13. Crash
Niall grinste, als er den Range Rover startete, um nach Mullingar zu fahren. Ich wusste, dass er genau verstanden hatte, was ich ihm soeben mitgeteilt hatte. Zu gut war mir unser erster Abend bei Darragh in Erinnerung geblieben. Doch er äußerte sich nicht dazu, sondern sang gut gelaunt zu einem Song, der gerade im Radio gespielt wurde, was mich augenblicklich zum Träumen verleitete. Seine Stimme klang so unglaublich schön und er durfte wirklich zu Recht Mitglied einer Boy Band sein, die den großen Erfolg auf jeden Fall verdienten.
Etwa zwanzig Minuten später trafen wir vor der Bed and Breakfast Pension ein, wo Ann uns über den Weg lief.
„Ihr seid ja schon zurück", brachte sie erstaunt hervor und dann, mit einem Blick auf Nialls immer noch leicht durchnässte Badeshorts, stellte sie fest: „Du solltest dich umziehen, sonst erkältest du dich noch!"
Mein Freund erwiderte grinsend: „Das werde ich gleich machen, versprochen."
Danach suchten wir umgehend mein Zimmer auf, wo Niall eine Boxershorts aus seinem Rucksack zog.
„Das Bad befindet sich hinter der ersten Tür links, im Flur", teilte ich ihm lächelnd mit.
„Bad? Ich wollte keine Dusche nehmen, sondern mich nur umziehen", entgegnete er verwundert und streifte die Badeshorts von seinem wohlgebauten Körper.
Ich wusste nicht, ob mich umdrehen oder mir die Augen zuhalten sollte, so schockiert war ich in jenem Moment. Trotzdem fiel es mir schwer, meinen Blick von ihm abzuwenden, was er sehr wohl bemerkte. Jedenfalls fragte er grinsend: „Na, gefällt dir, was du siehst?"
Urplötzlich erwachte ich aus meiner Erstarrung, drehte mich um und ging aus dem Zimmer. Es war einfach im Augenblick zu viel für mich, diesen vollkommenen Körper zu sehen und gleichzeitig zu wissen, dass es immer noch Berührungen gab, die ich nicht zulassen konnte, jedenfalls nicht zum jetzigen Zeitpunkt!
Nach kurzer Zeit öffnete Niall zaghaft meine Zimmertür, neben der ich immer noch im Flur stand und sagte leise: „Du kannst wieder reinkommen, ich bin angezogen."
Das Wort „angezogen" bezog sich einzig und alleine darauf, dass er nun eine Boxershorts am Leib trug, wie ich feststellte, nachdem ich das Zimmer betrat.
Niall umarmte mich und flüsterte mir ins Ohr: „Ich wollte dich nicht erschrecken, Süße, tut mir echt Leid." Dann hauchte er mir einen Kuss auf die Stirn.
Ich lächelte und küsste ihn sanft auf den Mund. Doch plötzlich musste ich grinsen, denn ein Gedanke schoss durch meinen Kopf, den ich einfach aussprechen musste.
„Ich bin ja froh, dass du mich nicht gefragt hast, ob ich Hunger auf ein Würstchen habe", brachte ich schmunzelnd hervor.
Niall begann schallend zu lachen, was ich total witzig fand, denn ich liebte sowohl sein Lachen, als auch seinen Humor. Dann hob er mich hoch und trug mich zum Bett, wo wir es uns gemütlich machten. Ich kuschelte mich an seinen Körper, nachdem er mir das T-Shirt über den Kopf gestreift und ich meine Shorts ausgezogen hatte und nur noch meinen Bikini trug.
Haut auf Haut, da war es wieder, dieses tolle Gefühl, welches ich unendlich genießen konnte, genau wie die vollkommene Stille, die uns hier umgab. Zumindest bis zu jenem Moment, als Niall plötzlich sagte: „Apropos Würstchen, wir beide könnten doch echt mal ein Picknick machen."
Sämtliche Alarmglocken läuteten in meinem Gehirn, bestimmt hatte er das wieder zweideutig gemeint! So entgegnete ich: „Wenn du an ein Picknick im Bett denkst, dann muss ich dich leider enttäuschen! Das kommt nicht für mich in Frage und eigentlich dachte ich, du hättest das kapiert!"
Nun zog Niall seine Augenbrauen nach oben, während er mit dem Kopf schüttelte, um dann zu sagen: „Warum hast du eigentlich immer so schweinische Gedanken? Langsam mache mir jetzt echt Sorgen um dich."
„Ich hatte keine schweinischen Gedanken, bevor ich mit dir zusammen gekommen bin", erwiderte ich mit hochrotem Kopf. Sollte ich ihm dieses Mal wirklich Unrecht getan haben?
Als seine blauen Augen zu mir schauten, wusste ich nicht, was er dachte, doch dann klärte er mich auf. „Ich habe wirklich von einem ganz normalen Picknick im Grünen geredet", meinte er. „Wir überlegen, was wir alles zu essen und zu trinken mitnehmen wollen, ich packe noch meine Gitarre ein und schon ist die Sache geritzt", fügte er lächelnd hinzu.
„Kennst du denn einen schönen Platz, wo man so was veranstalten könnte?", erkundigte ich mich vorsichtig.
„Süße, Irland ist meine Heimat, ich bin hier geboren und ich kenne alle schönen Plätze", flüsterte er mir ins Ohr, was mich zu einem Grinsen animierte.
„Ok, und wann wollen wir das machen?"
„Schauen wir mal, was der Wetterbericht sagt". Mit diesen Worten griff er nach seinem Handy, das auf dem Nachtisch lag, um kurz darauf zu sagen: „Morgen passt perfekt."
Mein Herz schlug schon wieder schneller. „Wir beide ganz alleine?", fragte ich sicherheitshalber nach.
„Nur du und ich, mein kleiner Rotschopf". Er küsste mich zärtlich auf die Nasenspitze, was mich zum Schmunzeln brachte. Ein Picknick im Grünen mit Niall und seiner Gitarre, was konnte es Besseres geben?
Während ich mich im Bett räkelte, beschäftigte sich Niall weiterhin mit seinem Handy. „Ich muss mal kurz meine Mails checken", entschuldigte er sich und begann plötzlich zu lachen. „Die Jungs haben mir alle ihre Glückwünsche zu meiner hübschen Freundin ausgesprochen."
„Das ist ja echt süß", erwiderte ich. Natürlich fühlte ich mich auch geschmeichelt, dass sie mich als hübsch bezeichneten. Dann wurde ich jedoch nachdenklich.
„Ich habe doch nur mit Liam darüber geschrieben, also per Privatnachricht", stellte ich überrascht fest.
„Bel, die Jungs und ich sind eine große Familie. Wir sind wie Brüder und so was erfährt dann einfach jeder von ihnen, egal, wem du das erzählst."
„Und was erzählt ihr euch sonst noch so?", fragte ich leicht irritiert.
Niall schien meine Gedanken erraten zu haben, jedenfalls antwortete er schelmisch: „Keine Angst, sie erfahren nicht, dass du keine Würstchen magst", worauf ich mich auf ihn stürzte, um ihn zu kitzeln.
Der Versuch misslang kläglich, denn Niall griff blitzschnell nach meinen Handgelenken und ehe ich mich versah, lag ich auf dem Rücken. Sein Körper presste sich ganz leicht an meinen, jedoch ohne mir den Atem zu nehmen und ohne mir das Gefühl zu geben, dass ich bewegungsunfähig sei.
Es war in etwa die gleiche Situation wie vorhin am See, als er mich vor Darragh beschützt hatte, der mich ins Wasser werfen wollte. Nur mit dem Unterschied, dass ich jetzt auf dem Rücken, anstatt auf dem Bauch lag. Das Einzige, was mich störte, war, dass ich meine Hände und Arme nicht bewegen konnte, was ein plötzliches Angstgefühl in mir auslöste.
„Niall, bitte lass meine Handgelenke los", wisperte ich verwirrt.
Er schaute erschrocken auf, als er meine Stimme vernahm und meinen Gesichtsausdruck sah.
„Süße, ich hab dir doch nicht wehgetan, oder?", fragte er besorgt. Gleichzeitig öffneten sich seine Finger und meine Handgelenke waren wieder frei.
Ich atmete erleichtert aus, während Niall sich neben mich legte. Dann drehte ich mich zu ihm, damit wir uns anschauen konnten und versuchte einfach zu erklären, was in mir vorging.
„Es tut mir Leid", begann ich zögernd, „aber ich..., ich... hatte einfach Angst, weil ich meine Hände und Arme nicht mehr bewegen konnte..."
„Bel,... ich würde dir doch nie etwas zuleide tun..., das weißt doch, oder nicht?", wisperte er leise, während seine linke Hand vorsichtig über meine Wange streichelte.
„Das weiß ich, denn sonst würden wir hier nicht nebeneinander liegen", ließ ich ihn wissen.
Plötzlich kam ich mir so hilflos vor. Ich vertraute Niall mehr als jedem anderen und doch gab es gewisse Berührungen, die immer noch Angstgefühle in mir hervorriefen. Das war einfach nicht fair. Doch mein Trauma fragte nicht danach, es schlug einfach dann zu, wenn ich es am wenigsten erwartete. Ich hatte unheimliche Angst, dass es alles zerstören würde.
Bevor ich jedoch weiter darüber nachdenken konnte, stellte Niall mir eine Frage, die mich wissen ließ, dass er für mich da sein wollte, ohne mir das Gefühl zu geben, mich überrumpeln zu wollen. „Darf ich dich in den Arm nehmen?"
Lächelnd nickte ich ihm zu, während ich mich in seine Arme kuschelte. Ich spürte seine Haut, fühlte seinen Herzschlag, hörte seinen Atem und plötzlich strömte das Gefühl einer unendlichen Geborgenheit durch meinen Körper. Niall strahlte sie einfach aus, ohne etwas zu tun. Er hielt mich nur in seinen Armen, nicht mehr und nicht weniger. Mit Sicherheit war er genauso erschrocken wie ich, als mein Trauma sich vor wenigen Minuten zurückmeldete.
Ich konnte nur von Glück reden, dass ich es soweit im Griff hatte, dass ich die Berührungen, welche ich bereits getestet und die mir nichts ausgemacht hatten, dadurch nicht tangiert wurden. Das wäre so ein harter Rückschlag gewesen, den ich wahrscheinlich nicht so einfach verkraftet hätte, doch Gott sein Dank war es ja anders gekommen. Nun musste ich Niall das irgendwie begreiflich machen, der sich scheinbar nicht zu trauen schien, mir einen Kuss zu geben.
Langsam drehte ich mein Gesicht zu ihm, während meine Hände sein weiches, blondes Haar durchkämmten. Er schien zu verstehen, zögerte jedoch noch einen kurzen Augenblick, bevor er seine Lippen auf meine legte. Ich genoss diesen überaus zärtlichen Kuss und wusste gleichzeitig dass ich nun die Initiative ergreifen musste. Also tastete ich mit meiner Zunge über seine Lippen, die sich auch öffneten, damit unsere Zungen sich berühren konnten. Ich legte all das, was ich für ihn empfand in diesen Kuss und spürte, dass er das Gleiche tat.
Die geballte Ladung Emotionen, die wir beide nun empfingen, ließen mich innerlich taumeln. Ich presste meinen Körper gegen seinen, weil ich in jenem Moment seine Nähe so sehr brauchte. Ich wusste nicht, wie lange wir so eng aneinander gekuschelt im Bett gelegen hatten, jedenfalls gab mein Magen mir irgendwann zu verstehen, dass es an der Zeit war, im etwas Essbares zuzuführen. Niall ging es zum Glück ebenso und so entschlossen wir uns, Ann zu fragen, wann es Abendessen gab. Diese schien unsere Gedanken erraten zu haben, als sie uns in der Küche erblickte.
„Essen ist in fünf Minuten fertig", sagte sie mit einem Augenzwinkern. „Ihr könnt schon mal den Tisch decken, wenn ihr wollt."
Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und wenige Minuten später saßen wir zu viert am großen Tisch im Esszimmer, um unsere Mahlzeit zu genießen. Sam und Niall redeten mal wieder über alle möglichen Leute, die ich nicht kannte, doch das störte mich nicht, denn ich ging meinen Gedanken nach.
Was war da vorhin mit mir passiert? Warum kam das Trauma genau in diesem Augenblick hervor? Ich hatte auf dem Rücken gelegen, als der Mann mich damals beinahe vergewaltigt hätte. Krampfhaft versuchte ich mich daran zu erinnern, wie sich in der Vergangenheit alles zugetragen hatte. Ich brauchte dieses Schlüsselerlebnis, doch mein Erinnerungsvermögen ließ mich im Stich. Zu sehr hatte ich die Einzelheiten verdrängt, weil ich dachte, dass es mir helfen würde. Nun schien genau das Gegenteil der Fall zu sein.
Es machte auch keinen Sinn, jetzt weiter verzweifelt danach zu forschen, denn dadurch bekam ich Kopfschmerzen. Das wusste ich haargenau. Vielleicht würde es mir zu einem späteren Zeitpunkt wieder einfallen, darauf konnte ich nur hoffen.
Nach dem Abendessen gingen Niall und ich wieder in mein Zimmer, wo wir uns erneut auf dem Bett niederließen, um zu kuscheln, dieses Mal jedoch in angezogenem Zustand.
„Es tut mir so leid", wisperte ich in Nialls Ohr.
Er wusste genau, was ich meinte und antwortete leise: „Es muss dir nicht leid tun, ok? Du kannst ja nichts dafür."
Dann küsste er mich sanft auf die Nasenspitze und auf die Stirn. Ich seufzte leicht, während ich mich in seine Arme kuschelte. Der Gedanke, nachher alleine einschlafen zu müssen, gefiel mir überhaupt nicht und so flüsterte ich in die Stille hinein: „Bitte bleib heute Nacht hier."
Ich bekam ein leises „Ok", zurück, das mich sehr glücklich machte.
„Wann wollen wir denn eigentlich morgen Picknicken gehen?", fragte ich plötzlich.
„Also der Wetterbreicht sagt, dass es morgen Früh noch regnen soll aber so gegen Mittag wird es dann wieder schön."
„Na ja, gegen lange schlafen habe ich nichts einzuwenden", erklärte ich grinsend und Niall schmunzelte.
Irgendwann ging ich dann ins Bad, um die Zähne zu putzen und mein Sleep Shirt anzuziehen. Als ich in mein Zimmer zurückkehrte, lag Niall bereits, nur mit seiner Boxershorts bekleidet, im Bett. Ich kroch unter die Decke, wo unsere Körper sich aneinander schmiegten. Die Wärme machte mich schläfrig und so dauerte es gar nicht lange, bis mir die Augen zufielen und ich endgültig in das Reich der Träume hinüberwandelte.
Mein Traum begann ganz normal, ich lief durch einen Park. Es war sonnig und warm und ich trug nur einen Minirock und eine Bluse. Komischerweise hatte ich meine Schultasche dabei, obwohl ich doch bereits mein Abitur hinter mich gebracht hatte. Der Weg durch den Park wollte irgendwie nicht enden, im Gegenteil, er wurde immer länger und die Bäume und Büsche immer dichter. War ich etwa vom Weg abgekommen?
Es schien nicht so, denn dieser wurde nur schmäler und schlängelte sich zwischen dem Grünzeug durch. Als ich um die nächste Kurve bog, stand plötzlich ein Mann vor mir. Er lächelte und fragte nach der Uhrzeit. Ich war schon immer ein höfliches Mädchen gewesen und so schaute ich auf meine Armbanduhr, um ihm Auskunft zu geben.
Bevor ich jedoch dazu kam, spürte ich einen immensen Druck an meinem rechten Unterarm und wurde brutal in das Gebüsch gezogen. Der Mann hielt mir den Mund zu, damit ich nicht schreien konnte, was aber total unnötig war, denn ich war so verängstigt, dass ich nicht einen einzigen Ton hätte hervorbringen können. Dann warf er mich auf den Rücken und riss mir die Kleidungsstücke vom Leib, alle wohlbemerkt.
Obwohl ich wusste, was nun passieren würde, konnte ich nicht schreien. Ich konnte nicht um Hilfe rufen und wartete zitternd auf das, was ich über mich ergehen lassen musste. Seine Augen schienen mich zu durchbohren und er schaute mich gierig an, wie ein Tier, das seine Beute verspeisen möchte. Ängstlich beobachtete ich, wie er seine Hose öffnete, während Tränen über meine Wangen liefen. Und dann geschah es: Er packte mich fest an beiden Handgelenken und drückte diese nach unten.
Ich erwachte schlagartig, weil ich plötzlich lautes Hundegebell vernahm. Verwirrt setzte ich mich im Bett auf. Gott sei Dank hatte ich nur geträumt!
Stopp! Ich hatte zwar geträumt, aber diese Dinge waren wirklich gesehen und zwar vor vier Jahren! Der beinahe Vergewaltiger hatte mich an meinen Handgelenken gepackt! Das war der Schlüssel, deswegen bekam ich diese Angstattacke als Niall das Gleiche tat!
„Niall?" Ich drehte mich um und stellte fest, dass er nicht da war, denn ich lag alleine in meinem Bett. Wo zum Teufel steckte er? Vielleicht war er im Bad? Also stand ich auf und lief durch den Flur.
Es war noch früh am Morgen aber Ann und Sam schienen schon aufgestanden zu sein, denn ich hörte sie im Erdgeschoß rumoren. Die Tür zum Badezimmer war nicht abgeschlossen und so drückte ich die Klinke vorsichtig nach unten. Kein Niall in Sicht.
Langsam überkam mich ein panikartiges Gefühl. Ich lief zurück in mein Zimmer und blickte aus meinem Fenster. Nialls Range Rover parkte nicht mehr vor dem Haus! Warum war er weggefahren? Hatte er nicht die ganze Nacht hier bleiben wollen? Als ich mich verwirrt umdrehte, erspähte ich einen kleinen Zettel, der auf meinem Nachttisch lag. Ich nahm ihn in die Hand und begann zu lesen.
"Ich weiß nicht, ob ich das kann. Ich rufe dich nachher an. Kuss, Niall xxx"
Wie betäubt setzte ich mich auf das Bett. Was hatte das zu bedeuten? Hieß das etwa, dass er unsere Beziehung beenden wollte? Das konnte nicht wahr sein! Jetzt, wo ich herausgefunden hatte, woran es lag, war er verschwunden! Wir hätten über alles reden können, nein, reden müssen! Was sollte ich denn jetzt tun?
Verzweifelt vergrub ich meinen Kopf in einem der Kissen und schluchzte laut auf. Mein verdammtes Trauma hatte alles zerstört! Der Junge, der mir alles bedeutete, war gegangen und ich blieb auf einem Trümmerhaufen sitzen. Genauso kam ich mir vor: Mein Herz war in Schutt und Asche gelegt und Niall war der Einzige, der es wieder zusammensetzen konnte. Ich musste zu ihm, damit ich alles erklären konnte! Das war unsere einzige Chance, um unsere Beziehung fortführen zu können!
In Windeseile zog ich mich an, verzichtete sogar auf das Zähneputzen und schlüpfte in meine Regenjacke. Dann rannte ich die Treppe nach unten, wo ich beinahe mit Sam zusammenstieß.
„Guten Morgen, Bel! So früh schon auf den Beinen?", begrüßte er mich lächelnd.
„Ich bin mal kurz weg, ich frühstücke nachher", brachte ich hervor.
Anschließend lief ich zur Haustür und spurtete auf die Straße hinaus. Wo Niall wohnte, wusste ich ja, schließlich waren wir einmal zu ihm gefahren, als er seine Badeklamotten hatte holen müssen. Das war nach der Nacht in seinem Range Rover gewesen.
Ich erinnerte mich an jede Kleinigkeit, die wir zusammen erlebt hatten, als ich durch Mullingar lief. Eigentlich rannte ich eher, aber das war egal. Ich wollte unbedingt zu ihm, denn ich musste ihn sehen und ihm alles erklären. Aber was, wenn er es nicht verstand oder noch viel schlimmer, nicht akzeptierte? Dann würde mein Herz wahrscheinlich für immer in Schutt und Asche liegen bleiben und alles wäre umsonst gewesen.
Meine ganzen Versuche, gegen dieses Trauma anzukämpfen, alle Berührungen, die ich gelernt hatte zuzulassen und alle Gefühle, die ich investiert hatte. Und das alles wegen einer einzigen falschen Berührung? Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein! Ich wollte mein Leben in den Griff bekommen und dieses nicht mehr von meinem Trauma bestimmen lassen. Dass ich dazu fähig war, hatte Niall mir gezeigt und nun sollte alles vorbei sein? Ich wollte das nicht zulassen, auf gar keinen Fall! Ich wollte für uns kämpfen, ich wollte stark sein und nicht mehr diese hilflose Person, die vor jeder Berührung eines männlichen Wesens zurückschreckte.
Obwohl meine Augen durch den Tränenschleier leicht erblindet waren, setzte ich meinen Weg durch die Stadt fort. Meiner Orientierung nach zur Folge, konnte es nicht mehr sehr weit sein und so marschierte ich entschlossen, mit Niall in meinen Gedanken und ohne nach links und rechts zu schauen, über die nächste Kreuzung.
Das letzte, was ich wirklich wahrnahm, waren zwei Lichter, die auf mich zukamen und das Geräusch quietschender Reifen. Danach wurde alles um mich herum dunkel.
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Das ist doch mal ein toller Cliffhanger, oder? :D
Ich konnte einfach nicht anders und musste das Kapitel an dieser Stelle beenden, bitte verzeiht mir! ;)
Aber ich hoffe, ihr mögt es trotzdem!
LG und ein schönes Wochenende!
Ambi xxx
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