Aufgewacht
Mit pochenden Kopfschmerzen begann Liv blinzelnd die Augen zu öffnen. Sie erinnerte sich nur wage an das, was gestern passiert war, nachdem Professor Connor ihr Zimmer wieder verlassen hatte. Eigentlich kaum. Sie wusste nur, dass jemand plötzlich den Tank umgeworfen hatte, in welchem sie gelegen hatte.
Plötzlich bemerkte sie, dass sie nicht mehr von Wasser umgeben war. Sie spürte, dass ihr Kopf auf einem flauschigen Kissen lag. Ihr ganzer Körper lag auf einer weichen Matratze und war mit einer kuscheligen Decke zugedeckt worden. Außerdem trug sie einen langen, dunkelblauen Pullover, der ihr viel zu groß war.
Langsam versuchte sie ihren Kopf zu bewegen und sich aufzurichten, was ihre Kopfschmerzen allerdings nur schlimmer machte. Sie versuchte durch ihre verschwommene Sicht irgendetwas zu erkennen. Je öfter sie blinzelte desto klarer konnte sie ihre Umgebung erkennen. Das erste was ihr auffiel war die Farbe rot. Rote Vorhänge, rote Bettbezüge, alles war rot.
,,Liv! Du bist wach!" ertönte plötzlich eine erleichterte Stimme neben ihr. Sie zuckte erschrocken zusammen und ihr Kopf fuhr zur Seite.
,,Remus...?" stammelte sie ungläubig als sie den braunhaarigen Jungen entdeckte, der auf einem Schemel neben ihrem Bett saß und wie so oft ein Buch in der Hand hatte.
,,Wie geht es dir?" fragte er behutsam und legte sein Buch zur Seite.
Liv war völlig verwirrt. So sehr sie sich auch freute ihn zu sehen, sie hatte keine Ahnung wie sie hierher gekommen war und warum sie nicht mehr in Connors Schreckenslabor war. Dennoch war sie einfach so erleichtert und froh dort weg zu sein, dass ihr sofort Tränen in die Augen stiegen.
,,Hey! Alles gut! Es ist alles gut!" begann Remus sie sofort zu trösten. Liv schlug die Hand vor den Mund und weinte bitterlich. Remus beugte sich sofort zu ihr hinüber um sie in den Arm zu nehmen.
,,Merlin... Du Arme..." murmelte er leise und strich ihr beruhigend über den Rücken.
,,Ich hatte solche Angst, Remus!" sagte sie zitternd.
,,Ja... Ich will mir gar nicht vorstellen, was er dir angetan hat." seufzte Remus nur, während er hasserfüllt an Connor dachte.
Liv klammerte sich weiter ängstlich an Remus. Als hätte sie Angst, sie würde sofort wieder zurück in den Glasbehälter kommen, sollte sie ihn loslassen. Egal, ob ihre Glieder und Knochen höllisch schmerzten oder ihr Kopf wie verrückt pochte...
,,Hast du Schmerzen?" fragte Remus sie, als er merkte, dass sie noch immer furchtbar zitterte und sich krampfhaft an ihm hielt. Liv nickte noch immer unter Tränen.
,,Hier... Ich hab' etwas für dich." sagte er und löste sich langsam von ihr. Er griff nach einer kleinen, mit milchiger Flüssigkeit gefüllten Phiole und reichte sie ihr.
,,Trink das! Danach geht es dir besser." sagte er. Zögernd nahm Liv das gläserne Fläschchen entgegen.
,,Das hat mir Madam Pomfrey gegeben. Ich hab' gesagt, ich hätte Kopfschmerzen. Das ist sie ja von mir sowieso gewohnt." sagte Remus und lächelte matt. Liv kippte das milchige Gebräu auf einmal hinunter. Sie verzog sofort das Gesicht.
,,Ich weiß... Es ist bitter. Aber es hilft wirklich!" versicherte Remus ihr und nahm ihr das leere Fläschchen wieder ab.
,,Wo sind die anderen?" stotterte Liv leise.
,,Beim Unterricht." antwortete Remus ihr. ,,Ich bin hier geblieben. Madam Pomfrey hat mich krank geschrieben."
Liv nickte langsam. Mittlerweile schien sie sich ein wenig beruhigt zu haben. Remus seufzte und nahm ihre Hand.
,,Was ist passiert, nachdem du zurück in den schwarzen See gegangen bist?" fragte er ruhig. Doch Liv schüttelte nur den Kopf.
,,Das ist es ja... Ich war nie im schwarzen See." murmelte sie. Remus runzelte verwirrt die Stirn.
,,Was? Aber, ich hab' doch gesehen wie-..."
,,Nein... Er hat mich bewusstlos gezaubert kurz bevor ich hinein konnte. Und euch hat er mit einem Gedächtniszauber belegt, damit ihr denkt ich wäre frei." sagte sie. Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen, die sie kaum zurückhalten konnte. Remus' Augen weiteten sich ungläubig.
,,Was hat er getan!?" fragte er fassungslos. Seine freie Hand ballte sich zu einer Faust.
,,Dieser Mistkerl..." zischte er wütend.
,,Als ich aufgewacht bin, war ich in diesem... Tank aus Glas! Voll mit totem Wasser! Da kam plötzlich Connor hinein und hat begonnen an mir herumzuexperimentieren." erzählte Liv ihm mit bebender Stimme.
,,Er hat mir... Blut abgezapft! Und mir Schuppen herausgerissen. Und dann hat er begonnen meine Kiemen aufzuschneiden und sie zu untersuchen. Er wollte meine Schwimmhäute durchtrennen und eine Probe davon nehmen..."
Je weiter Liv von den Gräueltaten erzählte, die ihr Connor hinzugefügt hatte, desto mehr Tränen liefen ihr über ihr Gesicht. Remus hielt einfach weiterhin ihre Hand und hörte ihr gebannt zu.
,,Ich kann in dem Wasser, in das Connor mich gesteckt hat, nicht überleben. Es hat mich von Minute zu Minuten immer weiter geschwächt, bis ich mich irgendwann fast nicht mehr bewegen konnte... Aber dann wurde er wütend und hat mich geschlagen und an meinen Haaren gezogen..."
Tränen tropften auf die Bettwäsche des Bettes, in welchem sie lag. Mit verheulten Augen wandte sie ihren Blick ratlos Remus zu.
,,Wie habt ihr mich gefunden?" fragte sie fassungslos.
,,Wir haben auf der Karte beobachtet, dass Connor jede Nacht in den Raum der Wünsche gegangen ist und sind neugierig geworden..." seufzte Remus.
,,Es tut mir so unendlich Leid... Du warst so lange gefangen bei diesem Ungeheuer und wir dachten, du schwimmst fröhlich im Meer herum..." murmelte er und senkte beschämt den Kopf.
,,Es tut dir Leid?" fragte Liv ungläubig. ,,Ihr habt mir das Leben gerettet, du Vollidiot!"
Remus blickte wieder auf und sah sie schief an. Auch Liv rang sich zu einem matten Lächeln ab, während ihr Gesicht tränenverschmiert und ihre Augen rot angeschwollen waren. Ihre Augen, die nun blau strahlten, nicht mehr grau, wie Remus es gewohnt war...
,,Deine Augen..." murmelte er leise und musterte sie langsam.
,,Ja... Sie sind endlich wieder so, wie sie früher waren." meinte Liv. Plötzlich kam ihr die Träne des Ozeans in den Sinn.
,,Die Träne!" platzte es aus ihr heraus. Remus schmunzelte und griff um seinen Hals. Mit einem Mal zog er eine filigrane Halskette unter seinem Pullover hervor, an der eine schneeweiße Perle schimmerte.
,,Und?" fragte Liv neugierig. ,,Funktioniert sie?"
,,Ich denke schon." meinte Remus. ,,Ich hab' überhaupt keine Symptome und Vollmond ist schon übermorgen. Aber ob es tatsächlich funktioniert, werden wir wohl erst dann erfahren."
Liv nickte erleichtert.
,,Ich hoffe es so sehr für dich..." seufzte sie und lächelte ihn an. Remus nickte ebenfalls.
Plötzlich hörten beide, wie die Tür zu ihrem Schlafsaal aufgerissen wurde. Etwas erschrocken fuhren beide zusammen und wirbelten herum.
,,Liv!" platzte es plötzlich aus Sirius heraus, der im Türrahmen stand. Sofort kam er auf sie zugestürmt. Hinter ihm kamen James und Peter zum Vorschein, die ebenfalls sofort zu ihr liefen.
,,Hey, Jungs." schniefte sie matt und wischte sich die letzten Tränen von den Augen weg. Als James zu ihr kam legte er sofort die Arme um sie.
,,Merlin, du weißt ja gar nicht, wie viele Sorgen du uns bereitet hast." schnaubte er und löste sich erleichtert wieder von ihr.
,,Wie geht es dir? Hast du Schmerzen? Hat Remus dir Madam Pomfreys Trank gegeben? Du hast ihr doch den Trank gegeben, oder Moony?" brabbelte Sirius vor sich hin.
,,Keine Sorge... Er hat sich gut um mich gekümmert." sagte sie zu den anderen.
,,Natürlich hat er das... Immerhin hat er sich die ganze Nacht zu Sirius ins Bett gezwängt, nur damit du in seinem Bett schlafen kannst." meinte Peter grinsend.
,,Wirklich?" fragte sie mit großen Augen an Remus gewandt.
,,Glaub mir, das war alles andere als angenehm..." brummte Sirius und rieb sich seinen steifen Nacken. James legte ihr besorgt eine Hand auf die Schulter.
,,Bist du okay? Ich meine, abgesehen davon, dass dir wahrscheinlich alles weh tut... Aber ich meine... Bist du okay?" fragte er ganz vorsichtig. Livs Blick ging erstmal in die Leere.
,,Ja... naja irgendwie schon..." murmelte sie leise.
,,Aber?" fragte Sirius nach. Liv zuckte betrübt mit den Schultern.
,,Connor hat vielleicht seinen lebenden Beweis verloren... Aber er hat noch immer die ganzen Proben, die er mit abgezapft hat... Damit hat er die nötigen Beweise, dass Meerjungfrauen noch leben..."
Sie verstummte traurig ehe sie betrübt den Blick senkte. Deswegen konnte sie auch nicht erkennen, wie die Rumtreiber sich gegenseitig grinsende Blicke zuwarfen.
,,Was für Proben denn?" fragte Sirius ganz unschuldig. Liv runzelte verdutzt die Stirn.
,,Na die Proben, die er auf seinem Schreibtisch stehen hatte." murmelte sie. Doch die vier spielten weiterhin auf unwissend.
,,Proben? Auf dem Schreibtisch? Da waren keine Proben, oder hast du Proben gesehen, Tatze?" fragte James ganz scheinheilig.
,,Nein, Krone! Ich weiß nicht, wovon sie spricht." seufzte James. Doch plötzlich schien Peter ein Licht aufzugehen.
,,Achso! Ich verstehe schon! Liv meint die Proben, die wir mitgehen lassen und verbrannt haben?" kam es Peter in den Sinn. Auch den vieren schien es plötzlich auf wundersame Weise wieder eingefallen zu sein. Liv riss ungläubig die Augen auf.
,,Habt ihr nicht getan!"
,,Haben wir." antwortete James grinsend. Liv traute ihren Ohren kaum.
,,Aber dann... Dann heißt das ja..." stammelte sie fassungslos.
,,Connor hat noch immer nicht den kleinsten Beweis." vollendete Remus ihren Satz.
Liv war so überglücklich und erleichtert, dass ihr ein weiteres Mal Tränen in die Augen stiegen.
,,Ihr Jungs seid der Wahnsinn!" brachte sie mit zitternder Stimme heraus. Die vier grinsten sich gegenseitig zu.
,,Wissen wir."
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