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17. Love hurts

Heulend und völlig fertig verbrachte ich ungefähr eine Viertelstunde auf der Damentoilette des Einkaufszentrums. Dann besann ich mich eines besseren, schaute in den Spiegel über dem Waschbecken und murmelte vor mich hin: „Fuck you, Niall! Ich habe schon ganz andere Dinge in meinem Leben hinter mich gebracht!"

Nachdem ich mein Gesicht und die Hände gewaschen hatte, wurde es langsam Zeit, das Café aufzusuchen, in welchem ich mit Ann verabredet war. Auf dem Weg dorthin fuhren meine Gedanken und meine Gefühle Achterbahn. Ich konnte nicht verstehen, warum Niall das getan hatte. Wie konnte er mich so verletzen? Dachte er etwa, es würde nicht rauskommen, dass er sich mit Claire abgab? Waren Männer wirklich so naiv? Aber warum wollte er dann überhaupt etwas von mir?

Claire wäre doch sofort mit ihm ins Bett gestiegen, wenn die beiden das nicht schon letzte Nacht getan hatten. Die Leere, die sich in mir ausbreitete, erfasste nicht nur mein Herz, sondern auch meine Seele. Endlich hatte ich einen Jungen gefunden, dem ich vertraute und nun wurde ich so bitter enttäuscht. Sollte das etwa der Plan sein, den der Himmel für mich bereit hielt? Wenn ja, dann konnte ich getrost darauf verzichten. Alles was ich jetzt wollte, war, nach Hause fliegen und Niall sowie Irland für immer vergessen.

Nachdem Ann und ich eine Kleinigkeit in dem Café gegessen hatten, fuhren wir wieder zurück in die Bed and Breakfast Pension. Ich hatte mich die ganze Zeit beherrscht aber als ich die Tür meines Zimmers hinter mir schloss, fing ich erneut an zu weinen.

Gott, was hatte ich denn falsch gemacht? Niall wusste doch, dass ich unter Berührungsängsten litt! Das konnte wohl kaum der Grund sein, weshalb er mich mit Claire betrog. Aber was war es dann? Während ich mir den Kopf darüber zerbrach, merkte ich nicht, dass die Zimmertür sich öffnete und Niall hereinspazierte.

„Hey Süße", begrüßte er mich und wollte mich umarmen.

Das konnte doch nicht wahr sein! Er tat so, als ob alles in Ordnung sei! Als ob es den gestrigen Abend mit Claire nie gegeben hätte! Sollte mich mein erster Eindruck doch nicht getäuscht haben und er war der perfekte Schauspieler? Es schien in jenem Augenblick wirklich so zu sein. Bevor er seine Arme um mich legen konnte, stieß ich ihn weg.

„Bel was ist denn los?", fragte er verwundert.

„Was los ist?", fauchte ich ungehalten. „Das fragst du besser deine Claire!"

Niall schaute mich völlig entgeistert an, als er sprach. „Ich verstehe nicht, was du meinst. Erkläre es mir bitte."

„Ich glaube, ich brauche dir gar nichts zu erklären! Ich habe das Foto von gestern Abend im Pub gesehen, das reicht doch wohl, oder?!" Meine Stimme überschlug sich fast vor Zorn, als ich ihm das an den Kopf warf.

Doch Niall schaute mich weiterhin verständnislos an, was mich nur noch mehr zur Weißglut brachte.

„Von welchem Foto redest du denn? Ich kapiere immer noch nicht, was los ist", entgegnete er kopfschüttelnd.

Wir dreist war dieser Typ eigentlich? Glaubte er etwa, mich für dumm verkaufen zu können? Dass ich noch nie mit einem Jungen geschlafen hatte, hieß noch lange nicht, dass meine Gehirnzellen nicht richtig arbeiteten! Ich war wirklich zutiefst verletzt und er machte es von Minute zu Minute schlimmer.

„Niall, denkst du denn ich weiß nicht, was hier gespielt wird? Claire hat mir höchstpersönlich das Foto gezeigt, wo sie auf deinem Schoss sitzt, mein Lieber! Es wurde gestern Abend im Pub aufgenommen!", warf ich ihm an den Kopf.

„Ach? Und du glaubst also alles, was Claire dir erzählt?"

Ich merkte, dass Niall auch langsam wütend wurde. Nur zu, dann konnten wir uns endlich richtig angiften!

„Sie hat es nicht nur erzählt, sie hat mir sogar das Beweisfoto gezeigt, aber das erwähnte ich ja bereits", zickte ich nun rum.

„Also gut", hörte ich Niall sagen, „du glaubst also, dass ich ein Lügner bin und dich außerdem betrogen habe!"

„Ja, das denke ich! Denn die Beweise sind eindeutig!", fauchte ich los.

Niall atmete tief durch. „Fein, dann lassen wir das Ganze und ich gehe jetzt besser."

Er riss die Tür auf und wollte die Treppe nach unten laufen, doch ich folgte ihm auf den Fersen.
„Moment mal, du kannst nicht mit mir Schluss machen!", blökte ich.

Er drehte sich kurz um und sah mir in die Augen Sein Blick wirkte irgendwie traurig, als er fragte: „Warum nicht?"

„Weil ich es bin, die betrogen wurde! Darum mache ich mit dir Schluss und nicht umgekehrt!"

Das Letzte, was ich von ihm sah, war, das er kopfschüttelnd die Treppe nach unten ging. Ich machte auf dem Absatz kehrt, lief in mein Zimmer zurück und ließ mich weinend auf das Bett fallen. Was war nur schief gelaufen? Ich verstand nicht, wie er so etwas hatte tun können! Sollte ich mich dermaßen in ihm getäuscht haben?

Den Rest des Tages verbrachte ich mehr oder weniger heulend in meinem Zimmer, wie den Abend auch. Da ich mein Handy ausgeschaltet hatte, konnte mich auch niemand nerven. Ich nahm zwar das Abendessen gemeinsam mit Ann und Sam ein, die sich wunderten, dass ich so schweigsam war, aber glücklicherweise nicht weiter nachfragten, was der Grund für mein Benehmen sei.

Nach dem Essen zog ich mich erneut in mein Zimmer zurück, um nachzudenken.

Alles schien plötzlich so sinnlos zu sein. Das Golfen, die Tage, die wir am See verbracht hatten und vor allem jene Stunden, die ich mit Niall alleine genossen hatte. Ja, ich hatte jede Minute genossen, alles andere war eine Lüge mir selbst gegenüber.

Als ich meine Augen schloss, fühlte ich noch immer die Berührung seiner Lippen auf meinen und wie seine Hände zärtlich über meinen Körper glitten. Konnte jemand, der so einfühlsam war, wirklich so aalglatt lügen? Plötzlich spürte ich einen dicken Kloß im Hals und schmeckte salzigen Tränen, die meine Wangen hinunterliefen. Es tat so verdammt weh.

Einerseits kam ich mir im Moment total einsam vor, andererseits wollte ich aber nicht mit jemandem darüber reden, auch wenn mir das bestimmt gut getan hätte. Doch wen sollte ich hier denn mit meinem Problem behelligen? Ich wollte Nelia auf keinen Fall die Zeit mit Darragh stehlen und verderben. Es reichte schließlich, dass eine von uns beiden unglücklich war. Mit Ann wollte ich ebenfalls nicht darüber sprechen, denn sie war mit Niall verwandt. Da seine Kumpels sicher zu ihm halten würden, schieden Darragh, Sean und Dylan auf jeden Fall auch aus. Wer blieb da noch übrig? Niemand, wie es aussah. Also tat ich das, was wahrscheinlich im Augenblick am besten für mich war: Ich legte mich ins Bett und versuchte zu schlafen.

Leider scheiterte dieser Versuch kläglich, was ich mir eigentlich hätte denken können, denn meine Gedanken standen nicht still. Sie waren ständig bei Niall, dem Jungen, dem immer noch mein Herz gehörte, auch wenn er die Schuld daran trug, dass es jetzt zerbrach. Obwohl er mich belogen und betrogen hatte, konnte ich meine Gefühle für ihn nicht binnen weniger Stunden einfach abstellen. Dafür waren diese zu tief und zu stark gewesen. Sie waren einfach ehrlich und das war es, was die ganze Sache von Minute zu Minute schlimmer werden ließ.

Stundenlang wälzte ich mich im Bett hin und her, ohne ein Auge zuzumachen. Als ich zwischendurch auf die Uhr blickte, zeigte diese drei Uhr morgens. Seufzend setzte ich mich in meinem Bett auf, griff nach dem Netbook, das auf dem Nachttisch lag und schaltete es ein. Vielleicht würde ich auf Twitter etwas Abwechslung finden. Nebenbei registrierte ich, dass das Skype Programm automatisch startete, was mir jedoch kein Kopfzerbrechen verursachte, denn um diese Uhrzeit würde mich bestimmt niemand anrufen. So beachtete ich dieses zunächst nicht weiter, sondern las die Einträge auf Twitter.

Ein öffentlicher Tweet von Niall stach mir sofort ins Auge. „Nice day at the gulf course". Dazu hatte er ein Bild gepostet, welches ihn und einen mir unbekannten Mann gemeinsam auf dem Golfplatz in Mullingar zeigte. Er hatte den Nachmittag somit wohl gut verbracht, auch ohne meine Gesellschaft. Dann konnte es ja mit seinen Gefühlen nicht so weit her gewesen sein, was mich natürlich noch mehr runterzog.

Ich war versucht, etwas darauf zu antworten, doch bevor ich das tun konnte, vernahm ich ein leises Tuten. Das durfte doch nicht wahr sein!? Wer wollte denn mitten in der Nacht über Skype mit mir in Verbindung treten? Als ich nachschaute, sah ich, dass es sich um Liam handelte. Einigermaßen verwirrt nahm ich den Anruf entgegen.

„Hi, Liam, bist du auch noch wach?", fragte ich überrascht.

„Hi, Bel. Ich bin vor einer halben Stunde aus einem Club gekommen. Wir haben ein bisschen gefeiert." Er musterte nachdenklich mein Gesicht. „Und warum bist du noch auf?"

Ich schluckte kurz und antwortete dann: „Ich kann nicht schlafen, weil ich so viel nachdenken muss."

„Oha, das klingt nicht gut."

„Nein, ist es auch nicht", murmelte ich verlegen.

Liam seufzte leicht. „Hör zu Bel. Eigentlich geht es mich nichts an aber Niall hat mich vorhin angerufen und er ist total am Ende. Er hat geweint und gesagt, dass es aus ist zwischen euch beiden."

Moment? Niall hatte geweint? Mein Herz begann urplötzlich zu rasen. Wieso weinte er denn, wenn er mich betrogen hatte? Etwa, weil es ihm jetzt Leid tat oder...?

Ich wusste in jenem Augenblick wirklich nicht, was ich denken sollte.

„Was..., was hat er denn gesagt?", fragte ich mit bebenden Lippen. Langsam bildete sich ein komisches Gefühl in meiner Magengegend.

„Na ja, so ganz habe ich es nicht kapiert und er wohl auch nicht. Irgendwas von einem Foto, das du angeblich gesehen haben sollst. Mit ihm und einem anderen Mädchen auf seinem Schoß."

„D...Das war Claire", brachte ich mühsam hervor und schon kullerten erneut Tränen aus meinen grünen Augen.

„Bel, was genau ist passiert? Sag es mir bitte", forderte Liam mich mit sanfter Stimme auf.

Genau in diesem Augenblick tauchte das Bedürfnis in mir auf, ihm einfach alles erzählen zu wollen. Was geschehen war und wie ich mich fühlte. Stockend begann ich nun zu reden. Ich erklärte Liam, dass Niall an jenem Abend alleine ins Pub gegangen war, weil ich mit Kopfschmerzen im Bett lag. Natürlich erwähnte ich auch, dass dies mein Vorschlag gewesen sei.

Weiterhin schilderte ich die Begegnung mit Claire und ihren Freundinnen im Einkaufszentrum am darauffolgenden Vormittag, sowie das Streitgespräch mit Niall, was schließlich das Ende unserer Beziehung hervorgerufen hatte. Und dann brachen sämtliche Gefühle aus mir heraus. Ich heulte wie ein Schlosshund, während ich zwischendurch sagte: „Ich... liebe... Niall...immer...noch..."

„Er dich wohl auch, sonst hätte er nicht so geheult, als er mich angerufen hat", kam es prompt von Liam.

Langsam wischte ich mir die Tränen aus den Augen und fragte: „Glaubst du denn, dass er die Wahrheit gesagt hat? Ich meine, du kennst ihn ja länger und vermutlich auch viel besser als ich... und jetzt, nachdem wir miteinander gesprochen haben, bin ich ganz verwirrt..."

Jetzt atmete Liam tief durch, bevor er sprach. „Bel, hör zu. Niall ist keiner, der mit den Gefühlen der Frauen spielt, im Gegenteil. Wenn er jemanden liebt, dann tut er das aufrichtig und von ganzem Herzen. Ich denke, dass irgendetwas an dieser Geschichte, die diese Claire dir aufgetischt hat, nicht stimmt."

Genau dieses Gefühl machte sich auch in mir breit und so fragte ich nachdenklich: „Aber was?"

„Denk nach, Bel. Versuche dich an jede Einzelheit zu erinnern, seit du Claire zum ersten Mal getroffen hast", schlug Liam vor. „Vielleicht finden wir ja dann die Lösung."

Fieberhaft begann ich zu überlegen, wann sich Claires und meine Wege gekreuzt hatten.

„Also das erste Mal habe ich sie ganz kurz mit einer Freundin im Pub gesehen. Das war diese Susan, die auch im Einkaufszentrum dabei war. Aber die beiden sind dann relativ schnell wieder von unserem Tisch verschwunden. Sie waren mir von Anfang an unsympathisch."

„Soll vorkommen", meinte Liam, „aber jetzt weiter im Text. Wann hast du sie dann wieder getroffen?"

Ich erinnerte mich genau an diesen Abend. Wie hätte ich ihn auch jemals vergessen können? Schließlich waren Niall und ich damals zusammengekommen und eigentlich hatte ich das Claire zu verdanken.

„Das zweite Mal war auch im Pub", begann ich und erzählte nun haarklein, was an diesem Abend vorgefallen war.

Liam lachte schallend, als ich die Episode mit dem Pint erwähnte, dass ich über Claires Haupt verschüttet hatte, weil sie mich provozierte.

„Könnte es nicht sein, dass dieses Foto in der Zeit entstanden ist, als du die Toiletten aufgesucht hast?", fragte Liam nach.

Das musste ich verneinen, denn Susan, die das Bild ja angeblich geschossen haben sollte, glänzte an jenem Abend durch Abwesenheit. Außerdem hätte Nelia mir bestimmt erzählt, wenn Niall und Claire sich geküsst hätten. In dieser Beziehung konnte ich mich auf meine kleine Schwester verlassen.

Moment! Warum hatte ich Nelia nicht gefragt, was vorgestern Abend wirklich im Pub geschehen war? Vielleicht hätte das ja geholfen die Wahrheit ans Licht zu bringen. Jetzt war es zu spät, um darüber zu sprechen, oder doch nicht?

„Ist dir vielleicht irgendetwas an diesem Foto aufgefallen?", hörte ich Liam plötzlich fragen.

„Keine Ahnung, es ging alles so schnell."

„Versuche trotzdem, dich zu erinnern."

Seufzend erwiderte ich: „Na ja, Claire hat so blöd zu Susan gesagt, dass es das Bild mit der Nummer zwei, null, eins, zwei sei, als die sich nicht gleich daran erinnern konnte, welches Foto sie wohl genau meinte."

„Zwei, null, eins, zwei", widerholte Liam jetzt nachdenklich. „Das heißt eigentlich zweitausendzwölf."

Wir schauten uns beide völlig entgeistert über die Webcam an. „Moment mal! Zweitausendzwölf? Will die mich veraschen?", keuchte ich.

Meine Gedanken überschlugen sich, während Liam redete. „Ich glaube, das Bild wurde letztes Jahr aufgenommen. Niall hat uns mal erzählt, als er vom Urlaub in Mullingar zurückkam, dass es da eine gab, die total scharf auf ihn war und andauern auf seinem Schoß gesessen hätte."

„Oh mein Gott, Liam! Wenn das stimmt, dann habe ich ihn total verletzt!", brachte ich unter Tränen hervor. „Das wird er mir nie verzeihen", schluchzte ich.

„Bel, beruhige dich. Denk immer daran, Niall liebt dich. Und du kannst nur jemanden verletzen, der dich liebt und du kannst im Gegenzug auch nur von jemandem verletzt werden, den du liebst."

Als ich Liams Worte vernahm, wurde mir bewusst, wie sehr ich Niall liebte und er mich. Bestimmt hatte es ihm sehr wehgetan, zu hören, dass ich ihm vorwarf, mich belogen und betrogen zu haben. Ich musste diese ganze Sache aus der Welt schaffen, in der Hoffnung, dass Niall mir verzeihen würde.

„Danke, Liam, ich glaube du hast mir gerade sehr geholfen", sagte ich leise und schaute den Sänger an.

Er lächelte mir zu. „Das wird schon, Bel. Aber versprich mir bitte, dass ihr zwei euch nicht wieder wegen solchem Blödsinn streitet, ok?"

„Das werde ich, Ehrenwort."

Nachdem ich das Gespräch mit Liam beendet hatte, war an Schlaf nicht mehr zu denken. So wälzte ich mich erneut im Bett hin und her, bis es langsam hell wurde. Als die ersten Sonnenstrahlen zögerlich ihren Weg durch die Jalousien fanden, stand ich auf, sprang unter die Dusche und zog mich an, um wenige Minuten später in Anns Küche aufzutauchen. Sie schaute mich erstaunt an, musste aber schmunzeln.

„Na, hat dich der Hunger aus dem Bett getrieben? Du hast ja gestern Abend nicht besonders viel gegessen", stellte sie fest.

„Ja, ich weiß", murmelte ich, „ist das Frühstück schon fertig? Ich muss nämlich gleich noch etwas erledigen."

„Klar, Sam sitzt schon am Tisch, du kannst ihm gerne Gesellschaft leisten."

Ich beeilte mich mit dem Frühstück und verließ um kurz nach neun das Haus. Mein Weg führte mich zunächst zu Darraghs Heim, wo ich vor dem Gartentor stehenblieb, mein Handy hervorholte und meine Schwester anrief. Nach dem fünften Klingeln nahm sie endlich das Gespräch entgegen.

„Hi, Püppi", sagte ich nur.

„Sag mal, bist du irre, mich mitten in der Nacht aus dem Bett zu klingeln?", beschwerte sie sich mit verschlafener Stimme.

„Nein, ich bin nicht irre und ich stehe vorm Haus, also komm runter. Ich muss dich nämlich ganz dringend was fragen."

„Wenn es sein muss", hörte ich Nelia brummen.

Das liebte ich so an meiner kleinen Schwester. Egal, ob man sie beim Schlafen oder bei was auch immer störte, sie blieb stets hilfsbereit. Keine fünf Minuten später stand sie mit einem T-Shirt und einer Leggins bekleidet vor mir und öffnete das Gartentor.

„Komm rein, Bel, du musst doch nicht draußen stehen."

„Ich muss dringend mit dir reden", begann ich.

„Ok, dann setzen wir uns auf die Terrasse. Darraghs Eltern sind auf der Arbeit und er schläft noch. Du siehst, wir sind ganz ungestört."

Obwohl Nelia erst siebzehn war, entwickelte sie ein erstaunliches Gespür für die Befindlichkeiten jener Menschen, die ihr am Herzen lagen. Sie merkte mit Sicherheit wie aufgeregt ich war, bevor ich zu reden anfing.

„Püppi, ich muss dich was fragen."

„Schieß los." Ihre Lässigkeit war einfach unübertrefflich und tat mir irgendwie gut.
„War Claire vorgestern Abend im Pub?"

„Vorgestern Abend? Du meinst, als du mit Kopfschmerzen im Bett lagst?"

„Ja, genau, diesen Abend meine ich."

„Klar war sie da aber nicht bei uns. Glaub mir, die wagt es nicht mehr, Niall so nahe zu kommen, wie an dem Tag, als du ihr das Bier übergeschüttet hast", erwiderte Nelia grinsend.

„War Claire alleine im Pub? Also ohne ihre Freundinnen?", lautete meine nächste Frage.

„Also von ihren Freundinnen war keine dabei aber sie ist mit nem Typen zusammen gekommen, mit dem sie dann später auch wieder verschwunden ist. Das hättest du sehen müssen! Die haben schon an der Theke rumgemacht, nicht alles, dass die auf dem Barhocker gevögelt haben!"

„Püppi!", wies ich meine Schwester entsetzt zurecht.

„Was denn? Du darfst solche Worte wie „Schwanz" in den Mund nehmen aber bei mir beschwerst du dich, das ist unfair!"

Ich musste prompt grinsen. „Also gut. Einigen wir uns darauf, dass wir mit zwei älteren Brüdern aufgewachsen sind und dahingehend versaut wurden", entschied ich, was Nelia mit einem leichten Grinsen quittierte.

„Warum wolltest du das eigentlich alles wissen? Du hättest doch Niall fragen können?", kam es plötzlich von ihr.

Ich wurde rot wie eine Tomate und begann zu seufzen. „Niall und ich..."
„Habt ihr Stress?"

Als sich das Glitzern in meinen Augen wahrnahm, legte sie ihren Arm um meine Schulter. „Kann ich dir irgendwie helfen, Bel?"

Nachdem ich mir die Tränen aus dem Gesicht gewischt hatte, sagte ich mit zitternder Stimme: „Du kannst mir einen Zettel, einen Stift und einen Briefumschlag geben."

Meine Schwester holte alles, worum ich sie gebeten hatte und nachdem ich ihr zu verstehen gab, dass ich nun alleine sein wollte, zog sie sich wieder ins Haus zurück. Ich saß vor dem leeren Blatt Papier, nahm den Kugelschreiber in die Hand und schrieb das, was mir in den Sinn kam.

Lieber Niall, du kannst einen Menschen nur verletzen, wenn dieser dich liebt und du kannst auch nur von Menschen verletzt werden, die du liebst. Das, was passiert ist, hat mir gezeigt, wie sehr wir beide uns lieben. Es tut mir so leid, dass ich dir nicht geglaubt habe aber ich weiß jetzt, dass du nicht gelogen hast. Ich hoffe, du wirst mir das verzeihen und wenn du unserer Liebe noch eine Chance geben willst, dann findest du mich an dem Platz, an dem wir uns zum ersten Mal geküsst haben. Dein kleiner Rotschopf, Belita.

Ich faltete den beschriebenen Zettel, steckte ihn in den Umschlag auf welchen ich Nialls Namen schrieb und machte mich auf den Weg zu seinem Haus. Dort schob ich den Umschlag einfach unter der Haustür durch, um anschließend den kleinen Park aufzusuchen, von dem ich geschrieben hatte. Jetzt hieß es warten und hoffen.

Mir wurde von Minute zu Minute elender zumute und ich warf ungefähr alle dreißig Sekunden einen Blick auf mein Handy, um nach der Uhrzeit zu schauen. Was, wenn Niall nicht auftauchen würde? Wenn er so sauer war, dass er nicht mehr mit mir zusammen sein wollte? Was sollte ich dann tun? Der Verlauf meines weiteren Lebens würde sich heute in Mullingar entscheiden, das war sicher.

Schon wieder spürte ich Tränen in meinen Augen. Sie brannten wie Feuer, schienen mich innerlich aufzuzehren und doch waren sie der einzige Weg, um meiner Verzweiflung Ausdruck zu verleihen. Eigentlich war es nur Wasser, das aus meinen Augen tropfte, nichts weiter, aber es machte mir bewusst, wie sehr man an einem Menschen hängen konnte. Und wie sehr ich bereit war, mich diesem irgendwann hinzugeben.

Es wäre nur noch eine Frage der Zeit gewesen aber vielleicht sollte es nicht sein? Vielleicht sollte ich als einsamer Mensch, zurückgezogen von meiner Umwelt enden? Wer wusste das schon und wer konnte es ändern?

Niall wäre dazu in der Lage gewesen. Durch ihn hatte ich gelernt, mich berühren zu lassen und mich auf jemanden einzulassen, der mir fast völlig fremd war. Mir war es gelungen über meinen Schatten zu springen, ich begann zu leben, zu atmen und die Dinge mit anderen Augen zu sehen. Was hätte er noch alles in mir bewirken können?

Ich war so in meine Gedanken und Tränen versunken, dass ich die Schritte, die sich mir näherten nicht wahrnahm. Erst als zwei Hände sich sanft um meine Taille legten, erwachte ich aus meiner Trance. Der Geruch seines Aftershaves drang in meine Nase, während ich seine Lippen an meinem Ohr fühlte. Mein Herzschlag setzte beinahe aus, als ich seine geflüsterten Worte vernahm.

„Wie könnte ich unserer Liebe keine Chance mehr geben? Du bist alles, was ich brauche, mein kleiner Rotschopf."

Ich drehte mein tränenverschwommenes Gesicht leicht zu ihm und fühlte, wie seine Lippen sich auf meine legten. Niall drehte meinen Körper, so dass wir uns anschauen konnten. Dann nahm er mein Gesicht vorsichtig in beide Hände und küsste mich erneut auf den Mund. Seine Berührungen waren so zärtlich und produzierten eine Gänsehaut auf meinem kompletten Körper. Wir versanken in einem endlosen, tiefen Kuss, bei welchem unsere Zungen liebevoll miteinander spielten. Ich presste meinen Körper regelrecht in seinen, fühlte wie seine starken Arme mich umschlangen, mir Halt und Sicherheit gaben und meine innerliche Balance sich langsam aber sicher wieder stabilisierte.

„Und du bist alles, was ich brauche", flüsterte ich zurück, als wir unseren Kuss kurz unterbrachen.

Nialls linke Hand wanderte zu meiner rechten Wange, über die er nun sanft hinwegstrich. Das Kribbeln tauchte wieder auf! Oh Gott, es machte mich so wahnsinnig und ich fragte mich plötzlich, welche Gefühle er wohl in mir erwecken konnte, wenn wir das erste Mal miteinander schlafen würden. Irgendwie war das alles noch so weit weg und doch so nah.

Im Moment reichte es mir völlig, die Nähe seines Körpers zu spüren. Er strahlte so viel Geborgenheit und Wärme aus, dass es mich regelrecht umhaute. Es waren wirklich tiefe Emotionen, welche in mir schlummerten aber ich wusste, dass Niall irgendwann alle zum Vorschein bringen würde, früher oder später.

„Es tut mir so leid..., ich wollte dich nicht verletzen", brachte ich hervor.

Seine blauen Augen schauten in meine grünen, warm und zärtlich war sein Blick, als er mir antwortete: „Ich dich auch nicht."

Seufzend legte ich meine Arme um seinen Nacken. „Ich war so dumm, dir nicht zu glauben", flüsterte ich beschämt.

„Und wie hast du es herausgefunden?", fragte er leise, während seine Hände sanft über meinen Rücken strichen.

Nun berichtete ich über das Gespräch, welches ich mit Liam in der Nacht geführt hatte und schloss meine Ausführung mit folgenden Worten: „Als Liam mir gesagt hat, dass du geweint hast, da wurde mir klar, dass irgendetwas nicht stimmen konnte...aber eines wollte ich dich trotzdem fragen..."

„Was denn?" Seine blauen Augen schauten in meine grünen und alles was ich darin sah, war Ehrlichkeit und Liebe.

„Hattest du etwas mit Claire?"

Jetzt schüttelte Niall entschlossen seinen Kopf. „Nein, Bel. Mit so einem Flittchen gebe ich mich nicht ab."

„Und warum habt ihr euch dann geküsst?"

„Weil ich stockbesoffen war und nicht mehr Herr meiner Sinne. Aber glaube mir, im Bett wäre ich trotzdem nicht mit ihr gelandet."

Erleichtert atmete ich aus und wir besiegelten unseren Neuanfang nochmals mit einem langen, sehr intensiven Kuss, dann sagte Niall lächelnd: „Wir sollten langsam gehen, meine Geburtstagsparty findet heute Abend statt und ich muss mich noch um einiges kümmern."

Als wir kurz darauf Hand in Hand aus dem Park liefen, fragte ich: „Kann ich dir irgendwie dabei behilflich sein?"

„Aber sicher, mein kleiner Rotschopf." Er zwinkerte mir zu und meine Welt war wieder in Ordnung.

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Gott sei Dank ist wieder alles gut zwischen den beiden. Wie fandet ihr Liams Auftreten über die Webcam und dass er Bel geholfen hat?

LG, Ambi xxx





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