Kapitel 38
Gerade wollten Aiden und ich Jess aufhelfen, um weiter zu gehen, da hörten wir sie wieder. Schritte, die durch schwere Metallschuhe verstärkt wurden und Rufe von Männern. Die Panik und die Angst war innerhalb von Sekunden wieder komplett da und das Adrenalin strömte in meinem ganzen Körper umher. Doch anders als die letzen zwei Male wappnete er sich nicht. Das, was ich jetzt spürte war eine ganz normale Reaktion auf eine bedrohliche Situation. Ich konnte nun nicht mehr die Männer in Ohnmacht fallen lassen. Wir waren ausgeliefert. Wir waren ausgeliefert.
"Aiden ich kann es nicht mehr.", schrie ich Aiden an und hoffte er würde verstehen, was ich meinte. Geschockt sah er mir ins Gesicht und die Panik war ihm ins Gesicht geschrieben. Ohne lange zu überlegen, was wir machen konnten, fassten wir Jess ruckartig an den Armen und versuchte sie dazu zu bringen, schneller weiter zu laufen. Der Fluchtinstinkt in uns siegte und wir wollten schnell in die entgegengesetze Richtung laufen. Die Schritte näherten sich aus der Nähe des Ausgangs, also schlugen wir den Rückzug ein und wollten wieder tiefer in den Keller verschwinden. Jess jedoch kam kaum zwei Meter weit alleine und wir mussten sie durchgehend unterschützen, während die Schritte der Männer immer näher kamen. Jess war in so einer schlechten Verfassung, dass sie mehrmals auf den Boden aufschlug und ihre Knie schon ganz blau und rot waren, doch wir konnten uns nicht besser um sie kümmern. Nicht in diesem Moment. Die Schritte kamen immer näher und der gleichmäßige Rhytmus den sie dabei ausstrahlten, brachte mich fast um. Es war wie einstudiert. Einstudiert um uns zu finden und zu brechen. Man konnte ja an Jess sehen, wie schlecht es ihr hier unten ging und ich wollte sie und Aiden einfach aus dieser Situation herausbringen. Langsam ließen allerdings Aidens und meine Kräfte nach. Und als Jess dann irgendwann einfach aufhörte weiter zu stolpern und stehen blieb, verschnauften wir kurz.
"Geht bitte einfach. Ich bin euch eine Last. Ihr müsst hier raus. Ich komme schon klar.", flüsterte Jess kraftlos. Ich legte ihr den Arm um die Schulter und versuchte sie verzweifelt wieder zum Aufstehen zu bringen:"Nein Jess. Wir schaffen das zusammen. Wir lassen dich hier nicht alleine."
Jess jedoch bewegte sich keinen Millimeter und meine Kraft war auch langsam dem Ende geneigt. Tränen bahnten sich einen Weg über meine Wangen und hilflos blickte ich der aussichtslosen Lage ins Gesicht. Die Schritte kamen immer näher und ich fasste einen Entschluss:"Aiden. Nimm Jess. Trag sie und renn hier raus. Ich weiß du schaffst das. Ich werde die Männer aufhalten und nachkommen. Macht euch keine Sorgen.", zwar schluchzte ich immer wieder während ich das sagte, doch ich wollte so bestimmt und sicher rüber kommen wie möglich. Der einzige Weg die beiden herauszubekommen war, mich zu opfern. Aiden kam auf mich zu und schüttelte den Kopf:"Nein. Das lass ich nicht zu.", sagte er. Doch ich ließ ihm keine Wahl. Ich entfernte mich von ihm, nicht ohne ihn ein letzes mal in seine strahlend grünen Augen zu gucken. Er war der Junge den ich liebte. Mein erster Freund. Und ich würde nicht tatenlos zusehen, wie die Kompanie ihn unter seine Fuchtel nahm. Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und flüsterte nur für ihn bestimmt:"Ich liebe dich Aiden."
Dann drehte ich mich um und rannte in die Richtung der Männer. Um die beiden zu retten. Ich hörte, wie Aiden fluchte und mir hinterherrief, doch ich blieb nicht stehen. Ich wusste, dass er mir eigentlich hinterher gerannt wäre, doch seine loyale Art ließ dies nicht zu. Er würde somit die kranke und schwache Jess im Stich lassen. Jess zu retten, war für ihn wie eine kleine Wiedergutmachung gegenüber den anderen Mädchen, die wegen ihm in die Fänge der Kompanie geraten waren. Während ich rannte, drehte ich mich noch einmal flüchtig um und sah, wie Aiden die nun offensichtlich bewusstlos gewordene Jess hochnahm und mir hinterher starrte. Ich drehte mich wieder um und schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter. Ich wusste auch, dass er sauer auf mich sein würde. Ich ließ ihn hier alleine und stellte mich den Männern. Das war genau das, was wir niemals wollten. Wofür er alles gegeben hatte um mich zu schützen. Und hiermit machte ich alles zu Nichte. Doch ich redete mir ein, dass er mich eines Tages verstehen würde. Ich hatte diesen Entschluss gefasst, weil ich ihn retten wollte. Weil ich ihn liebte. Mit diesem letzen Gedanken bog ich um die Ecke. Und da standen sie. Ich schätze, es waren ungefähr zehn Männer in diesmal wieder schwarzen Anzügen, die apprupt stehen blieben, als sie mich sahen. Als ich ihre großen Waffen sah, die auf mich gerichtet waren, übernahm die Angst die Kontrolle über meinen Körper. Wie gelehmt blieb ich stehen und konnte Nichts weiter tun, als sie anzustarren. Einem nach dem anderen versuchte ich in die Augen zu sehen, doch ihre schwarzen Brillengläser verdeckten ihre Augen. Nach einem tiefen Atemzug sprang ich mit einem Hechtsprung auf den mir am nächsten stehenden Mann zu und umfasste seine Waffe mit meinen Händen. Den Überraschungsmoment auf meiner Seite, gelang es mir, dem Mann die Waffe zu entreißen und hielt sie einen kurzen Moment siegessicher auf die Männer gerichtet.
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