37 | ~Werde MEIN!~
Sophies Sicht:
Geschockt sehe ich ihn an.
Jetzt erinnere ich mich wieder.
Er ist der nette Mann von damals!
Wieso ist mir das nicht schon früher aufgefallen? Doch jetzt weiß ich, dass er die ganze Zeit Bescheid wusste.
Er wusste von... Cole.
„Du wusstest es.", hauche ich und rücke ein kleines Stückchen von ihm weg.
„Aber warum hast du denn nichts gesagt?", frage ich ihn.
„Ich wollte, dass du es mir selbst erzählst, wenn du so weit bist. Ich habe dich seit damals nicht vergessen und als du dann in meiner Klasse saßt, war ich extrem verwirrt. Damals hatte ich Angst das du dich an mich erinnerst und anderen von meinem Vater erzählst."
„Sowas würde ich nie tun!", sage ich schnell. „Ich weiß. Das ist mir auch schnell klar geworden. Du warst anders als alle anderen und irgendwie viel es mir immer schwerer nicht an dich zu denken und dann in dem Fahrstuhl...
Ich hab einfach nachgegeben. Doch du warst wie eine verbotene Frucht, einmal von dir gekostet und schon wollte man mehr.
Das dabei Gefühle entstanden, fand ich erst raus, als es schon zu spät war.", ich seufze und kuschel mich wieder an ihn.
Er hat ja recht.
Mir erging es ja nicht anders.
„Hast du die Panikattacken seinetwegen?", fragt er mich plötzlich.
Alles in mir verkrampft sich sofort. Es wird Zeit, ihm von damals zu erzählen.
Leicht schüttel ich mit dem Kopf.
„W-wegen Kate.", flüster ich.
„Kate? Sie ist deine Freundin, oder?"
„Sie war...", ich Schluck hart und beginne zu erzählen. „Nachdem wir uns kennengelernt haben, habe ich oft darüber nachgedacht, was du gesagt hast.
Cole... Mein Freund. Eine Zeit lang hat er aufgehört und ich dachte, es wäre nur eine Phase gewesen, aber als er angefangen hat mich dazu zu drängen mit ihm zu... schlafen und ich immer wieder nicht wollte, fing alles wieder an. Doch diesmal war es viel schlimmer. Einmal hat er mich so stark verprügelt, dass ich ins Krankenhaus musste.
Ich sagte, dass ich die Treppe runtergestürzt wäre. Meine Eltern glaubten mir, doch Kate fing an die Geschichten zu hinterfragen. Eines Tages da...-", ich breche ab.
Die Erinnerung an diese Nacht prasseln wieder auf mich ein. James zieht mich noch näher an sich und streichelt tröstend mein Arm.
Ich schließe die Augen und hole tief Luft. „Da... wollte er wieder mit mir schlafen, doch ich war noch nicht so weit, ich wollte einfach nicht.
E-Er hat mich auf den Boden geschmissen und... e-er hat angefangen mich zu bedrängen, mich anzufassen und auszuziehen. Ich hab mich versucht zu währen, wirklich, doch er war viel stärker. Als hätte sie es geahnt, kam Kate zu ihm und klingelte Sturm. Sie holte mich daraus und nahm mich mit ins Auto. Wir haben uns entsetzlich gestritten. Sie wollte das ich ihn Anzeige und sofort zu Polizei gehe, doch ich wollte das nicht. Ich dachte ich liebe ihn. Doch das war keine Liebe. Irgendwann kamen wir an eine Kreuzung und dann...-", ich begann zu weinen und krallte mich in James Brust. „sch... Ich bin bei dir.", flüstert er mir ins Ohr. „Wir waren abgelenkt und merkten nicht, wie ein Auto auf uns zu gerast kam. Das was ich noch weiß, ist das ich wieder kopfüber aufwachte. Ich löste mich und wollte Kate helfen doch... doch s-sie war da bereits tot.", kurz hörte ich auf zu erzählen und versuchte mich wieder zu beruhigen.
„Später erzählte man mir, dass der Fahrer Cole war. Er hat einen Abschiedsbrief geschrieben und wollte uns und sich selbst umbringen. Er hatte sich nicht angeschnallt und ist Meter weit aus dem Auto geflogen. Cole war sofort tot. Die Ärzte sagten mir, dass ich großes Glück hatte, mit ein paar Brüchen davon gekommen zu sein. Eigentlich hätte ich tot sein müssen.
Die folgenden Monate waren schwer für mich. Ich lebte vor mich hin und vergaß, was es überhaupt heißt zu leben. Kate war wie eine Schwester für mich. Sie zu verlieren, war das schlimmste was mir je passiert ist.
Dieses Gefühl der lehre...
Irgendwann hatten dann die Panikattacken angefangen und ich hab auch Tabletten dagegen genommen. Ich habe angefangen wieder zu Malen und es hat mir geholfen. Meine Bilder wurden gut, sogar sehr gut. Doch seit ich weiß, dass ich schwanger bin, nehme ich keine Tabletten mehr und mir geht es gut. Ich hatte schon ewig keine Attacke mehr und es fühlt sich befreiend an."
Langsam schaue ich zu James auf.
„Es tut mir so leid, was dir passiert ist. So etwas hast du nicht verdient.", er küsst mich auf den Kopf. „Das muss es nicht. Du kannst ja nichts dafür.", flüster ich und drifte immer mehr ins Land der Träume.
Die Wochen vergingen und ich bin bei James eingezogen. In der Schule wird ziemlich auf mir herumgehackt und viele lästern über mich hinter meinem Rücken. Leider tut mir das mehr weh, als ich zugeben will. Die Hälfte der Prüfungen hab ich schon hinter mir und ich habe ein gutes Gefühl dabei. Heute hatte ich wieder ein Termin beim Frauenarzt und James bestand darauf mitzukommen. Natürlich hab ich mich drüber wie ein Schneekönig gefreut, da mich die Frauen dort immer so mitleidig angeschaut haben.
Hand in Hand gehen wir durch die Stadt und laufen auf die Praxis zu.
James hält mir ganz gentlemanlike die Tür auf und ich trete ein.
An der Rezeption melde ich mich an und setze mich mit ihm in den vollen Warteraum.
Ich nehme mir eine Zeitschrift und blättere herum. Unauffällig schiele ich zu ihm rüber und sehe, wie er mit dem Bein wippt und sich immer wieder auf die Lippe beißt.
Oha, er ist nervös.
„Du bist nervös.", stelle ich fest. Sofort sieht er mich an. Seine Wangen färben sich leicht rot. „Was? Nein ich...-", er bricht ab und fährt sich durch die Haare. „Ja okay, vielleicht bin ich nervös.", gibt er zu. Ich grinse ihn an und gebe ihn ein Kuss auf die Lippen, als ich sehe, wie ihn die anderen Frauen im Warteraum angaffen.
„Kannst du mir ein Wasser holen?", frage ich ihn, damit er was zu tun hat. Nicht das er noch ein Herzinfarkt bekommt.
Nur schwer kann ich mir ein Lachen unterdrücken. Er ist schon süß.
„Klar.", sagt er schnell und ist schon auf dem Weg zum Wasserspender, am anderen Ende des großen Raums.
„Er ist wirklich süß.", sagt eine ältere Frau zu mir, die mir gegenüber sitzt. Lachend nicke ich und sehe ihn schon wieder zurückkommen. „Hier.", er reicht mir den Becher und ich trinke in leer.
Eine ganze Stunde saßen wir im Warteraum und James wurde mit jeder Minute nervöser. „Sophie Miller.", werde ich aufgerufen.
Wie von der Tarantel gestochen springt James auf.
Dieser Mann...
Mit einem Schmunzeln stehe ich auf und nehme seine Hand. „Guten Tag, Mrs. Miller.", begrüßt mich die Ärztin. „Und... Ah sie haben jemanden mitgebracht. Ein verwandter?", fragt sie mich. Hält man mit verwandten Händchen? Ist das so unglaubwürdig, dass er mein Freund und der Vater meines Kindes ist? „Der Freund.", stellt er sich vor und reicht ihr die Hand. Kurz weiten sich ihre Augen, ehe sie seine schüttelt.
„Äh... Natürlich. Legen Sie sich doch bitte hin und machen ihren Bauch frei. Ich folge ihren Anweisungen und James setzt sich neben mich. Die Frau schmiert mir ein Gel über den Bauch und fährt dann mit dem Gerät drüber. „Haben sie in letzter Zeit irgendwelche schmerzen?", fragt sie mich. „Nein, alles O. K..", sage ich.
Klar hab ich ab und zu Kopfschmerzen, doch das ist nicht schlimm. Ich will auf gar keinen Fall Tabletten nehmen. Das Kind soll nicht unnötig gefährdet werden.
„Soweit scheint alles gut zu sein. Können sie ihn sehen?", fragt sie und dreht den Monitor zu uns. Wie paralysiert sieht James darauf und starrt das Bild an.
„Ich kann es ihn auch ausdrucken.", sagt sie, als sie James Reaktion bemerkt. Ich lächle sie dankend an. Sie tastet noch mein Bauch ab und das war's dann auch schon.
„Alles Okay. Wir sehen uns dann das nächste Mal. Lassen Sie sich ein Termin geben.", sagt mir die Ärztin und gibt James noch das Foto. Wir bedanken uns und verlassen das Behandlungszimmer.
James starrt das kleine schwarz-weiße Foto an. Ich gehe an die Rezeption und lasse mir den nächsten Termin geben.
„Alles Okay?", frage ich James, der das Foto immer noch anstarrt. „Ich werde Vater", sag er und schaut mir wieder in die Augen. Meine Lippen verziehen sich zu einem breiten grinsen. „Und ich Mutter.", sage ich und gebe ihm einen Feuchten Kuss auf die Lippen.
Die Frau hinter dem Tresen gibt mir mein Termin und wir können gehen.
James holt sein Handy aus der Hosentasche und schaut auf die Uhr.
Warte!? „Was ist das für ein Hintergrundbild?" Ich reiße sein Handy aus den Händen und betrachte, wie ein Schlafendes ich auf dem Handy aufleuchtet. Mein T-Shirt ist etwas hochgerutscht und man sieht mein Babybauch. „Wann hast du das gemacht?", frage ich ihn mit weit aufgerissenen Augen. „Vor ein paar Tagen. Ich fand dich einfach zu niedlich und musste ein Bild machen.", lächelnd schüttel ich den Kopf.
In letzter Zeit kommt das öfters vor, dass er einfach Bilder von mir macht.
Zum Beispiel, wenn ich lese, schlafe, esse oder sonst was mache. Wir haben auch einige von uns beiden gemacht, eins hab ich auch als Hintergrund. Ich gebe ihm sein Handy wieder und zusammen laufen wir zu seinem Auto.
Heute ist Freitag, also sind wir zum Haus gefahren. Die meisten Tage verbringe ich mit lernen. Die letzte Prüfung ist nächste Woche und in einem Monat ist der Abschlussball. Trotzdem will ich heute mal entspannen. In den letzten Wochen ist es immer wärmer geworden und im Garten blühen die schönsten Blumen. Ich schnappe mir ein Buch und begebe mich raus in den Garten. Barfuß laufe ich über den Rasen zu der Bank.
Quer lege ich mich hin und fange entspannt an zu lesen. Die Vögel zwitschern und ich höre den Wind, wie er die Blätter des großen Baumes streift.
So gut wie jeden Tag bin ich hier. Ich liebe es hier einfach. Man fühlt sich wie in einer andern Welt.
Plötzlich höre ich ein leises Hecheln und sehe neben mir. Vor mir sitzt ein kleiner Golden Retriever Welpe. Sofort lege ich das Buch zur Seite und setze mich auf die Wiese und kraule den kleinen am Kopf.
„Hey, wo kommst du denn her?", frage ich ihn, auch wenn mir bewusst ist, dass er nicht Antworten kann.
Um seinen Hals hängt ein rotes Band, an dem ein kleiner Zettel dran gemacht ist. Ich löse den Zettel vom Band und Rolle ihn auf.
'Dreh dich um.', steht darauf. Verwirrt stehe ich auf und drehe mich um, doch was ich dann sehe, raubt mir den Atem.
James Kniet vor mir im Anzug und hält mir eine kleine blaue Schatulle entgegen.
Geschickt öffnet er diese und es blitzt ein wunderschöner Diamant Ring hervor.
Gerührt treten mir die Tränen in die Augen. „Sophie, ich weiß wir hatten nicht den besten Start und uns wurden viele Steine in den Weg gelegt, doch sind wir jetzt hier.
Du, bei mir und schwanger mit meinem Kind. Mir liegt sowas eigentlich gar nicht, doch was ich sage und zutiefst auch meine, ist: Ich liebe dich und ich will den Rest meines Lebens mit dir verbring. Also bitte ich dich jetzt, werde meine Frau. Heirate mich und verbringe den Rest deines Lebens mit mir.", sagt er und eine Träne kullert meiner Wange hinab.
„Ja!", sag ich und meine das auch so. Tatsächlich hab ich in letzter Zeit öfters darüber nachgedacht und ich liebe ihn.
„Ja ich will dich Heiraten.", bestätige ich. Grinsend steht er auf und schlingt die Arme um mich. Er küsst mich auf den Mund und steckt mir den Ring an den Finger.
„Das ist der Ring meiner Mutter.", sagt er.
„Er ist wunderschön.", und wieder liegen meine Lippen auf seinen. Das alles fühlt sich an wie ein Traum.
„Wir haben aber ein Problem.", gestehe ich ihm. Verwirrt sieht er mich an.
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