Kapitel 19 - Oben ohne - Teil 1
Medina
Das erneute Aufeinandertreffen mit Levi, hatte mich wieder völlig aus der Bahn geworfen, weshalb ich am Samstag danach, wie das reinste Nervenbündel in meinem Zimmer hantierte, um mich abzulenken. Ich sorgte zum Beispiel für eine neue Ordnung in meinem Kleiderschrank, sortierte meine vielen Kosmetikprodukte und putzte alle meine Schuhe, was wirklich eine enorme Arbeit war ... Und doch saß ich gegen Nachmittag aufgewühlt in meinem Bett und konnte an nichts anderes denken, als Levis weiche Lippen und seinen mir zärtlich über die Haut kratzenden Knebelbart, bis plötzlich das Vibrieren meines Handys mich aus meiner sehnsüchtigen Träumerei riss.
Fiona
Schade, dass du gestern plötzlich
verschwunden bist. Ist was passiert?
Geh doch morgen mit Ella und mir
zum Badesee vor der Stadt. Dann
können wir ein wenig quatschen.
Liebe Grüße
Erschöpft ließ ich mich auf mein Kopfkissen gleiten. Ich hatte eigentlich gar keine Lust mit Fiona und Ella zum Badesee zu gehen, doch irgendwie glaubte ich, es ihnen schuldig zu sein, nachdem ich in der vorherigen Nacht einfach abgehauen war. Außerdem hegte ich die Hoffnung, dass ein Tag am Wasser und in der Sonne mich von meinen aus den Fugen geratenen Gefühlen ablenken würde ... Also schrieb ich:
Gerne. Wann wollt ihr los?
Eine halbe Stunde später kam die Antwort.
Fiona
Gegen Mittag. Ich sag dir nochmal
Bescheid, wann genau ;)
- - -
Der Sonntag brach schneller an, als ich gucken konnte, sodass ich am Mittag in einem Nachthimmel-blauen Bikini neben Fiona und Ella auf einer Picknickdecke am Wasser lag. Die Sonne brannte regelrecht auf unsere sorgfältig eingecremten Körper hinab, während wir uns über belangloses Zeug unterhielten. Zwar hatte ich mich nochmals für mein abruptes Verschwinden zwei Nächte zuvor entschuldigt, doch waren die Mädels zu meiner Erleichterung nicht weiter auf die Geschehnisse im Prestige eingegangen, weshalb ich tatsächlich versuchen konnte, an diesem himmlischen Tag auf andere Gedanken zu kommen.
,,Wir sollten ein paar heiße Fotos von uns für Insta machen'', meinte Fiona, griff nach dem Handy in ihrer Handtasche und begann sich ihre gewellten Haare über die Schulter zu werfen.
,,Gute Idee'', kicherte Ella und rückte näher an Fiona heran. ,,Komm schon, Medina! Wir drei auf einem Bild - das gibt bestimmt viele likes!''
Ich nickte, setzte aber meine Sonnenbrille auf, da ich ungeschminkt war. Auch meine Haare hatte ich nur schludrig, zu einem unordentlichen Knoten auf meinem Kopf zusammengebunden, weshalb ich es plötzlich bereute, mich nicht ein wenig hergerichtet zu haben. Doch wer hätte schon wissen können, dass meine beiden Kolleginnen vorhatten, ein sexy Fotoshooting zu machen ...
Eng beieinander begannen wir in die Kamera zu lächeln, wobei Fiona und Ella sich größte Mühe gaben, ihre kleinen Brüste dem Display entgegen zu recken. Das hatte ich nicht nötig, da ich mit einem ziemlich vollen Busen gesegnet war, allerdings verfügte mein gesamter Körper über auffällige Rundungen, während die Mädels an meiner Seite groß und schlank waren. Früher hatte ich die vielen Mädchen um ihre schmalen Hüften, Schenkel, Arme und Hintern beneidet, doch je älter ich wurde, desto mehr hatte ich mich mit meinem Körper abgefunden.
,,Die Fotos werden der Hammer!'', freute sich Fiona und richtete ihr Handy neu aus.
,,Nimm doch mal die Brille ab, Medina ...'', sagte Ella, "Du hast so tolle Augen! Es ist eine Schande, sie zu verstecken!''
,,Nein nein, ich ...'', wollte ich mich erklären, doch blieben mir die Worte im Halse stecken, als sich auf einmal vier bekannte Personen unserer gelben Picknickdecke näherten - es waren eine junge Blondine und drei Typen, von denen einer auffällige braune Locken besaß ...
,,Was zur ...'', stammelte ich fassungslos, ohne den Blick von Levi und seinen Freunden abzuwenden.
,,Ehm, ich habe Pierre gefragt, ob er und seine Freunde Lust haben, zu uns zu stoßen ... Ist das okay für dich, Medina?'', flüsterte Fiona und sah mich unsicher an. ,,Pierre meinte, dass sein Freund Levi und du ohnehin ein wenig Starthilfe brauchen, darum ...''
,,Darum dachtest du, es ist eine gute Idee, ein wenig Amor zu spielen und mich hier ins kalte Wasser zu werfen?'', fragte ich meine Kollegin vorwurfsvoll. Es ärgerte mich, dass so viele Menschen glaubten, mir Hilfestellungen in meinem Liebesleben geben zu müssen, meine Mutter, Fiona, das Universum, einfach alle!
,,Ich habe es nur gut gemeint!'', verteidigte sich meine Kollegin. ,,Erst knutscht du Freitagnacht mit diesem sexy Lockenkopf herum und dann haust du einfach ab ... Ich dachte einfach, wir könnten dir so ein wenig unter die Arme greifen ...''
Am liebsten hätte ich Fiona und Ella gründlich zur Schnecke gemacht, doch ehe ich handeln konnte, traten Levi und seine Freunde auch schon zu uns.
,,Hey'', meinte da der schwarzhaarige ... Pierre? - Und lächelte freundlich.
,,Hey!'', säuselte Fiona verschmitzt zurück und streckte ihren Rücken durch, in der Hoffnung, dass ihr Push-Up-Bikini Eindruck schinden würde. Am liebsten hätte ich mein Gesicht hinter meinen Händen versteckt - diese ganze Situation war einfach zu peinlich!
,,Setzt euch doch'', meinte Ella, zog ihre langen Beine ein und klopfte auf die Decke.
,,Aber gerne'', meinte da der blonde, langhaarige Typ und schon ließen sich Levi und seine Freunde nach und nach zu uns nieder.
Ich spürte Levi's grüne Iriden auf mir ruhen. Er musterte mich, wartete darauf, dass ich etwas sagen oder irgendwie reagieren würde, doch ich tat es nicht. Stattdessen wich ich seinem Blick gekonnt aus. Ich war so unglaublich angespannt - am liebsten wäre ich aufgesprungen und abgehauen, so wie ich es immer tat, doch ich wollte mich nicht lächerlich machen. Also saß ich da und hörte zu, wie die Gruppe in Smalltalk verfiel.
,,Wir wären Freitagnacht gerne noch länger geblieben, aber wir mussten Samstagmorgen arbeiten, weshalb wir lieber heimgegangen sind'', meinte Pierre.
,,Kein Problem'', entgegnete Fiona und strich sich eine ihrer perfekt gewellten Strähnen hinters Ohr. Ich biss die Zähne zusammen. Warum hatte ich meine Haare nur zu diesem scheußlichen Wischmop hochgebunden?!
,,Und du bist die einzige weibliche Köchin der Gruppe?'', fragte Ella die Blondine vor uns neugierig. Diese nickte.
,,Ja, genau. Nicht viele Frauen können in solch einem männerdominierten Beruf Fuß fassen'', meinte die junge Köchin und lächelte charmant. Sie saß dicht neben Levi, was meine Hände zum Kribbeln brachte. Ich wollte es nicht und doch entfaltete sich die Eifersucht in mir, wie ein frisch aus dem Kokon geschlüpfter Schmetterling.
,,Und müsst ihr heute nicht arbeiten?'', erkundigte sich Fiona.
,,Doch'', sagte da Levi, es war das erste Mal, dass er sich zu Wort meldete. ,,Wir haben gerade Mittagspause, wollten aber unbedingt herkommen.'' Meine hinter den dunklen Brillengläsern versteckten Augen huschten zu dem Jungkoch hinüber - ungeniert starrte er mich an, sodass alle Anwesenden stumm zu schmunzeln begannen. Ich spürte, wie ich rot wurde. Es war ohnehin schon viel zu heiß und nun glaubte ich, wie ein in der Sonne liegen gelassenes Eis zu zerschmelzen, bis nur noch eine klebrige Pfütze von mir übrig blieb. Ich musste mich unbedingt abkühlen!
,,Ich bin gleich wieder da'', murmelte ich unbeholfen, stand auf, zupfte mir so unauffällig wie es ging meinen Bikini zurecht und lief schnellen Fußes zum Wasser hinunter. Es störte mich, dass ich immer wieder wie ein viel zu scheues Reh die Flucht ergriff, wenn es um Levi ging, doch es funktionierte einfach nicht anders ... Mein Intimbereich pulsierte in seiner Gegenwart unanständig und mein Herzschlag beschleunigte sich, während mein Verstand mir riet, meine Finger von dem werdenden Vater zu lassen. Aufgekratzt trat ich in das seichte Wasser des Sees und seufzte aufgrund der Kälte, die plötzlich meine nackten Beine umspielte.
Die Stimmung am See war ausgelassen, Kinder planschten am Ufer, Teenies rangelten miteinander und eine Gruppe Jugendlicher quetschte sich in ein viel zu enges Schlauchboot, während ein Sommerhit nach dem anderen in der Strandbar abgespielt wurde. Alle lachten und hatten gute Laune, doch ich brauchte ein wenig Ruhe, weshalb ich mir entschlossen meine Sonnenbrille auf den Haaransatz schob und mich gänzlich dem Wasser hingab. Ich musste mich abreagieren, um einen klaren Gedanken fassen zu können, also beschloss ich ein wenig zu schwimmen.
Völlig in Gedanken versunken, glitt ich also durch das kühle Nass, als es plötzlich an meinem Rücken kitzelte. Ich erschrak fürchterlich, denn ich war relativ weit draußen, so weit, dass nur Tretboote auf meiner Höhe waren, allerdings in einiger Entfernung. Es plätscherte seltsam, als ich mich hektisch umdrehte.
War da gerade etwas vor mir untergetaucht?
Ich runzelte die Stirn.
Wie groß konnten Fische in solchen Seen werden?
Darauf konzentriert, keine Panik zu bekommen, beschloss ich, wieder zurück zu schwimmen, als ich erneut eine zarte Berührung wahrnahm, diesmal an meinem Nacken. Ein kurzer Schrei entglitt meiner Kehle, als ich mich panisch im Kreis drehte. Auf einmal fühlten sich meine Brüste so frei an - das Wasser umschmeichelte sie regelrecht ... Verwirrt starrte ich an mir hinab, während meine Füße vor sich hin paddelten. Ich bekam große Augen, als mein Bikinioberteil vor mir her trieb. Völlig perplex fasste ich mir an den Rücken. Die Schleifen mussten sich gelöst haben, sodass ich plötzlich oben ohne war. Da tauchten im nächsten Moment braune, nasse Locken aus dem Wasser auf, Locken, die in der erbarmungslosen Mittagssonne glitzerten. Und dann waren da noch grüne Iriden, Iriden, die einen farblichen Wettkampf mit dem blühenden Wald um uns herum auszutragen schienen. Grinsend griff Levi nach meinem Bikinioberteil und brachte das Wasser laut zum Plätschern.
,,Was stimmt nicht mit dir?'', entfuhr es mir aufgebracht, als ich meine Oberweite peinlich berührt unter meinen Armen verbarg, obwohl sie ohnehin im Wasser versteckt war.
,,Komm schon, Medina'', schmunzelte der Jungkoch, ''Es ist ja nicht so, als ob ich deine perfekten Brüste zum ersten Mal sehe.''
Ich schluckte unter glühenden Wangen.
,,Gib mir mein Oberteil zurück! Sofort!''
Levi grinste frech und presste die Körbchen des blauen Kleidungsstücks unter Wasser an seine mit schwarzen orientalischen Mustern versehene Brust.
,,Mh, eigentlich wollte ich mir diesen schicken Fetzen jetzt anziehen, aber an mir sieht es bei weitem nicht so gut aus, wie an dir.''
Ich wollte es nicht und doch musste ich lachen. Dieser Kerl war doch verrückt! Lustig, aber verrückt!
,,Du spinnst'', sagte ich nun etwas versöhnlicher. ,,Bitte gib es mir zurück, Levi ...''
,,Erst wenn du mit mir zu diesem Steg hinüber geschwommen bist'', meinte der attraktive Jungkoch und deutete mit seinem Kopf zu einem einsamen Plätzchen. Es war eine ziemlich lange Strecke dorthin, einmal quer über den See. Ich schüttelte verneinend den Kopf.
,,Wir sollten lieber wieder zurück zu den anderen.''
,,Gut. Dann musst du aber oben ohne gehen'', entgegnete Levi schelmisch, was mich die Augen verdrehen ließ.
,,Na schön ...'', seufzte ich nach einigen Sekunden, ''Wir schwimmen zum Steg, du gibst mir mein Bikini-Oberteil und dann schwimmen wir wieder zurück!''
,,Abgemacht", stimmte der sexy Koch zu, tauchte kurz unter und schwamm los.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro