- 5.3 - Abschlussprüfungen
Gestresst breitete Conny die Prüfungsbögen vor sich aus. Sie fühlte sich total unvorbereitet für die Abschlussprüfungen. Dabei hatte sie die letzten Tage fast ausschließlich mit Lernen zugebracht, neben dem Agentenkram. Durchatmen.
'Konzentriere dich Cornelia.' Sobald die Prüfungen vorbei waren, konnte sie endlich wieder entspannen.
Als die Halbzeit bekannt gemacht wurde hatte Conny etwas Zeit sich im Raum umzuschauen. Jeder schien in seinem Element zu sein bis zu dem Moment, in dem sich die Tür der Aula schwungvoll öffnete. Der Schuldirektor Baines stolperte steif in den Raum gefolgt von einem Mann mit wilden Locken. In seiner Hand strahlte gefährlich ein Messer und Conny klammerte sich schlimmes ahnend an ihre Tischkante.
Zitternd stand der Direktor vor ihnen, seine Augen weit aufgerissen. Die Panik, die im Raum aufstieg wurde immer drückender. Keiner bewegte sich auch nur ein Stück von der Stelle.
"Sie haben meine Frau umgebracht!" Es war nicht wirklich klar mit wem er sprach. "Sie werden auch euch umbringen." Sein tiefes kehliges Lachen wirkte unwirklich und hallte durch den stillen Raum. In Connys Ohren dröhnte es. Das Messer hielt der Mann an die Schläfe von Mister Baines.
Jeder im Raum hielt den Atem an. Frau Kolbisch drängelte sich durch die Reihen und blieb einige Meter vor dem Mann und Mister Baines stehen. "Lassen Sie einfach das Messer fallen. Beruhigen Sie sich!"
"Sie sind Schuld, sie alle", schwenkte er mit dem Messer vor dem Gesicht des Schulleiters herum. Mister Baines schluckte offensichtlich.
"Wer sind alle?" Das Wanken in Frau Kolbischs Stimme war nun kaum mehr zu überhören. Den nächsten Moment wollte Conny verdrängen. Der Mann stieß mit voller Wucht das Messer in den Bauch des Direktors und drehte es quälend langsam in der Wunde herum. "Und sie müssen mit den Konsequenzen rechnen."
Schon alleine bei dem Gedanken wurde ihr schlecht. Sie wollte sich wegdrehen und das Massaker nicht mehr sehen, doch sie konnte sich nicht bewegen. Angewurzelt mit den Fingern fest um die Bank gekrallt. Conny bemerkte dabei nicht, wie die Schüler in Panik ausbrachen und versuchten aus der Aula zu flüchten.
Plötzlich stellte sich Luna schwungvoll in Connys Sicht. "Komm ich helfe dir nach draußen."
Kopfschüttelnd entgegnete Conny: "Wo sind die anderen?"
Mit einem Mal stand der bewaffnete Mann hinter Luna. Ein süffisantes Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus als er leise hauchte: "Ihr seid Schuld." Conny sah nur wie sich die Spitze des Messers durch Lunas Körper bohrte. Alles verging wie in Zeitlupe. Es wurde Conny heiß und kalt. Sie wollte schreien als sie Lunas Körper zu Boden sinken sah. Ihr Herz raste. Sie wollte die Blutung stoppen, doch es war hoffnungslos. Es war so viel Blut. Unendlich viel Blut. Rot.
Conny riss ihre Augen auf. Schweißgetrunken lag sie in dem Bett in ihrem Zimmer. Verdammt, hatte sie geträumt? Erleichtert atmete sie wieder aus. Es war nur ein Traum. Zum Glück! Die Prüfungszeit stresste sie wohl mehr als sie eigentlich dachte.
Es war drei Uhr morgens, aber schlafen konnte sie vor Aufregung jetzt auch nicht mehr wirklich. Um den Kopf etwas frei zu bekommen, huschte sie schnell unter die Dusche. Die erste Prüfung stand an und Conny hoffte, dass sie nicht allzu schlecht abschnitt.
Nach der Prüfung standen Luna und Conny an den Spinden und unterhielten sich angeregt über ihre Arbeiten. Conny schätzte ihre Leistung als solide ein. Sie hätte besser sein können, aber war nicht wirklich in Hochform. Anscheinend ging es ihrer Freundin ähnlich, denn sie wirkte die gesamte Prüfung über schon melancholisch. Nun kam Conny auch auf ihren Traum zu sprechen und ein leichtes gezwungenes Lächeln breitete sich in ihrem Gesicht aus.
"Zum Glück ist das nicht passiert." Sie lehnte sich an die Spinde und strich sich gedankenverloren durch die Haare. Unruhig dachte Conny wieder an die Hausdurchsuchung, als ihr wieder einfiel, was sie ihrer Freundin noch beichten wollte.
"Luna... ich muss dir etwas sagen.. und es tut mir jetzt schon leid..", Conny schluckte und Luna sah sie unsicher an. "Conny, was ist los?"
"Ähm, naja, es kann vielleicht eventuell, aber wirklich nur ganz vielleicht sein, dass seit der Hausdurchsuchung, die wegen meiner Unachtsamkeit durchgeführt wurde, die Rolle weg ist" Bedrückt sah sie zu Boden. "Ich hoffe jetzt sehr, dass du nicht die Schriftrolle über den Schatten meinst." Luna blickte sie mit finsteren Blick an.
Schuldgefühle stiegen in Conny auf und drehte ertappt ihren Kopf zur Seite, um ihn in der nächsten Sekunde schwungvoll zurückzuwerfen: "Weißt du eigentlich wo Isaac steckt?", fragte sie schließlich, um vom Thema abzulenken.
Noch immer böse schauend antwortete Luna achselzuckend: "Keinen blassen Schimmer. Nach der Prüfung habe ich ihn nirgends mehr gesehen."
Kurz darauf lief der große blonde Luc mit federnden Schritten an den Freundinnen vorbei. Er schien in Gedanken zu sein und brabbelte kopfschüttelnd immer wieder vor sich her "Der will mich doch verarschen." Mit einem Seitenblick musterte er Luna und Conny und hastete noch schneller den Korridor entlang, als hätte er etwas Schlimmes gesagt oder getan.
Irritiert schaute Conny ihre Freundin fragend an. "Was war das gerade eben?"
Schmunzelnd hob Luna ihre Schultern und ließ sie wieder fallen. "Ich habe da eine Vermutung." Daraufhin entdeckte sie Isaac und winkte ihn zu sich herüber. Dieser gesellte sich zu der Runde und breitete vor ihnen einen selbstgebackenen Kuchen aus. Doch so wie er aussah, schmeckte er leider auch.
"Du willst uns doch vergiften", spuckte Luna den Kuchen in den nächstbesten Mülleimer.
Conny jedoch versuchte das ungenießbare Stück Kuchen herunter zu schlucken und setzte ein schiefes Lächeln auf. "Es ist wirklich nicht gut."
Er legte seinen Kopf schief. "Aber die anderen fanden ihn gut!" Vorwurfsvoll drehte er sich weg.
"Die Anderen haben wohl dann gelogen", meinte Conny belustigt, versuchte ihren Freund jedoch wieder etwas aufzumuntern. "Es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen..." Leicht Lächelnd wandte er sich wieder seinen Freundinnen zu, bevor er sich wieder von ihnen verabschiedete, da er eine Schicht im Café vorgezogen hatte.
Ein wenig später trafen die Freundinnen auf dem Schulhof auf Laya, die ganz alleine auf einer Bank auf ihrem Handy herumscrollte. Conny zog also Luna daraufhin mit zur Bank und verwickelten sie sogleich in eine Unterhaltung.
"Hey Laya, hast du Lust am nächsten Freitag mit uns in der Stadt Kleider für den Abschlussball anzuprobieren?"
Die Angesprochene blickte von ihrem Handy auf und blinzelte die Freundinnen abwechselnd an, bevor sie sich entschloss zu antworten: "Ja wieso nicht, ich habe eh nichts besseres zu tun."
Freudig klatschte Conny in die Hände und rieb diese aneinander.
"Solange sich nicht wieder der Boden vor uns auftut", scherzte Laya ergänzend. Ihre Augen wanderten zu Luna und blieben auf ihr haften. Jetzt bemerkte auch Conny Lunas Reaktion verwirrt schaute sie die anderen beiden abwechselnd an. Stimmt, sie hatte ihr nichts davon erzählt, was sie in Minden Város erlebt hatten.
"Ihr wart dort, als sich der Riss gebildet hat?", fragte sie mit fassungsloser Miene. Sie nickten, woraufhin sie fortfuhr: "Fiona hat mir davon erzählt und mich davor gewarnt nach Minden Város zurückzukehren."
Nun war es an Laya verwirrt zu schauen. "Wer ist Fiona?"
"Das ist meine Freundin. Sie kommt aus Minden Város", erklärte Luna zufrieden. Laya fiel die Kinnlade zu Boden. "Nicht dein ernst! Ich dachte immer du stehst auf Typen!", schrie sie mit einem Mal aus und grinste Luna wild an. Ihre Ärmel schob sie in einem gleichmäßigen Rhythmus wieder auf und ab.
"Ist... ist das nicht irrelevant?" Nervös setzte Luna sich neben Laya. Die immer größer werdenden Augen von Laya lagen interessiert auf der Dunkelhaarigen. "Ich habe dich wirklich noch nie so aus der Fassung gesehen, wie jetzt", lachte Laya. Sie hatte recht, Conny sah Luna sehr selten so nervös wie gerade in diesem Moment. Stille.
Luna durchbrach diese Ruhe und musterte Laya vorsichtig. "Dir geht es besser oder?" Die anderen beiden wussten sofort, was sie meinte. Daraufhin nickte Laya zögerlich.
"Na dann..." Luna sprang auf und begann Conny und Laya fest zu umarmen, woraufhin die anderen diese freundschaftliche Umarmung erwiderten.
"Okay, langsam wird es unangenehm", Layas überforderter Gesichtsausdruck brachte die Freundinnen zum schmunzeln.
Ein Räuspern unterbrach die Idylle, die die drei umgab. Gleichzeitig drehten sich alle zur Geräuschquelle um. Luc. Layas Blick verfinsterte sich augenblicklich.
"Laya, ich weiß du redest nicht mehr mit mir, ich kann das auch verstehen, aber sie konnte dich nicht erreichen und hat deswegen mich angerufen." Er kratzte sich unsicher am Hinterkopf. Er hielt ihr sein Handy hin, welches sie sich sofort schnappte und sich von der Gruppe entfernte. Hilflos stand er nun zwischen Luna und Conny und seine Augen huschten zwischen ihnen hin und her. Nicht nur er empfand diese Situation als äußerst unangenehm, sondern auch Conny. Sie konnte an seinem hochroten Kopf erkennen, dass er am liebsten im Boden versinken würde. Mit aufeinander gepressten Lippen bewegte er seinen Kopf leicht nickend hin und her.
"Und Luc, wie lief die Prüfung bei dir?", wollte Luna die Situation auflockern. Er zog leicht die Augenbrauen hoch. "Ehm, ich denke, es lief ganz gut." Eine unangenehme Stille legte sich wie ein Schleier über die Gruppe. Sie warteten bis Laya ganz aufgelöst das Handy zurück in seine Hände drückte. Seine Mundwinkel zogen sich unnatürlich nach oben, sodass man seine Zähne sehen konnte. Er bewegte sich rückwärts während er sich rasch von der Gruppe verabschiedete. Zeitgleich packte Laya ihre Tasche hastig ein und entschuldigte sich bei den Freundinnen.
"Ich muss los. Meine Mutter ist wohl die Treppe runtergefallen." Mit wehenden Haaren verschwand auch sie und ließ Luna und Conny alleine vor der Bank stehen. Fragend schauten sie sich gegenseitig an. Was für eine seltsame Situation, stellte Conny auf dem Heimweg zusammen mit Luna fest.
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