- 5.7 - Symbole
Schnell packte Conny noch die Schriftrolle in ihre Tasche und machte sich auf dem Weg zum Wohnheim, um Luna zu treffen. Sie hüpfte fröhlich die Treppe hinunter und machte einen kurzen Abstecher in die Küche, um sich einen kleinen Snack zu holen. Daraufhin öffnete sie den Kühlschrank und steckte ihre Nase hinein. Doch trotz dessen, dass er voll war, befand sich nichts darin, was sie essen wollte. Deprimiert schloss sie den Kühlschrank wieder und begann die anderen Schränke der Küche zu durchsuchen, als die Haustür aufging und ihre Mutter ins Haus trat. "Conny, kannst du mir helfen, die Einkäufe nach innen zu bringen?"
"An sich voll gerne, Mama, aber ich muss jetzt los zu Luna", versuchte sie sich herauszureden.
"Soll ich dich fahren?", fragte ihre Mutter. Conny nickte dankbar. "Gut, dann tragen wir beide noch schnell die Einkäufe in die Küche und dann können wir auch schon los." Mit einem gerissenen Grinsen drückte sie ihrer Tochter die ersten Tüten in die Hand.
Als sie damit fertig waren, die Tüten auszuräumen begaben sie sich in das Auto und Conny drehte die Musik zu ihrem Lieblingslied auf. Quinn schloss die Tür neben sich und nickte ihrer Tochter freudig zu. Es konnte losgehen. Die gesamte Fahrt über verbrachten sie fröhlich singend und im Takt wippend. Den Spaß am Singen hatte sie augenscheinlich von ihrer Mutter geerbt. Teilweise sangen sie zweistimmig im Duett.
Vor dem Wohnheim verabschiedete sie sich noch von ihrer Mutter und sah Luna schon vor der Eingangstür warten. Nachdem sie ihre Freundin begrüßte, erklärte Luna ihr, dass sie gerade angeschnauzt wurde, da sie das Treppenhaus benutzt hatte. Sie strichen nämlich im Moment die Wände dort und mussten wohl oder übel den Fahrstuhl nehmen. Die Angst stand ihr bei dem Gedanken schon im Gesicht geschrieben.
Etwas amüsiert darüber schob Conny ihre Freundin zum Aufzug, welche sich widerwillig gegen Conny stemmte. Als der Aufzug schließlich die Türen öffnete zog sie Luna mit aller Kraft in die gläserne Kabine. Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. Panisch drehte sich Luna zum Ausgang, ließ ihren Kopf gegen die stählerne Wand knallen und krallte ihre Finger fest in die Tür. Conny bemerkte dabei fasziniert, wie ihre Freundin lange gleichmäßige Atemzüge nahm, um sich zu beruhigen.
Sie selber wusste nicht, wie sie Luna hätte beruhigen können. Glücklicherweise hielt der Aufzug kurzerhand im richtigen Stockwerk und entließ sie von ihrem Leiden.
"Wie hast du das denn gemacht als du im Rollstuhl sitzen musstest?", fragte sich Conny leicht belustigt. Sie hatte wohl kaum die Treppen genommen.
In ihrem Zimmer fiel die Dunkelhaarige auf ihr Bett und massierte sich die Handgelenke. "Scofield hat mich in Gespräche verwickelt, sodass ich nicht mehr darüber nachgedacht hatte. Das konnte er sogar ziemlich gut." Dann setzte sie sich wieder auf und betrachtete Conny neugierig als sie sie nach den neuen Informationen fragte, welche sie gestern von Fiona erhalten hatte.
"Vielleicht hilft uns das ja weiter." Aus einer Schublade holte sie ein kleines schwarzes Büchlein mit einem Ledereinband. Sie schlug die erste Seite auf und Conny stellte fest, dass sie das, was sie dort zu sehen bekam schon einmal gesehen hatte und zwar auf der Schatulle des Steins! Versteinert starrte sie auf die Musterung, die auf der Seite abgebildet waren. Was sollte das bedeuten?
Luna beobachtete Conny aus ihren Augenwinkeln, als sie erklärte, dass die Zeichen auf der Seite offenbar für 'Erschaffung' standen. Abgebildet waren darin drei Säulen, bemerkte Conny. Sie überflog die Seite und fand heraus, dass das Symbol aus den Säulen der Treue, des Vertrauens und der Ehrlichkeit zusammengesetzt war. Doch die Seite zu den Bedeutungen der Säulen wurden, laut Luna, aus dem Buch entfernt. Was aber hatte der Stein mit den Säulen und der Erschaffung zu tun?
Ein paar Seiten überspringend schlug Luna zielgerichtet die nächste Buchseite auf. Darauf konnte Conny drei verschiedene Symbole erkennen. Eines davon bildete sie sich ein, schon einmal gesehen zu haben.
"Dieses hast du bestimmt schon einmal gesehen oder?" Luna deutete auf das erste verschnörkelte Symbol. Verdammt, konnte sie jetzt schon Gedanken lesen? Manchmal war es ihr doch etwas unheimlich, was Luna immer wusste. Sie richtete den Blick langsam auf die Dunkelhaarige. "Ich habe das Buch gestern Abend durchgelesen. Dabei habe ich herausgefunden, dass es sich bei diesen Zeichen, um die Quellen der Fähigkeiten handelt. Fonts artes sagt ja auch schon die Überschrift."
Faustisch strich Conny über die drei wunderschönen Symbole auf dem Papier. "Was sagen dann diese Symbole aus?", überlegte Conny laut.
"Ganz einfach, das Erste Zeichen heißt 'Corporis' oder auch 'Corff' und bedeuten so viel wie Körper. Wenn dieses Symbol erscheint, ist die Quelle der Kraft im Körper." Die Dunkelhaarige krempelte ihr Shirt nach oben, sodass ihr Rücken und somit ihre Markierungen gut zu sehen waren. "Genau wie bei mir."
Mit diesen Worten begannen ihre Markierungen aufzuleuchten, sodass Conny jetzt eindeutig die Verschnörkelungen erkennen konnte. Tatsächlich konnte sie feststellen, dass sie hundertprozentig mit der Zeichnung in dem Buch übereinstimmte. Besorgt um ihre Freundin, bat sie sie aufzuhören ihre Fähigkeiten noch länger einzusetzen.
"Das ist es doch oder Conny? Die Markierung zeigt an, dass meine Kräfte aus meinem Körper stammen. Ich sehe es leider nicht wirklich gut, wenn ich es versucht habe zu überprüfen, aber es hatte Ähnlichkeiten", sagte die Dunkelhaarige schulterzuckend.
"Ja, das ist eindeutig Corporis", bestätigte Conny. "Was bedeuten die anderen beiden Symbole hier?" Sie deutete auf die Seite.
"Ja, also dieses Zeichen ist 'Aave', der Geist und das Letzte ist die Seele 'Anima'", beschrieb Luna und zog sich wieder ihr Shirt zurecht. Äußerst interessant empfand Conny. "Woran merkt man, in welche Kategorie man fällt?"
Luna zuckte erneut mit den Achseln und klappte das Buch wieder zu. "Ich vermute, sie äußern sich unterschiedlich. Da bin ich aber noch nicht dahinter gestiegen."
Die Ursprünge der Fähigkeiten bestimmten wo sich die Kräfte einer Person zentrieren beziehungsweise entwickeln und von wo sie heraufbeschworen werden können. Es waren entweder im Körper, im Geist oder in der Seele. Jedoch fragte sich Conny, wie die Fähigkeiten mit der Erschaffung und deren Säulen zu tun hatte.
Auf einmal fiel Conny wieder ein, dass sie ihrer Freundin noch das Geheimnis der Schriftrolle über den Schatten offenbaren wollte. Sie erklärte ihr das, was sie von Liam herausgefunden hatte.
"Du hast sie also wieder", stellte sie fest. Conny nickte. "Wie konntest du die Schrift entziffern?"
Aus ihrer Tasche holte sie ihre Festplatte und warf sie zu Luna auf das Bett. Überrascht blickte ihre Freundin auf und lächelte wissend. "Er hat sie dir also zurück gegeben", sagte sie die Festplatte überprüfend, "Jedoch wusste ich nicht, dass er dir die Schriftrolle geklaut hat und sie auch noch lesen konnte."
"Warum hast du ihm die Festplatte gegeben?" Conny musterte ihre Freundin misstrauisch. Irgendwas wusste Luna, was sie ihr nicht sagen wollte.
Überlegend drehte sich Luna auf ihren Bauch und stützte ihren Kopf auf ihre Hände. Sie lächelte leicht in Gedanken versunken vor sich hin. "Witzig, dass du das noch nicht herausgefunden hast. Es ist aber in Ordnung. Ich glaube sowieso, dass du es bald selbst verstehen wirst."
Wütend verschränkte sie ihre Arme vor ihrem Körper. Wann sollte sie es denn erfahren? Was verschwieg ihre Freundin vor ihr?
"Verdammt Luna! Sag es mir doch. Wieso Liam? Du hast doch gar nichts mit ihm zu tun."
Das Lächeln von Luna wurde um ein weiteres breiter und beobachtete die Reaktionen Connys. "Dann hast du genauso wenig mit ihm zu tun, wie ich."
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