Kapitel 8 - Übernommen (happyseife)
Eine dunkle Flüssigkeit spritzte in alle Himmelsrichtungen auf. Erschrocken wich ich zurück, der Körper sackte über Clyde zusammen.
Sehr gut. Hörte ich wieder diese Stimme in meinem Kopf. Eleria. Ich ignorierte sie und versuchte Clyde unter dem Wesen hervorzuziehen. Denn genau das war es. Kein Mensch, kein Tier aber etwas Materielles. Es konnte also auch kein Geisterwesen sein.
„Clyde", schnaufte ich, „Ich schaff' das nicht allein. Mein Bein..."Ich hörte nur ein Röcheln. Immerhin lebte er, doch das Wesen war schwerer als es aussah.Hinter mir vernahm ich Schritte. Ich wirbelte herum und atmete erleichtert auf. Es waren Aelia und Balduin.
„Oh, wie schrecklich! Ausgerechnet an meinem Geburtstag!", Aelias Hände fuhren hektisch über ihr Gesicht. „Balduin, lauf los und hole Giovanni! Er wird uns helfen, Clyde unter diesem... Ding hervor zu graben", erteilte sie eine Anweisung und richtete sich dann wieder an mich:
„Ist alles in Ordnung mit dir? Dein Bein! Es ist wieder aufgerissen! Das war wohl zu viel... selbst für Laxetas unübertroffene Heilkünste." Bleich vor Entsetzen betrachtete Aelia mein entstelltes Bein. Es hatte tatsächlich wieder begonnen, zu bluten. Aber ich spürte keinen Schmerz... Eigenartig. Das liegt an mir du Dummerchen!, Eleria konnte es nicht lassen. Wie konnte ich ihr antworten, dass ich ihre dummen Kommentare nicht gebrauchen konnte? Frustriert schüttelte ich den Kopf. Da kam auch schon wieder Balduin mit einem Mann. Das musste Giovanni sein. Er sah etwas grimmig drein, schien aber keine bösen Hintergedanken zu hegen, als er Clyde von seinem Angreifer befreite. Diese grummelte protestierend, als das Wesen von ihm gehoben wurde.
„Wurde aber auch Zeit! Anstatt hier ein lustiges Kaffeekränzchen zu halten, hättet ihr auch mal mit anpacken können!", fauchte er. „Clyde! Nicht in diesem Ton", wies Aelia ihn zurecht. Ich konnte darüber nur schmunzeln. Sie verhielt sich auf der einen Seite, wie ein kleines Kind und war doch so... Weise.
„Und wie geht es jetzt weiter?", fragte ich ungeduldig. Ich wollte so schnell wie möglich von dem Dämonen in mir befreit werden. Oder?„Nun... Wir werden dich zu Peppino bringen und er wird dich genau untersuchen. Er lebt in der Bibliothek. Erschrick aber nicht, wenn du ihn siehst, ja?" Clyde, Aelia und Balduin führten mich durch jede Menge Gänge, die mit verschiedenen Zeichen gekennzeichnet waren. Trotzdem würde ich mich hier wohl nie zurechtfinden. Und wenn ich mich im unübersichtlichen Rom über mir bestens auskannte hatte das ja wohl etwas zu heißen. Irgendwann kamen wir vor einem riesigen Tor an, ähnlich einem prächtigen Kircheneingang. Balduin holte einen Schlüssel, welcher an einer Kette um seinen Hals hing, aus seinem Ausschnitt hervor. Auch die anderen beiden folgten seiner Geste. Jeder der drei schloss das Tor in einem anderen Schloss auf. Es klackte mehrmals, irgendwo hörte man ein leises Knirschen und auch ein stetig lauter werdendes Summen war zu vernehmen. Als das Summen fast nicht mehr zum Aushalten war, öffnete sich eine kleine Luke, rechts unten, in dem riesigen Tor.Der Anblick, der sich mir bot war atemberaubend. Eine monströse Halle voll mit Büchern. Bis in die letzte Ecke standen hier Bücher. Doch sie waren nicht etwa sortiert oder besonders angeordnet, nein, sie stapelten sich in und vor den Regalen, zwischen den Büchern standen mehr oder weniger eingegangene Pflanzen und zwischen den Regalen huschten kleine Wesen hin und her. Wenn man versuchte, diese Wesen mit dem bloßen Auge einzufangen, ließ sich dies ganz sicher nicht bewerkstelligen. Wunderschön, nicht wahr? Hierher wollte ich schon immer einmal. Ja... Es war wunderschön. Sie hatte doch tatsächlich recht, dieser Anblick war unbeschreiblich.Unsere kleine Gruppe setzte sich wieder in Bewegung, seitdem die drei aufgeschlossen hatten, waren nur wenige Sekunden vergangen. Clyde räusperte sich.
„Peppi?", fragte er in die geschäftige Stille, „Peppi?" Von links kam ein schnauben. „Was?", fragte jemand mürrisch. Wie einstudiert drehten wir uns synchron in besagte Richtung. Ich schnappte nach Luft. Peppino war... ein Zentaur.
„Ich sagte, du sollst nicht erschrecken!", zischte Aelia, „Er kann das nicht leiden!" Peppino rollte mit den Augen und schlug mit dem Schweif. „Wieder einer eurer Neuankömmlinge?", genervt zuckte er mit einer Augenbraue.„Nicht irgendein Neuankömmling", erläuterte Aelia, „Es ist Mara."
„Und ich soll eine Erklärung für ihr ungewöhnliches Auftreten finden?"
„Ungewöhnlich? Heißt das, soetwas ist schon einmal aufgetreten?", erkundigte Aelia sich. „Ach", Peppino machte eine wegwerfende Handbewegung, „das kommt immer mal wieder vor. Es ist selten, aber nicht einzigartig. Ungefähr so wie Vierlingsgeburten. Wahrscheinlichkeit von 0,0001 Prozent", murmelte er vor sich hin. In meinem Bauch grummelte es. Ich verzog das Gesicht.
„Alles in Ordnung?", fragte Clyde besorgt. „Alles in bester Ordnung", versicherte ich. Aber... Mein Bauch! Ich sagte nichts. „Also...", begann Peppino noch einmal und setzte sich in Bewegung. Es war beinahe unmöglich für mich, hinterher zu kommen, irgendwie hatten wir alle mein Bein vergessen. Balduin und Clyde stützten mich, aber hinter Peppi und seinem flotten Gang mitzuhalten fiel mehr als schwer. Plötzlich blieb Peppino stehen, drehte sich nach rechts und roch an einem der schweren Bücher. Ja, er roch daran! Dann schüttelte er den Kopf und ging, diesmal deutlich langsamer, weiter. Ständig blieb er wieder stehen und roch an einem der Bücher. Einmal roch er sogar an einer Pflanze! Ich konnte darüber nur den Kopf schütteln, doch Aelia, Clyde und Balduin verfolgten aufmerksam, was sie sahen. Nach gefühlten 46 Büchern, die er beschnuppert hatte, nahm er endlich das siebenundvierzigste aus dem Regal heraus. Er starrte lange darauf, bis er es irgendwann aufschlug. Peppino sah auf und während er die Seiten umblätterte, starrte er mich mit gerunzelter Stirn an. Ich fühlte mich sehr unwohl. Plötzlich stockte er.
„Eigenartig... Höchst eigenartig. 47 Menschen hier, 47 Bücher, aber 74 Seiten, die ich umblättern muss. Etwas in dir ist verdreht", diagnostizierte er. „Mitkommen!" Wieder zog sich mein Bauch zusammen. Ich hustete, folgte ihm aber zögernd. „Menschen!", Peppino zog die Luft ein, „sag doch was, wenn du nicht laufen kannst! Ich bin ein Zentaur, komm steig auf meinen Rücken."Clyde hob mich auf Peppinos Rücken. Hach, das ist so schön!, meldete sich Eleria wieder, Ich wollte schon immer mal auf einem Zentaur reiten. Und noch dazu weiß Peppino genau Bescheid. Irgendwie hatte ich das Gefühl, Eleria grinste.Mein Bauch...
„Au!", schrie ich. Clyde und die anderen beiden waren zwischen den Bücherregalen zurückgeblieben, und so war ich nur mit Peppino allein. Dieser erschrak und machte einen kleinen Sprung. Fast wäre ich heruntergefallen, doch nur fast.
„Was schreist du denn so?", fuhr er mich an. „Ich...", setzte ich an, wurde aber unterbrochen. Wortwörtlich. Ein Schwall Erbrochenenes ergoss sich aus meinem Mund über Peppinos menschliche Rückseite. Eleria lachte. Und ich genoss es. Tatsächlich! Sie hatte mich, ohne dass ich es merkte übernommen. Und mich den letzten Rest Mara aus mir heraus kotzen lassen.
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