Kapitel 43
Eine kräftige Hand wurde mir auf den Mund gedrückt, doch das hinderte mich nicht daran weiter zu schreien. Ich wollte nicht mehr und ich konnte nicht mehr. Ich spürte meinen Körper nicht mehr und mein Kopf wirkte benebelt. Ich konnte nichts mehr sehen und auf meinen Ohren lag ein unangenehmes Rauschen. Verdammt, ich hatte Angst! Mein Arm war gebrochen und ich wusste nicht, was für Schmerzen und Verletzungen ich noch davontragen würde. Aber die Hoffnung hatte ich noch nicht aufgegeben. Ich schloss die Augen und sah Aiden vor mir. Mit seinen strahlenden Augen schaute er mir in die Augen und ich merkte, wie mein Herz etwas gleichmäßiger Schlug und ich mehr und mehr Luft in meinem Körper spürte. Ich merkte, wie mir die bloße Erinnerung an Aiden Kraft gab und wie mein Körper sich entspannte. Ich hörte auf zu schreien. Zwar nahm ich Stimmen um mich herum war, doch ich blieb mit meinen Gedanken alleine bei Aiden. Ich rief mir seine kleinen Sommersprossen auf der Nase vor Augen, die vollen Lippen und seine verwuschelten Haare. So hätte ich ewig vor mich hin träumen können, doch plötzlich bemerkte ich, wie mein rechtes Bein anfing zu kribbeln. Dann das linke. Das unangenehme, aber dennoch befreiende Gefühl krabbelte ganz langsam meinen Körper hinauf. Die Lähmung ließ nach. Langsam öffnete ich meine Augen.
"Ist sie wieder bei uns?", fragte Mrs. Stewart, die rechts neben mir stand genervt. Der Mann im schwarzen Anzug beugte sich über mich und ich konnte eine deutliche blaue Schwellung an seinem Kiefer vernehmen. Innerlich war ich stolz auf mich. Dieser Kerl hatte diesen Kinnhacken mehr als verdient.
Der Mann nickte und stellte sich wieder entfernter von mir weg. Das Kribbeln kroch nun meinen rechten Arm hinauf und ich bemerkte sofort ein sehr schmerzhaftes Pochen an der Stelle auf die mir der Mann getreten hatte. Zischend stieß ich die Luft, die sich in meinen Lungen gesammelt hatte, aus und wollte mich irgendwie bewegen um den Schmerz in meinem Arm zu lindern, doch es ging nicht. Meinen Oberkörper spürte ich zwar auch wieder, doch meine Arme, meine Beine und mein Oberkörper waren eng, sehr eng, an die Krankenliege festgebunden und ich konnte mich nicht einmal einen Millimeter bewegen. Das einzige, was ich bewegen konnte, waren meine Hände und die Füße, doch das brachte mir rein gar nichts.
Wütend blickte ich in das Gesicht von Mrs. Stewart. Genervt erwiderte sie meinen Blick:"Wie du siehst, Keena, bist du festgebunden.", ein kleines ironisches Lächeln bildete sich auf ihren Lippen :"Da wir schlechte Erfahrungen mit dir gemacht haben,", sie deutete auf den Mann im schwarzen Anzug :"Haben wir auf die höfliche Art und Weise verzichtet. Ich werde dir nun ein wenig Blut abnehmen, deinen Blutdruck messen und anschließend deine Reaktionsfähigkeit testen. Danach wirst du tanzen und dann fangen wir wieder von vorne an.",beendete sie. Sie faltete ihre Hände, zog die Augenbrauen zusammen und musterte mich mit einem undefinierbaren Blick. Ich schluckte. Diese Tests waren vielleicht nicht ganz so schlimm wie ich erwartet hatte, doch trotzdem schaltete jede einzelne Zelle in meinem Körper auf Alarmstufe. Was wollten diese Menschen mit meinem Blut? Und wofür waren diese Tests? Ich wollte hier nicht sein, deshalb schüttelte ich bestimmt meinen Kopf:"Nein. Das werde ich nicht mit mir machen lassen."
Mrs. Stewart lächelte:"Oh. Wir brauchen deine Zustimmung nicht.", dann drehte sie sich um und eilte zu der kleinen Theke mit den Instrumenten. Sie holte ein Bludruckmessgerät heraus und machte sich bereit. Einmal noch versuchte ich mich zu befreien, doch es half nichts. Ich war zu stramm festgebunden, als das ich irgendetwas hätte machen können.
Außerdem pochte mein Arm bei jeder kleinen Bewegung noch einmal mehr schmerzhaft. Das einzige was ich tun konnte, um meine Wut und die Verzweiflung zum Ausdruck zu bringen war zu schreien. Also schrie ich. Auch als mir etwas um meinen Arm gebunden wurde und es sich immer fester zuschnürte schrie ich weiter. Als nächstes spürte ich einen Zugang an meiner Ellenbeuge und mir wurde leicht schwindelig wegen der Menge Blut die sie mir abzapften, doch ich schrie immernoch weiter.
Irgendwann gab mir jemand eine schallende Ohrfeige und ich verstummte bei dem Schmerz, der sich auf meiner Wange ausbreitete.
"Danke. Mein Gott, so ein Geschreie ist ja nicht auszuhalten.", sagte Mrs. Stewart schrecklich schlecht gelaunt und band mich los. Das wäre an für sich meine Chance gewesen ab zu hauen, doch ein Blick auf den Mann im schwarzen Anzug gab mir zu erkennen, dass es sowieso nichts brachte. Seine kleine Pistole ruhte in seiner Hand und war auf mich gerichtet.
"Wie du siehst, Abhauen bringt nichts. Dann liegst du gleich nur wieder hier.", sprach Mrs. Stewart meine Gedanken aus: "Also. Stell dich bitte in die andere Hälfte des Raumes. Dort können wir deine Reaktionsfähigkeiten anhand eines Modernen Programmes erkennen. Du bekommst eine Brille auf. Sie funktioniert wie eine Virtual Reality Brille. Du denkst also, dass du genau an diesem Ort bist, obwohl du dort nicht bist. Was dich da erwartet, darf ich dir leider nicht erzählen. Das könnte die Testergebnisse verfälschen.", sagte Mrs. Stewart und ihr genervter Unterton machte mich nur noch wütender. Doch ich biss die Zähne zusammen und stiefelte auf die Brille zu, die auf einem kleinen Tisch deponiert war. Ich wollte das ganze einfach so schnell wie möglich hinter mich bringen.
Die Brille fühlte sich viel zu groß und schwer auf meinem Kopf an, doch als sie fest saß und der Raum vor meinen Augen erschien, war das vergessen.
Ich stand in einem viereckigen, schwarzen und vorallem komplett leeren Raum. Ich drehte mich mehrmals um meine eigene Achse, doch ich konnte absolut nichts außergewöhnliches an diesem Raum erkennen. Doch plötzlich riss ich erschrocken die Augen auf. Ich hörte ein leises, aber doch deutlich vernehmbares Klirren von oben. Schnell wand ich meinen Kopf nach oben. Ein riesiger, schwerer Kronläuchter sauste genau auf mich herab und mein Herz blieb fast stehen vor Schreck. Mit einem Hechtsprung sprang ich soweit ich konnte weg und landete hart, auf meinem Arm. Kurz danach kam der Kronläuchter mit einem ohrenbetäubenden Krachen hinter mir auf dem Boden auf. Ich schrie bei dem stechenden Schmerz in meinem Arm und konnte die Tränen nur schwer zurückhalten. Ich war wütend auf mich. Ich wusste, dass das ganze nur eine Illusion war und trotzdem hatte ich Angst gehabt. Wütend riss ich mir die Brille vom Kopf. Ich lag in der Mitte des Krankenzimmers und vor mir stand mit einem breiten Lächeln im Gesicht Mrs. Stewart:" Sehr gut. So schnell hat kaum jemand den Kronläuchter entdeckt. Und deine Reaktion hat kaum mehr als eine Sekunde gedauert, da bist du schon losgesprungen." Das enthusiastische Lächeln auf ihrem Gesicht, ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken fahren.
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