ANGELINA

Gebannt starre ich auf mein Handy, aktualisiere alle paar Minuten Instagram und bin mordsaufgeregt. Klar, natürlich passiert es nicht jeden Tag, dass man bei einer Verlosung teilnimmt, bei der es um so etwas Tolles geht.

Ich habe schon einige Male etwas gewonnen. Meistens waren das aber nur irgendwelche hässlichen T-Shirts mit allen möglichen Werbungen darauf oder andere Artikel, bei denen die unterschiedlichsten Logos aufgedruckt wurden.

Aber hier geht es um mehr. Hier geht es um Arizona, und zwar einige Wochen lang! Wettbewerbe sollten dort stattfinden, jeden Tag ein anderer und am Ende jeder Woche würde der oder die Rankingschlechteste heimgeschickt werden.

Ich weiß, dass ich, natürlich nur, falls ich ausgelost werden sollte, meine Freundinnen wirklich vermissen würde, aber die guten Dinge würden eindeutig überwiegen. Ich lebe in einem kleinen Dorf in Michigan und da ist Arizona quasi das andere Ende der Welt! Außerdem bin ich mir, ohne alle Angeberei, dessen bewusst, dass ich ziemlich talentiert bin - eine gute Gelegenheit also, als es denen da draußen zu zeigen.

Abermals klicke ich auf das Profil von fireflyers_official auf Insta und aktualisiere die App abermals. Meine Hände werden feucht, als ich sehe, dass sich etwas getan hat. Ein Countdown, der noch über fünf Minuten laufen würde! Danach würde es passieren. Danach würde ich wissen, ob ich nach Arizona reisen würde oder nicht.

Ich stolpere nervös in die Küche, wische mir die verschwitzten Hände an dem blauen Feinripp-T-Shirt ab, das ich gerade trage und hole mir eine Packung Mannerwaffeln. Als ich wieder in meinem Zimmer angekommen bin, ist der Countdown noch immer nicht abgelaufen und ich beginne, die köstlich süßen Waffeln zu futtern. Als sie alle sind, sehe ich, aus Langeweile, auf der Rückseite der Verpackung nach den Zutaten. Erste Stelle Zucker, zweite Stelle Palmöl. Egal, sie sind wenigstens lecker.

Jetzt ist der Countdown bei 10 angelangt und langsam zähle ich runter.

Endlich verschwindet der doofe rote Hintergrund und stattdessen steht jetzt ein sympathisch aussehender Mann vor der Kamera.

"Hallo Leute! Toll, dass ihr eingeschaltet habt und herzlich willkommen bei der Verlosung, des neuen Fireflyers-Projekt! Ich denke, ihr wisst alle, worum es geht. Nein? Dann erkläre ich es gleich kurz und knackig "

Ich stelle innerlich auf Autopilot. Das habe ich doch alles schon tausendmal gehört. 10 Teenager, 5 Jungs und 5 Mädchen, werden ausgelost, um an dem Wettbewerb in Arizona teilzunehmen. Warum liest er nicht einfach die Gewinner vor?

" beginnen wir mit den männlichen Teilnehmern!", erklärt der Mann und die Spannung steigt deutlich. Er hält ein Fass mit lauter Zettelchen in die Kamera. "Hieraus werde ich jetzt die glücklichen Fünf ziehen!" Er grinst jungenhaft und greift in das Fass.

"Der erste ist Robin Johnson!"

Weiter Jungennamen werden vorgelesen, und ich kaue nervös an den Fingernägeln, eine Angewohnheit, mit der ich eigentlich aufhören wollte.

"Nun zu den Mädels ", meint der Mann und grinst. Mein Magen dreht sich um.

"Die fünf weiblichen Teilnehmer siiiind Lissa Parks, Sophie Taylor, Laura Smith, Samantha Harris uuund "

Meine Nervosität hat sich ins Unermessliche gesteigert, als er endlich den Satz beendet: " Angelina Wood!"

Ich kann mein Glück kaum fassen, sehe bereits einige unter dem Livestream kommentieren und kann es immer noch nicht glauben. Ich bin dabei! Ich werde am Wettbewerb teilnehmen! Ich werde nach Arizona kommen! Arizona!

Ich greife nach der Waffelpackung, wenn ich glücklich bin, brauche ich immer etwas Süßes und sehe mit Bedauern, dass sie leer ist. Egal. Wen kümmert's? Ich werde an meinem absoluten Traumprojekt teilnehmen.

"Die weiteren Infos erhalten die zehn Teilnehmer schnellstmöglich per Mail!", erklärt der Mann noch und winkt dann in die Kamera, "Danke fürs Einschalten!"

Sofort öffne ich Gmail und habe tatsächlich bereits eine neue Mail im Posteingang.

Sie wurde an mich und neun andere Personen gesendet, woraus ich schließe, dass es die anderen Teilnehmer sein müssen und lese aufgeregt und mit immer noch zittrigen, verschwitzten Händen.

Liebe Teilnehmer,

wir freuen uns sehr, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Sie beim akutellen Projekt der Fireflyers dabei sind! Wie Sie sicher schon wissen, wird das Ganze in einem Naturschutzgebiet in Arizona stattfinden. Leben werden Sie für die Zeit, in der Sie hier sind, in einem topmodernen, hübsch eingerichteten Haus.

Im Anhang finden Sie eine Liste mit den Dingen, die Sie bitte mitbringen sollen.

Bitte finden Sie sich pünktlich am 10. Mai im Naturschutzgebiet ein. Etwaige Flugkosten wird natürlich die Organisation zahlen.

Wir freuen uns auf Sie!

Liebe Grüße,

Steve Raab,

Fireflyers.US

Ich sehe mir die Packliste an. Meine Maße und Kleidungsvorschriften musste ich bereits in der Bewerbung angeben und da keinerlei Klamotten auf der Liste stehen, nehme ich an, dass uns dort Hosen und T-Shirts bereitgelegt werden.

Eigentlich steht nicht viel auf der Liste, das ich nicht erwartet hätte, eigentlich brauchen wir fast gar nicht, da uns fast alles, laut Steve Raab, dort zur Verfügung gestellt werden wird.

Dennoch beginne ich gleich mit den Vorbereitungen. Der 10. Mai ist bereits in einer Woche und ich will perfekt gerüstet für dieses Abenteuer sein.

Arizona. Das Wort fühlt sich immer noch so ungewohnt fremd und angenehm auf meiner Zunge an, dass ich es immer und immer wieder aussprechen möchte.

Arizona. Arizona. Arizooooonnnaaaaaa.

Ich schütte mir die Krümel der Mannerwaffeln in den Mund und werfe mich aufs Bett. Nur noch eine knappe Woche, dann geht es los. Dann bin ich endlich raus hier und werde mal echt was erleben.

Ich gehe in die Küche und hole mir Waffel-Nachschub. Hatte ich schon gesagt, dass ich immer Süßigkeiten brauche, wenn ich glücklich bin?