Kapitel 47
3500, 3501, 3502,.. Seit ca. einer Stunde, nachdem ich aus dem Badezimmer wieder in mein Zimmer gebracht wurde, zählte ich. Es erschien mir als eine Art Ablenkung, sodass ich nicht darüber nachgrübeln konnte, was mir die Kompanie gleich mitteilen würde.
Und dann plötzlich ertönte das altbekannte Summen des Fahrstuhls. Ich erhob mich von dem kalten Boden, auf dem ich gehockt hatte und presste mich an die kahle Wand gegenüber des Aufzug. Immer wenn der Aufzug dieses schreckliche Summen von sich gab, hatte ich das Bedürfnis, mich irgendwie zu schützen. Sei es auch nur mit einer Wand hinter meinem Rücken. Ich hatte einfach furchtbare Angst, wer aus dem Aufzug steigen könnte und was er mit mir machen wollte.
Mit einem lauten Krachen ging der Aufzug schließlich auf und der mir schon bekannte Mann im schwarzen Anzug trat in den Raum. Sein erster Blick ging zu meinem verbunden, gebrochenen Arm. Er schluckte schwer.
"Hey. Ich bin übrigens Offizier Lautner. Ich denke, nach all der Zeit wäre es angebracht, mich vorzustellen.", sprach der Mann sehr deutlich und langsam und achtete auf jedes Wort. Vermutlich dachte er, ich wäre volkommen übergeschnappt, weil ich so ertsarrt an der Wand stand, Vielleicht hatte er aber auch nur ein schlechtes Gewissen wegen dem Arm. Sein Grund war mir egal und auch, dass ich jetzt seinen Namen wusste. Dieser Mann gehörte zur Komapanie und für kein Geld der Welt hätte ich ihm gegenüber Vertrauen aufgebaut.
"Wie lange bin ich schon hier?", fragte ich mit kratziger Stimme, bedacht darauf, mich selbstbewusst und stark anzuhören.
Offizier Lautner runzelte die Stirn und kratzte sich am Hinterkopf. Sein breiter Rücken und seine Größe ließen diese unsicheren Abgewohnheiten schnell vergessen. Man hatte Respekt und Angst vor ihm. Er war kein Mann mit dem ich mich noch einmal so schnell anlegen würde.
"Genau kann ich dir das nicht sagen. Rechne mit etwa einem Monat.", sprach er schnell aus und schaute in mein Gesicht. Ich schluckte die sich anbahnenden Tränen hinunter, senkte den Blick und nickte. Ich wusste, dass es lange gewesen war und auch, dass es keine zwei Tage waren, doch mit einer so langen Zeitspanne, in der ich weder Aiden und Jess, noch meine Familie gesehen hatte, hatte ich nicht gerechnet. Es fühlte sich plötzlich unheimlich leer in meinem Inneren an. Als wäre die letzte Hoffnung, dass mich Aiden doch irgendwie hier raus holen würde, soeben erloschen.
Offizier Lautner räusperte sich :"Komm jetzt bitte her. Ich muss dir die Augen verbinden. Dann führe ich dich zu Miss Badham. Sie hat noch einiges mit dir zu besprechen.", er holte ein tanrfarbenes Halstuch aus seiner Hosentasche und hielt es mir auffordernd hin.
Ich schüttelte nur den Kopf. Um nichts in der Welt würde ich mich von diesem Mann blind herumführen lassen. Doch als ich seinen mahnenden Blick sah, gingen meine Füße automatisch auf ihn zu. Ich hatte keine Kraft, keine Hoffnung mehr, um Widerstand zu zeigen. Es würde ja doch nichts bringen.
Kurze Zeit später sah ich nichts mehr und musste Offizier Lautner blind vertrauen. Mich ekelte es an, das hilflose Mädchen zu sein, was sich einfach herumkommandieren ließ. Normalerweise setzte ich alles daran, nicht in diese Schublade von Mädchen gesteckt zu werden. Dass ich jetzt genau der Typ Mädchen war, wollte mein Inneres nicht verkraften und doch schluckte ich den Ärger hinunter. Ich musste stark bleiben, meine Kräfte sparen und die Fassung bewahren.
Ich achtete gar nicht auf den Weg. Ich achtete auf keine Geräusche während ich ging, oder auf eventuelles Licht, dass durch meine Augenbinde scheinen könnte. Das einzige worauf ich mich konzentrierte, war das Laufen. Einen Fuß vor den anderen setzen. Jeden Schritt wählte ich mit Bedacht, weil ich Angst hatte, dass meine Beine einfach nachgeben würden. Nachgeben würden vor Angst, vor Verzweiflung, vor Hoffnungslosigkeit.
"Keena Nota. schön dich Wiederzusehen."
Offizier Lautner nahm mir die Augenbinde ab und ich befand mich in einem kleinen, hellen und weißen Raum, in dem nur ein Tisch mit zwei Stühlen stand. Auf dem einen Stuhl saß Miss Badham höchst persönlich und lächelte mich mit ihrem unfassbar kühlen Lächeln an. Und mit einem Mal war die ganze Wut in meinem Inneren wieder da.
Wütend fauchte ich sie an und ging energisch zwei Schritte auf den blöden, viel zu weißen Tisch zu:"Sie."
Miss Badham quittierte meine Wut nur mit einem aufgesetzten Lachen und nickte Offizier Lautner zu. Dieser nahm daraufhin seine Position an der Tür ein.
"Setzt dich doch, Liebes.", Miss Badham deutete auf den Stuhl ihr gegenüber. Ich schnaubte nur verächtlich.
"Ich sagte, setz dich!", wurde Miss Badham jetzt etwas ernster. Ich schüttelte nur den Kopf:"Das können sie vergessen, alte Frau. Ich werde sicherlich nicht darauf hören, was sie mir sagen.", ließ ich meinem Trotz die Obehand über mich. Es tat gut, ihr die Stirn zu bieten und ein wenig Willenskraft zu zeigen. Miss Badham seufzte :"Na gut. Dann bleib eben stehen." Sie legte Daumen und Zeigefinger auf den Nasenrücken und unterdrückte somit ein Niesen.
"Wie ich hörte, hast du Anfangs etwas Schwierigkeiten gemacht. Dich gewehrt und gezetert, sodass es schon zu diversen Unfällen kam.", sie deutete auf meinen Arm. Ich drehte mich etwas von ihr Weg. Ihren Blick auf mir konnte ich kaum ertragen. Am liebsten würde ich auf der Stelle auf sie losgehen. Zum ersten mal in meinem Leben hatte ich wirklich das Bedürfnis jemanden zu Schlagen und ihm Schmerzen zuzufügen.
"Wie dem auch sei. Unangenehmlichkeiten machst du dir nur selber. Eigentlich haben wir hier nämlich ein ziemlich gutes Ziel.", fuhr sie fort. Ich schnaubte.
"Lach nur. Aber wir haben wirklich nur Gutes vor. Am Anfang, als du hierher gekommen bist, wurde ja ein Reaktionstest mit dir gemacht. Der viel überraschend gut aus. Wir hatten zwar schon bessere Kandidatinnen, aber auch deutlich schlechtere. Die, die nicht besonders gut sind, werden schnell wieder entlassen und können weitertanzen. So war es zum Beispiel mit deiner Zimmergenossin Beau.", sie schaute kurz in ihre Unterlagen.
"Sie war genauso neugierig wie du und wurde, nachdem beide ihrer Zimmergenossinnen nicht mehr da waren, misstrauisch. Sie schnüffelte herum. Wir sackten sie kurz darauf ein, machten die gleichen Tests mit ihr, wie mit dir. Sie war jedoch einfach zu schlecht. Du hingegen warst viel besser..."
"Das ist ja alles schön und gut, aber ich möchte wissen, was sie mir damit jetzt sagen wollen.", unterbrach ich sie. Man sah Miss Badham an, wie sie um Fassung rang.
"Alles mit der Ruhe, Mädchen.", zischte sie. Ich schnaubte wieder nur.
"Das Ziel der Kompanie ist die verteidigung des Landes. Wenn ihr nach dem Tanzen im Zustand der Trance seit, habt ihr sehr schnelle Reaktionsfähigkeiten. Es ist unglaublich. Außerdem könnt ihr dieses wundervolle Gedanken-Übertragen.
Zudem sind eure Blutwerte einzigartig! Ihr seit praktisch Universalempfänger und Universalspender in einem. Ihr könnt jedes Blut annehmen und jedem euer Blut spenden. Allerdings nur, wenn ihr im Zustand der Trance seid. Das ist einzigartig. Mit euch können wir jeden Krieg auf der Welt beenden und vielen Menschen das Leben retten. Ihr seid etwas ganz besonderes."
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