Kapitel 21
Jisungs Pov
Die Ferien waren wie im Rausch vergangen. Zwei ganze Wochen lang war ich bei Minho gewesen – zwei Wochen, in denen wir uns fast wie ein normales Paar gefühlt hatten. Keine Schule, keine neugierigen Blicke, nur wir beide in seinem Apartment, wo alles irgendwie einfach und unbeschwert schien. Doch jetzt, wo die Schule wieder losging, wurde mir bewusst, wie schnell dieses Gefühl verschwinden würde.Ich konnte den Gedanken nicht loslassen, dass alles mit dem ersten Schultag anders sein würde. Der Spalt zwischen dem, was wir waren, und dem, was wir sein durften, schien nur noch größer zu werden.Minho brachte mich an diesem Morgen zur Schule, wir fuhren zusammen, aber er ließ mich sicherheitshalber ein Stück entfernt vom Eingang aussteigen. „Hey, Kopf hoch," sagte er sanft und drückte meine Hand, bevor ich ausstieg. „Du bist nicht allein, ja? Wir kriegen das hin."Ich nickte und stieg aus, während ich versuchte, mich daran festzuhalten. Die Schule kam mir plötzlich kälter vor, als ich sie in Erinnerung hatte, und ich hatte das Gefühl, dass jeder Augenblick beobachtet wurde. Der Gedanke, Minho in ein paar Minuten im Lehrerzimmer zu sehen, bereitete mir ein merkwürdiges Kribbeln im Bauch.Als ich das Klassenzimmer betrat, warteten Seungmin und Jeongin bereits auf mich. Ihre Gesichter erhellten sich sofort, und sie winkten mich energisch zu sich. Ich versuchte, mein inneres Chaos zu verbergen, doch das Gefühl, ihnen etwas Wichtiges verheimlicht zu haben, machte es schwer, entspannt zu bleiben.„Mann, du siehst irgendwie anders aus," meinte Seungmin und sah mich prüfend an. „Als hättest du... keine Ahnung... irgendwie diesen besonderen Glanz."Ich versuchte, nicht zu grinsen, doch Jeongin stieß Seungmin in die Seite und grinste breit. „Vielleicht hat unser Jisung einfach jemanden kennengelernt," flüsterte er verschwörerisch, und mein Gesicht wurde rot.„Naja... vielleicht," murmelte ich unsicher. Es wäre so viel leichter gewesen, ihnen alles zu sagen, wie es wirklich war – aber wie konnte ich ihnen das erklären, ohne dass sie total ausrasten?„Oh, wir hatten Recht!" Seungmin verschränkte die Arme und sah mich mit einem triumphierenden Lächeln an. „Los, spuck's aus!"Ich biss mir auf die Lippe, während mein Herz raste. Das war meine Chance, ehrlich zu sein – oder zumindest einen Teil der Wahrheit zu sagen. Sie waren meine besten Freunde, und ich wusste, dass ich ihnen vertrauen konnte. Aber was, wenn sie Minho verurteilten? Oder schlimmer noch, was, wenn sie mir die Freundschaft kündigten?„Okay... es gibt jemanden," begann ich vorsichtig und beobachtete ihre Reaktionen. Beide musterten mich mit aufgeregtem Interesse, fast wie Detektive, die den Täter endlich überführen wollten.„Und?" fragte Jeongin und lehnte sich gespannt nach vorne. „Wer ist es? Komm schon, sag schon!"Ich rang mit den Worten, fühlte, wie mein Gesicht vor Aufregung brannte. „Er ist... jemand, den ihr kennt."Seungmins Augen weiteten sich, und er zog sofort eine Augenbraue hoch. „Jemand, den wir kennen? Sag bloß, es ist jemand aus der Schule."Ich nickte langsam, was die Spannung in der Luft nur noch weiter aufbaute. Ihre Blicke drangen förmlich in mich hinein, und ich wusste, dass sie nicht locker lassen würden, bis sie die Wahrheit erfuhren.„Also... es ist kompliziert," begann ich unsicher. „Und ich hoffe, ihr seid... ich hoffe einfach, dass ihr mich versteht."Die beiden wechselten Blicke, und Jeongin meinte mit einem Lächeln: „Komm schon, Jisung, egal wer es ist, wir stehen hinter dir. Ist doch klar."In mir regte sich ein kleines bisschen Mut. Vielleicht würden sie es doch verstehen, vielleicht könnten sie akzeptieren, was zwischen Minho und mir war – doch die Worte schienen sich nicht über meine Lippen trauen zu wollen.Seungmin tätschelte mir beruhigend die Schulter. „Hey, keine Sorge. Wann immer du bereit bist, wir sind hier. Aber wenn du weiter so geheimniskrämerisch tust, dann sind wir morgen noch da und wollen es wissen."Ich grinste schüchtern, während ein warmes Gefühl in meiner Brust aufstieg. Egal, was passiert – meine Freunde würden für mich da sein, und allein das machte den schwierigen Weg vor mir ein Stück leichter. Die Klingel ertönte, und ich richtete mich innerlich auf den Tag ein. Noch wusste keiner von ihnen, dass Minho mehr für mich war als nur ein Lehrer. Aber ein Teil von mir wusste: Der Moment, ihnen alles zu erzählen, würde kommen. Und mit ein bisschen Glück würden sie verstehen.
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