Kapitel 20
Winter
Wütend stürme ich durch die Gänge. Die Schneeflocken die jetzt wieder um mich herum fliegen, zeigen deutlich, dass ich aufgebracht bin. In der Menschenwelt hatte ich sie versteckt. Es käme ja schon merkwürdig, wenn mich Schneeflocken ständig begleiten.
Die Feen, denen ich begegne, springen eilig aus dem Weg und sehen zu, dass sie verschwinden. Besser ist es für sie.
Ich komme in den Keller, dort wo die Zellen liegen. Der Anblick der mich dort erwartet, lässt mich plötzlich stoppen. Jack tigert von einer Seite der Zelle zur anderen. Nach drei Schritten hat er es erreicht und dreht um. Wie ein eingesperrtes Tier, denke ich mir. Ich schnaube auf, das ist er schließlich auch.
Jack wendet sich sofort mir zu. Er kommt an die Eisstäbe. "Gott sei dank, Winter. Kannst du mich bitte hier herausholen? Ich werde hier drinnen noch verrückt." Mit kaltem Blick nähere ich mich den Stäben. Verwirrt schaut er zu mir. "Alles in Ordnung?" "Verwandle dich." sage ich. Er taumelt ein paar Schritte zurück, so als hätte ich ihn geschlagen. "Was?" "Ich sagte: Verwandle. Dich." Er öffnet ein paar Mal den Mund, sagt aber nichts.
Dann scheint er sich wieder gefasst zu haben und schaut schuldbewusst zu mir. "Woher weißt du es?" "Das tut nichts zur Sache. Also?" Er seufzt und beginnt sich auszuziehen. Meine Augen weiten sich und ich frage "Was machst du da?" Er hält in seiner Bewegung, die Hose herunter zu ziehen inne. "Ich sollte mich doch verwandeln oder?" "Ja, aber warum ziehst du dich aus?" Ein Grinsen schleicht sich auf sein Gesicht "Nun, wenn es dir lieber ist, kann ich mich auch so verwandeln, nur müsste ich dann nach der Verwandlung zurück nackt herumlaufen." Ich spüre wie meine Wangen rot werden. Jack zwinkert, zieht die Hose aus und verwandelt sich innerhalb weniger Sekunden.
Als ich Pfoten auf dem Boden höre, wende ich meinen Blick wieder zurück, den ich abgewendet hatte. Nun ist es an mir, einige Schritte zurück zu taumeln. In der Zelle steht mein brauner Wolf. Der Wolf, der mich Wochen lang begleitet hatte und den ich angefangen hatte zu mögen. Ich nicke, lasse die Eisstäbe verschwinden und drehe mich um.
Geknickt gehe ich die Treppen hoch und verlasse das Schloss. Ich mache mich zu Fuß auf den Weg zum Jahreszeitenbrunnen. Energisch wische ich die Träne weg, die mir die Wange herunter läuft. Ich schaue mir die Träne auf meinem Finger an. Ganz langsam kann ich beobachten, wie sie vereist. Warum vergieße ich eine Träne wegen ihm?
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Weil du den Wolf ins Herz geschlossen hast Winter, beantworte ich es mir selber. Aber in dem Wolf steckt eben auch ein Mann und ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll.
Plötzlich springt der Wolf vor mich. In seinem Maul sein Pullover und Hose. Diese legt er vor sich ab und winselt. Ich will an ihm vorbei gehen, doch hält mich der Wolf auf. Auch wenn ich es nicht zugeben will, aber ich weiß, was er von mir möchte. Ich lasse meinen Blick über die Winterlandschaft schweifen und überlege.
"Fünf Minuten." sage ich schließlich kalt. Der Wolf geht hinter mich und ich höre wieder das Brechen von Knochen. Mit Hose und Pullover bekleidet kommt Jack wieder vor mich. "Es tut mir so Leid Winter." Er versucht meine Hand zu nehmen, doch ich ziehe meine weg. Er nickt ergebend und erklärt sich weiter. "Ich weiß, ich hätte es dir selber schon viel früher sagen sollen, aber der Moment war irgendwie nie da. Zudem muss ich zugeben, dass Jamus und ich, mein innerer Wolf, deine Nähe zu sehr genossen haben. Ich konnte es irgendwie nicht riskieren, dass ich dich wieder verliere, obwohl ich dich gerade erst gefunden hatte. Und dann auch noch verletzt. Jamus ist durchgedreht, dir nicht helfen zu können. Ich musste ihn ganz wegsperren. Und dann warst du einfach weg. Als ich dich dann wieder gefunden hatte, hast du so abweisend und kalt reagiert. Aber als ich als Wolf zu dir kam, warst du so anders. Du warst offen und hast mich akzeptiert. Nenn mich egoistisch, aber ich wollte das nicht verlieren."
Nicht sicher was ich darauf antworten soll, schaue ich ihn einfach an. Unruhig zappelt er vor mir herum. "Warum ist dir das so wichtig?" frage ich nach. Nun bildet sich ein seliges Lächeln auf seinem Gesicht. "Du bist meine Mate. Meine Seelengefährtin." Meine Augen weiten sich. Geschockt schüttle ich meinen Kopf. "Nein, das, dass kann nicht sein. Feen wählen ihren Gefährten fürs Leben selber aus. Außerdem warum ich? Du kennst mich nicht? Genauso wie ich nicht weiß, wer du bist." "Warum nicht du Winter? Du bist freundlich, herzlich und hast mehrmals Menschen das Leben gerettet. Du bist perfekt." beharrt Jack. Wild schüttle ich den Kopf "Ich bin das alles nicht. Ich bin alles außer perfekt. Du kannst jeden hier fragen und jeder wird dir dieselbe Antwort geben: Ich bin kaltherzig, distanziert und ein Mörder." Jack kommt einen Schritt auf mich zu und streift mir sanft eine weitere Träne von der Wange "Dann haben Sie alle nicht die wahre Winter kennengelernt. Die Wochen als du dachtest du wärst alleine, das war die echte Winter und diese rettet Menschen das Leben. Sie hilft Tieren und hat hoffentlich die Gesellschaft eines bestimmten Wolfes genossen." Am Ende hin grinst er, was dazu führt, dass auch meine Mundwinkel nach oben gehen. "Vielleicht. Trotzdem bin ich nicht gut. Meine Seele ist kaputt und kann nicht mehr geheilt werden." Vorsichtig streicht er mir eine Strähne hinters Ohr. "Was ist dir nur passiert? Aber man kann alles reparieren, wenn man es nur will und manchmal braucht man nur den Richtigen, der einem dabei hilft. Und wenn du mich lässt, werde ich alles dafür tun, dass du heilst."
(Hoffe ihr könnt die zwei Videos sehen. Das eine ist direkt am Anfang. Ich finde es beschreibt die Situation sehr gut, auch wenn diese anders sind. Das zweite ist im Text.)
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