Kapitel 48
Ich schluckte und starrte Miss Badham vor mir nur entgeistert an. Ich sollte jeden Krieg beenden können und dazu noch jedem mein Blut spenden? Das konnte nicht sein.
"Das glaube ich ihnen nicht.", brachte ich nur heiser hervor. Meine Stimme war nun nicht mehr als ein Flüstern.
Miss Badham schüttelte nur den Kopf und lachte :"Tatsächlich bist du nicht die erste die uns das nicht glaubt, doch wir werden dir in den folgenden Tagen noch zeigen, wie genau das alles funktioniert. Habe ein wenig Vertrauen in uns."
"Vertrauen?", spuckte ich verächtlich heraus. :"Vertrauen in Menschen die mich hier einsperren und mir mein Leben klauen? Mich von meiner Familie fernhalten?"
Miss Badham nickte:"Dir bleibt leider nichts anderes übrig, Kleines."
Ich knurrte. Auf einmal war meine ganze Wut wieder da. Ich glaubte diesem Menschen vor mir kein einziges Wort. Miss Badham war hinterlistig und gemein. Ihr zu vertrauen, wäre ein riesen Fehler.
"Nun gut. wahrscheinlich brauchst du noch ein wenig Motivation.", Miss Badham legte ihren Zeigefinger an ihr Kinn und schien zu überlegen. Dann trafen ihre großen Glubschaugen direkt auf meine. Eine eisige Gänsehaut fuhr über meinen Körper und mir wurde noch einmal mehr bewusst, wie eiskalt diese Frau war.
"Tatsächlich haben wir schon die passende Motivation für dich eingeladen. Deine Mutter und deine Schwester."
Mein Herz hörte kurze Zeit auf zu schlagen, ein kalter Schweißfilm bildete sich auf meiner Stirn. Dann sprang ich auf. Ich wusste, dass die Kompanie meine Familie dafür nutzen würde, dass ich ihrem Willen folge. Und verdammt, ich würde darauf sogar eingehen.
"Lassen sie die beiden aus dem Spiel. Bitte!", bettelte ich und es war mir egal, dass ich gerade genau das tat, was sie wollten. Sie wollten mich hilflos am Boden bettelnd, damit ich alles für sie machen würde.
Miss Badham lächelte dreckig:"Ich fürchte dafür ist es zu spät, Keena. Die beiden sind schon da. Sie gehen von einem ganz normalen Gespräch über deine weitere Tanzkarriere aus. Leider werden wir ihnen sagen müssen, dass du nach Australien auf eine Tanzschule gehen wirst. Du hast da ein Stipendium ergattert.", kurz schaute Miss Badham auf den Boden, um zwei Sekunden später ihren Blick wieder zu erheben und mir stechend in die Augen zu sehen:"Das dient natürlich nur als Ablenkung. Die Kompanie kann es sich nicht erlauben Zeit wegen skeptischer Eltern zu verschwenden. Das heißt du spielst mit. Wenn du es wagst, sie misstrauisch zu machen oder ihnen gar zu erzählen, was hier passiert, sperren wir sie genauso hier ein, wie dich. Ich denke, dass willst du ungern. Also benimm dich. Verstanden?", zischte Miss Badham den letzen Satz.
Meine Hände zitterten und ich drohte zu ersticken. Doch ich blieb stark und nickte. Ich musste jetzt stark sein und mitspielen. Wenn ich mir etwas anmerken lassen würde, säßen meine Schwester und meine Mutter hier genauso fest wie ich. Und das würde ich mir nie verzeihen.
Miss Badham nickte Offizier Lautner an der Tür zu. Dieser öffnete diese und zwei Sekunden später standen Evy und meine Mutter im Raum. Tränen wollten meine Augen verlassen, doch ich schluckte sie hinunter. Starrte einzig und alleine meine Schwester an, die mich mit zusammen gezogenen Augenbrauen musterte. Sie spürte, dass etwas nicht stimmte. Das wusste ich genau. Nach einem kurzen Blick zu Miss Badham, eilte ich zu Evy und umarmte sie ganz fest.
"Alles ist gut.", flüsterte ich ihr schnell zu.
Meine Mutter nahm ich danach schnell in die Arme und bei dem vertrauten Geruch ihres Parfüms, ließ sich eine Träne dann doch nicht zurück halten. Schnell wischte ich sie weg und drehte mich zu Miss Badham um. Ich durfte mir nichts anmerken lassen.
Miss Badham war inzwischen von ihrem Platz aufgestanden und schüttelte meiner Mutter die Hand:"Schön, dass sie hergefunden haben. Unsere Büros oben werden ja leider renoviert. Deswegen müssen wir auf den Keller ausweichen. Ich hoffe das macht ihnen nichts aus."
Meine Mutter beobachtete jede Geste von Miss Badham. So kannte ich sie nicht. Sie war mehr als skeptisch. Und dass Miss Badham schamlos log und dabei keine Miene verzog, bereite mir eine Gänsehaut.
"Ist schon gut. Miss..?", fragte meine Mutter.
"Badham", antwortete Miss Badham und deute auf den Tisch.
"Entschuldigen sie. Ich müsste mal auf die Toilette. Darf ich kurz?", fragte Evy. Ich blickte sie nur erstaunt an. Sie wirkte entschlossen und so selbstbewusst, wie ich sie noch nie in meinem Leben gesehen hatte.
Miss Badham nickte und bedeutete Offizier Lautner an, sie auf die Toilette zu begleiten.
Dann nahmen wir alle Platz und das Gespräch begann.
Ich hatte es mir schon gedacht. Meine Mutter war absolut nicht begeistert davon, dass ich ein Stipendium in Australien bekommen haben sollte. Sie war sekptisch. Immer wieder blickte sie mich von der Seite her an. Doch ihr Blick war nicht mahnend oder wütend. Er war voller Sorge und auch mehr als entschlossen. Ich wich ihrem Blick aus. Immer wenn ich ihr in die Augen sah, füllten sich die meinen mit Tränen, die ich kaum zurück halten konnte.
Nach langem hin und her stimmte meine Mutter schlussendlich zu. Miss Badham wirkte nicht mehr ganz so angespannt, doch ich wollte einfach nur losschreien. Jetzt hieß es Abschied nehmen.
Ich nahme erst meine Mutter ganz fest in den Arm. Ich vergrub meinen Kopf in ihren Haaren und atmete einmal noch ihren ganz besonderen Duft ein.
"Ich habe dich lieb. Wir sehen uns bald wieder.", sie schob mich etwas von sich weg und blickte mir entschlossen in die Augen. Ich erschauderte. So hatte ich meine Mutter noch nie erlebt. Ich nickte nur und flüsterte:"Ich liebe dich, Mum."
Daraufhin löste ich mich ganz von ihr und wendete mich Evy zu. Fest schloss ich sie in meine Arme.
"Ich soll dir sagen, dass Aiden dich liebt.", flüsterte sie ganz ganz leise. Mein Herz setzte aus. Aiden hatte Kontakt zu meiner Schwester gehabt.
Sie löste sich aus meiner Umarmung und blickte mir selbstbewusst in die Augen. Ich wusste nicht, was das alles zu bedeuten hatte, aber irgendwas stimmte hier nicht. Ich nickte nur, damit die Tränen nicht die Oberhand über mich gewannen.
Schlussendlich wurden meine Mutter und meine Schwester wenig später wieder hinaus begleitet und Offizier Lautner brachte mich auf mein Zimmer. Den ganzen Weg über blieb ich stark, ließ keine Träne hinauslaufen. Nach kurzer Absprache mit Miss Badham verzichtete Lautner auch auf die Augenbinde, die ich auf dem Hinweg getragen hatte.
Im Zimmer angekommen, begleitete mich Offizier Lautner noch kurz mit in das Zimmer anstatt direkt mit dem Fahrstuhl wieder zu verschwinden. Die Fahrstuhltür schloss sich mit einem lauten Knall und ich blickte Lautner nur unschlüssig an. Dieser zog einen kleinen Zettel aus seiner Hosentasche.
"Deine Schwester hat ihn mir gegeben, als sie auf die Toilette musste. Ich habe noch etwas gut bei Aiden, deswegen überreiche ich ihn dir hiermit. Lass ihn nicht in die falschen Hände fallen.", er drückte mir den Zettel in die Hand und wenig später war er im Fahrstuhl verschwunden.
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