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07. Soaked

Am nächsten Morgen erwachte ich relativ früh. Ich konnte einfach nicht mehr schlafen, weil ich mich so sehr auf den gemeinsamen Ausflug mit Niall freute. Ob die anderen wohl sauer sein würden, wenn sie das mitbekamen? Ich hatte seit gestern nicht mehr mit Nelia gesprochen, die ohnehin nur Darragh im Kopf zu haben schien. Also machte ich mir meiner Schwester wegen keine großen Gedanken. Sie würde es schon verschmerzen, dass ich mir einen schönen Tag mit Niall machte.

Nach einer ausgiebigen Dusche föhnte ich meine langen Haare und suchte nach einem passenden Outfit für den heutigen Tag. Da wir mit Sicherheit etwas länger unterwegs sein würden, sollte es schon einigermaßen bequem sein. Schließlich entschied ich mich für eine enge Stretch Jeans, ein paar Sneakers und mein hellgrünes Lieblings T-Shirt mit dem Aufdruck „Born to shop".

Ich liebte es einkaufen zu gehen, nur hatte ich in Dublin keinen Nerv dafür gehabt, vermutlich weil wir zu sechst unterwegs gewesen waren und die anderen sich wahrscheinlich beschwert hätten, wenn ich in jedem zweiten Geschäft verschwunden wäre.

Gut gelaunt lief ich die Treppe nach unten, um festzustellen, dass es bereits nach Rühreiern und Speck duftete. Ann erschien auch sofort auf der Bildfläche, als sie meine Schritte vernahm und stellte mir das Frühstück, einschließlich einer Kanne meines Lieblingstees auf den Tisch. Da ich ihr am gestrigen Abend noch mitgeteilt hatte, dass heute ein Ausflug mit Niall nach Cork auf dem Programm stand, lag unser riesiges Lunchpaket schon bereit.

„Was hast du denn alles eingepackt?", fragte ich verwundert.

Ann grinste nur und meinte: „Ihr zwei sollt schließlich nicht verhungern."

„Das tun wir mit Sicherheit nicht", gab ich zur Antwort, während ich die Rühreier in mich hineinstopfte. Ein lautes Hupen ließ mich plötzlich zusammenfahren.

„Das ist Niall", kommentierte ich und nahm den letzten Schluck aus meiner Teetasse, bevor ich aufsprang und mich von Ann verabschiedete.

Beinahe übersah ich die kleine Stufe vor der Haustür, so eilig hatte ich es nach draußen zu gelangen. Niall war bereits aus dem Range Rover ausgestiegen und nahm mir das Lunchpaket aus den Händen, bevor er mich mit einem „Hi, Bel, schön dich zu sehen", begrüßte.

Kurz darauf kletterte ich in seinen Wagen auf den Beifahrersitz und schnallte mich an. Niall schaute zu mir und grinste.

„Kann es losgehen? Hast du auch nichts vergessen?", fragte er nach.

Mit einem Blick auf meine Handtasche und die Regenjacke antwortete ich: „Es ist alles an Bord."

Als der Range Rover sich in Bewegung setzte, schaute ich aus dem Fenster. Ein beinahe wolkenloser Himmel begrüßte uns an diesem Morgen.

„Denkst du, das Wetter bleibt so schön?", stellte ich meine Frage an Niall.

„Keine Ahnung, wir sind hier in Irland. Da kann man das nicht vorher sagen. Aber wir hoffen es jetzt einfach mal", erwiderte er grinsend.

„Und wenn nicht, dann habe ich ja meine Regenjacke dabei", erwiderte ich lächelnd.

An die Regenschauer, die öfters zwischendurch auftauchten, hatte ich mich wirklich so langsam gewöhnt. Es gab Schlimmeres, Erdbeben zum Beispiel und ich hoffte, dass ich so etwas nie erleben musste.

„Sag mal, was willst du eigentlich nach der Schule machen? Also nach deinem Irland Urlaub?" Nialls Frage riss mich abrupt aus meinen Gedanken.

„Ich nehme mir eine Auszeit, das hat meine Psychologin vorgeschlagen. Die Irland Reise gehört quasi schon mit dazu", versuchte ich zu erklären.

„Dann bist du also nicht nur wegen deiner Schwester hierhergekommen?", wollte er wissen.

„Na ja, eigentlich schon. Es war der Grundgedanke, Nelia zu begleiten aber als meine Psychologin das hörte, fand sie es so super toll, dass sie meine Eltern dazu überredet hat, mir diese Reise zu gönnen und zu finanzieren. Ich hatte also keine andere Wahl, als zu fliegen."

Niall musste lachen. „Bereust du es so sehr hierhergekommen zu sein?", fragte er, wobei seine blauen Augen mir zuzwinkerten.

Ich wollte ehrlich sein. „Am Anfang schon aber jetzt eigentlich nicht mehr."

Er lachte leise und meinte: „Das war bestimmt zum Teil auch meine Schuld."

„Ja und es ist auch deine Schuld, dass es mir hier langsam aber sicher gefällt", ließ ich ihn wissen.

„Das freut mich zu hören und umso besser finde ich es, dass wir beide heute den Ausflug alleine machen", sagte er.

Insgeheim stimmte ich dieser Aussage voll und ganz zu, denn dieser Tag würde mir die Möglichkeit geben, ein bisschen mehr von Irland und auch ein bisschen mehr von Niall kennen zu lernen. Zumindest hoffte ich das.

Auf dem Weg nach Cork öffneten wir bereits das Lunchpaket, da sich bei uns beiden plötzlich gleichzeitig der Hunger meldete. Das war schon irgendwie witzig, zumal wir auch noch den gleichen Geschmack besaßen, was das Essen anging.

Zwischendurch versuchte ich die Landschaft auf mich wirken zu lassen und als die ersten Palmen in Sicht kamen, kannte meine Begeisterung keine Grenzen mehr. Auf einer Insel, umgeben von der Irischen See und dem Nordatlantik wuchsen tatsächlich Palmen!

„Möchtest du erst in Cork ein bisschen bummeln gehen oder sollen wir weiterfahren zum Strand?", fragte Niall, kurz nachdem wir das Ortsschild passierten.

Ich grinste ihn an und zeigte auf mein T-Shirt, worauf er prompt lachen musste.

„Ok, ich denke, ich habe es verstanden", gab er zur Antwort und hielt nach einem Parkplatz Ausschau, sobald wir die Stadtmitte erreicht hatten.

Cork war wesentlich kleiner als Dublin aber trotzdem Irlands zweitgrößte Stadt. Die Fußgängerzone machte einen sauberen und netten Eindruck. Pubs, Cafés und Geschäfte aller Art wechselten sich ab und ließen mein Herz höher schlagen.

Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und ging schnurstracks auf einen Laden zu, der Kleidung im Schaufenster präsentierte. Niall folgte mir auf den Fersen. Ich wusste, dass er mich nicht aus den Augen lassen würde, schon alleine wegen der Tatsache, dass Berührungen durch fremde männliche Wesen mir Probleme bereiteten. Zum wiederholten Male war ich froh, dass ich mit ihm über alles gesprochen hatte. Seitdem verstanden wir uns wesentlich besser und es gab so gut wie keine Missverständnisse mehr.

Meine Mutter hatte mir vor der Irland Reise eine Kreditkarte von ihrem Konto ausstellen lassen, die ich bei mir trug und die nun zum Einsatz kommen würde. Wir hatten ausgemacht, dass alles, was ich hier ausgab, von meinem Sparkonto zurückgezahlt werden musste. Doch darüber machte ich mir im Moment keine großen Gedanken. Das würde schon irgendwie hinhauen.

Es wunderte mich, wie geduldig Niall wartete, während ich in der Umkleidekabine verschwand. Aber er wollte sehen, was ich zu kaufen gedachte und bei dem einen oder anderen Kleidungsstück schüttelte er energisch den Kopf. Es gab jedoch genügend Dinge, die seine Zustimmung fanden und so verließen wir den Laden mit einer prall gefüllten Einkaufstüte, die von Niall zu seinem Auto getragen wurde.

„Wie sieht es aus mit Essen?", fragte er, nachdem er die Kofferraumklappe geschlossen hatte.

„Ich bin dafür! Shoppen macht mich immer so hungrig", erwiderte ich grinsend, worauf Niall lachen musste.

„Ok, dann lass uns mal schauen, ob wir hier nicht was Anständiges zu beißen finden."

Ich folgte ihm auf den Fersen und wir fanden kurz darauf ein Lokal, das unglaublich exklusiv wirkte.

„Bist du dir sicher, dass wir hier essen wollen?", flüsterte ich ihm zu, erntete jedoch ein entschlossenes Nicken von ihm.

„Aber es sieht so wahnsinnig teuer aus", gab ich zu bedenken.

„Das ist kein Problem, Bel. Ich lade dich nämlich ein, ok?"

Seine blauen Augen schauten zu mir und er lächelte mir aufmunternd zu.

„Also gut", seufzend fügte ich mich und folgte Niall und dem Kellner, der uns an einen Tisch geleitete.

Zuerst orderten wir etwas zu trinken und dann widmeten wir uns der Speisekarte. Da ich mich nicht entscheiden konnte, verließ ich mich auf Nialls Gaumen und bestellte schließlich das gleiche Gericht, das er auch wählte. Dann schaute ich mich interessiert im Lokal um und plötzlich wusste ich, warum Niall genau dieses Restaurant ausgesucht hatte: Hier gab es keine Teenager-Gören, die ihn nerven konnten. Irgendwie verstand ich das total. Schließlich wollte er auch mal einen „normalen" Tag erleben.

„Alles klar, Bel?", fragte er, als ich schweigend vor meiner Cola saß.

„Ja, mir ist nur gerade bewusst geworden, wie schön es doch sein kann, wenn man nicht berühmt ist", erwiderte ich und schaute ihn an.

Er schmunzelte kurz und antwortete dann: „Ich mag Mädchen, die ein bisschen Grips in der Birne haben."

Nun musste ich lachen. „Lass mich mal zusammenfassen. Du magst Mädchen, die intelligent sind, gerne shoppen gehen und Golf spielen können, richtig?"

Das Ganze hatte ich in Spanisch gesagt, um zu testen, wie gut er diese Sprache wirklich beherrschte. Er bestand den Test einwandfrei, denn er antwortete mir in seinem fast akzentfreien Spanisch: „Und ich mag Mädchen, die Spanisch sprechen können."

Bevor ich etwas darauf erwidern konnte, servierte der Kellner das Essen und ich staunte erneut, wie viel Niall verdrücken konnte. Ich schaffte meine Portion nicht und er aß mühelos meine Reste, nachdem er seinen Teller blitzblank zurückließ.

Nachdem Niall bezahlt hatte, machten wir uns auf den Weg zum Parkplatz, schließlich wollten wir noch zum Strand fahren. Wo genau dieser sich befand, wusste ich nicht, doch Niall schien sich bestens auszukennen und steuerte den Range Rover in Richtung Küste.

Wir landeten schließlich in einer kleinen Stadt, namens Ballycotton, die einen unglaublich schönen Strand vorweisen konnte. Felsen ragten inmitten des dunklen Sandes hervor, was einen gewissen Reiz besaß. Schnell zog ich meine Sneakers aus, krempelte meine enge Jeans ein wenig nach oben, so gut es ging und lief Barfuß ins Wasser. Es war nur halb so kalt, wie ich es mir vorgestellt hatte.

„Das ist echt toll", rief ich Niall zu, der gerade seine Schuhe auszog, um mir anschließend ins Wasser zu folgen.

Als er auf mich zu gerannt kam, drehte ich mich in seine Richtung und lief ihm entgegen. Wir standen voreinander und ohne darüber nachzudenken, umarmte ich ihn plötzlich.

„Danke für den wunderschönen Tag", sprudelte es aus mir heraus.

Ich war so überwältigt von all den Eindrücken und Gefühlen, dass ich nicht registrierte, dass Niall einfach nur da stand, ohne irgendetwas zu tun. Doch dann hörte ich seine verwunderte Stimme.

„Bel?"

„Ja?" Ich schaute in seine Augen, ohne ihn loszulassen.

„Du umarmst mich gerade."

„Ich weiß."

„Aber..."

„Du darfst mich auch umarmen, Niall."

Jetzt hatte ich es ausgesprochen, denn ich war soweit: Ich vertraute ihm inzwischen genug, dass ich eine Berührung in Form einer Umarmung zulassen konnte. Aber nur dann, wenn ich es wollte. Ein angenehmes Kribbeln durchfuhr meinen Körper, als er seine Arme langsam und vorsichtig um mich legte.

„Ist es so ok für dich, Bel?", fragte er leise und ich musste lächeln.

„Ja, es ist ok, Niall."

Während wir einfach nur da standen und uns umarmten, näherte sich eine große Welle. Wir bemerkten es beide viel zu spät und obwohl wir noch versuchten, uns in Sicherheit zu bringen, erwischte uns das erfrischende Nass bis zur Hüfte.

„Mist! Wir waren zu langsam", kommentierte Niall, während ich seufzend an meiner durchnässten Jeans hinunter blickte.

„Du kannst dich in meinem Wagen umziehen, denn du hast ja frische Klamotten, im Gegensatz zu mir", kam es von ihm, worauf ich grinsend mit den Schultern zuckte und meine Hand ausstreckte, damit er mir den Autoschlüssel überreichte.

Gott sei Dank hatte meine Shoppingsucht dazu geführt, dass ich mir außer drei T-Shirts, einem Minirock und einer Strickjacke auch eine neue Jeans zugelegt hatte. Diese zog ich nun über, nachdem ich das nasse Kleidungsstück ausgezogen und in einer Plastiktüte verstaut hatte. Anschließend stieg ich aus dem Range Rover, um zu Niall zu laufen, der am Strand wartete.

Wir beschlossen, noch ein bisschen in der Sonne umher zu laufen, damit er wenigstens nicht durchnässt ins Auto steigen musste. Niall schoss einige Fotos mit seinem iPhone und ich machte es ihm nach. Ich wollte Erinnerungsbilder aus Irland haben, die mich immer an die schöne Zeit denken lassen würden. Keiner von uns bemerkte die dunklen, schwarzen Wolken, erst als ein starker Wind aufkam und die Sonne plötzlich verschwand, sahen wir erstaunt auf.

„Oh, oh, ich glaube, da kommt ein Sturm auf! Lass uns schnell zum Auto zurückkehren", sagte Niall besorgt.

Als er den Satz aussprach, fielen bereits die ersten Regentropfen. Wir rannten zu seinem schwarzen Range Rover und erreichten diesen, bevor der richtige Regenguss startete. Wasser klatschte gegen die Autoscheiben und ich hatte Mühe, irgendetwas zu erkennen.

„Am besten wir fahren erst mal nach Cork zurück und dann sehen wir weiter", schlug Niall vor, was ich mit einem Nicken zur Kenntnis nahm.

Der Regen wurde immer schlimmer und ich war froh, dass wir mit einem SUV unterwegs waren und nicht mit irgendeinem Kleinwagen, der wahrscheinlich von den Wassermassen weggeschwemmt worden wäre. Ich beobachtete, wie Niall sich voll auf das Fahren konzentrierte, fühlte mich jedoch in seiner Gegenwart irgendwie sicher.

Als wir nach einer gefühlten Stunde endlich in Cork eintrafen, erreichte der Sturm seinen Höhepunkt. Die Straße, die letztendlich nach Mullingar führte, wurde gerade gesperrt und ein Polizist, der mit einer Kelle in seiner rechten Hand schwenkte, kam auf den Range Rover zugelaufen.

„Ihr könnt hier nicht durch, Leute", verkündete er. „Und zu eurer eigenen Sicherheit würde ich mir in Cork ein Zimmer nehmen, denn der Sturm soll noch schlimmer werden."

„Ok, danke", war alles, was Niall erwiderte. Dann wendete er den Wagen und fuhr in Richtung Innenstadt zurück.

Ich starrte mit gemischten Gefühlen auf die Regentropfen, die gegen die Scheibe klatschten. Ein Zimmer? Wenn, dann mussten das zwei Zimmer sein, alles andere ging gar nicht. Glücklicherweise besaß ich eine Kreditkarte und würde somit mein Zimmer alleine bezahlen können.

„Bel, aussteigen!" Nialls Stimme riss mich abrupt aus meinen Gedanken.

„Sind wir schon da?", fragte ich erstaunt und schaute auf ein Hotel, welches nicht gerade billig wirkte.

„Ja und ich möchte dich jetzt bitten, deine Sachen zu nehmen und so schnell du nur kannst, zur Eingangstür zu rennen, verstanden?", forderte er mich auf.

Wir standen direkt vor dem Hoteleingang, es waren wirklich nur wenige Schritte zu laufen, doch in Anbetracht der Tatsache, dass der Regen noch schlimmer geworden war, würde dieses kleine Stück vermutlich ausreichen, uns völlig zu durchnässen.

Ich schaute zu Niall, der mir zunickte, löste dann den Sicherheitsgurt, zog meine Regenjacke über und schnappte meine Handtasche. Dann fiel mir auf, dass er hier an dieser Stelle gar nicht parken konnte.

„Und was machst du?", fragte ich unsicher. „Du kannst doch das Auto hier nicht stehen lassen."

„Um die Ecke sind Parkplätze. Ich komme gleich nach, versprochen."

„Ok."

Meine Stimme klang irgendwie piepsig, obwohl ich mich bemühte, die Coole zu spielen. Es war ja nur ein Sturm, der uns überrascht hatte aber nun dafür sorgte, dass wir nicht mehr nach Mullingar zurückkehren konnten. Zumindest nicht am heutigen Tag.

Schließlich gab ich mir einen Ruck und öffnete blitzschnell die Autotür, um herauszuspringen und zum Hoteleingang zu sprinten. Als ich durch die Glastür in das Innere des Gebäudes gelaufen war, blieb ich schwer atmend stehen, um auf Niall zu warten.

Unruhig wanderten meine Augen hin und her, bis ich ihn endlich im strömenden Regen erblickte. Er rannte, als seien tausend Teufel hinter ihm her und traf schließlich pitschnass in der Lobby ein. Bevor ich etwas sagen konnte, holte er eine Plastiktüte unter seiner Jacke hervor. Die Tüte mit meinen neu gekauften Klamotten.

„Ich dachte, es kann nicht schaden", meinte er und drückte mir diese in die Hand. Ich war völlig perplex, musste dann aber lachen.

„Danke", erwiderte ich grinsend.

Anschließend trabte ich hinter Niall zur Rezeption. Wir mussten ja zwei Zimmer beziehen und ich zückte vorsichtshalber meine Kreditkarte, bevor hier vielleicht jemand auf den dummen Gedanken kam, dass ich nicht im Stande war, das Zimmer bezahlen zu können.

„Tut mir Leid, Mr Horan aber wir sind wegen des schlimmen Unwetters total ausgebucht und haben nur noch ein Doppelzimmer frei", hörte ich die Stimme der Angestellten hinter dem Tresen der Rezeption.

Nialls blaue Augen trafen sich mit meinen grünen, wobei ich zunächst tief durchatmete. Ich sollte ein Doppelzimmer mit ihm teilen. Für eine ganze Nacht. Aber was hatten wir denn für eine Alternative? Keiner von uns wollte sich freiwillig erneut in dieses Unwetter begeben, um vielleicht im nächsten Hotel das Gleiche gesagt zu bekommen. Außerdem, wenn wir Pech haben sollten, gab es womöglich in den anderen Hotels nicht einmal mehr das.

Ich hatte keine Lust auf der Straße zu landen, geschweige denn bei diesem Sturm in einem Auto zu übernachten. Also nickte ich langsam, was Niall ziemlich erleichtert dreinschauen ließ.

„Ok, wir nehmen das Doppelzimmer", sagte er und lächelte die Bedienstete des Hotels freundlich an.

Diese nahm ebenso lächelnd seine Kreditkarte, eine Platinum American Express, entgegen. Eigentlich war es klar, dass er so etwas haben musste, bei seinen Einkünften als Sänger in der wohl zurzeit berühmtesten Boy Band. Trotzdem fühlte ich mich nicht ganz wohl. Er bezahlte das Zimmer für uns beide, was ich keineswegs annehmen konnte. So sagte ich, als wir uns kurze Zeit später auf dem Weg zum Aufzug befanden: „Ich gebe dir dann meinen Anteil für das Zimmer, wenn wir wieder in Mullingar sind."

Doch Niall schüttelte grinsend seinen Kopf. „Vergiss es, du bist eingeladen."

„Eingeladen? Zu was denn? Die Nacht mit dir in einem Doppelzimmer zu verbringen?", kam es prompt von mir.

„Andere Mädchen würden sich drum reißen", erklärte er mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht.

Um meine alten Angstgefühle, die sich kurzzeitig zeigten, in den Griff zu bekommen, erwiderte ich mit fester Stimme: „Ich bin aber nicht wie die anderen Mädchen!"

„Weiß ich doch und genau deswegen nehme ich dich mit in mein Zimmer."

Ich stutzte kurz und schaute ihn an. „Soll das etwa heißen, dass du noch nie ein Mädchen mit auf dein Hotelzimmer genommen hast?"

„Nicht, wenn wir auf Tour sind. Das Management würde uns den Arsch aufreißen, da kannst du Gift drauf nehmen."

Der Aufzug stoppte im obersten Stockwerk und wir stiegen aus, um zu unserem Doppelzimmer zu laufen. Ja, es war unser Zimmer, denn wir teilten es gemeinsam. Nachdem Niall mittels der Karte die Tür zum Zimmer geöffnet hatte, ließ er mich zuerst reingehen. Ich stürzte mich sofort auf das große Bett und belegte die linke Seite. Mit einem: „Dann nehme ich wohl die rechte Seite", ließ Niall sich ebenfalls auf dem überdimensionalen Doppelbett nieder.

Ich schluckte kurz, denn jetzt geriet ich in Erklärungsnot. Er durfte mich zwar umarmen aber mit ihm in einem Bett zu schlafen, war etwas ganz anderes. Jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt. Was, wenn er mich zufällig im Schlaf berühren würde und ich erschrecken sollte? Es konnte durchaus passieren, dass ich um mich schlagen würde, ganz zu schweigen von den Gefühlen in mir, die solch eine Berührung auslösen konnte.

Bevor ich jedoch in der Lage dazu war, ihm meine Gedanken mitzuteilen, entschloss sich Niall dazu, das Badezimmer aufzusuchen.

„Ich geh dann mal duschen, denn ich bin durchnässt bis auf die Haut."

Seufzend erhob ich mich vom Bett, um meine nasse Regenjacke aufzuhängen. Dabei stellte ich fest, dass meine neue Jeans an den Beinen ebenfalls völlig durchnässt zu sein schien. Also befreite ich mich von ihr und zog kurzentschlossen meinen Minirock über. Die Jeans hängte ich zum Trocknen über einen der beiden Sessel, um anschließend durch das Fenster nach draußen zu blicken.

Der Anblick, der sich mir bot, trug keineswegs dazu bei, meine Stimmung zu verbessern. Es sah aus wie bei einem Weltuntergang. Der pechschwarze Himmel wurde durch die grellen Blitze erhellt, begleitet von lautem Donnergrollen. Da ich Gewitter seit meiner frühesten Kindheit verabscheute, fühlte ich mich in jenem Moment nicht besonders gut.

Als ich Nialls Schritte hinter mir vernahm, der aus dem Badezimmer trabte, atmete ich erleichtert auf, um eine Sekunde später erneut erschrocken aufzuschauen. Er trug nichts, außer einem Handtuch um die Hüften. Ich schluckte kurz, konnte meinen Blick jedoch nicht von seinen leicht definierten Bauchmuskeln abwenden.

„Alles klar, Bel?", fragte er grinsend.

Bevor ich zu einer Antwort ansetzen konnte, sprach er weiter. „Du kannst jetzt ins Bad, wenn du möchtest. Die Dusche ist super mit einem riesengroßen Rain Dancer."

Sein Grinsen nahm kein Ende und ich sprintete schleunigst ins Bad, jedoch nicht, ohne vorher eines meiner neu gekauften T-Shirts mitzunehmen. Als ich unter der Dusche stand, fuhren meine Gedanken Achterbahn. Wohl oder übel musste ich die Nacht mit Niall in einem Bett verbringen, da ging kein Weg dran vorbei.

Vielleicht sollte ich ihm meine Bedenken einfach mitteilen. Da er über mein Trauma Bescheid wusste, schien das auf jeden Fall die einfachste Lösung zu sein.

Nachdem ich meine Dusche beendet und mir das neue T-Shirt und den Minirock über meine Unterwäsche gestreift hatte, stieß ich die Tür zum Badezimmer auf. Niall saß, nur mit seiner Boxerhorts bekleidet, auf dem Doppelbett und zappte mit der Fernbedienung durch die Fernsehkanäle. Aufgrund des starken Unwetters gab es jedoch ständig verzerrte Bilder bis hin zum Totalausfall der Sender.

Er drehte sich kurz um, als er mich wahrnahm und sagte lächelnd. „Ich habe uns was zu essen bestellt."

„Zimmerservice lässt grüßen", meinte ich nur und setzte mich auf meine Seite des Doppelbettes.

„Du, Niall", begann ich zögernd, „ich möchte kurz etwas klären."

Er schaute auf und blickte mir ins Gesicht. „Was denn, Bel? Also wenn es darum geht, dass ich dich nicht berühren soll, während wir nebeneinander liegen, haben wir das bereits geklärt, oder?"

Ich atmete kurz durch. Woher kannte er nur meine Gedanken? Waren diese so offensichtlich?

„Weißt du, es geht eher darum, dass du mir nicht aus Versehen zu nahe kommst", versuchte ich ihm begreiflich zu machen.

„Keine Sorge, das Bett ist so breit, da kommen wir uns schon nicht in die Quere", meinte er lachend.

Ich hoffte es für ihn, denn ich konnte für nichts garantieren, wenn er sein Wort brechen würde. Kurz darauf klopfte es an der Tür. „Zimmerservice", vernahmen wir eine freundliche Stimme.
„Alles klar, Sie können reinkommen", meinte Niall ebenso freundlich.

Zu meiner großen Überraschung bekamen wir nicht nur etwas zu essen serviert, sondern auch eine Flasche Champagner.

„Die geht auf Kosten des Hauses", erklärte der Bedienstete des Hotels lächelnd, während er die Flasche öffnete und die Gläser füllte.

„Dankeschön, ich werde ihr Hotel weiter empfehlen", kam es von Niall, bevor er dem Hotelangestellten ein üppiges Trinkgeld überreichte.

Ich musste grinsen. Man merkte, dass er kein Junge aus irgendeinem Dorf war, der noch nichts von der Welt gesehen hatte, sondern ein Star, der ziemlich viel herumreiste. Nachdem der Zimmerservice wieder verschwunden war, drückte mir Niall ein Champagnerglas in die Hand.
„Prost, Bel! Auf eine angenehme Nacht in Cork, mitten im Unwetter."

Ich stieß schmunzelnd mit ihm an, denn irgendwie mochte ich seinen Humor immer mehr. Wir mussten schließlich das Beste aus dieser Situation machen. Immerhin war Niall meinetwegen nach Cork gefahren, weil ich die Palmen sehen wollte.

Das Essen schmeckte wirklich lecker und als wir alles verputzt hatten, fiel uns ein, dass wir vielleicht in Mullingar anrufen sollten, damit sich Nialls Familie sowie Ann und Sam keine Gedanken um uns machen mussten.

Niall rief zunächst bei seinem Vater an, dann bei Ann. Diese hatte sich verständlicherweise schon Sorgen gemacht, doch es gelang Niall sie zu beruhigen, vor allem, als er dann noch das Handy an mich weiterreichte, damit ich auch einige Worte mit ihr wechseln konnte. Ann wünschte uns noch eine gute Nacht und für den morgigen Tag eine gute Heimfahrt, bevor sie sich von mir verabschiedete.

„Und was machen wir jetzt? Fernsehschauen fällt aus", stellte Niall fest und ich antwortete prompt: „Du kannst mir ja was vorsingen."

Eigentlich sollte das ein Scherz von mir sein, doch Niall schaute mich kurz an und schon ertönte seine wohlklingende Stimme. Er sang „Little Things", vermutlich weil er wusste, dass ich dieses Lied sehr mochte. Ich liebte seine sanfte, gefühlvolle Stimme, die einen angenehmen Schauer über meinen Rücken laufen ließ. Es gab wahrhaftig nicht viele Sänger, die das zustande brachten.

„Schade, dass ich meine Gitarre nicht mitgenommen habe", bedauerte Niall, nachdem er den Song beendet hatte.

Ich wollte ihm gerade darauf antworten, als mich ein lautes Donnergrollen heftig zusammenzucken ließ.

„Hast du etwa Angst vor Gewitter?" Nialls blaue Augen trafen sich mit meinen grünen und ich wusste, dass er meine Furcht bemerken würde.

„Na ja", gab ich schließlich seufzend zu, „so ganz wohl fühle ich mich nicht dabei."

Er lächelte mir aufmunternd zu. „Keine Sorge, ich pass auf, dass dir nichts geschieht."
Nach diesen Worten beschloss ich mich hinzulegen und zu versuchen, so schnell wie möglich einzuschlafen, damit ich das Gewitter nicht mitbekam.

Doch schon beim nächsten Donnerschlag zuckte ich erneut zusammen. Niall, der meine Angst zu spüren schien und der sich inzwischen auch unter die Bettdecke verkrochen hatte, machte schließlich einen Vorschlag.

„Bel, hör zu. Du kannst mir doch deine Hand geben, oder nicht? Streck einfach deinen Arm aus und ich strecke meinen aus, dann sind wir weit genug voneinander entfernt."

Darauf konnte ich mich wohl einlassen und so tastete meine Hand langsam nach seiner. Als unsere Hände sich schließlich berührten, verschränkte er vorsichtig seine Finger mit meinen, was mir ein Gefühl der Sicherheit gab.

„Ist das so ok für dich, Bel?", hörte ich ihn leise fragen.

„Ja, das geht ok", antwortete ich ebenso leise. Dann fielen mir plötzlich die Augen zu und ich driftete ab in einen traumlosen Schlaf.

Als ich jedoch am nächsten Morgen erwachte, traf mich beinahe der Schlag, denn es war etwas passiert, womit ich nie gerechnet hätte und mir auch nicht erklären konnte: Ich lag in Nialls Armen!

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Cliffhanger! Ich liebe es und bin gespannt, was ihr dazu sagt!

Ich muss mir gerade irgendwie die Zeit vertreiben, weil ich Made in the A.M. noch immer nicht bei iTUnes runterladen kann :( - na ja, dafür lade ich eben ein neues Kapitel hoch :)

LG, Ambi xxx


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