Kapitel 34
«Du Schwein!», schreie ich und schlage Jake ins Gesicht.
Die anderen Schüler starren uns neugierig an.
«Aber..», setzt Jake an.
«Nichts aber. Du hast versprochen, dass ich die Einzige bin», sage ich und schubse ihn zurück.
«Können wir das nicht anderswo...»
«Nein. Alle sollen hören, was für ein Arsch du bist. Wie vielen hast du noch versprochen, sie seien die Einzigen?»
«Aber Amelie, ich lieb...
«Hör auf zu lügen. Ich mach Schluss. Es ist aus», schreie ich und stampfe wütend davon. Als ich allein bin lasse ich mich erleichtert zu Boden gleiten. Ich hatte schon Angst, dass es nicht klappen würde. Dass ich mich verraten würde. Aber wir waren recht überzeugend.
In diesem Moment kommt Jake. «Das sah nicht sehr gespielt aus», meint er und setzt sich neben mich.
«Sollte es ja auch nicht», entgegne ich.
Jake grinst. «Na hör mal. Ich hoffe, das hast du nicht ernst gemeint».
«Tja, vielleicht doch».
«Wie geht es dir?»
«Wie soll es mir denn gehen. Gut, abgesehen davon, dass ich gerade offiziell mit meinem Freund Schluss gemacht habe».
«Ich habe die Frage ernst gemeint».
«Total beschissen. Aber weisst du was? Schlimmer kann es nicht werden», antworte ich ganz ehrlich.
Jake scheint einigermassen erleichtert über meine Antwort zu sein. «Na, dann gehen wir mal zu Ella, Schwesterherz», sagt er und hilft mir beim Aufstehen.
«Hör auf mich so zu nennen».
«Wir müssen uns daran gewöhnen», erwidert Jake.
«Ja, müssen wir wohl».
«Das klingt ja fast so, als wäre es dir zuwider etwas mit mir zu tun zu haben», sagt Jake gespielt beleidigt.
Ich knuffe ihn in die Seite. «Na hör mal. Jemand, der die Freundin betrügt sollte nicht meinen, man würde ihn noch mögen».
«Du hast meinen guten Ruf ruiniert».
«Welchen guten Ruf?»
Wir scherzen beide, um zu verbergen, was wir wirklich fühlen. Heute Morgen habe wir beschlossen, in aller Öffentlichkeit Schluss zu machen. Der Grund war zwar erfunden, aber die Wahrheit wäre für beide zu schmerzhaft gewesen. Und zu skandalös für alle anderen.
Jake wird plötzlich ernst. «Du solltest zum Ball gehen. In einer Woche findet er statt. Du solltest wirklich gehen».
«Ach ja? Mit wem denn? Und ich habe nicht einmal ein Kleid!», sage ich.
«Mit wem? Mit deinem Idioten von Exfreund kannst du dich ja kaum blicken lassen. Aber du solltest etwas Ablenkung habe. Vielleicht lernst du ja einen netten Typen kennen».
«Ach, sei still. Ich habe genug nette Typen um mich herum. Und glaubst du ernsthaft, ich könne so schnell vergessen? Ich könne jemals vergessen?»
Jake's Augen nehmen kurz einen schmerzvollen Ausdruck an, dann hat er sich wieder im Griff.
«Ich habe dir ein Kleid gekauft. Du hast etwas Ablenkung echt nötig. Sonst frisst sich alles in dich hinein. Und ich werde nichts sagen, wenn du weiterhin mit Ti befreundet sein willst. Vielleicht brauchst du ja im Moment jemanden, der mit alle dem nichts zu tun hat».
«Danke», sage ich und drücke seine Hand, «Aber ein Kleid? Du weisst ja nicht mal meine Grösse».
«Weisst du, ich habe in all den Jahren so viele Mädchen verführt... irgendwann wird man richtig gut im Schätzen», sagt Jake.
«Ach ja, du bist ja ein richtiger Frauenheld. Fragt sich nur, weshalb du dann so einen schlechten Ruf bei den Mädchen hast», sage ich scherzhaft.
Jake grinst. «Naja, keine Ahnung. Ich bin unschuldig».
Ich muss lachen. «Wer's glaubt wird selig», sage ich.
«Ich lasse dir dein Kleid heute Abend ins Zimmer bringen. Und wegen der Begleitung: glaub mir, in diesem Internat würden bei dir fast alle ja sagen. Aber vielleicht wirst du ja auch gefragt. Weil jetzt, wo du Single bist, bist du wieder frei».
«Was habt ihr denn hier für Sitten?», frage ich.
«Jemand, der mit jemandem zusammen ist, ist ein Tabu für alle anderen», antwortet Jake.
«Aber es wäre ja meine Entscheidung gewesen», sage ich empört.
«Andere Länder, andere Sitten. Wobei es hier wohl eher um eine andere Schule geht», sagt Jake und grinst über meine Empörung.
«Ich war zuvor noch in keiner anderen Schule», sage ich.
«Weshalb nicht?»
«In meinem Dorf mochte mich niemand. Ich war zu berühmt. Alle kannten mich».
«Oh. Tu mir leid, das wusste ich nicht», sagt Jake.
«Schon gut. Aber was muss ich eigentlich noch alles über euch wissen?», frage ich.
Jake seufzt und streicht sich über die Haare. «Noch vieles. Aber ich denke, viel erklären muss ich dir nicht. Deine Erinnerungen werden bald kommen».
«Wieso meinst du?», frage ich.
«Naja». Jake schaut plötzlich verlegen drein. «Am Anfang wollte Ad wissen, ob du ein Spion bist. Da hab ich ein wenig in deinem Kopf rumgestöbert».
«Du hast was?», frage ich entsetzt.
«Ich... Ich wollte es nicht. Echt nicht. Und ich habe nur so viele Informationen geholt wie ich brauchte. Wirklich. Auf jeden Fall habe ich mich dann erinnert, dass Ella ja gesagt hat, dass du nichts mehr von deiner Vergangenheit weisst. Da habe ich nach einer Ursache gesucht. Du hast eine Blockade im Kopf. Da muss etwas Mächtiges im Spiel gewesen sein, aber die Blockade wird nicht mehr lange halten».
«Du kannst Gedanken lesen?», frage ich.
«Ja, das auch. Aber ich habe bei dir mehr... Du musst dir vorstellen, dein Kopf ist ein Zimmer, in dem alle Informationen verstaut sind. Diese Informationen sind zum Beispiel in Schubladen oder in Schränken. Und die Erinnerungen an früher... sind eine Art eingeschlossen. Und du musst erst den Schlüssel zu den richtigen Schubladen wiederfinden. Ich habe in den Schubladen nach den Informationen gesucht, die ich brauchte. Mehr nicht. Ehrlich».
«Okay», sage ich nur. Was sollte ich sonst sagen?
«Es ist wunderschön», wispere ich. Ella schaut mich strahlend an.
«Naja, Jake hat ein gutes Auge für so was», meint sie.
Sie hat mir gerade das Kleid gebracht, das Jake für mich gekauft hat. Es ist im altmodischen Stil geschnitten, bis zur Taille eng, dann bauscht es sich auf. Es ist Trägerlos, hat aber schulterfreie Ärmel, die auf der Seite oben angemacht sind. Sie sind aus transparentem goldgrünen Stoff und weiten sich gegen unten aus. Das Kleid ist grün und hat dieselbe Farbe wie meine Augen. Oben ist es mit Gold und Edelsteinen bestickt. Aber nicht zu viel. Gerade perfekt. Hinten muss man es mit einer goldenen Schnur schnüren. Unten wallt der Stoff fliessend um meine Beine. Der Rand ist ebenfalls mit Gold gesäumt.
Zum Kleid hat es dazu passende Schnürstiefel. Ebenfalls in Grüntönen gehalten mit goldenen Schnürriemen. Die Absätze machen mich ein paar Zentimeter grösser.
Für die Haare hat Jake ein grünes Band gekauft, das mit Gold bestickt ist. Dazu Ohrringe und eine Halskette. Make-Up und Lippenstift hat er auch nicht vergessen.
Und natürlich die Maske. Sie ist schön geformt, hat einen geschwungenen Rand. Die Maske ist grundsätzlich grün, hat aber um die Augen einen feinen goldenen Rand. Und an der Seite, links und rechts, sind feine Federn angebracht: Grün mit einem goldenen Glanz.
«Das muss sündhaft teuer sein. Das kann ich nicht annehmen», sage ich.
«Doch, du musst. Und ausserdem spielt Geld für uns keine Rolle. Wir könnten uns die ganze Welt kaufen und hätten trotzdem noch nicht einmal einen Bruchteil unseres Geldes ausgegeben», sagt Ella und scheint es ernst zu meinen.
«Kannst du Jake meinen Dank ausrichten?», frage ich.
Sie nickt und in ihren Augen erkenne ich Mitgefühl. Dann sagt sie aufgeregt: «Ich kann es kaum glauben. In einer Woche ist schon der Ball»
Ich lächle.
«Du, sorry, ich muss jetzt gehen. Ich bin noch mit Mike verabredet», sagt sie.
Ich nicke. «Schon in Ordnung. Ich brauche sowieso noch etwas Ruhe», sage ich und drücke ihre Hand.
«Wenn du Jemanden zum Reden brauchst: Ich bin für dich da. Ich will nur, dass du das weisst», sagt sie und umarmt mich kurz.
Ich nicke ihr dankbar zu und sie geht.
Als ich allein bin bringe ich das Kleid in den Kleiderschrank. Dort achte ich sorgsam darauf, dass keine Falte entsteht. Dann gehe ich wieder zurück ins Schlafzimmer.
Ich lege mich ins Bett und denke nach. Über Jake. Ich kann ihn nicht einfach so vergessen! Und mit jemand anderem auf den Ball? Wie soll das gehen? Aber ich werde es versuchen. Ich habe es Jake versprochen.
In den nächsten Tagen ist es schwierig. Alle starren mich und Jake an. Ich mag es nicht, echt nicht. Es erinnert mich an früher.
Aber Samantha ist bei mir, unterstützt mich, genau wie Ella.
Ich gebe mir Mühe. Und ein paar Jungen fragen mich auch. Wegen dem Ball. Aber ich will nicht mit einem Wildfremden gehen. Und eigentlich will ich ja auch nicht hingehen. Es ist zu früh. Aber ich habe es Jake versprochen! Aber wie gesagt, ich will den Jungen wenigstens kennen.
Sonst gehe ich eben alleine. Ist vielleicht besser. Es gibt nur jemanden, mit dem ich gerne gehen würde.
Denn in den Tagen, in denen ich so viel Zeit zum Nachdenken hatte, habe ich jemanden bemerkt, der stets zu mir gehalten hat. Jemanden, für den ich fast dasselbe empfinde. Und diese Empfindungen scheinen schon alt zu sein. Wirklich alt. Ich kann nichts dagegen tun, und ich weiss, dass es wahrscheinlich seltsam klingt. Nach so kurzer Zeit so starke Gefühle, genau wie bei Jake? Es klingt wirklich seltsam. Aber das Gefühl wächst immer mehr, dass ich schon früher so empfunden habe, dass die Gefühle schon lange da sind.
Und ich mag zwei Jungen auf diesem Internat gleich gut.
Ich weiss, es klingt doof. Ich weiss, dass es so klingt, als würde ich Jake verraten. Aber ich komme gegen meine Gefühle nicht an.
Es ist Donnerstagabend. Der letzte Tag vor dem Ball und ich habe immer noch keine Begleitung. Ich bin schon fest darauf eingestellt allein zu gehen.
Ist wahrscheinlich sowieso besser. Ich will Jake nicht verletzen.
Doch als ich in mein Zimmer komme, bleibe ich überrascht stehen.
Dort steht Ti und scheint auf irgendetwas zu warten. Nicht, dass es überraschend wäre ihn zu sehen. Schliesslich wohnen wir ja beide hier. Aber ist zwei Tage fort gewesen. Auf Reisen, hat er gesagt. Samantha hat das «Reisen» durch Krieg ersetzt.
Als ich komme schaut er auf.
«Da bist du ja endlich. Wie geht es dir?», fragt er.
Ich zucke mit den Schultern. «Den Umständen entsprechend», sage ich. Das ist die einzig ehrliche Antwort, die ich im Moment im Stande bin zu geben.
Ti nickt und in seinen Augen kann ich ein tiefes Verständnis erkennen.
«Du musstest auch einmal etwas Ähnliches durchmachen», stelle ich fest.
Ti nickt, schaut mich aber noch immer nicht an. «Ich will nicht darüber sprechen. Nicht jetzt», sagt er, und ich hake nicht weiter nach.
«Wartest du auf etwas?», frage ich, als er nach einer Minute immer noch unschlüssig dort steht.
«Ja, ich habe auf dich gewartet», sagt er nach kurzem Zögern.
«Auf mich?», frage ich erstaunt.
Er nickt. «Ich wollte dich fragen, ob du... naja, ob wir zusammen zum Ball gehen wollen».
Ich starre ihn mit offenem Mund an. Von ihm hätte ich diese Frage am wenigsten erwartet. Auch wenn ich es ein wenig gehofft habe. Nur ein wenig.
«Natürlich als Freunde», fügt er hastig hinzu. Ich glaube, er deutet meinen Blick nicht ganz richtig.
«Nein. Es ist nicht das. Ich hätte nur nicht erwartet, dass gerade du mich fragst».
«Das heisst, du willst?»
Ich nicke. «Das würde mich freuen».
Er beginnt zu grinsen.
«Als Freunde?», frage ich. Nicht als Vorschlag gemeint, sondern um herauszufinden, was er erwartet.
«Wenn du das so möchtest», sagt er und schaut mir in die Augen. In seinen Augen erkenne ich, dass er sich mir zwar anpassen würde, wenn ich noch nicht soweit bin, was definitiv der Fall bei jedem anderen wäre, aber mit ihm... bei ihm kann ich mir sicher sein, dass er mich versteht. Dass seine Erwartungen nicht zu gross sind.
«Was möchtest du denn?», frage ich.
«Es ist nicht fair, das zu sagen», sagt Ti vorsichtig, «Ich weiss, was du gerade durchmachst».
«Sagen kannst du es mir trotzdem», sage ich sanft.
Ti schaut mich an. «Ein Date?». Er sieht mir fragend in die Augen.
«Ein Date», sage ich. Ich schliesse die Augen. «Du weisst, dass du nicht von mir erwarten kannst, dass ich Jake einfach vergessen werde», sage ich und öffne die Augen.
«Sorry. Ich wollte dich nicht verletzen. Ich habe doch schon gesagt, dass es nicht fair ist. Freunde wäre auch okay», sagt Ti schnell.
«Ich habe nicht nein gesagt», sage ich.
Ti schaut mich verblüfft an. «Heisst das ja?», fragt er hoffnungsvoll, «Ein Date?»
«Ein Date», bestätige ich.
Ti lächelt mich zaghaft an. «Danke», flüstert er.
Ich lächle zurück.
«Was trägst du denn für ein Kleid?», fragt er.
«Warum?»
«Wir müssen doch zueinander passen».
«Was denkst du denn?», frage ich zurück.
Er schaut mich kurz an und sagt dann: «Grün».
Ich nicke.
«Darf ich es sehen?».
«Das bringt Unglück», sage ich in gespielt verärgertem Ton, «Aber es hat noch Gold drin. Und meine Augenfarbe».
Ti's Augen beginnen zu leuchten und er zeichnet mit den Händen komplizierte Zeichen in die Luft. Plötzlich erscheint ein Anzug, wie aus dem nichts.
«So?», fragt er.
Ich betrachte ihn, er passt perfekt zum Kleid. «Der ist perfekt», sage ich.
Ti macht noch ein paar Zeichen und der Anzug wandert von selbst an einem Kleiderbügel in sein Badezimmer.
«Wie machst du das bloss?», frage ich verwundert.
Ti grinst. «Magie», sagt er geheimnisvoll.
«Keine Vampirtricks mehr?», scherze ich.
«Wenn wir davon ausgehen würden, dass ich nur aufgrund des Blutes, was du als vampirisch ansiehst, meine Magie habe, dann müsstest du sie ja ebenfalls durch das Blut besitzen und so an mich übergeben können. Aber nein, keine Vampirtricks. Die Magie ist in jedem von uns, auch in dir, auch in Jake, auch in Aline. Du musst sie nur finden», sagt Ti.
«Was sollte das mit dem Blut eigentlich?», frage ich.
«Hab ich doch erklärt. Es stärkt. Es ist notwendig. Überlebenswichtig, sozusagen. Aber alle paar tausend Jahre reicht es vollkommen».
«Alle paar tausend Jahre? Wann hast du denn das letzte Mal gehabt?», frage ich neugierig.
«Vor mehr als ein paar tausend Jahren. Lia, Jake's, deine, Schwester, war die letzte», sagt er.
«Heisst das, man kann nur Blut... in sich aufnehmen, wenn es vom anderen Geschlecht ist?», frage ich.
Ti lacht. «Nein. Aber erstens schmeckt es bei Mädchen wesentlich besser, zweitens nehme ich normalerweise nur Blut von Leuten, die mir etwas bedeuten und drittens war Lia die letzte, weil mir nach ihrem Verschwinden das Leben nichts mehr bedeutete. Ich wollte sterben, verstehst du?».
«Was hat sich geändert?», frage ich und ahne die Antwort schon in dem Moment, in dem ich die Frage ausspreche.
«Vielleicht ist Hoffnung dazu gekommen. Vielleicht habe ich gemerkt, dass es auch andere Mädchen gibt. Oder besser gesagt, dass es sie noch gibt.», sagt Ti und schaut mir in die Augen.
«Und wer ist dieses andere Mädchen?», frage ich mit zugeschnürter Kehle.
«Du».
Ich schaue ihn nur an. Ich kann nichts sagen, was hätten Worte schon bedeuten können? Doch nach einer Ewigkeit kommt eine Frage auf. «Warum?»
«Du hast die Macht, Hoffnung zu geben».
«Hoffnung auf was?»
«Ich weiss wer du bist. Und du bist nicht Nuria. Sie haben dich als die falsche Schwester identifiziert». Ti wendet sich ab.
Langsam wird mir der Sinn seiner Worte bewusst. «Unmöglich», sage ich. Das kann nicht sein!
«Ich zwinge dich nicht, das zu glauben. Ich habe es auch erst in der Höhle geglaubt».
«Als du mein Blut genommen hast?»
«Ich habe dich auch darum gebeten, weil ich wissen wollte, wer du bist», gesteht Ti.
«Aber sie ist tot», flüstere ich.
«Genauso wie Nuria sich umgebracht hat?», fragt Ti und dreht sich wieder um.
Ich starre ihn an.
«Tut mir leid. Es ist mir egal, wer du warst. Ich mag die, die du jetzt bist», sagt er nach einem langen Schweigen.
«Aber ich möchte doch selbst wissen, wer ich bin», sage ich.
«Ich weiss. Vielleicht kann ich dir helfen dich zu erinnern. Aber nicht jetzt. Es ist schon spät, du solltest schlafen».
Ich nicke und lege mich ins Bett. Zum Glück habe ich den Schlafanzug schon an.
Als ich schon liege kommt Ti und setzt sich aufs Bett.
«Aber wenn du willst kannst du es selbst versuchen. Stell dir immer vor dem Einschlafen vor, du gehst durch einen Tunnel in deine Vergangenheit zurück. Und wenn du da bist, wird sie die ersten Male zwar noch verschlossen sein, aber wenn du es hartnäckig versuchst, öffnet sie sich vielleicht. Der Schlaf kann Wunder bewirken, auch im Kopf».
«Danke», sage ich.
«Schlaf gut», sagt Ti und küsst mich ganz sanft auf die Stirn. Dann schaut er mich fragend an. «Ist das okay?».
Ich nicke.
Er will aufstehen, doch ich halte ihn zurück.
«Was ist?» fragt er.
«Kannst du bleiben?»
«Aber ich bin doch im gleichen Zimmer»
«Bitte. Ich habe Angst vor den Träumen», sage ich und schaue ihn bittend an.
«Du hast mich am ersten Tag vertrieben», sagt Ti belustigt, doch er setzt sich wieder aufs Bett.
«Damals kannte ich dich noch nicht. Du wärst auch erschrocken wenn du neben einem Wildfremden aufwachst», murmele ich.
Ti grinst kurz. «Ist mir schon passiert. Aber nicht unbedingt unbeabsichtigt»
«Pfff», sage ich, muss aber auch ein wenig lächeln.
«Es ist verboten, wenn ich bei dir bleibe», sagt Ti dann, in einem Versuch mich umzustimmen.
«Als ob du was von Gesetzen halten würdest», entgegne ich.
Ti seufzt und gibt auf. Er legt sich neben mich.
«Sind die Träume so schlimm?», fragt er dann.
Ich nicke. «Ich habe Angst vor dem Schlafen», sage ich dann.
«Vertraust du mir?», fragt Ti nach einer Weile.
Ich nicke. Ti zieht mich an sich und legt eine Hand auf meine Stirn.
«Schlaf, Amelie. Schlaf bis es Morgen wird. Du wirst träumen, aber nichts Schlechtes. Du träumst von etwas, das dich glücklich macht».
Ich merke wie ich müde werde.
«Danke», flüstere ich bevor ich einschlafe.
Und in dieser Nacht träume ich von Ti und Jake, von Ella, von meinen Freunden, auch von Samantha. Es ist die erste Nacht, in der ich mir wünsche, nicht mehr aufzuwachen, sondern für immer in diesem Traum zu leben.
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