Aber ich erkannte, dass Yoongis Mundwinkel gefallen waren. Etwas schien ihn zu bedrücken.

|Jimin|

Es verging eine halbe Stunde, in der wir hier saßen. Chanwoo hatte sich nach seiner Mittagspause ebenfalls zu uns gesetzt und sich den Gesprächen angeschlossen. Der Regen hatte nicht nachgelassen und es waren auch keine weiteren Kunden in das Café gekommen, die wir hätten bedienen können.

Mein Blick wanderte zu Yoongi, der seelenruhig dasaß und den anderen zuhörte. Auch ich gab keinen Ton von mir und lauschte lieber.

,,Das Café gehört also deiner Oma?", hakte Jungkook nach, woraufhin Chanwoo nickte. ,,Sie wohnt direkt über dem Café, ziemlich praktisch", erzählte er. Chanwoo und Jungkook hatten sich sofort auf Anhieb verstanden. Er hatte sofort Anschluss gefunden im Gegensatz zu mir.

,,Möchtet ihr eine Kleinigkeit essen oder trinken? Ich mache mir ein Sandwich", teilte ich den anderen mit. Ich hatte noch nicht zu Mittag gegessen und war halb am verhungern. Nur Jungkook schien Interesse daran zu haben. ,,Für mich ein Thunfisch-Sandwich und ein Dessert", sagte er, ,,Taehyung meint, dass deine Händchen sehr begabt in der Küche sind."

,,Ich bin mir ziemlich sicher, dass Jimins Hände auch noch bei was anderem 'ne Begabung haben", erwiderte mein bester Freund grinsend, woraufhin er von Chanwoo einen Schlag auf den Kopf verpasst bekam. Ich schmunzelte über diese beiden Idioten und ignorierte die Hitze in meinen Wangen.

Ich ging in die Küche, die direkt hinter der Theke lag und wusch zuerst meine Hände, ehe ich für Jungkook und mich die Sandwiches zubereitete. Es dauerte nicht lange, bis ich Schritte vernahm und jemand im Türrahmen stand.

,,Zieht er dich immer so auf?"

Es war Yoongi.

Er kam auf mich zu und lehnte sich gegen die Arbeitsfläche, an der ich stand. ,,Ihm fällt es schwer zu akzeptieren, dass mein Sexleben nicht so erfüllt ist wie seins", versuchte ich zu erklären, ,,aber es stört mich nicht, wenn er deshalb Scherze darüber macht."

Yoongi hob seine Augenbraue leicht an und verschränkte seine Arme. ,,Ist es nicht?", wollte er wissen und aus irgendeinem Grund klang er sehr überrascht. Hatte er etwa erwartet, dass ich mein Bett mit jemandem teilte? ,,Sollte es denn?", entgegnete ich. Yoongi zuckte mit seinen Schultern.

Ich fragte mich, wie Yoongis Sexleben wohl aussah. Ob er auf Frauen oder Männer stand... Taehyungs Verhalten nach zu urteilen, musste Yoongi auf Männer stehen. Weshalb sonst erwähnte er explizit, dass ich schwul war?

Ich verrührte den Thunfisch mit meiner selbstgemachten Soße und gab ihn großzügig auf das Brot. Dann klappte ich es zu und legte das Sandwich für wenige Minuten in den Kontaktgrill. Wir hatten auch einen Sandwichmaker in der Küche stehen, aber in diesem würde der viele Thunfisch aus dem Brot quellen.

,,Was hat dich eigentlich dazu getrieben, mitten in der Nacht nach draußen zu gehen?", fragte Yoongi und ich sah ihm in die Augen. ,,Mein Bruder ist nicht von seiner Arbeitsstelle nach Hause gekommen und hat auch nicht auf meine Nachrichten reagiert. Ich habe mir Sorgen gemacht und dachte, dass es eine gute Idee wäre, bei seiner Arbeit vorbeischauen."

Wie hätte ich denn ahnen können, dass ich geradewegs in das nächste Ziel des Mörders laufen würde?

,,Geht es ihm denn gut?", wollte mein Gegenüber wissen. ,,Ja, er wurde nur etwas länger von seinem Chef festgehalten. Er war nicht begeistert darüber, dass ich plötzlich vor ihm stand. Du hättest sein Gesicht sehen müssen", antwortete ich und lachte verlegen. ,,Verständlich. Dir hätte sonst was passieren können. Ich meine, man ist nirgendwo sicher."

Ja...

,,Und du warst auf dem Weg zu einem Club nehme ich an?", fragte ich. Yoongi schwieg für einen Moment, ehe er antwortete: ,,Fast. Ich war schon auf dem Weg nach Hause. Ich habe jemanden schreien hören und so bin ich dir begegnet."

Ich merkte, wie klein die Welt eigentlich war. Ein paar Stunden nachdem ich Yoongi mitten in der Nacht als einen mysteriösen Mann kennengelernt hatte, war er im Café aufgetaucht, in dem ich arbeitete und hatte sich mir als Jungkooks Bruder vorgestellt.

,,Du gehst ungern feiern, kann das sein?", nahm Yoongi an. Um ehrlich zu sein, war die einzige Party, auf der ich jemals gewesen war, eine Hausparty von Taehyung gewesen. ,,Ich weiß nicht, was ich in einem Club oder auf einer Hausparty machen soll...", fing ich waage an.

Die Geschichten, die Taehyung mir erzählte, waren mir schon genug. Sein Sexleben mal ausgeschlossen. Wie konnte er mit fremden Männern einfach so ins Bett steigen?

Ein Grinsen bildete sich auf Yoongis Lippen. Es war kein selbstsicheres Grinsen wie das von Jungkook. Yoongis Grinsen wirkte viel mehr sanfter und einladender - fast so wie sein Lächeln.

,,Du könntest dein Hirn wegsaufen, deine Seele aus dem Leib kotzen, einen One-Night-Stand klar machen. Hoffen, dass dir niemand was ins Getränk mischt", zählte Yoongi auf. Ich schluckte unsicher. Das, was er über seine Lippen brachte, klang eher abschreckend. ,,Oder du könntest deine Augen schließen und tanzen."

Tanzen?

,,Vertrau mir. Es fühlt sich gut an, abzuschalten und sich zur Musik zu bewegen", setzte Yoongi an. Meine Aufmerksamkeit galt alleine ihm. Ich lächelte und blendete Taehyungs Erzählungen und die negativen Aspekte, die Yoongi vorhin genannt hatte, einfach aus. ,,Jetzt habe ich dich, was?" - ,,Scheint so."

Yoogi lehnte sich zurück und beobachtete mich dabei, wie ich Jungkooks Bestellung fertig machte. Dann belegte ich mir ein eigenes Sandwich mit Hähnchenfleisch und einer süßen Soße aus Mango.

,,Hast du bei der Polizei schon eine Aussage gemacht? Immerhin sind wir beide in dem Fall beteiligt", fragte ich nach ein paar Minuten. Ich hoffte, dass die Polizei mit unseren Aussagen etwas anfangen konnte. ,,Eine Aussage?" Yoongi sah mich an.

,,Die haben mich wegeschickt. Es gibt anscheinend sehr viele Leute, die den Mörder sympathisieren. Die tauchen bei der Polizei auf und behaupten, etwas gesehen zu haben oder etwas zu wissen. Ich wurde mit denen in einen Topf geworden. Es nützt nichts, nochmal dorthin zu gehen, die hören einem nicht zu."

Ich runzelte meine Stirn.

,,Du hast doch den Notruf gewählt. Hättest du ihnen nicht deine Nummer vorweisen können?", hakte ich nach, doch Yoongi schüttelte den Kopf. ,,Ich habe mit dem Handy der Frau angerufen, meins lag zu Hause."

,,Ach so..."

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Hmm.

Meinen Hausschlüssel vergesse ich, aber an mein Handy denke ich IMMER.

xD