Die Tage vergingen... Genau wie die Wochen. Die Rumtreiber setzten ihren Schulalltag so wie er war fort. Die Schülerin Olivia Roberts galt als vermisst. Ganz Hogwarts war deswegen in Aufruhr... Von einem Tag auf den anderen war sie verschwunden. Ihre drei Mitbewohnerinnen Avery Brown, Elizabeth Byrne und Jessica Anderson wurden befragt, ob sie denn etwas über ihr Verschwinden wüssten. Auch die Rumtreiber wurden alle vier separat in Professor McGonagalls Büro gebeten. Doch alle vier gaben ihr die gleiche Antwort. Nämlich, dass sie keine Ahnung hätten, wohin Liv verschwunden sein könnte.
Der nächste Vollmond rückte immer näher und die Rumtreiber wurden immer nervöser. Die Nacht, in der sie ein für allemal herausfinden würden, ob Livs Halskette den Werwolf in Remus versiegeln konnte.
,,Wie geht es dir Moony?" fragte James, als die vier wie jeden Abend gemeinsam auf dem Gryffindor Tisch beim Abendessen saßen.
,,Ganz gut glaube ich..." murmelte er und stocherte in seinem Auflauf herum.
Seine Freunde warfen sich gegenseitig hoffnungsvolle Blicke zu. Vollmond war bereits in vier Tagen. Normalerweise zeigte Remus um diese Zeit bereits erste Anzeichen von Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Übelkeit. Doch es schien ihm bis jetzt noch sehr gut zu gehen. Das war ein gutes Zeichen!
,,Hey, was bist du denn so trübselig." meinte Peter und boxte ihm kurz spielerisch in die Seite. Remus antwortete nicht und nahm nur einen Bissen von seinem Essen.
,,Geht es dir doch nicht so gut?" fragte Sirius besorgt.
,,Doch, mir fehlt nichts, mir ist nicht schlecht oder so." meinte Remus nur und winkte ab
,,Was ist dann das Problem?" kam es von James. Remus seufzte.
,,Nichts..." murmelte er.
,,Alter, wir merken doch, wenn es dir schlecht geht, Moony!" schnaubte Sirius.
,,Ich hab' gesagt es ist nichts!" brummte Remus missmutig. Er legte seine Gabel zur Seite und stand von der Bank auf.
,,Ich geh' kurz an die frische Luft..." murmelte er und ging mit zügigen Schritten aus der Halle. Seine Freunde warfen sich gegenseitig verwunderte Blicke zu. Was hatte er nur?
Remus hingegen verließ das Schloss und ging nach draußen zu der Trauerweide am Ufer des schwarzen Sees. Seufzend setzte er sich auf eine herausragende Wurzel und starrte auf die spiegelglatte Wasseroberfläche des schwarzen Sees. Betrübt beobachtete er wie sich die fast schon untergegangene Sonne darin spiegelte.
Die Szene, wie Liv in den Tiefen des Sees verschwunden war, spielte sich wieder und wieder in seinem Kopf ab. Sie fehlte ihm... Das konnte er nicht leugnen. In den letzten Zwei Wochen war er oft hier am schwarzen See gewesen. Er wusste zwar, dass er sie nicht zu Gesicht bekommen würde... Doch irgendwie hatte sein Unterbewusstsein die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
Seufzend griff er unter seinen Pullover und holte die Kette mit der schneeweißen Perle hervor. So sehr er sich nach dem Gedanken, kein Werwolf mehr zu sein sehnte... Es fühlte sich komisch an, jetzt die Träne des Ozeans zu tragen. Wenn der Preis für ein normales Leben Livs Verschwinden gewesen war, dann kam er Remus nur halb so toll vor.
Schnaubend griff er nach hinten an seinem Nacken nach dem Verschluss der Kette. Er hatte keine Lust mehr. Deprimiert öffnete er ihn und riss sich die Kette hinunter.
Kaum hatte das Metall aufgehört seine Haut zu berühren, durchfuhren Remus plötzlich stechende Kopfschmerzen. Er verzog schmerzvoll das Gesicht und hielt sich den Kopf. Verwundert starrte er auf die Kette, die in seiner Hand baumelte. Zögernd legte er sie sich wieder um. Kaum war der Verschluss der Halskette wieder zu, waren die Kopfschmerzen auf einmal weg. Remus schluckte... Die Halskette schien tatsächlich etwas zu bewirken...
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Die Rumtreiber waren bereits zurück in ihrem Schlafsaal, als Remus zurück kam.
,,Wo warst du denn so lange?" fragte Peter, als er durch die Tür trat. Es war nämlich bereits kurz vor der Sperrstunde. Remus zuckte mit den Schultern.
,,Draußen." meinte er knapp.
,,Zwei einhalb Stunden?" fragte Sirius skeptisch. Wieder zuckte Remus nur mit den Schultern.
,,Hey, hör mal..." begann James und ging auf seinen Freund zu.
,,Du und Liv habt euch gut verstanden und wir verstehen auch, dass sie dir fehlt. Wir geben dir auch Zeit, versprochen. Aber das ganze ist schon fast drei Wochen her und du bist noch immer total niedergeschlagen."
,,Macht es euch denn nichts aus, dass wir sie nie wieder sehen werden?" schnaubte Remus etwas gereizt.
,,Doch, na klar." meinte Sirius.
,,Wir mochten sie doch alle. Sie war unsere Freundin." kam es von Peter.
,,Aber... Du wusstest doch, wie sehr Liv ihr Zuhause vermisst hat. Jetzt ist sie endlich wieder dort wo sie hingehört." versuchte James Remus klarzumachen.
,,Aber was, wenn ihr Rudel sie noch immer nicht akzeptiert? Was wenn ihre Mutter wütend ist, weil sie ohne die Träne zurückgekommen ist? Ich hab einfach kein gutes Gefühl dabei..." seufzte Remus verzwickt. James klopfte ihm brüderlich auf die Schulter.
,,Ich bin mir sicher es geht ihr gut." sagte er mit einem Lächeln.
Die Rumtreiber hörten schließlich auf über Liv zu reden und wechselten das Thema. Irgendwann war es bereits kurz vor Mitternacht und die Jungs legten sich schlafen. Alle bis auf Remus. Irgendwie bekam er kein Auge zu. Er wälzte sich in seinem Bett herum während ihm wieder hundert Gedanken durch den Kopf gingen.
Schließlich merkte er, dass es wohl keinen Sinn mehr hatte, zu versuchen weiterzuschlafen. Er setzte sich auf und griff nach der ersten Lade seines Nachtkästchens und kramte darin herum, bis er ein großes, zusammengefaltetes Stück Pergament herausholte.
,,Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin!" flüsterte er leise, um die anderen nicht zu wecken und berührte mit der Spitze seines Zauberstabes das Pergament.
,,Lumos!" murmelte er kurz darauf, und helles Licht strömte aus seinem Zauberstab.
Er begann zum Zeitvertreib die Leute auf der Karte zu beobachten. Professor Dumbledore ging wie so oft in seinem Büro auf und ab. Der Hausmeister, Filch, kontrollierte den vierten Stock. Madam Pomfrey kümmerte sich um die drei Patienten, die sie gerade im Krankenflügel liegen hatte.
Plötzlich erkannte er ein Namensschild mit der Aufschrift Caius Connor, die gerade die Treppe in Richtung siebten Stock hinaufging. Neugierig verfolgte Remus das kleine Namensschild.
Plötzlich blieb Connor vor dem Wandteppich von Barnabas dem Bekloppten stehen. Remus runzelte skeptisch die Stirn. Doch im nächsten Moment, begann das Namensschild zu verschwinden. Als hätte Connor sich gerade in Luft aufgelöst. Doch Remus wusste genau, welchen Grund das hatte.
,,Hey! Hey, Leute!" sagte er laut und schaltete das Licht im Schlafsaal schnell wieder ein. Ein Murren ertönte von den Betten seiner Freunde.
,,Moony, es ist mitten in der Nacht..." jammerte Peter verschlafen.
,,Mach das Licht wieder aus!" murmelte James.
,,Kommt, seht euch das an!" forderte Remus seine Freunde auf und machte gar keine Anstalten das Licht wieder auszuschalten.
,,Was willst du denk mit der Karte?" murmelte Sirius verwundert, als er das Pergament in Remus' Händen erblickte.
,,Connor ist gerade im Raum der Wünsche verschwunden." sagte er zu den anderen. Wie auf Kommando waren plötzlich alle hellwach.
,,Was?" fragte Peter neugierig und sprang aus seinem Bett, um einen Blick auf die Karte zu werfen.
,,Sein Name ist gerade verschwunden. Vor dem Wandteppich von Barnabes dem Bekloppten." sagte Remus.
,,Es ist fast ein Uhr Morgens... Was tut Connor um diese Zeit im Raum der Wünsche?" murmelte Sirius und runzelte die Stirn.
,,Keine Ahnung, der Typ ist irre, schon vergessen?" schnaubte James und blinzelte noch ein paar Mal verschlafen.
,,Vielleicht bereitet er ja irgendwas für seinen Unterricht vor." vermutete Peter. Remus warf ihm einen skeptischen Blick zu.
,,Im Raum der Wünsche?"
,,Was weiß ich, das würde jedenfalls einen Hauch von Sinn machen. Also ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin müde! Gute Nacht..." brummte er vor sich hin und warf sich auf sein Bett. Auch Sirius und James gähnten ausgiebig.
,,Mach dir keinen Kopf, Moony. Wahrscheinlich ist es gar nicht so spektakulär. Connor ist und bleibt eben merkwürdig, das wissen wir doch schon." meinte James und ging ebenfalls zurück in sein Bett.
,,Ja... vermutlich habt ihr recht..." seufzte Remus und starrte noch immer auf den Fleck auf der Karte, auf welchem Connors Name vor einer Minute verschwunden war.
Er wusste, dass seine Freunde mit ihrer Vermutung sicher richtig lagen. Doch irgendwas an der Sache ließ ihn nicht locker...
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