Teenage Disaster - XXII
Mace
»Hör zu Lia-«
»Mein Name ist Mia!«, unterbrach sie mich und ich hörte, wie verletzt sie war.
Ich atmete tief ein. »Schön. Dann eben Mia. Es passt mir grade so gar nicht in den Plan dass du anrufst, denn ich muss mich grade um jemanden anders kümmern und außerdem-« wieder ließ sie mich nicht zuende reden, was tierisch nervte, weswegen ich meinen Griff um das Lenkrad verkrampfte und mein Handy mit der Anderen festhielt.
»Du hast eine Andere? Ich hatte wirklich Gefühle für dich du... du Idiot!«, schrie sie hysterisch, was mich jedoch nur aufseufzen ließ. Naives Mädchen.
»Danke. Mia, hör zu. Wir waren nie zusammen, klar? Ich weiß nicht mal mehr welche Farbe deine Unterwäsche hatte, also nimm dir das nicht so zu Herzen«, riet ich ihr ehrlich und parkte vor dem Supermarkt, da wir absolut kein einziges Glas Erdnussbutter mehr hatten. Mary hatte alle -jedes einzelne- vernichtet und deswegen war es jetzt an mir Nachschub zu holen während sie Zuhause den Taschentuch-Bestand dezimiert und irgendwelchen Typen aus romantischen Filmen hinterher schmachtete.
»Ich dachte du fühlst dasselbe für mich, Mace...«, sagte sie niedergeschlagen, als ich aus meinem Auto stieg.
»Mia, das was ich dir jetzt sage wird deine kleine Welt zerstören: Jungs schlafen nicht nur mit euch Mädchen, weil sie euch lieben. Also schon, aber eben eher das... was ihr bereit seid zu geben wenn man ein wenig mit euch spielt. Denk dran Mia, ich muss Schluss machen; Erdnussbutter holen.« ohne auf ihre Antwort zu warten legte ich auf, steckte mein Handy weg, setzte mir meine Cap verkehrt herum auf und war bereit für meine Schwester jedes verdammte Glas Erdnussbutter zu kaufen, das es auf dieser Welt gab.
💐
»Hey Zwilling, du ich steh grade in einem echt fetten Stau. Ich komm also später, vermiss mich nicht zu sehr, dein edler Ritter in scheinender Rüstung ist schon auf dem Weg zu Euch, schöne Prinzessin.«
Dass ich Mary gerade anlog, war mir durchaus klar.
Dass ich mich selbst dafür hassen würde, was ich jetzt vorhatte, war mir ebenso klar.
Dass Mary mich deswegen umbringen würde, war mir aber so was von klar.
Und trotzdem hielt mein Wagen wenige Minuten -wegen eines kleinen Umwegs- später vor genau dem Haus, in dem all das Grauen -Grey's Anatomy 24/7, die Taschentücher-Apokalypse und die Erdnussbutter-Epidemie- seinen Ursprung und Anfang genommen hatte.
»Jared?« ich lehnte mich lässig gegen mein Auto und schob meine Sonnenbrille ein Stückchen nach unten, wie es die knallharten Agenten in den Actionfilmen immer taten.
»Mace, wenn du mich töten willst stell dich hinten an.«
Na das klang doch mal sehr einladend.
Ich lachte kurz auf. »Noch nicht. Laut meinen geheimen Berechnungen, wäre ein Mord bei Sonnenaufgang die beste Strategie«, sagte ich sachlich. »Egal Mann, ich bin nicht hier um dich eigenhändig zu erwürgen weil du meine Schwester gevögelt und ihr damit ihr schwarzes Herz gebrochen hast, ich muss wegen was Anderem mit dir reden.«
Für einen kurzen Moment herrschte völlige Stille am anderen Ende der Leitung. »Wo bist du?«
»Gib mir drei Sekunden und ich steh direkt vor deiner Haustür, Mann.«
Und ich hielt mein Wort und lehnte in der Tür, als ein Jared die Tür öffnete, der ganz und gar nicht an den alten Jared erinnerte. »Was zur Hölle ist das und was hat es mit Jared gemacht? Du siehst scheiße aus, Mann«, merkte ich äußerst unsensibel an.
»Was willst du Mace?«, fuhr er mich an und schloss die Tür hinter mir wieder. Und mit Erstaunen stellte ich fest, dass das Haus wieder völlig normal aussah. Anscheinend hatten die Anderen ganze Arbeit geleistet, als sie geholfen haben aufzuräumen. Respekt.
Ich räusperte mich resigniert und ließ mich auf der Couch nieder. »Wie gesagt, ich mach dir keinerlei Vorwürfe, noch hege ich irgendwelche Mordgelüste gegen dich Jared. Eigentlich... eigentlich finde ich es sogar fast gut, dass du mit Mary geschlafen hast.«
Meine Aussage schien ihn anscheinend so sehr zu verwirren, dass er einfach nur perplex dastehen und mich ungläubig anstarren konnte.
»Ich lebe also noch ein paar Tage länger?«, bemerkte er und ließ sich neben mich auf die Couch sinken. »Ich ahne dass dieses Gespräch sehr, sehr merkwürdig werden wird, also hau raus: warum bist du hier?«
»Weil du sie nicht kennst, Jared.«
»Wen?«
»Mary.«
Stumm hielt er seinen Blick auf dem Boden, nicht sicher, was er von diesem kurzen, doch so bedeutungsvollen Wortwechsel halten sollte.
Also ergriff ich wieder das Wort, bevor ich doch noch schnallen würde, dass die Rache meiner Schwester grenzenlos sein würde: »Du denkst du kennst sie, aber was weißt du eigentlich über sie? So gut wie nichts. Weißt du wieso sie kifft? Wieso sie so grandios im Bett ist? Oder wieso wir überhaupt hier her gezogen sind?«
Jared schüttelte bloß seinen Kopf und sah mich an, als wüsste er wieder nicht, worauf ich hinaus wollte, dabei war es doch so einfach.
»Jared... da ich weiß dass meine Schwester mich eigenhändig häuten wird, für das, was ich dir gleich erzähle, versprich mir eins«, sagte ich ernst und legte ihm eine Hand auf die Schulter, sodass er mich ansah, »Du wirst anders über sie denken, sei dir dabei bewusst. Sie ist auch nur ein Mädchen - und Mädchen haben manchmal tief vergrabene Geheimnisse, die niemand ausgraben sollte.«
»Nimm's mir nicht übel Mace«, sagte Jared, »aber sollte Mary mir das nicht eher selbst erzählen?«
Ich lächelte kurz, da er tatsächlich so ahnungslos war wie ich dachte. »Ja sollte sie, aber ich kenne sie besser als jeder Andere und ich weiß, dass sie es dir niemals erzählen würde.«
»Wieso?« das die Frage bescheuert war, schien er nicht zu merken.
»Weil sie Angst davor hat«, antwortete ich ihm. »Sie hat Angst davor, dass wenn es irgendjemand erfährt, ihr wieder dasselbe passiert wie damals.«
Eine ganze Zeit lang sahen wir uns einfach nur schweigend an. Er schien zu überlegen, ob er es tatsächlich noch wissen wollte, ob er Mary's andere Seite kennenlernen wollte. Doch als er mir zu nickte, holte ich noch einmal tief Luft - betete dass Mary mich nicht im Schlaf mit einem Kissen ersticken würde- und fing an, die Vergangenheit auszugraben, die meine Schwester eigentlich im Dunkeln so tief verscharrt hatte, dass sie nie wieder Tageslicht erblicken würde.
»Mary kennst du. Aber du kennst ihre andere Seite, Marylynn, die sie früher war, nicht. Damals, in Columbus, war meine Schwester das... das was viele eine Bitch nennen. Sie war das Mädchen das mit High Heels und diesen unglaublich kurzen Hot Pants rumgelaufen ist. Sie war mal der Captain des Cheerteams und hat mit dem Quarterback geschlafen. Sie war der Diamant den einfach jeder angehimmelt hat. Jedenfalls, war dann da dieser Neue -Nate- er war der Einzige, der sie nicht als Diamant angesehen hat, sondern als... eben normales Mädchen. Und du musst wissen, Mary war damals eine absolute Null in Psychologie. Und irgendwann hat sie eben Nachhilfe darin genommen. Und plötzlich war da wieder Nate -die Eins in Psychologie- er war kein Streber, er war auf den ersten Blick eben einfach normal.
Ich weiß bis heute nicht wie er es geschafft hat, dass meine Schwester sich in ihn verliebt hat, aber ich weiß immer noch was er damals zu ihr gesagt hat: "jeder weiß, dass du schön bist, aber niemand weiß, dass du schlau bist". Wahrscheinlich hat sie sich in ihn verliebt weil er als einziger etwas anderes als das Offensichtliche gesehen hat.
Jedenfalls waren sie dann zusammen, alles gut und schön, jahrelang, Jared, sie waren Jahre zusammen. Aber Nate war... zu perfekt, selbst für sie. Und ich habe nie nachgefragt obwohl ich es hätte tun sollen. Er hat sie wie abhängig von sich gemacht. Und dann hat er seine Karten ausgespielt. Zuerst hat er sie zum kiffen überredet, dann hat er ihr ihre Freunde genommen, dann sogar fast unsere Eltern, da sie Nate vergöttert haben - nur mich bekam er nicht. Ich war der Einzige den Mary noch hatte. Es hat sie zerstört, Jared. Er hat sie zerstört, nicht nur äußerlich sondern der wahre Schaden war in ihrem Inneren.
Sie hat Angst Jared. Sie hat Angst davor sich wieder so abhängig von jemandem zu fühlen. Wie gesagt es hat sie komplett zerstört. Es war von Anfang an sein Plan, und er war perfekt.
Unsere Eltern haben nicht nachgefragt, als der Entschluss fiel dass wir umziehen. Sie wussten ganz genau dass etwas passiert sein musste. Und ab da an, gab es Marylynn nicht mehr - zumindest wollte Mary sich selbst das glauben lassen. Sie wurde zu Mary; das Mädchen dass The Beatles mindestens genauso wie ihr liebstes Hobby -Paläontologie- liebt und sich unsterblich in einen Idioten verliebt hat.«
Mit offenem Mund starrte Jared mich an. Und ich? Ich atmete tief durch. Ich hatte es durchgezogen. Er wusste es. Mary würde mich umbringen und Jared würde-
»Scheiße Mann... ich liebe sie trotzdem noch«, murmelte Jared völlig fertig und fuhr sich durch seine Haare. Ich sah es ihm an, er meinte was er sagte, doch von jetzt auf gleich würde nicht alles wieder gut werden. Er brauchte Zeit. Genauso wie meine Schwester auch.
Ich lächelte leicht und klopfte ihm brüderlich auf den Rücken. »Na dann, ich ruf dich an wenn sie wieder einigermaßen okay ist. Und bis dahin lass dir was einfallen. Ich sag's nochmal: Mary liebt dich wie niemanden sonst, also versau es dir nicht.«
Und mit diesen Worten stand ich auf und ließ Jared mit seinen Gedanken allein.
Denn ich wurde heute noch wo ganz anders gebraucht. Meine Schwester brauchte mich und ich würde alles dafür tun, um für sie da zu sein.
---
Truth to be told.
Shocked?
~May&Bae
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro