Teenage Disaster - XXIII
Seit einer Woche ging das jetzt schon so. Das Schuleschwänzen, die Erdnussbutter-Apokalypse und der Golf-Marathon.
Und warum der ganze Scheiß?
Ja, genau. Damit ich Jared nicht sehen musste. Oder eher, weil ich zu feige war ihm in die Augen zu sehen geschweige denn auch nur seine Anwesenheit zu ertragen. Auch wenn ich mir sicher war, dass er von der Nacht absolut nichts mehr wusste, außer dass er seinen Geburtstag gebührend gefeiert hatte, traute ich der ganzen Sache einfach nicht. Und mein Gefühl sagte mir, dass mein Bruder irgendwie mitten drin steckte, denn er war überraschend überfürsorglich in letzter Zeit. Versteht mich nicht falsch, Mace und ich würden füreinander über Leichen gehen, aber dieses Mal war es irgendwie... seltsam.
Lustloß lag ich in meinem Zimmer auf dem Bett, hing kopfüber von der Bettkante herunter und versuchte mich auf den Film zu konzentrieren, den ich eigentlich schauen wollte.
»Pizza ist in zehn Minuten da, Mary!«, teilte Mace mir von unten mit, worauf ich nur mit einem "Ja ist gut" antwortete.
Unsere Eltern waren nicht da und wir hatten daher das komplette Haus nur für uns allein, was bisher in einer Kissenschlacht, dem Kampf um die Fernbedienung für den großen Fernseher (den, zu meiner Schande, Mace gewann) und dem „Wer fällt als Erstes die Treppe runter"-Spiel endete (das ich diesmal mit einer Fall-Note von 8,7 gewonnen hatte).
»Oh und noch was«, sagte er beiläufig und stand auf einmal in meinem Zimmer, sodass ich erschrocken von meinem Bett auf den Boden krachte. »ich bin kurz weg, wirst du's ohne mich überleben, Gollum?«
Grimmig sah ich ihn an und warf ein Kissen nach ihm, was er nur lachend abfing und zurück warf (und auch noch traf) bevor er aus meinem Zimmer verschwand und ich wenig später die Haustür ins Schloss fallen hörte.
»Tja, sieht ganz so aus als wären wir zwei wieder alleine Mark.« das Modell des Dinosaurierschädels stand nur weiterhin da. Aber würde er noch Leben, würde er mir sicherlich zustimmen.
Gelangweilt lief ich durch mein Haus, die Treppe rauf und runter, durch die verschiedenen Zimmer da mir so sterbenslangweilig war und ich mich irgendwie beschäftigen musste um nicht an Mr. Ich-bin-so-ein-verdammter-Arsch-und-Mary-liebt- mich-trotzdem-noch zu denken.
Ich denke ihr wisst wen ich meine.
Lustlos las ich die Namen der Kontakte in meinem Handy durch, während ich auf einem der Barhocker saß und daran dachte, wie Jared und ich uns vor noch nicht allzu langer Zeit genau hier geküsst hatten. Und ich würde gerade verdammt viel dafür tun es wieder zu können.
Doch schnell schüttelte ich meinen Kopf und betrachtete wieder mein Handy. Verrückt, ich hatte ihre ganzen Nummern tatsächlich noch eingespeichert; da gab es Ashley, Emma, Melissa, Louis, Max, Steve und sogar noch... Nate.
Sofort schaltete ich mein Handy aus, sprang schon fast vom Hocker herunter und starrte unwohl auf die Erinnerung an die wohl schlimmste Zeit meines Lebens, die ich auf der Glasplatte hatte liegen lassen. Dämliches Hirn - wieso konnte ich grade das nicht einfach vergessen?
Und gerade als ich mich wieder in mein Zimmer verziehen wollte, klingelte es an der Tür worauf ich mich mit einem Stöhnen umdrehte und zur Tür lief. Entweder mein Trottel von Bruder hatte seinen Schlüssel vergessen oder meine heiß ersehnte Pizza war endlich da...
Verwundert sah ich jedoch nach links und rechts, doch als ich weit und breit niemanden ausmachen konnte wollte ich die Tür schon wieder schließen, aber da fiel mir erst jetzt der Pizzakarton auf, der auf der Treppe lag. Mit einem kleinen Lächeln schnappte ich mir meine Pizza und öffnete den Deckel; Peperoni, Thunfisch und Extra Käse ein perfektes Werk in wundervoller Endung.
»Was zur Hölle?« skeptisch riss ich den, mit ein paar Fettflecken gesäumten, gelben Post-it Zettel vom Inneren des Deckel's. Ohne es zu wollen breitete sich die dunkle Befürchtung in meinem Kopf aus, dass Bobby mal wieder seine rachsüchtigen Spielchen mit mir trieb.
Follow me.
Die Adresse erkannte ich auf den ersten Blick nicht. Und was hatte das Ding überhaupt bei meinem Essen zu tun? Und wieso sollte ich das tun, was auf dem Zettel stand? Entschieden schüttelte ich meinen Kopf, oh nein dazu hatte ich gar keinen Bock. Ich würde schön weiter Trübsal blasen und mich selbst bemitleiden.
💐
»Und was soll ich jetzt machen, huh?« orientierungslos stand ich vor einer kleinen Pizzaria mitten in der Stadt und sah mich in der Gegend um und biss in das Stück Pizza, da ich den Karton einfach kurzerhand mitgenommen hatte. Ja, ich hatte mich nicht zurückhalten können den Scherz mitzumachen und jetzt musste ich eben die Sache ausbaden.
Mit einem Schulterzucken wandte ich mich der Pizzeria zu, vielleicht könnten die mir immerhin sagen wo ich hier war...
Und da sprang mir das kleine gelbe Ding, das so offensichtlich an der Scheibe der Pizzaria klebte, dass nur ich es hätte übersehen können. Dämlich grinsend las ich mir die wenigen Worten des nächsten Zettels durch.
Ask me.
Sofort schnellte mein Blick auf die gelangweilte Pizzaria-Kellnerin, die hinter dem Tresen saß und auf ihrem Kaugummi herum kaute. Der Geruch von Pizza, guter Pizza, füllte die Luft im Inneren des Restaurants aus. »Hi.« desinteressiert warf mir die Kellnerin, blond, schlank und hübsch, einen kurzen Blick zu, bevor sie mir unauffällig einen Umschlag über den Tresen zu schob, als wäre das hier ein Hinterzimmer-Drogendeal. »Dein Freund ist echt heiß und süß Erdbeere, Glückwunsch«, raunte sie mir noch zu, was ich irritiert zur Kenntnis nahm.
»Ja ähm... Danke. Eure Pizza ist der Wahnsinn. Wiedersehen.«
Wieder draußen auf der Straße, öffnete ich etwas umständlich den weißen Briefumschlag woraus auch schon der nächste gelbe Zettel auf den Boden segelte.
Look at me. Please.
Plötzlich hatte ich etwas Angst, was noch in dem Umschlag war. Alle meine Fehler für immer festgehalten und auf Fotos verewigt um mich zu erpressen? Aber trotzdem zog ich das erste Foto aus heraus, das umgedreht im Umschlag lag.
»Oh nein«, murmelte ich leise und hielt mir lächelnd eine Hand vor den Mund.
Auf dem Foto waren Jared und ich, wie ich gerade auf seinem Schoß saß und mir einen Löffel Kirschjoghurt in den Mund schob und er über mich lachte.
Schnell nahm ich das Nächste heraus, auf dem diesmal nur Jared zusehen war und... sagen wir nicht gerade intelligent in die Kamera schaute. Das Foto hatte ich gemacht, was mein Lächeln breiter werden ließ, sodass ich ein Weiteres heraus nahm.
»Wo zur Hölle hat wer auch immer das denn her?«, kreischte ich hysterisch, was einige vorbeigehende Passanten verstörend zu mir sehen ließ. Aber mein spontaner Gefühlsausbruch war weiß Gott berechtigt, denn das vorletzte Foto zeigte mich, wie ich schlafend in Jared's Armen lag und das auf Six' Couch. Ich spürte regelrecht wie mein Herz weich wurde und meine Hände leicht anfingen zu zittern, als ich das letzte Bild ansah, das mich fast zum weinen gebracht hätte, da ich endlich einsah, was für eine Idiotin ich gewesen war. Ich hatte alles kaputt gemacht, was zwischen mir und Jared war. Alles. Ganz allein. Denn dieses Foto war nach einer ganz bestimmten Nacht eines gewissen Geburtstages gemacht worden, als Jared mit mir in seinem Bett lag, seine Arme schützend um mich gelegt hatte und ich mich an ihn gekuschelt hatte und leicht lächelte. Es war mir egal dass dieses Foto nie hätte existieren dürfen und auch die Tatsache dass dieses Foto eigentlich echt unheimlich war, denn verdammt ich sah glücklich aus. So glücklich wie schon sehr, sehr lange nicht mehr und gerade diese Tatsache ließ eine vereinzelte Träne über meine Wange laufen, als ich mit zitternden Händen den letzten gelben Zettel aus dem Umschlag zog.
Date me.
»Mary?« blitzschnell drehte ich mich um und presste die Fotos an mich, als hätte ich Angst dass mir jemand die ganzen schönen Erinnerungen nehmen könnte. Da stand er. Er stand einfach vor mir und sah mich an. Mit diesem einen wundervollen Blick der so viel in mir auslöste, dass der einzelnen Träne eine weitere folgte.
Egal wie sehr ich sauer auf ihn sein wollte, egal wie sehr ich mir eingebildet hatte, dass er nicht gut für mich war oder dass ich mich eigentlich von ihm fernhalten wollte, ich liebte ihn. Ich liebte ihn immer noch und wusste nicht einmal warum ich das überhaupt tat.
»Ich sehe schrecklich aus, oder?« nervös strich ich mir ein paar rote Haare aus dem Gesicht und sah beschämt auf meine Schuhe. »Nein du siehst fantastisch aus Fire«, gestand er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Es gab keinen Grund weswegen ich auf ihn sauer sein sollte... und das war ich auch nicht. Im Gegenteil.
»War das hier deine Idee?«, fragte ich leise und wischte mir mit dem Ärmel meines viel zu großen Hoodies über die Wangen.
»Also, na ja... Bobby hat mir Assistiert. Und Reeve. Und Mace. Six eigentlich auch, genauso wie Maddy, Lois und Karen aber... ja, eigentlich war es meine Idee.«
Ich musste bei seiner etwas unbeholfenen Erklärung lächeln. So kannte ich Jared bisher gar nicht; so süß, nicht besonders redegewandt und fast schon schüchtern.
Gerade wollte ich ihm sagen, dass ich ihm nicht böse war und ihm endlich gestehen dass er es tatsächlich geschafft hatte, dass ich mich in ihn verliebte, als er sich seine Jacke zurecht zog, einmal tief Luft holte und mir zuvorkam:
»Marylynn Ana Sparks, ich liebe dich. Verdammt ich liebe dich so sehr dass es eigentlich schon fast komplett irre ist. Und ich weiß, ich bin ein kompletter Arsch, ein Aufreißer und ein Erdnussbutter liebender Idiot. Und ja, bisher habe ich so gar nichts von Liebe wissen wollen aber... na ja du bist die erste die ich nicht haben konnte und das ist heiß Fire, ehrlich. Aber dein Charakter ist echt... der Wahnsinn. Ich hab bisher noch nie ein einziges Mädchen getroffen, dass auch nur annähernd ein bisschen ist wie du. Mary du bist nicht perfekt, wirklich nicht; du bist sarkastisch, manchmal echt fies, knallhart und realistisch, denkst viel zu viel nach und bist fast so pessimistisch wie Six.«
Ich konnte einfach nur stocksteif dastehen und gebannt Jared anstarren, der mir gerade jetzt wirklich eine Liebeserklärung zu machen schien. Ich wäre ihm am liebsten schon jetzt in die Arme gesprungen, hätte ihn geküsst und hätte ihm tausendmal gesagt, wie sehr ich ihn auch liebte, aber er schien noch nicht ganz fertig zu sein.
»Aber Mary, du bist perfekt für mich. Denn du hast mir gezeigt dass sogar jemand wie ich dazu fähig ist zu lieben.« er sah mich verloren an, wusste anscheinend überhaupt nicht wie ich reagieren würde. Und ich?
»Jared ich... früher war ich-«
»Ich weiß es Mary«, verriet er mir, weshalb ich kurz das aller Schlimmste befürchtete, doch er lächelte nur leicht. »Ich weiß alles.«
Alles. Er wusste alles. Ich war viel zu benebelt und glücklich als dass ich fragen könnte, woher er meine dunkelsten Geheimnisse kannte, und ehrlich gesagt, konnte ich es mir schon denken und war ihm sogar dankbar deswegen, denn eine tonnenschwere Last fiel von meinen Schultern. Die, dass ich mich nicht mehr vor Jared verstecken musste, dass er jetzt wusste wer ich wirklich war und nicht anders über mich dachte; mich immer noch liebte.
Ich schaffte es gerade noch so ihm meine Hand hinzustrecken und ihm den, jetzt komplett zerknitterten, gelben Zettel zu geben. »Ja.«
Ein wenig perplex sah er mich an. »Wie jetzt Ja?«
Ich lachte leicht, als er mir den Zettel aus der Hand nahm. »Ja, wegen dem Date.«
Erleichtert atmete er auf und hielt sich eine Hand auf die Brust. »Scheiße Fire ich dachte grade echt du würdest mich sitzen lassen«, gestand er mir und zog mich an meiner Hüft an sich, um mir in die Augen zu sehen.
»Ich werde dich niemals mehr sitzen lassen Jared«, sagte ich noch leise, bevor ich eine Hand an seine Wange legte und ihn küsste, was er sofort erwiderte und ich spürte, wie er in den Kuss lächelte, was bei mir das Gleiche bewirkte. Doch dieser Kuss war nicht Irgendeiner. Es war eine endgültige Entschuldigung aller Fehler die jeder von uns Beiden -sein wir ehrlich: hauptsächlich ich- begangen hatte.
»Komm schon, es gibt da noch ein paar Fotos die du unbedingt sehen solltest«, raunte er mir zu, wovon ich eine angenehme Gänsehaut bekam und zog mich an meiner Hand neben ihm in die Pizzaria zurück, wo die Kellnerin mir verschwörerisch zuzwinkerte, was mich nur zum kichern brachte.
Denn ich war glücklich. Und das konnte mir niemand mehr nehmen. Kein Nate, keine schlechte Laune, nichts und niemand. Denn auch wenn ich früher die unsinnige Antagonistin in sämtlichen Liebesgeschichten war, war ich jetzt die Protagonistin in meiner eigenen, vielleicht etwas untypischen, Geschichte. Und die vorherigen Kapitel waren nicht mehr wichtig, sie waren beendet. Aber dieses hier, mit Jared, das fing gerade erst an...
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🍾🍾🍾
Pop yer perignon!
Damit ist Teenage Disaster jetzt (zum zweiten Mal) beendet & es geht offiziell mit dem lieben Mace in Simple Chemistry weiter😊
~May&Bae
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