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24. Lebendige Vergangenheit


Als wir das Krankenhaus verlassen, fahren wir zu der Adresse, die Ilma uns beschrieben hatte. Da sie nicht umgezogen ist, konnte Kuno sich sogar noch ein bisschen daran erinnern, wo sie liegt, auch, wenn er seit Kindheitstagen nicht mehr hier war. 

„Deine Oma scheint mir sehr nett zu sein." Kunos Blick geht ernst auf die Straße. „So war sie schon immer."

Ihre Wohnung liegt in einem der oberen Stockwerke am Rande der Stadt, welcher von kleinen Wäldchen und landwirtschaftlichen Äckern umgeben ist.

 Als wir davor halten, sehe ich, wie angespannt Kuno ist. Sein Blick huscht unruhig umher, als würde er ständig erwarten, dass ihm plötzlich vertraute Gestalten über den Weg laufen. Seine Atmung geht erhöht und seine Hände stecken tief in den Hosentaschen.

Vorsichtig hake ich mich bei ihm ein, woraufhin er die eine Hand sofort aus der Tasche löst und mich noch näher zu sich heranzieht.

„Kannst du dich noch an all das hier erinnern?"

Kuno presst seine Lippen aufeinander. „Teilweise ja. Lass uns einfach beeilen." Er zieht mich hinter sich her und läuft schnurgerade auf die Eingangstür zu, um sie aufzuschließen, ohne sich dabei erneut ein einziges Mal umzusehen. 

Er weiß sogar noch wo der Schlüssel versteckt wurde, oder hat Ilma es ihm vorhin gesagt? 

Der Hausflur ist alt und die Treppe knarzt, als wir die vielen Stufen nach oben laufen. Kunos Oma muss eigentlich ziemlich fit sein, wenn sie diese immer hoch und runterläuft.

Als wir in ihre Wohnung treten bleibt Kuno für einen Moment einfach an der Türschwelle haften, ohne sich zu bewegen. Eine ganze Weile vergeht, in welcher er einfach so, wie versteinert dasteht.

Sein Blick nimmt alles in sich auf. Jedes noch so kleinste Detail. Ein großer, edel gewebter Teppich liegt auf dem Boden. Er muss schon sehr alt sein, vor allem, weil Kuno ihn anstarrt, als stecke er voller kostbarer Momente. Genau wie das Sofa, oder der große Tisch im Wohnbereich.

Nach einigen Minuten des Innehaltens betritt er tatsächlich den Raum. Langsam, als beschreite er ein Museum aus alten Erinnerungen.

Seine Hände schweben über den Dingen, ohne sie zu berühren, als hätte er Angst, sie würden sonst zu lebendig werden.

Apropos lebendig, wo ist eigentlich Fridolin? 

Ich verbinde mich mit der Umgebung und erhasche ein kleines Fellknäuel in einem der Räume auf einem Bett liegen. Ich vermute mal das Schlafzimmer. Er vermisst Ilma bestimmt, wenn er Orte aufsucht, die besonders mit ihrem Geruch behaftet sind.

An seinen aufgestellten Ohren und Körperhaltung kann ich fühlen, dass er uns bereits registriert hat und sich anscheinend überlegt, ob er sich jetzt verstecken, oder neugierig hervorkommen soll.

„Fridolin ist im Schlafzimmer", murmele ich. Nicht sicher, ob Kuno mich überhaupt gehört hat.

Er ist vor einem Regal stehen geblieben und starrt wie in Trance auf ein dortiges Bild, welches schwarz umrahmt auf Höhe seiner Schultern steht. Neugierig spähe ich neben ihn vorbei.

Oh... 

Es trifft mich wie ein Schlag mitten ins Herz. Vier Augenpaare schauen mir entgegen. Da ist ein Mann. Groß und braunhaarig. Er hat dasselbe Grübchen, wie... Ich schlucke und merke, wie sich ein Kloß in meinen Hals frisst, als ich den kleinen Jungen sehe, welcher auf seinem Huckepack sitzt und sich mit seinen kleinen Händchen an seinen Haaren festkrallt. 

Er strahlt mit seinem sonnen-reifen Lächeln so eine Wärme aus, dass es einem sofort durch Herz und Magen fährt. 

Ich kann gar nicht anders, als ebenfalls meine Mundwinkel kurz leicht nach oben wandern zu lassen, ehe sie in die vorige Position zurückfallen. Seine Pausbacken werden untermalt von feinen, ziemlich verstrubbelten Kinderlocken, die seine leuchtenden, klugen Augen hervorheben. Das ist wohl... Ilan...

Neben ihnen steht eine Frau, welche mich aus großen, warmherzigen Augen ansieht. Sie strahlt eine Weichheit aus, die sich mit ihren eleganten Gesichtszügen und zartem Lächeln vermischt. Zugleich liegt in ihrem Blick eine Entschlossenheit und so viel Ausdruckskraft, dass ich beinahe eine Gänsehaut bekomme.

Dieselbe Ernsthaftigkeit ist auch bei dem Jungen zu erkennen, dessen Hand sie hält und der zwischen seinen, vom Spielen zerzausten, dunklen Locken vollkommen präsent in die Kamera starrt. Als würde er durch diese in die Seelen der Betrachter schauen können. Ein warmer Schauder befällt mich.

Seine Füße sind frei und die Hose an den Knien schon leicht aufgeschürft und voller Erde. Vermutlich ist er mehrmals hingefallen, was mir auch die Schramme auf seiner Wange verrät. Seine Miene ist ernst und zugleich gefärbt, seiner vielen, durchtriebener Flausen, welche sich durch seine Locken tummeln und als Funkeln hinter seinen Iriden verstecken.

Kuno! 

Mein Herz setzt gefühlt einen Schlag aus, als ich ihn und seine Familie so sehe. Sie waren so glücklich...

In meinen Geist taucht ein Bild auf, wie sich Kuno und Ilan kurz zuvor auf der Wiese vor dem Haus, welches sich auf dem Bild hinter ihnen befindet, spielerisch quiekend im Gras tummeln, um brüderlich zu raufen. Das Kinderlachen der beiden dabei tief in meinen Ohren hallend. 

Plötzlich durchschneidet ein erstickter Schmerzenslaut die Stille. Kunos Atmung hat sich verkrampft. Er sucht verzweifelt nach Luft, schafft es aber anscheinen nicht diese in seine Lungen zu lassen. Tränen strömen ihm aus den Augen, mit welchen er geschockt auf seinen Bruder und seine Eltern starrt. 

„Kuno." Im nächsten Moment hat er sich umgedreht und ist einen Wimpernschlag später auch schon aus dem Raum gerauscht. Ohne zu zögern, setzen sich auch meine Beine in Bewegung, hinaus auf den Hausflur, wo ich ihn zusammengesackt auf der Treppe auffinde. 

Sein Körper zittert. Erstickte Schluchzer verlassen seine Kehle, ohne, dass wirklich ein Ton herauskommt. In diesem Moment sehe ich den kleinen Jungen von vor 13 Jahren vor mir. Diesem, welchem es ab jenem schlimmen Schicksalsschlag nie mehr wirklich vergönnt war, Kind zu sein. 

Viel zu früh hat er die Lasten des Verlustes auf sich genommen. Er wirkt so verloren und unendlich zertrümmert, dass er nicht einmal mehr die Kraft hatte bis nach ganz draußen zu laufen.

„Kuno", hauche ich dünn und lasse mich zu ihm auf die Treppenstufe gleiten. Er sieht aus, als hätte er extreme körperliche Schmerzen, welche ihn innerlich zu zerreißen drohen. 

Seine Augen sind Tränenverhangen und ich sehe, dass es ihm immer noch schwerfällt Luft zu holen. Im nächsten Moment habe ich ihn in meine Arme gezogen und spüre, wie das Zittern immer stärker wird, ehe es nach etlichen Momenten langsam beginnt wieder abzuebben.

„Hallo, kann ich Ihnen helfen?", ertönt eine Stimme über uns. Kuno schluchzt leise und zuckt im selben Moment zusammen. Als ich aufblicke, sehe ich eine alte Frau, welche besorgt zu uns hinabblickt.

„Vielen Dank, ich glaube, es geht schon."

„Wollt ihr Ilma besuchen? Sie ist im Krankenhaus."

So langsam scheint Kuno in meinen Armen wieder Luft zu bekommen, doch anstatt sich zu lösen verharrt er so in dieser Position und vergräbt sein Gesicht an meinem Hals, während ihn immer mal wieder Zitterschauder erhaschen.

„Ja, das wissen wir. Wir sind nur hier um nach Fridolin zu sehen." Ich sauge Kunos Duft tief in mir auf. Kuno... Ich bin so erleichtert, dass er wieder atmen kann. Für einen Moment habe ich mir echt Sorgen gemacht.

„Ach so, deshalb ist die Tür offen, ich dachte schon..." Sie stockt und ich spüre stattdessen ihren Blick auf uns. 

„Und ich kann wirklich nicht helfen?"

Ich streife mit meinen Fingern über seinen Rücken und lausche jedem seiner Atemzüge, welche immer ruhiger werden. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es sein muss seine ganze Familie zu verlieren. Sein ganzes Leben, welches man so geliebt hat und dann...

„Wer sind Sie denn, wenn ich fragen darf? Sollte ich euch kennen?"

Irritiert blinzele ich zu ihr auf. Für einen kurzen Moment hatte ich doch glatt vergessen, dass sie da ist. Sollte sie? Und wer ist dann sie eigentlich?

„Entschuldigen Sie, wenn ich den Hausfrieden gestört habe", krächzt Kuno, räuspert sich und löst sich von mir, um zu versuchen sich aufzurichten. Er scheint mir dabei jedoch noch etwas zu schlapp, sodass er taumelt und ich ihn zurück auf die Treppe drücke.

„Du siehst ihr ähnlich. Seid ihr irgendwie verwandt?", wendet sie sich nun an Kuno, welcher sich rasch die Tränen aus dem Gesicht streift und tief durchatmet. Anscheinend ist es ihm jetzt peinlich, dass er mitten im Treppenhaus zusammengebrochen ist.

„Sie müssen die Nachbarin sein." Seine Stimme klingt brüchig, noch nicht richtig da, auch wenn er sich offensichtlich bemüht normal zu klingen. Sie reicht ihm ein Taschentuch, welches er stumm annimmt.

„Richtig. Ich kümmere mich im Moment um den kleinen Fridolin. Schön, dass ihr ihn auch besuchen wollt. Über ein paar Streicheleinheiten freut er sich immer sehr."

Verwirrt tauschen Kuno und ich Blicke. Hatte seine Oma nicht gesagt die Nachbarin sei nicht so zuverlässig? 

„Bist du vielleicht..." Sie stoppt und unterzieht Kuno einer genauen Betrachtung. „Bist du etwa der kleine Kuno?" Besagter hebt bei dieser Bezeichnung seine Augenbrauen, woraufhin sie ihre Hände vor den Mund schlägt.

„Ich glaub's ja nicht. Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du noch ein kleiner Knirps und hast immer mit deinem Bruder Postbote gespielt und in alle Briefkästen Zettel mit geheimen Botschaften geworfen."

Kuno zuckt zusammen. „Oh, entschuldige, das war wohl etwas unsensibel von mir. Das mit deinem Bruder... also deiner Familie tut mir sehr leid. Deine Oma hat mir alles erzählt."

„Schon gut." Inzwischen hat er sich wohl wieder gefangen. Sein Kiefer ist aufeinandergepresst, während er sich gleichzeitig mit mir aufrichtet.

„Erinnerst du dich noch an mich? Ich bin die Ursula. Früher hast du mir manchmal... Na ja, du warst ein recht frecher Bengel, muss ich sagen. Hast mir manchmal Knete an die Türklinke und unter die Absätze geschmiert."

Kunos Blick schweift nach unten zu ihren Füßen und ich sehe, wie die Erinnerung wohl in ihm aufkeimt. 

„Stimmt..." Sein Kiefer spannt sich an und ich frage mich, was damals der Auslöser dafür gewesen ist.

„Und anscheinend hattest du irgendwann auch Freude daran, anstelle von Briefen gebrauchte Schnäuztücher in meinen Briefkasten zu werden."

Bei diesen Worten starrt sie auf dieses in seiner Hand. Kuno folgt ihrem Blick und lässt es dann nach unten in seiner Hosentasche verschwinden.

„Na ja, sei's drum. Warst damals ja noch ein Kind. Wie geht es eigentlich der lieben Ilma?"

Kuno scheint noch einen Moment in Gedanken vertieft, ehe er antwortet. „Ihr geht es soweit gut. Sie bleibt zur Beobachtung noch ein wenig im Krankenhaus."

„Ah verstehe. Die Arme. Wollt ihr nicht kurz auf eine Tasse Tee zu mir reinkommen, sodass wir ein bisschen erzählen können?" Ich sehe, wie Kunos Augen sich kurz ganz leicht weiten und er sich noch weiter verspannt. 

„Das ist sehr nett, aber wir haben nicht allzu viel Zeit. Wir wollen nur ganz kurz nach dem Kater sehen und dann wieder los."

Bevor sie antworten kann, greift er schon nach meiner Hand und zieht mich hinter sich her wieder die Treppe hinauf. Ich öffne meinen Mund, um etwas zu sagen, weiß aber nicht was. Will er da gerade echt wieder zurück in Ilmas Wohnung? Ich könnte auch alleine... Und wieso will er dieser Frau so schnell entfliehen? 

„Äh, aber danke für die Einladung", sage ich noch rasch, bevor Kuno mich mit sich durch die Tür gezogen und sie dann hinter uns geschlossen hat.

„Das war nicht unbedingt freundlich", murmele ich und blicke nachdenklich auf das Holz, hinter welchem die Frau jetzt vermutlich ziemlich verdattert stehen muss.

„Tut mir leid." Seine Stimme klingt kühl und gefasst, doch zugleich so, als würden jeden Augenblick wieder Emotionen über ihn einbrechen können. Ich drücke seine Hand, was er mir mit einem tiefen Blick in die Augen dankt.

„Entschuldige... ich... hätte dich nicht einfach mitziehen dürfen."

„Schon gut." Ich gehe auf ihn zu und lege abermals meine Arme um ihn, ehe ich ihm eine restlich verbliebene Träne von seinem Kinn küsse. Der sanfte Hauch seiner Bartstoppel kitzelt dabei sacht an meinen Lippen.

„Danke, dass du..." Er schnappt nach Luft, als ich mich abermals auf Zehenspitzen stelle und ihm einen weiteren Kuss auf die Kehle hauche. „... dass du da bist."

Ich sauge seinen Duft ein und verteile weitere Küsse auf seinen Hals. Er schluckt.

„Ich... vielleicht sollte ich Ilma dieses Bild morgen mit ins Krankenhaus bringen." Ich löse mich von ihm und sehe überrascht in seine Augen. 

„Ich meine ja nur... ich glaube... sie vermisst ihre Tochter ziemlich." Ich nicke, ohne einen Ton herauszubekommen.

Er schenkt mir sogar ein kurzes Lächeln und als er das nächste Mal vor das Bild tritt, schafft er tatsächlich es anzusehen, ohne, dass ihn die Erinnerungen überrollen, ehe er es aus dem Regal nimmt.

Im nächsten Moment stoppt er allerdings mitten in der Bewegung und starrt auf eine Stelle daneben.

Seine Hände beginnen zu zittern und ich sehe, dass sein Kiefer sich abermals angespannt hat.

„Was ist?" Ich lege ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter, sodass er zusammenzuckt und zu blinzeln beginnt. Erst jetzt sehe ich, dass sich erneut Tränen aus seinen Augen bahnen.

„Kuno, was ist los?" Ich lege meine Arme um ihn und blicke ihm forschend ins Gesicht. Ist ihm gerade irgendetwas eingefallen?

„Ich dachte..." Seine Stimme klingt unglaublich rau. Als befände sich in seinem Rachen ein schmerzhafter Kloß, welcher ihm die Luft herauspresst. „...ich dachte immer, sie hätte mich vergessen", flüstert er zum Ende hin und starrt auf ein weißes Kuscheltier, oder so etwas in der Art, welches dort sitzt und ihn aus riesigen schwarzen Augen anstarrt.

„Doch wie es aussieht, habe ich mich all die Jahre geirrt, sonst hätte sie es ja nicht hier hingestellt, oder?" Wieder treten Tränen aus seinen Augen und ich lege von der Seite meine Arme um ihn.

„Ich hatte früher... also nach der Sache mit meinem Großvater, der... mich als Geist aufgesucht hat, immer Angst vor Gespenstern...." Er knabbert an seiner Lippe herum, ehe er weiterspricht. 

„Meine Oma hat mir dann... also ein Gespenst zum Kuscheln genäht. Damit ich... na ja... keine Angst mehr habe...", krächzt er und jetzt erkenne ich auch, was dieses flauschige Wesen sein soll. 

Ein Geist.

Es sieht sehr abgenutzt aus. Vermutlich hat Kuno, als er noch klein war sehr viel damit gespielt.

„Wie heißt es?"

Kuno blinzelt perplex. „Was?"

„Das Gespenst." Ich deute in das Regal und sehe, wie seine Augenbrauen wieder kurz zusammenzucken. 

„Gorg... Zuerst wollte ich ihn Georg nennen, so wie... meinen Großvater, aber dann hatte Ilan es immer falsch ausgesprochen und..." Er schluckt und wendet sich dann davon ab. Sein Blick gleitet traurig auf den Boden, wo sich seine Augen kurz weiten und an der Stelle verharren.

„Sieh einer an, Herr Fridolin." Ich folge seinem Blick und treffe direkt auf zwei große leuchtende Katzenaugen, welche uns neugierig abschätzend beobachten. 

Als sich unsere Blicke begegnen, fängt er lieblich an zu gurren und schmiegt sich dann, nachdem er sachte an mir geschnuppert hat, ganz zärtlich an mein Bein. Wie eine flauschig schüchterne Feder und zugleich so hingebungsvoll, dass ich auf der Stelle zerschmelzen könnte.

„Da bist du ja", lächele ich und lasse mich zu ihm auf die Erde sinken. Augenblicklich beginnt er zu schnurren und den ganzen Raum in eine warme, heimelige Atmosphäre zu tauchen.

Kuno folgt meinem Beispiel, wenn auch zurückhaltender. „Deine Oma hat ja erzählt, dass du früher Katzen geliebt hast." Kunos Blick liegt auf meiner Hand, mit welcher ich Fridolin streichele. 

„Das tue ich auch immer noch. Ich habe nur... irgendwie den Zugang zu ihnen verloren. Genau wie zu Ilma und allem andern, was mir lieb war."

Ich beiße mir auf die Lippe. Das ist wirklich ein sehr großer Schritt für ihn, sie heute wiedergesehen zu haben und auch noch hier aufzutauchen.

„Auch wenn ich sagen muss, jetzt, wenn ich deine Hand so sehe, wäre ich auch gerne wieder eine Katze", grinst er und wirft mir, zu meiner Überraschung tatsächlich einen schelmischen Blick zu.

Ich grinse zurück. „Etwa eifersüchtig, Kunochen?" Er schmälert seine Augen. „Wehe, jetzt fang du nicht auch noch damit an!" Ich kichere, woraufhin sein Blick noch dunkler wird und erneut über meine Finger streift, welche sich liebevoll in Fridolins Fell graben. Danach blickt er mich doch tatsächlich beinahe schon vorwurfsvoll an. 

„Keine Sorge, diese Hand streichelt dich auch, wenn du kein Kater bist." Als Beweis hebe ich sie hoch und kraule ihm damit die Haare, ehe ich diese packe und ihn zu mir heranziehe, sodass ich ihm einen Kuss auf den Mund drücken kann.

Er hat seine Augen geschlossen und seufzt genüsslich, bis sich dieses Geräusch mit den auffordernden Lauten des Katers vermischen, welchem es eindeutig nicht gefällt, jetzt nicht mehr im Vordergrund zu stehen.

„Was hältst du davon. Du kraulst Fridolin und ich dafür dich?", hauche ich ihm verheißungsvoll ins Ohr, woraufhin er sich sogleich lächelnd an die Arbeit macht.


***


Wir waren jetzt sicher schon über eine Stunde hier und haben Fridolin mit Streicheleinheiten und Futter verwöhnt. Das Küchenfenster steht einen Spalt breit offen, sodass er über den nahe wachsenden Baum raus- und reinklettern kann, so wie Ilma es uns gesagt hatte.

Als wir in Kunos Wohnung ankommen, ist die Sonne schon fast untergegangen. Es dauert nicht lange, bis wir nach einer Dusche und einem kurzen Essen auch schon im Bett landen. Also ich meine... Nicht falsch verstehen. 

Natürlich ausschließlich zum Schlafen! Also nicht zusammen, sondern... na ja, irgendwie dann auch wieder schon. Wenn wir nebeneinander... aber halt... nicht so wie meine unzüchtigen Gedanken schon gleich wieder weiterspinnen.

Okay, ein bisschen Kuscheln darf heute vielleicht schon sein - Aber mehr nicht!

Jetzt sind wichtigere Sachen dran. Es gibt viel zu besprechen und zu verarbeiten. Zuerst all das, was heute geschehen ist und dann treffen wir später vielleicht auch noch Tyrian auf der Lichtung.

„Komm her", brummelt Kuno, als ich mir gerade das Amulett für die Nacht umhänge und mir das lange Schlafhemd, welches ich wieder von ihm bekommen habe, zurechtzupfe. 

Plötzlich schlingt er von hinten seine Arme um mich, sodass er mich zu sich heranziehen kann und ich kichernd nach hinten auf ihn drauf plumpse. 

„Meine Anella", murmelt er in mein, vom Duschen nasses Haar, welches ihm jetzt im Gesicht klebt.

„Mein Kunochen", ärgere ich ihn und muss sogleich schon wieder anfangen meine Belustigung darüber ertönen zu lassen. Besonders, als ich seine Augenbrauen sehe, welche bei diesem Namen entgeistert zusammen wandern.

 „Ich heiße Kuno!" Sein Gesichtsausdruck ist einfach einmalig. Wie ein kleines, eingeschnapptes Kind und zugleich in einer gefährlich ernstzunehmend männlichen Ausstrahlung. Eine Mischung, die mir außerordentlich gut gefällt. 

Ich werde ihn jetzt immer damit aufziehen!

Kunos Blick wird noch dunkler, da er vermutlich schon wieder genau weiß, woran ich denke. Eine Warnung schwebt in seinen Augen.

„Vergiss es, ich habe nur einen Namen!" Ich hebe eine Augenbraue. „Ach ja?" 

„Da scheinen mir zu viele Flausen in deinem Kopf herumzuschwirren. Ich höre sie eindeutig. Vielleicht sollte ich dir diese mal austreiben." Ich muss schon wieder kichern, was zur Folge hat, dass er beginnt mich zu kitzeln und kurz darauf, ruckartig an sich zu ziehen.

Eine Weile liegen wir so verschlungen da und lassen unsere Nähe auf uns wirken. Sein Herzschlag an meinem Ohr... Ich liebe dieses Geräusch. Eines meiner liebsten auf der ganzen Welt.

„Hatte eigentlich nur deine Oma einen Spitznamen für dich, oder gibt es da noch weitere, von denen ich wissen sollte?"

„Nein gibt es nicht."

Wieso glaube ich ihm das nicht? Ich sehe ihm ins Gesicht und zucke wissend mit meinen Augenbrauen, was seinen Blick nur noch dunkler werden lässt.

„Deine andere Oma?"

„Nein."

„Deine Mutter?" Kuno presst seine Lippen zusammen, was mir verrät, dass ich ins Schwarze getroffen habe.

„Verrate ihn mir", flüstere ich unter sein Ohr und hauche ihm einen Kuss an selbige Stelle. 

„Vergiss es." Zufrieden grinse ich in mich hinein. 

„Dann verrate ich dir auch, wie meine Mutter mich früher immer genannt hat." Kunos Augen weiten sich und ich sehe eindeutig das neugierige Funkeln darin.

„Wie denn?"

„Zuerst du." Kuno verzieht das Gesicht und weicht dabei meinem Blick aus. „Na gut, aber versprich mir, nicht zu lachen!"

„Ich habe mir vorgenommen, keine Versprechen zu geben, die ich nicht halten kann." Kunos Augenbrauen wandern zusammen. „Dieser Ansatz gefällt mir zwar, aber dann kann ich es dir leider nicht verraten."

„Och bitte." Ich schmiege mich ganz dicht an ihn heran und blinzele durch meine Wimpern scheinheilig zu ihm hinauf. 

Was er kann, kann ich schon lange. Das hat er jetzt davon, immer so schrecklich süß und zugleich gefährlich attraktiv zu sein.

Seine Augen schmälern sich. „Anella", warnt er, doch ich sehe, dass er kurz davor ist einzuknicken.

„Ich werde auch mein Bestes geben ernst zu bleiben." Auf diese Worte hin gibt er ein zweifelndes Geräusch von sich.

Ich hauche ihm einen Kuss auf die nackte Brust, was ihn tief Luft holen lässt. „Also gut." Er streift mit seinen Daumen meine Arme entlang und hält diese dann fest.

„Meine Mutter... sie hat mich immer Kuku gerufen, wenn ich kommen sollte. Das klingt irgendwie wie so ein... Kakadu." Ich merke, wie er den Atem anhält.

Meine Lippen formen sich wie automatisch nach oben. Ich kann gar nichts dagegen tun.

„Kuku?", japse ich begeistert und muss mich beherrschen jetzt nicht auch noch entzückt zu quieken. Ich stelle ihn mir so unglaublich süß als kleinen Jungen vor.

Er presst seine Lippen zusammen und ich sehe, wie aus seinen Augen auf meine Reaktion hin kleine Funken sprühen. 

Zu gerne würde ich jetzt das Licht anmachen, um seine rosa getönte Haut noch besser bestaunen zu können, als in dem dämmrigen Licht, der Fenster erklimmenden Stadtbeleuchtung, möglich ist.

Als ich mich nach dem Lichtschalter ausstrecke durchschaut er aber natürlich sofort mein Vorhaben und packt schnell meine Hände. „Nix da!"

Jetzt muss ich doch lachen, was ihn dazu bringt mich herumzuwirbeln und fest in die Matratze zu drücken. 

„Jetzt bist du dran, Frechdachs." Ich presse meine Lippen zusammen, um nicht abermals loszuprusten.

„Kuku ist süß. Meiner hingegen einfach nur schrecklich." Ich kneife meine Augen zusammen und beiße mir verlegen auf die Lippe. Mist jetzt muss ich ihn Kuno wirklich sagen. 

Plötzlich liegt es an mir rot zu werden und durch Kunos vorteilhafte Position gelingt es ihm auch, ohne Mühen das Licht anzuschalten.

Das ist unfair.

„Na mein süßes Radieschen? Wie lautet also dein hübscher Kinderrufname?"

Ich beiße mir von innen auf die Lippe, ehe ich mich dazu entschließe, es schnell hinter mich zu bringen. 

Zumindest so der Plan...

„Aber bitte lache auch nicht." Ein hämisches Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus.

„Ich habe mir ebenso vorgenommen nichts zu versprechen, was ich nicht halten kann." Ich verdrehe die Augen und versuche mich aus seinem Griff zu befreien, doch vergeblich. Da war ich wohl doch ein bisschen zu aufmüpfig, um Kunos Konsequenzen zu entgehen. Oje...

Wenn dass mal nicht ein kleines Bisschen auch von mir herbeigesehnt war. Im insgeheimen mag ich es ja, wenn er so ist, auch wenn ich das natürlich nie zugeben würde und es dennoch durchaus auch nicht immer nur angenehm ist.

„Man könnte ja meinen, dass meine Mutter mich Nelli oder irgendwie so genannt hat, aber nein..." Ich mache eine dramatische Pause, in der ich tief Luft hole und schließe für einen Moment meine Augen. 

„Stattdessen musste es Nellchen sein... Das klingt einfach nur bescheuert." Kunos Grübchen vertieft sich. 

„Ich finde, es passt zu dir." Diesmal liegt es an mir, meine Augen zu Schlitzen zu formen. 

„Nellchen und Kuku", sinniert er amüsiert und haucht mir einen zarten Kuss auf die Nasenspitze. 

„Was Eltern sich manchmal alles einfallen lassen...", kichere ich. Inzwischen schon so sehr, dass mir sogar ein paar Tränen aus den Augen treten. Das klingt einfach viel zu...  

Im nächsten Moment kann ich nicht weiter darüber nachdenken, weil seine Lippen sich geradewegs auf meine legen und mich somit augenblicklich in himmlische Sphären katapultieren, sodass ich nicht mehr weiß, worüber wir gerade eigentlich nochmal gesprochen haben.



***


Hi ihr Lieben. Fühlt euch gedrückt.♥

Eure See ♥






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