Kapitel 15
Später an dem Tag hielt es Hyunjin nicht mehr aus. Er fühlte sich vollkommen fehl am Platz und wollte Minho und seine Freundin alleine lassen. Sie haben sich so gut um ihn gekümmert, doch jetzt wurde es Zeit wieder in seine Wohnung zurück zu kehren. Zwar atmete Hyunjin Angst ein und aus, aber das wird schon. Eunsuh war an einem sicheren Ort und solange Sungjin gut aus sie aufpassen wird, kann ihr Cannibal nichts anhaben. Hoffte Hyunjin zumindest. „Ich komme gut alleine klar", sagte er daraufhin zu Minho, doch sein Freund zweifelte daran. Er wusste, wie sehr Hyunjin ihm keine Umstände bereiten wollte. Auch nach einer kleinen Diskussion zwischen den Freunden beschloss Hyunjin in dieser Nacht wieder bei ihm zu schlafen. „Bist du dir sicher, dass du nicht lieber hier bleiben willst?", versuchte Minho ein letztes Mal ihn umzustimmen. Hyunjin schüttelte den Kopf. „Okay, dann fahre ich dich." Minho schnappte sich seine Autoschlüssel. Vor Hyunjins Wohnkomplex hielt Minho an. Noch ein weiterer besorgter Blick und dann war Hyunjin auch schon ausgestiegen. Hyunjin kramte seine Wohnungsschlüssel aus der Manteltasche und schloss damit die Tür auf. Die Zeitungsartikel von Cannibal wenig später in seinem Schlafzimmer versuchte er so gut es ging, zu ignorieren.
In dieser Nacht donnerte es und Chan war gerade dabei in Hyunjins Wohnkomplex einzubrechen. Er hatte die Spur zu Hyunjin nicht verloren und sie führte ihn bis hier her. Das Schloss hatte er mit der Haarnadel aufgeknackt und Chan trat in den Flur. Hier roch es intensiv nach dem gesuchten Mann. Chan konnte sich glatt in dem Geruch baden. Langsam stieg er Stufe für Stufe nach oben in den zweiten Stock wo er Hyunjins Wohnung vernahm. Die Dunkelheit des Treppenhauses machte ihm nichts aus. Er besaß seine Nase, mit der er sich perfekt orientieren konnte. Vor einer der zwei Wohnungstüren des zweiten Stockes machte er halt. Hyunjins Geruch klebte regelrecht am Türgriff. Chan machte sich daran das Schloss zu knacken. Donnergrollen ließen Hyunjin zusammen zucken. Dank Cannibal konnte der junge Mann kein Auge zudrücken und saß kerzengerade inmitten seines Bettes, die Decke wie ein Schutzschild um sich gelegt. Vielleicht hätte er doch lieber bei Minho bleiben sollen. Ein Blitz schoss draußen in der Nähe auf die Erde und erhellte für einen Sekundenbruchteil Hyunjins Zimmer in gleißend gelbes Licht. Hyunjin griff zu seinem Handy, um Minho anzurufen. Chan lief so leise wie möglich durch die Tür und schloss sie mit größter Vorsicht. Schritt für Schritt lief er durch den Flur zu Hyunjins Schlafzimmer, wo sich Hyunjin befand. Chan konnte seine Anwesenheit dort riechen. Leise huschte er zum Schlafzimmer und umschloss die Türklinge, die er ihm Zeitlupentempo nach unten drückte. Der Ghoul öffnete die Tür einen Spalt und lugte ins Schlafzimmer, wo Hyunjin im Bett saß und den Blick auf sein Handy gerichtet hatte. Chan öffnete die Tür weiter und bereute es. Die Tür gab ein leises Quietschen von sich. Sofort richtete sich Hyunjins Blick auf die Tür und starre in zwei grell rote Augen.
Cannibal.
Er hatte ihn also gesehen. Dann machte es wohl keinen Unterschied mehr leise zu sein. Lieber er brachte die Tötung schnell hinter sich, damit er sich wieder zurückziehen konnte. Chan machte die Tür komplett auf und trat rein. „Bitte....bitte tu mir nichts an....", stammelte Hyunjin und zog die Decke um sich. Er konnte nicht fliehen, weil er so unter Schock stand, dass sein Körper gegen einen Fluchtversuch ankämpfte. Das hier werden seine letzten Sekunden unter Lebenden sein. „Ich flehe dich an, Cannibal, bitte tu' mir nichts an....." Chan lief an Hyunjins Bett. So nah war er dem jungen Mann noch nie gekommen. Aufmerksam mustere der Ghoul den verängstigen Hyunjin, sah ihm tief in die braunen Augen.
Irgendwas in ihm sträubte sich ihn zu töten.
War es die Angst, die er in Hyunjins Augen ablesen konnte? Die Panik, mit der seine Stimme gefüttert war? Was es auch war, es hielt Chan vom Töten ab. Er beugte sich vor und streckte seine Hand aus, um Hyunjin zu berühren. Nahezu sanft legte er die Hand an seiner Wange und musterte ihn weiter hin, als würde er ihn lesen wollen. Durch Hyunjins Körper bahnte sich Angst in jeder Zelle. Sein Herz raste, raste vor all der Todesangst, die sein Ende ankündigte.
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