Kapitel 2
Winter
Ich komme wieder oben an und gehe tiefer in das Winterreich. Die Schneeflocken, die meine stetigen Begleiter sind, wirbeln unruhig umher. Leise Schritte zeigen mir, dass meine Schwester noch nicht aufgegeben hat, es würde auch nicht zu ihr als Königin passen. „Komm schon Winter. Du bist meine erste Beraterin, natürlich hast du eine Aufgabe." spricht Snow sanft. Doch mich lässt es empört herum fahren. „Eine Aufgabe nennst du das? Ich bin doch nur der Tradition wegen die erste Beraterin. Bei jedem Zwillingspaar vor uns, war derjenige, der nicht auf den Thron kam, der erste Berater. Aber es ist nur ein Titel. Seit Mutter und Vater gestorben sind, hast du mir immer wieder gesagt, ich solle mich ausruhen und meine Seele heilen lassen. Aber das was Vater mir angetan hat, kann niemand heilen. Diese Wunden werden nie verheilen und das weiß du genauso gut wie ich. Schließlich hast du, als du gekrönt wurdest auch das gesehen, was Mutter sah, als sie entschied, wer von uns Königin werden soll. Und anstatt das du mir eine Aufgabe gibt's, um die ich dich gebeten habe, um mich abzulenken, überträgst du diese Aufgabe einer deiner Freunde und sagst mir, ich solle ‚ausruhen'." werde ich sarkastisch. Ehe ich weiter reden kann, unterbricht mich Snow „Ja, weil ich nicht der Meinung war, dass du in der Lage warst und noch immer nicht bist, die Wachen zu trainieren. Du bist so kalt und verschlossen geworden Winter. So kenne ich dich nicht." Hier unterbreche ich sie wieder. „Ja, weil wir sieben das letzte Mal waren, als Vater uns zusammen spielen ließ. Er hatte erfahren, dass Mutter auch bei diesen Treffen dabei ist. Wie oft willst du das eigentlich noch durchkauen?" Frage ich sie voll kaltem Zorn. Die Schneeflocken wirbeln nun eisig um uns herum. „So oft, wie ich muss. Verstehe es doch, ich will meine Schwester wieder haben, mit der ich früher über alles reden konnte und mit der man allerlei Blödsinn anstellen konnte." sagt Snow und klingt dabei verzweifelt. Ich gehe näher auf Snow zu „Verstehe es endlich, diese Schwester gibt es nicht mehr. Sie ist gestorben, um zu überleben." Damit wende ich mich ab und will weiter in den Wald gehen.
„Du lässt mir keine andere Wahl Winter. Es ist nur zu deinem Besten." spricht Snow. Verwirrt drehe ich mich wieder zu ihr um. „Ich, Königin Snow des Winterreiches befiele dir Prinzessin Winter zu der Versammlung zu erscheinen und teilzunehmen." Der Befehl von Snow hallt noch etwas zwischen den Bäumen nach, während ich sie fassungslos anschaue. „Das hast du nicht getan." flüstere ich entgeistert. „Es tut mir Leid Winter, aber" „NEIN, KEIN ABER! Du hattest mir versprochen, dass du mich nie zu etwas zwingen wirst. Das du nicht so wirst wie Vater. Du hast dein Versprechen gebrochen!" zum Schluss werde ich immer leiser und schaue auf den Boden. Snow kommt auf mich zu und umfasst meinen Oberarm. „Winter, es ist nur zu deinem Besten, Ich.." „NEIN" damit schubse ich Snow mit meiner Magie von mir weg, wodurch sie einige Meter durch die Luft fliegt. Allerdings fängt der Schnee sie auf, wodurch sie sanft fällt. Die Schneeflocken sind inzwischen zu einem richtigen Eissturm geworden. Mit erhobenem Zeigefinger gehe ich auf Snow zu „Ich werde zu deiner verdammten Versammlung gehen, doch danach werde ich gehen. Ich werde mir irgendwo im Reich einen Ort suchen, wo ich das machen kann, was ich will. Und davon wirst du mich nicht nochmal aufhalten können." Entschlossen und enttäuscht wende ich mich von Snow ab und springe in die Lüfte.
Durch meinen Eissturm komme ich schneller wieder zum Schloss, als ich es mir gewünscht hätte. Ich lande im Hof und entlasse den Eissturm. Zurück bleiben nur meine Schneeflocken, die immer noch wild umher fliegen. Wie konnte Snow das nur tun? Sie war die letzte, die mir noch irgendwie Halt gegeben hat, doch jetzt verrät auch sie mich. Ich gehe ins Schloss und gebe den Verzierungen keinerlei Aufmerksamkeit. Auch wenn ich normalerweise mindestens eine der vielen Statuen meine Beachtung schenke, denn sie sind wirklich atemberaubend. Aber nun stampfe ich durch die Flure. Bei der Kreuzung, wo es rechts zum Versammlungsraum und gleichzeitig Thronsaal geht und links zu meinen Gemächern, bleibe ich stehen. Vielleicht wirkt der Befehl ja nicht? Durch nur einen Schritt nach links, macht sich eine große Macht in mir breit, die mich nach rechts schiebt und drängt. Je länger ich mich wehre, desto schmerzhafter wird es.
Jetzt ist es nur ein unangenehmes ziehen, doch ich weiß, dass dieses Ziehen unglaublich schmerzhaft werden kann. Mein Vater wollte mich gegen Befehle stärker machen. Also gab er mir Befehle, die ich nicht ausführen wollte und teilweise auch nicht konnte. Erst wenn ich mein Bewusstsein verloren hatte, hob er seinen Befehl auf. Eigentlich ist nur der König oder die Königin zu solchen Befehlen fähig. Aber er war der Gefährte der Königin und ich seine Tochter. Daher ging es als ‚Hilfe für Erziehung' des Königspaar, dass auch der Gefährte solche Befehle aussprechen kann, aber eben nur bei den eigenen Kindern. Doch leider gibt es kein Schlupfloch, wie man solche Befehle widerstehen kann, wodurch ich immer wieder aufs neue gegen Befehle ankämpfen musste.
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