18. Blackout
Wir gingen die Straßen von Mullingar entlang und ich konnte nur noch an eines denken: Ich hatte Niall wieder! Wenn man das Wort Glück definieren wollte, dann war es dieser Augenblick, der mich gerade gefangen nahm. Nur alleine die Berührung seiner Hand zu spüren, löste in mir einen unbeschreiblichen Freudentaumel aus, der nicht enden wollte. Es war einfach nur ein wunderschöner Moment.
Kurz bevor wir das Danny Byrnes erreichten, trafen sich unsere Blicke. Niall lächelte mir zu, beugte seinen Kopf leicht zu mir und küsste mich sanft auf die Lippen. Es gab nichts, was sich besser anfühlte!
Im Pub angekommen, wurden wir freudestrahlend von Dylan und Sean begrüßt, die bereits begonnen hatten, an der Dekoration zu arbeiten.
„Hey, das sieht ja schon richtig cool aus", meinte Niall erfreut, während ich mich gleich dran machte, seinen Freunden zu helfen.
„Sag mal", begann ich, „wie viele Leute hast du eigentlich eingeladen?"
„Das wird heute Abend eine geschlossene Veranstaltung. Ich habe sozusagen das Pub gemietet", antwortete mein Freund grinsend.
Warum überraschte mich das jetzt nicht? Irgendwie hatte ich schon geahnt, dass dies eine große Feier werden würde. Musste es ja auch wohl sein, für den zwanzigsten Geburtstag!
„Hast du denn so etwas wie eine Gästeliste?", fragte ich weiter nach.
Dylan musste plötzlich lachen. „Bel", sagte er, „vor dem Pub werden sogar zwei Bodyguards stehen, die nur den privilegierten Leuten Einlass gewähren."
Das klang nun ziemlich dekadent, doch ich wusste, dass es wahrscheinlich nicht anders zu handhaben war. Grinsend reichte ich Dylan eine der Girlanden und meinte: „Gut dass wir zu den privilegierten Menschen gehören", was Niall mit einem Lachen kommentierte.
Nach ungefähr zwei Stunden hatten wir alles erledigt und Niall nahm mich mit zu sich nach Hause, wo Bobby uns mit seinem leckeren Essen verwöhnte. Ich war so froh, dass zwischen uns wieder alles in Ordnung war und befand mich in einer Stimmung, in der ich die ganze Welt hätte umarmen können. Trotzdem gab es einen Wehrmutstropfen: Übermorgen musste ich nach Hause fliegen und würde Niall mindestens sechs Wochen lang nicht sehen. Deswegen wollte ich nun jede Minute der kostbaren Zeit, die uns noch blieb, gemeinsam mit ihm genießen.
Gott sei Dank sah er das wohl genauso und begleitete mich nach dem Essen zur Bed und Breakfast Pension, wo wir uns auf mein Zimmer zurückzogen. Wir lagen ganz nah aneinander gekuschelt auf dem breiten Bett, während wir uns zärtlich küssten.
„Ich hab dich so vermisst", hörte ich ihn flüstern.
„Ich dich auch". Der Kloß in meinem Hals wurde immer größer, als ich daran dachte, dass ich beinahe alles kaputt gemacht hatte. Wie konnte ich nur an ihm zweifeln? An dem Menschen, der mich gelehrt hatte, Berührungen zuzulassen? Ich musste und ich würde lernen, ihm zu vertrauen. Genauso, wie er mir vertraute.
„Ich denke, Vertrauen ist das Wichtigste in einer Beziehung", sagte ich plötzlich in die Stille hinein.
Niall strich eine Haarsträhne aus meinem Gesicht und schaute mich mit seinen blauen Augen an, in denen ich zu versinken drohte.
„Ja, Bel, da hast du Recht. Vertrauen ist das Allerwichtigste".
Nach diesen Worten begannen wir uns erneut zu küssen. Dieses Mal jedoch heftiger und heißer. Meine Hände glitten unter sein T-Shirt, fühlten seine Haut und ertasteten seine Bauchmuskeln. Ich konnte sein Lächeln spüren, als er mir einen leichten Kuss auf die Stirn drückte. Kurz darauf seufzte er und sagte: „Mein kleiner Rotschopf, heute haben wir leider nicht so viel Zeit wie sonst, denn meine Geburtstagparty naht."
Oh mein Gott, ich musste mich noch stylen! Gut, dass Niall mich daran erinnert hatte!
„Holst du mich eigentlich ab?", lautete meine Frage, während ich mich aufsetzte.
„Nein, Süße. Du wirst von Ann und Sam mitgenommen, die sind nämlich auch eingeladen", gab er mir verschmitzt grinsend zur Antwort.
„Das ist ja cool!", fand ich.
Niall setzte sich nun auch auf das Bett, warf einen Blick auf die Zeitanzeige seines Handys und meinte dann: „Ich werde mich jetzt auf den Weg machen, bis später, Süße."
Ein langer herzhafter Kuss und dann war er verschwunden. Lächelnd stieg ich unter die Dusche, während ich überlegte, was ich am heutigen Abend anziehen sollte. Schließlich handelte es sich um einen besonderen Anlass, denn mein Freund wurde nur einmal zwanzig.
Mit äußerster Sorgfalt kümmerte ich mich zunächst um meine langen Haare, die ich mittels einer Rundbürste und dem Fön in Form brachte. Anschließend schlüpfte ich in eine enge schwarze Jeans. Jetzt brauchte ich noch ein geeignetes Oberteil, doch mir kam urplötzlich eine Idee! Wozu hatte ich denn eine Schwester, die nur einige Straßen entfernt hauste und die ihren halben Kleiderschrank nach Irland mitgeschleppt hatte? Sofort griff ich nach meinem Handy.
„He, Püppi, alles klar?", fragte ich, als sie das Gespräch entgegennahm.
„Ja, ich style mich gerade und du?"
„Ich auch. Sag mal, du hast doch das schwarze Glitzertop mitgenommen, oder? Und du willst es doch bestimmt nicht anziehen?!"
Das war schon ziemlich dreist von mir, doch Nelia ging auf meine Forderung ein.
„Darragh bringt es dir sofort vorbei, ok?"
„Du bist super! Ich liebe dich!", sprudelte es mir heraus. Ich glaube, Püppi war die beste Schwester, die man sich nur wünschen konnte!
Keine zehn Minuten später stand Darragh mit dem Glitzertop in der Hand vor meiner Zimmertür.
„Danke, du bist echt meine Rettung", seufzte ich erleichtert.
Sein leichtes Grinsen ließ mich wissen, dass er noch etwas im Schilde führte. „Das geht aber nicht ohne Gegenleistung. Du besitzt immer noch Nelias Geschenk, müsste noch in deiner Handtasche sein."
Oh Gott, das hatte ich durch die Aufregung der letzten Tage total verschwitzt! Umgehend griff ich nach meiner Tasche, fand das kleine Päckchen auch sofort und überreichte dieses dem Freund meiner Schwester.
„Danke, Bel. Ich wollte es ihr nachher noch geben, dann kann sie die Ohrringe heute Abend schon tragen", meinte er in lässig klingendem Tonfall.
Doch ich hatte ihn durchschaut. Darragh besaß zwar eine harte Schale, aber einen weichen Kern, genau wie Niall. Und das war es, was mich so zu meinem Freund hinzog. Ich brauchte das Gefühl, dass er seinen Mann stehen konnte, mich immer beschützen würde genauso wie die Gewissheit, dass er auch leiden und weinen konnte, wenn ihm etwas Schlimmes wiederfuhr. Niall war wirklich die perfekte Mischung, was das anging!
Nachdem Darragh wieder verschwunden war, tauschte ich mein T-Shirt gegen das schwarze Glitzertop, welches schon einiges hermachte. Jetzt fehlten nur noch ein paar Schuhe für das perfekte Outfit. Sneakers oder Chucks schieden aus, die Ballerinas wirkten viel zu brav, was also kam noch in Frage? Meine neuen schwarzen Stiefel schienen perfekt zu sein und als ich diese anzog, um mich wenigen Sekunden später im großen Spiegel zu betrachten, lächelte ich zufrieden. So musste es sein: Perfekt gestylt für meinen heißen Freund. Die Geburtstagsparty konnte somit für mich beginnen! Halt, das Make up fehlte noch..., obwohl..., Niall mochte es nicht, wenn Mädchen sich die Schminke pfundweise ins Gesicht klatschten, etwas, was wir durchaus gemeinsam hatten.
So betonte ich nur meine Augen minimal mit einem Hauch von Lidschatten und schwarzer Mascara, während meine Lippen mit farblosem Lipgloss überzogen wurden. Nun wirkte alles irgendwie stimmig, was mich durchaus zufrieden stellte. Vorsichtig stolzierte ich die Treppenstufen nach unten, wo Ann und Sam bereits auf mich zu warten schienen.
„Du hast dich aber hübsch gemacht", brachte Ann mit bewundernder Stimme hervor. Sam zwinkerte mir zu und sagte: „So soll es ja auch sein. Immerhin ist Niall dein Freund."
Zu dritt liefen wir nun in Richtung Pub. Ich konnte mir denken, dass keiner der Partygäste später dazu in der Lage sein würde, mit einem Auto nach Hause zu fahren.
Die beiden Türsteher, die vor dem Danny Byrnes ihre Position bezogen hatten, schauten tatsächlich auf die Gästeliste, hakten unsere Namen ab und händigten jedem von uns ein grünes Bändchen aus, welches wir um eines unserer Handgelenke binden mussten. Mein Gott und das bei einer Geburtstagfeier! Aber Niall war nun einmal prominent und wollte seinen Ehrentag nur mit Freunden und Familienmitgliedern feiern. Ungebetene Gäste musste leider draußen bleiben, was ich durchaus verstand.
Als ich durch die Tür ging, schaute ich mich zunächst suchend um, entdeckte meinen Freund jedoch sogleich. Niall nahm meine Anwesenheit im gleichen Augenblick wahr und so kam es, dass wir aufeinander zustürmten.
„Du siehst absolut toll aus", sagte er atemlos, nachdem ich meine Jeansjacke ausgezogen hatte. Seine blauen Augen glitten bewundernd über mein Gesicht und über meinen Körper, um mein Outfit zu begutachten.
„Hey, Süße, du hast ja heute deine Reitstiefel angezogen", zog er mich auf. Dann gab er mir einen innigen Kuss, nahm meine Hand und zog mich zu einem Tisch, an welchem ich außer Bobby niemanden kannte. Dort wurde ich seinem Bruder, den Cousinen und allen möglichen Familienmitgliedern vorgestellt.
Ein bisschen peinlich war mir das ja schon aber da alle sich so nett verhielten, überwand ich schließlich meine anfängliche Schüchternheit. Kurz darauf tauchten Nelia und Darragh auf, die mich sofort in Beschlag nahmen. Wie zu erwarten präsentierte meine Schwester stolz ihre neuen Ohrringe. Ich konnte an ihrer Reaktion sehen, dass Darragh genau ihren Geschmack getroffen hatte.
Als Dylan und Sean sich wenig später zu uns gesellten, freute ich mich sehr, die beiden um mich zu haben. Drei Wochen mit diesen Jungs hatten mich wirklich abgehärtet, was männliche Gesellschaft betraf!
Die Party gestaltete sich als äußerst lustig, mit gutem Essen und das Bier floss wie zu erwarten, in Strömen. Für die musikalische Unterhaltung sorgte eine Live Band, was mir sehr gut gefiel. Obwohl Niall nicht die ganze Zeit in meiner Nähe verbrachte (er musste sich ja auch um die anderen Gäste kümmern), fühlte ich mich sehr wohl. Die ungezwungene Art der Iren zog mich irgendwie in einen Bann und erinnerte mich an Teile meiner spanischen Familie, die ähnlich feiern konnten.
Frei wie ein Vogel, so fühlte ich mich, als ich kurz nach draußen ging, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Der Hauch einer kühlen Brise schlug mir entgegen, welche mich aber nicht störte, sondern mir nur bewusst machte, was ich in diesem Augenblick spürte. Die beiden Türsteher nickten mir freundlich zu, als ich an ihnen vorbeischritt, um einige Schritte zu laufen. Ich wollte einfach einen Moment alleine sein, um alles auf mich wirken lassen zu können.
Der süßeste Junge der Welt und auf einer Skala von eins bis zehn eine glatte Zehn plus, was die Hotness anging, das war mein Freund. Unglaublich, dass ausgerechnet mir so etwas wiederfuhr! Manchmal konnte ich es immer noch nicht fassen, dass ich mit Niall zusammen war und vor allem, dass er so geduldig blieb, was den Sex betraf. Eigentlich musste ihm der Saft schon aus den Ohren herausquellen, wie man so schön sagte. Doch ich zögerte immer noch, wenn es um diese Art von Berührungen ging.
Niall wusste das und drängte mich auch nicht dazu, obwohl er mich wirklich oft genug damit aufzog. Nachdem ich meinen Gedanken freien Lauf gelassen hatte, lenkte ich meine Schritte wieder zum nahegelegenen Pub, wo ich die Silhouetten zweier Mädchen wahrnahm, die mit den Türstehern diskutierten.
„Tut mir Leid, ihr steht nicht auf der Gästeliste und somit gibt es hier keinen Einlass für euch", hörte ich die Worte des einen Hünen.
„Aber ich kenne Niall schon seit Ewigkeiten! Er hat bestimmt nichts dagegen, wenn wir vorbeischauen!"
War das etwa Claires Stimme? Neugierig pirschte ich mich an die beiden heran und meine Annahme wurde bestätigt. Claire und ihre Freundin Susan bettelten also darum, hereingelassen zu werden! Welch eine Genugtuung rief das in mir hervor!
Mit gespielter Leichtigkeit zwängte ich mich zwischen den beiden Flittchen und dem Türsteher vorbei. Bevor ich jedoch im Pub verschwand, wandte ich mich kurz an Claire.
„Bist du nicht die Schlampe, die behauptet hat, mit Niall gevögelt zu haben? Zu dumm, dass er sich nicht mehr daran erinnern kann, sonst hätte er dich bestimmt auf die heutige Gästeliste gesetzt!"
Claires Blick traf mich wie ein gewetztes Messer, während die Türsteher sich das Lachen verbeißen mussten.
„Fahr zur Hölle!", stieß sie wütend hervor.
Mein Lächeln war durchaus nicht gespielt, als ich antwortete: „Mal schauen, wo Niall und ich heute Nacht noch landen werden."
Nach diesem Spruch drehte ich mich um und stiefelte endgültig ins Pub, ohne mich weiter um Claire zu kümmern. Ich befand mich in einer sehr ausgelassenen Stimmung, als ich nach Niall Ausschau hielt, der mit einigen Leuten an der Bar stand und Bier trank. Als ich mich dazu gesellte, legte er einen Arm um meine Taille und zog mich ganz nah an sich heran.
„Na, mein kleiner Rotschopf, wo warst du denn? Ich hab dich schon vermisst", flüsterte er mir ins Ohr.
Daraufhin gab ich die Episode „Claire" wieder, was ihn zu einem lauten Lachen animierte. Anschließend orderte er ein Bier für mich, das auch prompt über die Theke gereicht wurde. Da ich unglaublich durstig war, trank ich die Hälfte davon in einem Zug. Ein Pint entsprach ungefähr einem halben Liter, also die Menge, welche in Bayern üblicherweise ausgeschenkt wurde, sofern man keine Maß bestellte. Somit fühlte ich mich wie zuhause, was das Trinken und feiern anging.
Die Stimmung wurde von Minute zu Minute ausgelassener und irgendwann fingen einige Leute an, irische Tänze aufzuführen. Niall, der inzwischen genau wie ich, auch schon einiges getrunken hatte, zerrte mich auf die Tanzfläche, wo ich mitmachen musste. Doch damit hatte ich kein Problem, im Gegenteil, ich fand es ziemlich lustig.
Unterbrochen wurde das ganze Spektakel dann, als es auf Mitternacht zuging, denn das Geburtstagkind bekam ein Ständchen gesungen, bevor alle ihre Gläser erhoben und auf Niall tranken. Ich gratulierte ihm als Erste mit einem langen, intensiven Kuss und einer innigen Umarmung.
„Alles Gute, mein Schatz", hauchte ich ihm ins Ohr, bevor ich mein Präsent überreichte.
Niall öffnete das kleine Päckchen sofort und als er das Lederarmband erblickte, konnte ich die Freude in seinen Augen erkennen.
„Wow, das ist echt toll, meine Süße! Du hast voll meinen Geschmack getroffen!"
Er küsste mich leicht hinters Ohr und dann ließ er sich das Lederband von mir anziehen. Es passte wirklich wie angegossen, nicht zu weit und nicht zu eng, einfach nur perfekt. Nun kamen die anderen Gäste an die Reihe, die ihre Glückwünsche und Geschenke übergaben. Niall ging es gar nicht um die Geschenke, er war einfach nur glücklich, dass er mit all seinen Freunden und Familienmitgliedern zusammen feiern konnte. Ich sah es an seinen Augen, wie sie strahlten und an seinem wunderschönen Lächeln.
Zu fortgeschrittener Stunde standen wir eng umschlungen an der Bar. Ich spürte seine Hände, welchen an meinen Hüften lagen, während er hin und wieder zärtlich an meinem Ohrläppchen knabberte. Als seine Lippen dann meinen Hals berührten, ging mein Atem rascher. Oh Gott, was tat er nur mit mir? Ich wollte ihn am liebsten ausziehen und überall anfassen! Doch das ging ja nicht, mitten im Pub!
Ich brauchte unbedingt noch ein Bier, um das alles zu überstehen und nicht dauernd daran denken zu müssen, wie es jetzt wäre, mit Niall im Bett zu liegen, um neue Berührungen zu testen. Zwischendurch trank ich noch irischen Whiskey, der wirklich gut schmeckte, es aber auch in sich hatte.
So feierten wir bis zum bitteren Ende und als alle gegangen waren, machte ich mich gemeinsam mit Niall auf den Weg zum Haus seines Vaters. Knutschend liefen wir über die Straße und seine Hände waren überall an meinem Körper zu spüren. Wir würden hoffentlich bald im Bett liegen, damit ich das auch genießen konnte! Irgendwie stieg der Alkohol mir immer mehr zu Kopf, aber ich schaffte es noch zu laufen und gemeinsam mit Niall in sein Zimmer zu stolpern. Dort angekommen, ließen wir uns sofort auf dem Bett nieder und begannen uns gegenseitig auszuziehen. Nicht komplett, denn ich trug noch meinen Slip und er seine Boxershorts. Das Letzte, an was ich mich dann erinnerte, war seine Frage: „Möchtest du eine neue Berührung testen?"
Als ich am nächsten Tag erwachte, fühlte ich ein leichtes Pochen in meiner Stirn, das sich immer dann meldete, wenn ich am Vorabend den für mich erträglichen Alkoholkonsum überschritten hatte. Na toll! Und das ausgerechnet an meinem letzten Tag, den ich in Irland verbrachte.
Bevor ich versuchte meine Augenlieder zu öffnen, nahm ich Nialls gleichmäßiges Atmen wahr. Mein Kopf lag auf seiner nackten Brust, während er einen Arm um meinen ebenfalls nackten Körper geschlungen hielt. Immerhin trug ich noch meinen Slip, was mir Hoffnung gab, dass nichts allzu Schlimmes passiert sein konnte, denn ich hatte einen mächtigen Filmriss.
Die Finger meiner rechten Hand glitten über Nialls Brust und wanderten dann in Richtung seines Bauchnabels. Als ich jedoch den Haaransatz an dieser Stelle weiter nach unten verfolgte, merkte ich, dass er keine Boxershorts trug.
Moment! Wieso trug ich noch meinen Slip aber er war vollkommen nackt? Was zur Hölle hatten wir, oder besser gesagt ich, letzte Nacht angestellt? Hoffentlich konnte er sich noch an alles erinnern!
„Niall", flüsterte ich leise, „wach auf, Schatz."
Ein undefinierbares Brummen war die Antwort. Nun platzierte ich mehrere Küsse auf seinem Brustbereich, was ihn schließlich langsam die Augen öffnen ließ. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht, als er mich anschaute.
„Hey, Süße, alles klar?", murmelte er verschlafen.
Der Griff seines Armes, mit dem er meinen Körper umschlungen hielt, lockerte sich jetzt etwas und seine Hand strich langsam über meinen Rücken. Bauchkribbeln! Da war es wieder! Eine Berührung von ihm und ich brannte lichterloh!
„Geht so, ich hab leichte Kopfschmerzen", erwiderte ich leise.
Niall drückte mir einen sanften Kuss auf die Stirn, dann sagte er schelmisch dreinblickend: „Du hättest dich gestern nicht so verausgaben sollen."
Ruckartig hob ich meinen Kopf in die Höhe. „Was genau meinst du denn damit?", fragte ich voll böser Ahnung.
„Ach komm schon, Bel. Willst du mich verarschen?"
„Ich dich? Nein! Aber ich kann mich absolut nicht daran erinnern, was passiert ist, nachdem wir uns ins Bett gelegt haben", erklärte ich kleinlaut.
„Scheiße! Das ist jetzt nicht wahr, oder?" Nialls Gesicht wurde mit einem Mal ziemlich blass.
„D..., doch", stotterte ich mühsam. Was um Himmels Willen hatte ich getan? Mit ihm geschlafen? Doch wohl kaum, denn ich trug immer noch meinen Slip. Aber irgendetwas musste sich zwischen uns abgespielt haben, sonst würde Niall nicht so reagieren.
Inzwischen hatten wir beide uns im Bett aufgesetzt und schauten uns an.
„Was ist denn das Letzte, an das du dich erinnern kannst?", fragte er leise.
Wie aus der Pistole geschossen erfolgte meine Antwort: „Du hast mich gefragt, ob ich eine neue Berührung testen will."
„Oh Scheiße!" Niall fuhr sich mit seinen Händen durch die blonden Haare, welche in alle Himmelsrichtungen von seinem Kopf abstanden.
„W...w...was ist denn passiert? Haben wir etwa miteinander geschlafen?", fragte ich beklommen.
Als er daraufhin den Kopf schüttelte, atmete ich erleichtert auf. Aber irgendetwas musste ja trotzdem geschehen sein. „Sag mir doch bitte, wie es dann weiterging", bat ich ihn verwirrt.
Nun atmete Niall tief durch, bevor er zu erzählen begann.
„Du hast mit ja geantwortet und ich habe dann gefragt, wie weit du gehen möchtest. Daraufhin hast du gesagt, dass du auf keinen Fall mit mir schlafen willst."
Er machte eine kurze Pause, dann redete er weiter.
„Wenn ich geahnt hätte, dass du dich an nichts mehr erinnern kannst, dann hätte ich es nicht soweit kommen lassen... Bitte, Bel, du musst mir das glauben..."
Sein Gesichtsausdruck wirkte nahezu verzweifelt, was die Sache nicht unbedingt besser machte, denn ich wusste immer noch nicht, was zwischen uns gelaufen war.
„Was genau habe ich getan?", fragte ich hartnäckig. Diese Ungewissheit brachte mich noch um!
„Du hast meine Boxershorts runtergezogen und...dann hast du dich über meine untere Region gebeugt..."
Oh nein! Bitte nicht! Nicht diese Geschichte! Ich hatte doch nicht wirklich..., oder doch?
„Niall?"
„Ja?"
„Du willst mir jetzt nicht sagen, dass ich genau das getan habe, worüber du dich die ganze Zeit lustig gemacht hast?"
Als ich ihm in die Augen schaute, wusste ich, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag. Oh mein Gott! Das konnte doch nicht wahr sein!
„Bel, bitte..."
„Schon gut, ich mache dir keinen Vorwurf", unterbrach ich ihn sofort.
Schließlich war es meine eigene Schuld! Warum hatte ich auch so viel Whiskey getrunken? Ich wusste genau, dass ich das Zeug nicht vertrug! Es wäre reichlich unfair von mir gewesen, Niall hierfür zur Verantwortung zu ziehen, der jetzt mit gesenktem Kopf auf der Bettkante saß. Nachdem ich meine Gedanken einigermaßen sortiert hatte, drehte ich mich zu ihm, nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn vorsichtig auf den Mund.
„Ich bin dir nicht böse, Schatz und ich bereue es auch nicht."
„Echt nicht?"
Der Hoffnungsschimmer in seinen blauen Augen erzeugte ein Lächeln auf meinem Gesicht. Es war so süß, wie er sich um alles sorgte. Das er vielleicht etwas falsch gemacht haben könnte, was jedoch keineswegs der Fall war. Daran trug eindeutig der Alkohol die Schuld. Obwohl, konnte man überhaupt von Schuld sprechen? Oder war es nicht eher so, dass meine Betrunkenheit die Hemmungen einfach über Bord warf und mich das hatte tun lassen, was mein Innerstes wollte?
„Niall", begann ich zögernd, „das Einzige, was mich an der ganzen Geschichte stört, ist die Tatsache, dass ich eine neue Berührung getestet habe, ohne sie wirklich erfahren zu haben, weil ich mich nicht mehr daran erinnern kann."
Ich hörte sein erleichtertes Aufatmen und kurz darauf legte er seine Arme um mich. Unser darauffolgender Kuss war lang, innig und sehr heiß. Wie immer genoss ich das Spiel unserer Zungen, das nicht enden wollte. Doch irgendwann mussten wir beide Luft holen. Das war für mich die Gelegenheit um noch eine Frage zu stellen, die mich seit Minuten plagte.
Verschmitzt lächelnd schaute ich in seine blauen Augen. „Wie war ich eigentlich?"
Nialls Gesichtsausruck veränderte sich von überrascht dreinschauend bis hin zu süffisant grinsend, bevor er antwortete: „Sensationell!"
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Was Bel in betrunkenem Zustand so alles anstellt, ist ja schon lustig, oder? Und wie fandet ihr die Szene mit Claire? Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. Ich widme es heute Little_Ophelia , weil sie ein neues Cover für die Story gemacht hat. Wie findet ihr es? Ich finde es wunderschön! Danke, meine Süße ;)
Danke für die inzwischen 5k reads an alle meine Leser!
Wer von euch hat gerade X Factor geschaut? Ich muss ehrlich sagen, ich hatte Tränen in den Augen, als die Jungs History gesungen haben und all diese Bilder aus vergangenen Zeiten im Hintergrund gezeigt wurden.
LG, Ambi xxx
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