Woche 1, Dienstag
SOPHIE
Es klopft an der Tür meiner, zugegebenermaßen wirklich schönen, Wohnung. Es ist ein lautes Klopfen, das mich, in Gedanken versunken wie ich nun mal gerade bin, aufschrecken lässt. Schnell schlüpfe ich in den Morgenmantel, der glücklicherweise im Zimmer bereitlag, riskiere noch einen Blick in den Spiegel und öffne die Tür.
Vor mir steht ein äußerst attraktiver Blondling, der, was ich aus seiner Uniform schließen kann, nicht zu uns zehn gehört. "Hallo." Ich lächle ihn an und drücke die Brust heraus. "Was gibt's?"
Dem Mann scheint es die Sprache verschlagen zu haben, doch er fängt sich schnell wieder. "Ich soll Sie holen gehen. In einer Viertelstunde gibt es Frühstück. Da wird dann auch die erste Aufgabe erklärt.", meint er.
"Ach, danke äh . " Ich werfe einen Blick auf sein Namensschild. "O2?" "Officer 2", meint O2 erklärend.
"Ich muss Sie zum Speiseraum bringen.", erklärt er, "Wollen Sie sich noch etwas überziehen?"
"Natürlich!", erkläre ich entrüstet. Denkt der, ich würde in Nachtklamotten das Zimmer verlassen? "Wären Sie bitte so diskret, wegzuschauen?"
"Natürlich!", meint O2, deutlich beschämt, "Ich warte einfach vor der Tür."
"Geht klar", erwidere mich und wende mich in Richtung Kleiderschrank. Entgegen meiner Erwartungen wurden mir hier ganz tragbare Sachen zurechtgelegt. Ich schlüpfe schnell in eine weit geschnittene Röhrenjeans und ein knallrotes, bauchfreies Top und laufe ins Bad.
Verdammt! Die Zeit, die ich jetzt noch habe, wird niemals reichen, um mich ordentlich zu schminken! So trage ich einfach nur ein wenig Gloss und Lidschatten auf und tusche mir die Augen. Eine meiner geliebten Flechtfrisuren geht sich jetzt auch nicht mehr aus - ich beschließe, die Haare offen zu lassen, schlüpfe noch in meine weißen Lieblingschucks, die ich extra von zu Hause mitgebracht habe und verlasse das Zimmer.
Das Frühstück ist schnell beendet und bald betritt Steve Raab, der Typ, der das Ganze organisiert hat, den Raum. "So, meine Lieben", beginnt er und es ist mucksmäuschenstill.
"Die erste Aufgabe wird gleich einmal eine zum Thema Teamwork werden."
Na toll, das fehlte mir noch. Mit irgendeinem Tollpatsch eine Aufgabe zu erledigen, für die wir dann schlussendlich nicht mal gewinnen, ist echt nicht so mein Ding.
"Die Aufgabe wird es, ein Floß zu bauen und anschließend damit ein Rennen zu bestreiten! Bewertet wird das Aussehen eures Werkes sowie seine Seetüchtigkeit. Gearbeitet wird in Zweierteams, immer ein Junge und ein Mädchen zusammen. Womit wir gleich beim Interessantesten der Sache wären: der Verlosung!"
Eine Frau schiebt ein Whitboard ins Zimmer und Herr Raab schnappt sich einen Stift. Mit der anderen Hand greift er in eine Dose. "Sophie Taylor!", ruft er, und ich stehe auf. Komm bitte heraus."
Ich stehe auf und bahne mir einen Weg durch die Menge, wobei ich den Jungs, besonders dem einen, schmachtende Blicke zuwerfe. Hoffentlich wird er mir zugelost!
"Sophie Taylor mit... Robin Johnson!"
Ein Junge, der seine schwarzen Haare betont cool mit Gel zurückgelegt hat und ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Die drei schönste Worte der Welt: Essen ist fertig!" trägt, kommt mit einem arroganten Grinsen zu mir herüber.
Nach und nach werden auch die anderen Teams ausgelost und dann kann es beginnen. Die erste Challenge in Arizona.
***
Kurz darauf stehen wir neben einem See, eine ganze Menge Baumaterialien neben uns. "Lass du mal, Taylor, das ist Männerarbeit.", erklärt Robin großspurig und lächelt mich gönnerisch an.
"Nur damit wir uns mal einig sind, Johnson", sage ich, nicht minder arrogant, seinen Nachnamen betonend, "Ich habe nichts dagegen, wenn du hier die Drecksarbeit machst. Wenn du aber schon mal so verdammt anti-feministisch bist, dann solltest du auch wissen, dass ein echter Gentleman normalerweise das tut, was die Frau will! Also, Johnson, ich würde sagen, du hämmerst erst mal die Bretter zusammen."
Robin Johnson ist baff. Offensichtlich hat er nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet und so dauert es erst mal einige Sekunden, bevor er zum Gegenschlag ausholt. "Aha, Miss Perfect!", sagt er abschätzig, "Geh du mal zusammenhängen, runter auf den Boden. Dann bist du wenigstens bei deinem Niveau!"
Innerlich bin ich ziemlich verletzt, da es bisher doch meistens nach mir ging, lasse mir das jedoch nicht anmerken. Das wär ja gelacht, wenn der gegen mich gewinnen würde!
"Ach ja? Wenn mein Niveau schon am Boden ist, wo muss dann deins sein? Beim Erdkern? Ach entschuldige, wahrscheinlich weißt du bei deinem IQ nicht einmal, was der Erdkern ist!"
Johnson schnaubt vor Wut. "Du, du blöde Zicke, wenn du noch einmal wagst, mich zu beleidigen, dann kriegst du es mit meiner Faust zu tun, ja? Gegen die hast du nämlich keine Chance!"
"Als ob du dich trauen würdest, mich zu schlagen!", meine ich provozierend, "du bist doch viel zu feig!"
Einige Stunden und viele Auseinandersetzungen später kommt O2, um uns zu sagen, dass die Zeit vorbei ist.
Unser Floß ist eher schlecht als recht, da wir uns die ganze Zeit gestritten haben, dennoch versuche ich, unsere Niederlage mit Würde zu tragen.
"Das Rennen", erklärt O2 und lächelt mich an, was ich mit einem finsteren Blick quittiere. Ich bin heute echt nicht mehr in Stimmung fürs Flirten.
Da sehe ich, dass die anderen vier Teams sich bereits mit ihren Floßen aufgestellt haben und O2 schiebt nun auch unseres hinunter zum See.
Dort werden wir bereits von Steve Raab erwartet, doch anstatt zuzuhören, was er redet, beäuge ich lieber die Konstruktionen der Konkurrenz. Sie sind eigentlich alle nicht schlecht, besonders das, das diese rothaarige Lissa und der Süße zusammengebastelt haben, sieht echt hoch aus.
Ich überlege gerade, ob man es vielleicht irgendwie sabotieren könnte, da ruft Herr Raab "Los!"
Erst als ich sehe, dass die anderen, auch Johnson, ihre Floße zu Wasser lassen, begreife ich und besteige ebenfalls unser Boot. Die Konstruktion sieht äußerst instabil aus und als wir endlich auf den Wellen des Sees schaukeln, sitzen Johnson und ich so weit wie möglich auseinander.
"Wir sollten vielleicht paddeln, du Depp!", erkläre ich, tauche widerwillig meine Hände ins Wasser und versuche, unser Boot vorwärtszubewegen. Alle bis auf eins sind bereits weit vorne und ich will das hier wirklich gewinnen.
"Eins, zwei, eins, zwei, eins, zwei!", kommandiere ich, doch Johnson hält sich genau null an den Takt. ER paddelt dazwischen, wirft mir manchmal böse Blicke zu und ignoriert meine Schreie weiterhin.
Plötzlich hören wir hinter uns ein lautes Platschen.
Ein Boot, in dem eindeutig zwei noch Vierzehnjährige gesessen hatten, ist gekentert und jetzt stehen die beiden prustend im Wasser, das ihnen höchstens bis zum Bauch reicht.
Gespielt mitleidig lächle ich den beiden noch zu, dann beginne ich wieder, wie wild zu paddeln. Ich habe meinen Blick starr auf das Holz unseres Floßes gerichtet und bemerke erst, als ich Johnsons "Blöde Kuh!" höre, dass wir gegen einen aus dem See ragenden Baum gefahren sind.
Unser Boot leckt und kurz darauf ist es untergegangen.
"Und eine weitere Gruppe ist ins Wasser gefallen!", hören wir Raabs Stimme durch das Megaphon, "drei sind noch im Rennen!"
Verdammt. Wir haben verloren.
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