Preiselbeermarmelade, sondern ganz normale Preiselbeeren. Ein Wunder, was man in diesem Wald alles findet. Und ein Wunder, dass es essbar ist.

Den Rest des Nachmittags liegen wir faul in der Sonne und lassen uns die warme Junisonne in die Gesichter scheinen.

Relaxed, wäre wohl ein gutes Wort dafür.

Nur, dass das hier gar nicht relaxed ist.

Sobald wir nur ein Flugzeug fern am Himmel hören, springen wir auf und rennen ins Haus oder zucken zumindest zusammen.

Harry hockt schon seit Gefühlten Ewigkeiten am Klo - ich will mir besser nicht vorstellen, was er da macht - und so geht Sophie in die Büsche.

Ich versuche, mich an die Schulzeit zu erinnern, die mir jetzt schon Ewigkeiten her erscheint.

Ich denke an die vielen, öden Wirtschaftskundestunden und an den letzten Test.

Wir mussten - warum auch immer? Wir leben in Amerika? - Fakten über Europa lernen. Vermutlich gehört es zur Highschool dazu, unnütze Dinge zu lernen.

Auf jeden Fall war die Rede von den Freiheiten der EU und ich sehe es noch vor mir, als wäre es gestern gewesen.

Wir sind in der Klasse, warten auf die Wirtschaftskundelehrerin. "Weißt du, was freier Personenverkehr ist?", brüllt Nils in einer Mischung aus anzüglich und vor Lachen prustend durch die Klasse. Dann macht er mit seinem linken Zeigefinger und Daumen ein Loch, während er es mit dem rechten Zeigefinger durchsticht.

Jetzt muss ich lachen. Aber es ist kein fröhliches Lachen, es ist auch kein fremdschämendes Lachen so wie damals, es ist ein sarkastisches Lachen. Damals war es noch eine schlimme Sache, ein E auf den Wirtschaftskunde-Test zu schreiben.

Wenn ich an meine heutigen Probleme denke, kommt mir das so lächerlich klein vor, dass ich gar nicht anders kann, als abschätzig zu schnauben.

Wie schön wäre es jetzt, einfach in meinem hässlichen, unrenovierten Klassenzimmer zu sitzen und über die Welt zu lernen.

Jetzt erlebe ich die wahre Welt gerade mit voller Kraft. Und ich muss ehrlich sagen: Sie gefällt mir nicht.

***

Hey, neues Kapitel :)
Übrigens: Wir haben tatsächlich über Europa und die EU gelernt und da ist dieser Kommentar mit dem freien Personenverkehr tatsächlich gefallen XD

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