Kapitel 26
„Wieso hast du mich geküsst?", fragte Chan, als er später wieder auf dem Beifahrersitz saß. „Ich weiß es nicht...es kam einfach über mich....." Er verstand es einfach nicht. Chan war zwar ein Ghoul aber immer noch der Mörder von so vielen unschuldigen Kindern. Das machte ihn Angst. Angst, weil er ihn langsam anfing zu mögen. Sein Herz schlug immer noch wie das eines Rehs auf der Flucht aber er spürte Zuneigung für ihn. Die Küsse hatten einiges in ihm ausgelöst. So sehr wie vorher hatte er noch nie jemanden so küssen wollen. „Danke, dass du mich so fühlen gelassen hast. So...wundervoll", gestand Chan, während er langsam rot wurde. Die Küsse waren so intensiv gewesen, dass er komplett mit der Welt fertig war.
Während der Fahrt wechselten sie kein Wort. Die beiden noch in der Zeit ihrer gemeinsamen Küsse versunken. Chan schaute nach draußen und sah zu wie Bäume hinter ihm zogen. Der Schnee war schon fast geschmolzen. Es dauerte nicht mehr lange, bis die ersten Blumen aus der Erde hochschossen und ihre Blüten in den Himmel streckten. Dann würden die Wiesen voller Farbe stecken. Zurück in Gwangju unterbrach Hyunjin die Stille. „Wo wohnst du eigentlich? Damit ich dich absetzen kann?" Chan musste ihm jetzt wohl beichten, dass er eine ganze Familie umgebracht hatte, damit er in ihrem Haus leben konnte. Er behielt es sich erstmal für sich und sagte Hyunjin die Straße mitsamt der Nummer. Vor dem Haus angelangt konnte er Hyunjin nicht weiter hin halten, denn dort waren Polizisten. Offenbar ist man erst jetzt auf die Idee gekommen, dass etwas mit der Familie Na nicht stimmte. Chan war dankbar für die letzten Tage, in denen er dort unbemerkt wohnen konnte. Jetzt war es zu Ende und er musste sich eine neue Bleibe suchen. Nicht nur das. Dort drinnen auf dem Bett des Jungens mit Nachnamen Na lag der MP3Player unberührt auf der Decke. Sein Herz zog sich zusammen. Er musste ihn zurück lassen. Sein einziger treuer Freund während der harten Jahre draußen. Chan hing sehr an ihm.
„Wieso sind da so viele Polizisten?", fragte Hyunjin, als er nach draußen schaute und die ganzen Polizisten in das Haus ein und auslaufen sah. „Ich hab die Familie umgebracht, damit ich dort wohnen kann." Chan machte also auch nicht vor Erwachsenen Halt. Kalte Gänsehaut breitete sich auf Hyunjins Haut aus. „Hast du sie gegessen?"
„Nein", sagte Chan und dachte an die tote Familie, die verstreut im Haus lag. Huynji seufzte erleichtert auf. Wenigstens hatte er sie nicht gegessen. Das war schon mal was. „Können wir von hier weg?", bat der Ghoul. Je länger sie hier standen, desto größer war das Risiko, dass Polizisten sie sahen und ansprachen und Chan wollte jede Interaktionen mit den Uniformierten vermeiden. „Lass' mich einfach irgendwo raus. Ich komme schon klar." Wenn Chan extra eine Familie töten musste, um eine Bleibe zu haben, musste es heißen, dass er obdachlos war. „Du kommst erst mal zu mir", sagte Hyunjin und lenkte sein Auto in die nächste Abzweigung. Chans Augen wurden groß. Er durfte bei Hyunjin bleiben?
Bei Hyunjins Wohnung angekommen, konnte er immer noch nicht glauben, dass er hier sein durfte. Die Sache hatte doch einen Haken, oder? „Ist es okay, wenn du auf dem Sofa schläfst?" Natürlich war es okay. Chan wäre sogar mit dem Boden zufrieden. Hauptsache nicht draußen, wo es um die Jahreszeit so bitterkalt war. „Danke, Hyunjin." Der schwarzhaarige junge Mann lies sich auf das Sofa fallen. „Kann ich dich was fragen?" Chan nickte. „Wieso isst du nur Kinder?" „Weil ihr Fleisch saftiger und zarter schmeckt. Fleisch von Erwachsenen schmeckt bitter, weil sie gestresst und unzufrieden sind. Kinder sind sorgenfrei und haben immer ein Lächeln auf den Lippen und das schmeckt man einfach." Chan beschrieb gerade so was ähnliches wie Lamm- und Hammelfleisch. Nur dass er die Negativität des Erwachsenseins herausschmecken konnte, war anders. Menschen bevorzugten oft das Fleisch der Jungtiere und bezeichneten es als edel. Grob genommen unterschieden sich die Menschen nicht wirklich von Chan. Nur dass Chan Menschen aß anstatt Lämmer oder Kälber. „Außerdem werde ich jedes Mal traurig, wenn ich glückliche Kinder sehe......sie erinnern mich an das was ich nie haben durfte. So oft habe ich mir gewünscht, dass meine Eltern nach mir suchen aber am Ende war ich immer alleine."
„Wie alt warst du, als dich dein Vater ausgesetzt hat?"
„Neun."
Neun?! Das war ziemlich jung. Hyunjin musterte Chan aufmerksam. Er musste in seinen Zwanzigern wie er sein, was bedeutet, dass der Ghoul mehr als zehn Jahre alleine war. Seine Kindheit war nach dem Vorfall sicher nicht leicht gewesen. Als Kind sich schon durch die Obdachlosigkeit zu kämpfen auf der Suche nach Nahrung, um überhaupt überleben zu können, war sicher schwer. Da Chan auch ein Ghoul war, musste er als Kind schon zum Mörder werden.
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