Kapitel 49
Aiden's P.o.v
"Und sie hat den Zettel auch ganz sicher bekommen?", fragte ich Evy nun bestimmt schon zum zwanzigsten mal. Sie nickte, seufzte und lies sich neben Jess auf das Bett fallen.
"Ich habe Offizier Lautner den Zettel gegeben als er mich zur Toilette begleitet hat. Wenn nichts schief gegangen ist, hat er ihr den Zettel überreicht.",Evy fuhr sich gestresst durch ihre Haare. Während Keena's Mutter und Evy bei Keena waren, habe ich bei ihnen Zuhause keine ruhige Minute gehabt. Ich liebte Keena und dass ich nicht bei ihr sein konnte, zerstörte mich langsam, aber sicher. Ich brauchte ihre Nähe, ihr Lachen, ihren Duft. Alles in mir schrie nach Keena. Nach meinem Mädchen.
Mein Blick wanderte zu der schwachen Isabella die mit blassen Augen auf die weiße Wand gegenüber des Bettes starrte. Sie machte mir Angst. Ihre Art war so kalt, ihr Blick leer. Bei dem Gedanken, dass Keena auch so aussehen könnte, sträubten sich mir die Nackenhaare. Ich musste sie da rausholen. Jede Sekunde zählte.
Dann schaute ich zu Evy. Wir hatten das kleine Mädchen in alles eingeweiht. Sie hatte eh schon geahnt, dass etwas mit ihrer Schwester nicht stimmte. Sie hatte eine dünne Haut. Zusammen hatten wir einen Plan, einen nicht besonders guten Plan ausgetüftelt, der mir zwar ganz und gar nicht gefiel, doch wohl die einzige Möglichkeit war, sie daraus zuholen. Laut Jess konnte man im Krankenzimmer ein wenig unbeobachtet sein. Es gäbe einen Lüftungsschach durch den man irgendwie herauskommen könnte. Die Einzelheiten wusste ich nicht ganz. Nur, dass wir Offizier Lautner und Isabella brauchten. Die beiden einzuweihen missfiel mir. Ich traute ihnen beiden nicht, doch weder Jess, noch Evy ließen sich von meinen Zweifeln abhalten.
"Aiden?", fragte Evy plötzlich und riss mich aus meinen Gedanken. Das kleine Mädchen kam auf mich zu, nahm meine Hand und führte mich zu Jess'Bett. Ich setzte mich dankend und lockerte meine angespannten Schultern.
"Wir wollen noch einmal den Plan durchsprechen. Wir müssen sichergehen, dass alles klappt.",murmelte Jess, schaute mich dabei jedoch nicht an. Mir war bewusst, dass sie mich in irgendeiner Art verabscheute. Sie hatte Luke, meinen ehemals besten Freund geliebt, der sie ausgenutzt hatte und sie der Kompanie überliefert hatte. Ich hatte von seinem Vorhaben gewusst und nichts getan. Dass das nicht richtig war, nagte jede freie Minute an mir.
"Ich finde es nicht richtig, dass wisst ihr.", sagte ich schließlich. Evy seufzte.
"Denkst du, mir gefällt es, dass Keena einen Selbstmord-Versuch vortäuschen soll um in die Krankenstation zu gelangen?", wieder raufte sie sich ihre Haare und schaute müde zu Boden.
Ich ließ die Luft in meinen Lungen laut herauszischen. Das war genau das, weshalb ich diesen beschissenen Plan nicht mochte. Es konnte einfach viel zu viel schief gehen.
"Offizier Lautner wird zur verabredeten Zeit in ihrem Zimmer ankommen und sie auf die Krankenstation bringen. Ihr wird rechtzeitig geholfen, sodass sie nicht allzuviel Blut verlieren wird.",sagte Jess monoton.
Ich sprang von dem Bett auf und schrie schon fast:"Und wenn nicht? Was, wenn sie wirklich stirbt, man!?"
Jess seufzte genervt:"Wenn du sie da wirklich raushaben willst, nimm dieses Risiko in Kauf. Oder lass es und sieh sie nie oder in meinem Zustand wieder.", zischte Jess mich an.
Keena's P.o.v
Zum dritten mal las ich mir den Brief jetzt durch und konnte immernoch nicht fassen, was in ihm stand.
Liebe Keena,
Ich hole dich dort hinaus. Jess geht es gut, deiner Familie geht es gut und mir auch. Morgen Abend um 20 Uhr wird Offizier Lautner in deinem Zimmer erscheinen. Um in das Krankenzimmer zu gelangen, versuche dich zu verletzen. Lass es wie einen Selbstmordversuch aussehen. Nur im Krankenzimmer kann ich dich holen. Es tut mir leid, soetwas von dir zu verlangen, aber ich muss. Glaube nicht, dass ich auch nur eine Sekunde nicht an dich gedacht habe. Du warst, bist und wirst immer in meinem Herzen sein.
Ich liebe dich, für immer.
Aiden
Wütend schmiss ich den Zettel auf mein Bett und schrie. Verdammt. Was verlangten sie nur von mir? Aber neben der Wut war da auch diese kleine Hoffnung in meinem Körper, die langsam ihre Flügel ausbreitete und meinen Geist einzunehmen schien. Ich hasste mich dafür, dass ich die Hoffnung zuließ. Sich mit der Situation abzufinden war besser, als immer und immer wieder durch falsche Hoffnungen enttäuscht zu werden. Ich ließ mich auf den Boden vor meinem Bett fallen, schloss meine Arme um meinen Körper und zog meine Knie vor die Brust. Ich brauchte Aiden. Ich wusste, dass er niemals von mir verlangen würde, dass ich mich selbst verletzen würde. Doch diese Situation verlangte soetwas von ihm. Tränen kullerten über meine Wangen. Aiden tat mir leid, Jess tat mir leid und meine Familie. Ich brauchte sie und sie brauchten mich. Es stand fest, dass ich den Anweisungen auf dem Zettel folgen würde. Um jeden Preis wollte ich hier weg, Aiden in die Arme nehmen und fort gehen. Weit weg, wo niemand uns finden würde.
Langsam schloss ich meine Augen und ließ den Hoffnungsschimmer nun meinen ganzen Körper einnehmen. Ich vertraute Aiden und wenn er mir sagte, was zu tun war, folgte ich. Er war mein Anker, mein Rettungsboot. Ich liebte ihn und er mich. Ich musste zu ihm.
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