Kapitel 14
Minhos Sicht
Die Ferien hatten angefangen, und ich hatte erwartet, endlich ein wenig Ruhe zu finden. Doch jeder Tag begann mit demselben Bild in meinem Kopf: Jisung, wie er mich ansieht, verwirrt und verletzt, kurz bevor er mir den Rücken zukehrte und aus dem Hotelzimmer stürmte. Seit diesem Moment war ich durchgehend in einem wirren Gedankengeflecht gefangen, das einfach nicht aufhören wollte.Es war klar, dass ich ihn von mir fernhalten musste, aber der Preis dafür war höher, als ich erwartet hatte. Sein verletzter Blick, der Unglaube in seinen Augen – das alles jagte mir immer noch einen schmerzhaften Stich durch die Brust, jedes Mal, wenn ich daran dachte.Um diese Gedanken loszuwerden, hatte ich mir eine Ablenkung gesucht. Oder besser gesagt, viele Ablenkungen. Fast jeden Abend verabredete ich mich mit jemand Neuem, versuchte das Interesse irgendwie aufrechtzuerhalten. Cafés, Bars, Restaurants – immer neue Orte, immer neue Gesichter, immer neue Geschichten. Ich lachte, flirtete, und stellte fest, wie hohl das alles war.Mit Jisung war es nie so gewesen. Jede Begegnung mit ihm hatte mich gefesselt, mich herausgefordert, mich gezwungen, meine kühle Fassade bröckeln zu lassen. Er brachte das Schlimmste und das Beste in mir hervor, und so sehr ich es hasste, ihm das angetan zu haben – die Wahrheit war, dass er mir näher war als irgendjemand sonst.Heute Abend saß ich wieder in einem kleinen Bistro, am Tisch mit einer Frau, deren Name mir längst entfallen war. Sie redete über ihr Studium, ihre Familie, und alles, was ich tat, war nicken und lächeln. Die Worte rauschten an mir vorbei, ohne auch nur eine Spur in meinem Kopf zu hinterlassen. Stattdessen sah ich unwillkürlich wieder Jisungs Gesicht vor mir, seine Mimik, die Art, wie er mich ansah, als wäre ich das Einzige, was zählte.Ich senkte meinen Kopf und atmete tief durch. Zum ersten Mal verspürte ich einen Drang, das Date einfach abzubrechen und zu verschwinden. Dieser Abend – wie all die anderen – war sinnlos. So sehr ich mich auch bemühte, niemand konnte die Leere in mir füllen. Niemand konnte den Platz einnehmen, den Jisung hinterlassen hatte.„Hey, ist alles okay?" fragte die Frau mir gegenüber und musterte mich mit einem leichten Stirnrunzeln.„Ja, entschuldige. Ich glaube... ich bin heute nicht ganz da," erwiderte ich knapp und schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln. „Vielleicht sollten wir das verschieben."Sie war überrascht, nickte aber schließlich und lächelte verständnisvoll. „Klar, mach dir keinen Kopf. Pass gut auf dich auf."Ich verabschiedete mich und verließ das Bistro, spürte die kühle Nachtluft auf meinem Gesicht. Aber anstatt, dass sie mich beruhigte, fühlte ich nur die Leere in mir noch stärker. Alles fühlte sich falsch an. Und so sehr ich es auch versuchte, so viele Gesichter, Gespräche und Lächeln ich auch suchte – keiner konnte Jisung ersetzen.Die Straßen waren still, und ich ging einfach drauflos, ohne ein Ziel. Mein Herz fühlte sich schwer an, und das Bild von Jisung ließ mich nicht los. Ich wusste, dass ich es richtig gemacht hatte. Dass es das Einzige war, was ich tun konnte, um ihn zu schützen. Aber warum fühlte es sich dann so an, als hätte ich nicht nur ihm, sondern auch mir selbst das Herz gebrochen?Die Gedanken jagten mich weiter, und ich spürte, wie etwas in mir zerbrach. Ich konnte Jisung nicht aus meinem Kopf verbannen. Und langsam dämmerte mir, dass ich es auch gar nicht wollte.
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