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1. Blühende Visionen

Kuno hat eine Art und Weise sich zu bewegen, welche zum einen an einen anmutigen schwarzen Panther erinnert, der jedoch gleichzeitig manchmal auch ein ziemliches Faible für Tollpatschigkeit besitzt.

Es ist sozusagen eine Mischung aus den beiden Dingen, die ihn in einer gefährlichen Kombination fortbewegen lässt und sich dabei direkt und immer tiefer in mein Herz gräbt.

Unglaublich tief. So sehr, dass ich es manchmal nicht mehr schaffe zu atmen, sobald meine Augen ihn erblicken. Zumindest für einen kurzen Moment. Danach kommt der Atem dann wie eine Welle zurück.

Als hätte ich mich die ganze Zeit, die er nicht da war in der Ebbe befunden, bis er dann, wie die Flut wieder zu mir kehrt und mich einfach mit sich reißt. Und ich lasse es gerne zu. Oh ja, das tue ich.

Ich betrachte ihn, während er in das Buch vertieft ist, welches ich ihm ausgeliehen habe. Vielleicht ist es keine gute Idee, dass er dabei durch die Gegend läuft. Immerhin wäre er gerade schon einmal fast gestolpert und hat sich dabei auch noch das Schienbein an der kleinen Bank angehauen. Das habe ich genau gesehen. Er selber jedoch scheint den Schmerz kaum wahrzunehmen.

Genauso wenig, wie er mich bemerkt hat. Ich finde es faszinierend, ihn dabei zu beobachten, wie er zwischen die Zeilen abtaucht und ich kann genau sehen, wie die Gedanken hinter seiner Stirn wieder auf Hochtouren arbeiten. Was er wohl gerade denkt, oder versucht zu entschlüsseln? 

Sicher will er damit meiner Existenz auf die Schliche kommen. Zumindest vermute ich das, da er im Moment seine Augenbrauen auf genau dieselbe Weise zusammenzieht, wie er es immer macht, wenn er mich zu ergründen versucht.

Ich frage mich, weshalb er sich mit dem Buch nicht einfach irgendwo hinsetzt, wenn er sowieso hier auf dem Parkplatz auf mich wartet. Aber Kuno zu verstehen ist eine Sache, die ich noch nicht so ganz durchschaut habe.

Er steht nun einfach bewegungslos vor der Bank, ohne sie jedoch zu beachten. Die Nase tief in den Seiten. Ob ich ihn erschrecken soll? 

Ich beiße mir auf die Lippen. Wäre das fies? Ich könnte mich anschleichen...

Ich muss mir ein Kichern unterdrücken, als ich mich von hinten leise an ihn heranpirsche. Die vereinzelten Leute um uns herum werfen uns neugierige Blicke zu. Sie durchschauen wohl, was ich vorhabe.

Als ich nahe genug bin, lege ich von hinten schnell meine beiden Hände auf seine Augen, sodass er nichts mehr sehen kann. Sofort reißt er seinen Kopf hoch und schnappt hörbar nach Luft.

„Waldmädchen", haucht er leicht atemlos. Ich kichere, woraufhin er sich zu mir umdrehen will, dabei aber das Gleichgewicht verliert und irgendwas mit seinen Füßen veranstaltet, sodass er im nächsten Moment dann doch rücklings auf der Bank landet. 

Er reißt seine Augen auf und richtet sich im selben Moment auch schon wieder, in einer betont anmutigen Bewegung auf, sodass sich seine geballte Präsenz mit Schwung direkt vor mir aufbaut und mir augenblicklich jeglichen Atem raubt. Vor allem, als sein freier Arm sich auch noch um meine Taille schlingt und mich ruckartig zu sich heranzieht.

Seine tiefen, dunklen Augen liegen dabei erheitert und ein klein wenig angestachelt auf mir. „Na warte, langsam wird der Speicher meiner Notizen aber schon übervoll."

Ich ziehe irritiert meine Brauen hoch. „Was für Notizen?" 

„Für all die unartigen Dinge, die du dir bei mir hast zuschulden kommen lassen und einer Revanche bedürfen."

Ich schlucke. Upsi. 

„Ach, ist ja interessant. Was denn zum Beispiel?"

Kunos Grinsen wird breiter. „Zum Beispiel gestern, als du mir vorgegaukelt hast, dass auf meinem Arm eine Spinne sitzt und ich dadurch die ganze Zeit abgelenkt wahr."

Er wandert mit seinen Augen hungrig über mein Gesicht, während er weiterspricht.

„Oder die Tatsache, dass du mir immer noch nicht verraten hast, wer du wirklich bist", raunt er mir nun leise ins Ohr, sodass die anderen uns auch wirklich nicht hören können. 

Ich schnappe nach Luft und will etwas antworten, aber da spricht er schon weiter.

„Oder..." Er macht eine bedeutungsschwere Pause, in welcher das Kribbeln in meinem Brauch gehörig ansteigt. „... danach, als du mich mit angeblichen Küssen frohlockt hast, ohne dieses Versprechen danach jedoch einzulösen."

Sein Blick bleibt bei meinen Lippen hängen und ich sehe, wie sich auf seiner Wange dieses durchtriebene Grübchen bildet. „Das war definitiv nicht fair."

„Tut mir leid", versuche ich dieses feurige Glimmen in seinen Augen zu besänftigen, weil ich keine Ahnung habe, was es zu bedeuten hat, jedoch scheint dies nicht ganz zu klappen.

„Dir ist schon klar, dass ich diese noch einfordern werde, oder?"

Nun muss auch ich grinsen. „Das will ich doch hoffen!"

Ich schmiege lächelnd meine Hände um seinen Hals und stelle mich auf Zehenspitzen, während ich ihn ein Stückchen zu mir herunterziehe. Sein heißer Atem trifft in berauschender Weise auf meine Haut, welche sich augenblicklich sehnlichst nach seinen Küssen verzehrt, als wäre er meine Luft zum Atmen, die er mir jedoch gleichzeitig auch wieder gänzlich raubt. 

Ich weiß, ganz schön widersprüchlich. Aber so ist Kuno nun mal.

Er sieht mir tief in die Augen und bewegt nun auch sein Gesicht noch ein bisschen zu mir herunter, sodass unsere Münder sich beinahe berühren. Ich halte die Luft an, während mein Herz pocht, als wäre es das allererste Mal. Wird sich dieses bei ihm denn niemals beruhigen?

Plötzlich tritt dieses Funkeln von eben wieder in seine Augen und er verzieht seinen Mund zu einem frechen Grinsen. 

„Aber nicht jetzt." Abrupt lässt er mich los und bringt wieder Abstand zwischen uns, während ich mit angehaltenem Atem, durcheinandergewirbelten Hormonen und klopfendem Blutpumporgan stehenbleibe und ihn entgeistert anstarre.

Was? Das meint er jetzt nicht ernst. Das ist also seine Revanche? Mich mit gleichen Waffen schlagen? Diese Taktik gefällt mir ganz und gar nicht. 

Beleidigt verziehe ich das Gesicht, verschränke meine Arme vor der Brust und stapfe eingeschnappt vom Parkplatz. Kuno höre ich hinter mir glucksen.

Pha. Eingebildeter, blöder, kleinlicher, arroganter, nachtragender... Ich presse meine Lippen zusammen, da mir nichts mehr einfällt. Beziehungsweise keine Sachen mehr, welche ihn gedanklich irgendwie in ein schlechtes Licht rücken könnten. Stattdessen tauchen jetzt nur noch Worte auf wie:

Hinreißender, liebevoller, wunderbarer, Herzschlag beschleunigender, Blutdruck steigender, wunderschöner,  witziger, kluger, Hitzeverstärker, Starkstromleitung mit Propeller-Anschluss... Hach.

Plötzlich schlingen sich von hinten zwei starke Arme um mich, welche mich daran hindern weiterzulaufen und pressen mich fest an seine warme Brust. Sein heißer Atem kitzelt mich im Nacken und ich muss mich zusammenreißen, meinen Kopf nicht hingebungsvoll zur Seite zu neigen, um ihm Platz zu machen. Immerhin bin ich ja eigentlich immer noch beleidigt. Also zumindest sollte ich das sein.

„Warte mal", haucht er mir verschwörerisch in die hintere Halsbeuge, sodass mir von dort aus ein wohliger Schauder die Wirbelsäule hinunter tanzt. 

„Nicht so schnell, Waldmädchen." Ich schmälere missmutig meine Augen. 

„Ach ja? Was würde es für einen Unterschied machen, wenn ich langsamer laufe?"

Ich spüre, wie er sein Gesicht in meinen Haaren vergräbt und tief einatmet. „Zum Beispiel diesen hier." Der Griff um meine Taille verstärkt sich und dreht mich dann abrupt zu sich herum, sodass ich japsend umherwirbele und butterweich in seinen Armen lande. Diese Bewegung erinnert mich irgendwie ans Tanzen und ich frage mich, ob Kuno auch ein guter Tänzer wäre.

Kaum jedoch kam mir dieser Gedanke, ist er auch schon wieder verpufft, da nun seine Lippen auf meinen alles, was sich vorher noch in meinem Kopf befunden hatte, in die Luft auflöst und irgendwohin nach Wolke Sieben befördert. 


*** 


„Wow, es ist wunderschön hier." Viviens Augen sind wieder einmal so groß, wie zwei dieser riesigen Creme-Pralinen aus dem Bäcker bei ihnen nebenan, die sie so sehr liebt und welche immer glänzen, als hätte man sie gerade mit frischer, flüssiger Schokolade überzogen. 

Auch in den anderen Gesichtern erkenne ich dieses leuchtende Funkeln, was vielleicht auch ein bisschen daher rührt, dass wir gerade alle wieder gemeinsam im Wald übernachten. Und das mitten in der Woche.

Ich habe mich endlich getraut meinen Freunden zu erzählen, dass ich eine Vision hatte. Dass es für den Wald wichtig ist, dass wir ihm unsere Energie schenken und auf bewusster Ebene mit ihm in Verbindung zu gehen. 

Zuerst war ich ein bisschen nervös, wie sie reagieren. Ob sie mich jetzt doch noch für verrückt erklären, aber im Nachhinein betrachtet, könnte ich über mich selber nur den Kopf schütteln. Ich frage mich, was das nur immer mit dieser Angst auf sich hat. Meistens ist sie vollkommen unbegründet.

Meine Freunde doch nicht! Erstens kennen sie mich schon, zweitens weiß ich, dass sie nie jemanden verurteilen und drittens, dass sie ziemlich offen sind, was neue Blickwinkel auf die Welt und das Leben angeht. Und selbst, wenn sie es doch tun würden, sollte ich mich nicht davon abhalten lassen, dazu zu stehen.

Sie haben es aufgenommen, als wäre es das normalste auf der Welt, was es ja auch irgendwie ist und waren sofort alle dabei. Sogar Nic. Wer hätte das gedacht. Trotz Schnecken, Zecken und Mücken und obwohl wir morgen früh auch ohne gewohnte Morgenroutine, inklusive seines Kaffees wieder in die Schule müssen.

Zudem hat sich dieses Mal sogar auch noch jemand anderes unserem Kreis angeschlossen. Jim Pereu, der dritte Angehörige ihrer kleinen Band. Seine Anwesenheit ist irgendwie angenehm, denn er bringt eine Stimmung in die Runde, welche dazu einlädt, sich einfach in den Moment fallen zu lassen. Er hat eine leichte, unbeschwerte und offene Persönlichkeit. Ein bisschen vielleicht wie Simo, nur zugleich auch wieder ganz anders.

Als ich realisiere, dass wir jetzt alle tatsächlich hier sind, kann ich gar nicht beschreiben, was gerade in meinem Herzen vor sich geht. Es ist jedenfalls gigantisch angeschwollen und schlägt auf eine Weise, welche mich irgendwie in weiche Butter und zugleich einen ziemlich stark erscheinenden Baum verwandelt. Also im übertragenen Sinne natürlich.

Es stärkt mich ungemein, dass sie alle mitkommen und wenn es schon diese Wirkung auf mich hat, dann kann es für den Wald ja eigentlich auch nur gut sein, oder?

Wir tasten uns langsam immer weiter auf den kleinen Hügel und inspizieren voller Staunen diese wunderschöne Pflanzen- und Insektenwelt. 

„Zauberhaft", haucht meine beste Freundin und bückt sich, um einen kleinen Stein vom Boden aufzuheben.

Simo ist ganz still und lässt seinen Blick andächtig über die Ebene gleiten. Sein Mund ist entspannt geöffnet, während sich die Andeutung eines Lächelns darauf abspielt, welches diese Lichtung beinahe so erhellt, wie die warmen Strahlen der Juli-Sonne.

Er passt sich einfach so gut in das Gesamtbild, als würde er mit seiner Umgebung verschmelzen. Auf dem Rücken trägt er seine Gitarre, welche er jetzt abnimmt und samt seines Rucksacks vorsichtig an einen der vereinzelten Bäume lehnt. 

Auch Jim fügt sich mit seiner dunklen Hautfarbe und dem offenen Lächeln harmonisch in das Gesamtbild. Seine schwarzen Haare sind ihm als Cornrows eng an seiner Kopfhaut nach hinten geflochten. Ich habe ihn aus Neugierde mal gefragt, wie lange so etwas dauert und er meinte, dass es im Normalfall zwischen dreißig Minuten und fünf Stunden einfordern kann. 

Bei anderen afrikanischen Flechtfrisuren kann es auch manchmal bis zu zehn bis zwölf Stunden in Anspruch nehmen, bis man wirklich fertig ist. Vor allem, wenn man die Sache entspannt angeht und viele Haare hat. Den letzten Satz sagte er mit einem Augenzwinkern und kecken Grinsen. 

Ich finde irgendwie schön, dass er dieses Mal dabei ist. Vor allem kommt es mir so vor, als würde er Nilo ein bisschen von Kuno und mir ablenken, da die beiden immer wieder herum spaßen, oder sich angeregt unterhalten.

Im Augenblick wirkt Nilo aber auch ganz verzaubert und ich stelle mit einem Schmunzeln fest, dass einige der Schmetterlinge seine Haare und Schultern ziemlich anziehend finden und er deshalb so bewegungslos dasteht wie eine Säule.

In Nics Augen wiederum erkenne ich ein belebtes Funkeln, welches verrät, dass noch etwas anderes ihn zu begeistern scheint. Es erinnert mich an den Ausdruck, welchen er auch ausstrahlte, als ich am See den Ring gefunden hatte und er versuchte die eingravierten Ziffern zu finden, oder zu bestimmen, aus welchem Jahrhundert er war. 

Irgendwas an diesem Ort, scheint ihn jedenfalls in ein ähnliches Gefühl zu versetzen, denn er hebt immer wieder kleine Steinchen auf und inspiziert diese interessiert.

Kuno hingegen hält meine Hand und wirkt ebenfalls ziemlich entspannt. Tatsächlich erkenne ich auf seinen Lippen auch ein hauchzartes Lächeln. Es ist noch nicht sehr häufig vorgekommen, dass er in Anwesenheit meiner Freunde, oder generell anderen Leuten so ausgelassen wirkt und seine Gefühle derart offenkundig gezeigt hat. In letzter Zeit jedoch, scheint es immer häufiger zu werden, was mich unglaublich freut.

Sein Blick verfolgt die Reaktionen der anderen, schweift dann selber über die lebendige Wiese mit den Schmetterlingen, ehe er in meinem Gesicht hängenbleibt und sein Lächeln sich auch auf mich überträgt.

Einen Moment verlieren wir uns in unseren Blicken, sodass ich schon wieder massiv in seine Zirkon-braunen Welten abdrifte, ehe Viviens Stimme uns aus dieser kleinen Blase zurück in die Gegenwart holt. 

„Ich weiß, wo wir schlafen!", jauchzt sie und hüpft direkt auf den Felsen zu, welcher groß und breit aus der Erde ragt. „Was haltet ihr davon, wenn wir uns da drauflegen?" Sie klettert auf das abgeflachte Gestein und breitet dort oben angekommen enthusiastisch ihre Arme aus.

Ich grinse und kann es nicht mehr an mich halten jetzt ebenfalls zu ihr da raufzuspringen. Darum löse ich mich von Kunos Hand und klettere ihr flink hinterher auf den Felsen. Es ist wirklich schön hier oben. Die Fläche bietet weitläufig Platz für uns alle und wir müssten nur aufpassen im Schlaf nicht runterzufallen.

Mein Blick huscht zu Kuno. Er könnte damit vielleicht nicht ganz so einverstanden sein. Immerhin hat er so seine Probleme, was die Höhe betrifft. Das sehe ich jetzt auch an seinem Gesicht, welches bei dieser Vorstellung plötzlich ganz blass geworden ist.

„Kuno kann doch in der Mitte schlafen und wir alle um ihn herum, sodass er nicht nach unten sehen muss", schlägt Vivien eifrig vor, woraufhin dieser schluckt und sich an einer bemüht lässigen Miene versucht.

Nilo stößt verächtlich die Luft aus, nur um sich kurz darauf anscheinend daran zu erinnern, dass er diese Haltung ihm gegenüber ja eigentlich aufgeben wollte und schnell seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle bekommt, um ihn aufmunternd anzulächeln. Oder ist es herausfordernd?

Ich werfe ihm einen warnenden Blick zu. Erst letztens hatte ich mit ihm ein Gespräch, in welchem ich ihm klargemacht habe, dass es mit dieser Feindseligkeit so nicht weitergehen kann und sie das, was auch immer zwischen ihnen steht, endlich mal klären sollten. Er hatte mir versprochen, dass er sein Bestes geben würde, doch wie es scheint, vergisst er das, sobald Kuno in der Nähe ist ziemlich schnell wieder. 

Dieser presst seine Lippen zusammen und zuckt dann übertrieben lässig mit den Schultern, während er den Blicken ausweicht. „Macht euch mal darüber keine Gedanken. Wenn hier jemand in der Mitte schläft, dann ganz sicher nicht ich!"

Ich muss mich zurückhalten, bei seinen Worten nicht die Augen zu verdrehen. War klar, dass er jetzt wieder den Macho durchhuschen lässt.

Vivien verschränkt ihre Arme vor der Brust. „Beantworte mir eine Frage, Kuno", sagt sie und wirft ihm einen ernsten, durchgehenden Blick zu. An diesem kann ich erkennen, dass sie im Stillen schon wieder etwas ausheckt. 

Er zuckt die Schultern und erwidert es stumm. „Sei ganz ehrlich, möchtest du offiziell ein Teil von uns werden?" 

Er runzelt irritiert die Stirn, sieht zu mir und dann zu den anderen, welche verstreut auf der Ebene stehen. „Wenn bei euch offiziell noch ein Platz frei ist, dann würde ich diesen natürlich sehr gerne annehmen."

Vivien grinst. „Wunderbar, du hast Glück." Sie klatscht in die Hände und ich frage mich, was sie jetzt schon wieder im Schilde führt. 

„Du musst wissen, wir haben hier eine Regel. Diese besagt, dass jeder, welcher neu dazukommt im Kreise der Freunde aufgenommen werden muss. Also du musst dich sozusagen für eine Nacht in die Mitte von allen begeben und diese Energien um dich herum ertragen, ohne zu murren. Wenn du das überstehst, dann bist du offiziell ein Teil von uns." 

Ich runzele die Stirn. Von dieser Regel habe ich noch nie etwas gehört. Die hat sie sich gerade ausgedacht, damit Kuno mitmacht. Aber ja, vielleicht ist diese ja gar nicht mal so schlecht.

 Schnell drehe ich mich weg, damit Kuno mein Gesicht nicht sieht, als ich das, was in mir vorgeht, wieder einmal nicht verbergen kann und meine Mundwinkel sich verräterisch nach oben ziehen. Ich kann einfach nichts dagegen tun, egal wie sehr ich meine Lippen auch aufeinander presse, oder dort rauf beiße. Sie haben einfach ihren eigenen Willen. Wie eine höhere Macht, welche sie bewegen lassen.

„Ich muss in eurer Mitte schlafen?", wiederholt er entgeistert und dann spüre ich plötzlich das warme Kribbeln seines Blickes auf mir.

Ich atme tief durch, um meine Mimik wieder klar zu bekommen und drehe mich dann, möglichst lässig wieder zurück.

Seine eine Augenbraue wandern skeptisch nach oben. Mist. Besser ich sage jetzt nichts. Meine Stimme würde uns sicher verraten. Oder noch schlimmer, wenn ich meinen Mund jetzt aufmache, würde sich das Kichern wirklich nicht mehr zurückhalten lassen.

„Na klar", pflichtet Simo bei. „Danach gehörst du dann offiziell den Verrückten an." Er legt ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter und grinst ihn vielsagend an, während er verschwörerisch mit den Augenbrauen wackelt. 

Jetzt muss auch Kuno schmunzeln, das sehe ich genau, auch wenn er sich Mühe gibt, es zu verbergen.

„Und falls jemand fällt, ist es ja nicht tief", gibt Jim noch grinsend seinen Senf dazu und ich kann sehen, dass ihm der Gedanke, da oben zu schlafen ebenso gefällt, wie Vivien und mir. 


***


Den Nachmittag verbringen die meisten von uns oben auf dem Plateau. Nick und Vivien sind jedoch vor einer Weile schon durchs Dickicht verschwunden und erkunden wahrscheinlich ein bisschen die nähere Umgebung. Zumindest habe ich sie immer mal wieder zwischen den Bäumen ausmachen können. Zum Beispiel wie sie sich bücken und die Erde als auch das Gestein neugierig erforschen. 

Nick ist eindeutig in seinem Element und Vivien scheint davon ehrlich begeistert. Obwohl sie sich nicht direkt auf dem Hügel befinden, spüre ich sie eindeutig in unserem Energiefeld, welches ziemlich angenehm zu vibrieren mutet und sich, umso länger wir da sind, noch mehr im Einklang mit diesem Ort hier einfindet. 

Eine friedvolle Stille hat sich über uns gelegt. Nilo sitzt am Rand des kleinen Felsens und sieht sehr nachdenklich aus. Seine Finger spielen mit einem Grashalm, als könnte dieser ihm irgendwelche Fragen beantworten, wenn er ihn nur lange genug betrachtet, während Simo sich einfach hingelegt hat und tatsächlich eingeschlafen ist. Ich bin gespannt, ob er dann heute Nacht überhaupt noch ein Auge zubekommen wird. 

Jim sitzt ganz versunken in Nilos Nähe und macht irgendwas mit seinen Händen in der Luft. Es sieht so aus, als würde er Schlagzeug üben, nur dass dabei kein Ton erzeugt wird. Ich muss schmunzeln. 

Kuno befindet sich stattdessen unten auf der Wiese zwischen den im Wind tanzenden Zittergräsern und Blüten, welche er gedankenverloren betrachtet. Als mein Blick auf ihn fällt, hebt er jedoch, wie als hätte er mich gespürt, seinen Kopf und sieht mich an. Auf seinen Lippen erstrahlt ein Lächeln, welches etwas in meinem Inneren augenblicklich erwärmt. 

Ich habe mich inzwischen etwas abseits auf die untersten Äste eines Baumes gesetzt, um Kuno mit der Höhe nicht unnötig zu verängstigen, auch wenn es mich schon wieder in den Füßen kribbelt. Am liebsten würde ich bis ganz nach oben klettern. 

Besagter steht im selben Moment auf und kommt leise auf mich zu geschlichen. Das tut er wieder in seiner typischen anmutig-tollpatschigen Art, welche mir das Herz zu versengen droht.

Ich lächele in mich hinein und schaukele dabei vergnügt mit meinen Füßen in der Luft. Er kommt immer näher und plötzlich merke ich, wie mein Herz mit jedem Schritt, den er tut, schneller zu pochen beginnt. Darum senke ich jetzt meinen Blick höchst konzentriert auf meine Zehen, um mich wenigstens ein bisschen zu beruhigen, welche aber kurz darauf mit seinen Händen zum Stillstand gebracht werden. 

Ich japse lautlos nach Luft und starre wie gebannt auf seine warmen, angenehm kräftigen Finger, welche nun langsam beginnen, kleine, kaum merkliche Kreise auf meinen Fußrücken zu malen.

„Du kannst es also noch aushalten, nicht bis ganz nach oben zu klettern?", fragt er mich wissend und sofort merke ich, wie seine Stimme mir durch und durch geht. 

Ich zucke die Schultern. „Sieht ganz so aus." Kuno tritt noch einen Schritt näher und steht dann plötzlich direkt vor mir, sodass meine Knie seinen Oberkörper berühren. Ich sehe etwas in seinen Augen aufflackern, während sich ein Lächeln auf seinen Lippen bildet. 

„Gut, das andere würde ich möglicherweise nämlich auch nicht zulassen." Wie zur Demonstration fasst er meine Füße noch fester und drückt dann meine Beine ganz leicht auseinander, sodass er seine Brust zwischen diese schieben... 

Ich schlucke und sehe dann panisch zu den anderen. Zum Glück schaut gerade keiner zu uns.

„Kuno!", warne ich und sehe ihn bemüht tadelnd an. Er grinst nur und starrt auf meinen Bauch, welcher sich durch meine erhöhte Sitzposition direkt vor seinem Gesicht befindet. Dieses senkt er nun, um den Duft meiner Großteils bloßen Beine tief in sich einzusaugen, als er mit seiner Nase darüber streift. Ein Schauder rauscht durch meine Venen, und ich merke, wie augenblicklich mein Atem schneller wird. 

„Nein, Kuno, nicht jetzt! Nicht heute", keuche ich fast atemlos und bemüht leise zu sein, damit niemand uns hört, als er nun auch noch beginnt sanfte Küsse auf meinem Oberschenkel zu verteilen, welcher nur knapp von einer kurzen, leichten Sommerhose verdeckt wird. Zum Glück sind die anderen etwas entfernt.

„Wieso? Gefällt es dir nicht?", will er wissen, ohne jedoch aufzuhören. Stattdessen beginnt er nur noch verführerischer mit seinen Lippen und Zähnen über meine Haut zu fahren. 

„Hh... Kuno, du weißt ganz genau, was ich meine!" Ich kralle meine Finger in seinen dunklen Lockenschopf und schiebe ihn schweren Herzens, doch bestimmt von mir weg. Verdammt, ich will eigentlich, dass er weitermacht. Aber nicht hier. Und jetzt ist auch wirklich etwas anderes dran. Wir sollten uns besser konzentrieren!

Kuno zieht einen Schmollmund und leckt sich dann sehnsüchtig über die Lippen, während sein Blick schon wieder in Gefilde dringt, welche jetzt wirklich nicht zur Debatte stehen sollten. Sein Atem wird schwerer.

Ich greife ihm unters Kinn und hebe damit sein Gesicht an, sodass er mir in die Augen schauen muss. Oh... Er tut es. Verdammt, diese Position, wie er da steht, ist wirklich nicht gerade hilfreich, um standhaft zu bleiben.

So wie er gerade durch seine Wimpern, mit diesen tiefen, hinreißenden Augen zu mir hochsieht, erweckt er wieder einmal den Anschein eines unschuldig daherkommenden Teufelchens mit Heiligenschein. Dieser hat jedoch in Wirklichkeit eher gerade etwas ausgefressen und will nicht, dass man davon Wind bekommt. Vielleicht führt er aber eher auch noch etwas im Schilde?

Ich schmälere misstrauisch meine Augen und komme dann seinem Gesicht mit meinem immer näher, um für das, was ich sage, seine volle Aufmerksamkeit zu bekommen.  

Sein Mundwinkel zuckt und ich erhasche dieses Flackern einer kleinen Flamme in seinen Iriden. Das ist kein gutes Zeichen. Zumindest nicht, wenn wir es schaffen wollen, uns hier und jetzt auf das Wesentliche zu konzentrieren. Nämlich auf den Wald und dass wir nicht alleine sind. 

„Hör mir mal zu, du... du..." Mir fehlen irgendwie die Worte, woraufhin er fragend die Augenbrauen hebt. 

„Ich?"

„Ja genau du!" 

„Ich höre?"

Mist. Ich muss schlucken. Wieso bin ich ihm nochmal näher gekommen? Das war jedenfalls wirklich nicht die beste Idee. 

Er scheint es zu merken, denn jetzt schweift sein Blick zu allem Überfluss auch noch zu meinen Lippen, sodass ich erschrocken meine Augen aufreiße und nun einer Kurzschlussreaktion folgend beide Hände auf seinen Mund presse. 

Ich fühle, wie dieser sich unter meinen Handflächen zu einem amüsierten Grinsen verzieht. 

„Wir müssen uns konzentrieren. Der Wald braucht uns jetzt und zudem sind wir nicht alleine!", erinnere ich ihn, doch scheine mit diesen Worten nicht das Geringste in seinen Absichten zu verändern. 

„Ich weiß", nuschelt er unter meiner Hand und beginnt dann auch noch in deren Innenfläche mit seiner Zunge zu spielen und Küsse zu verteilen.

Schnell ziehe ich sie wieder zurück und muss mich dazu zwingen einen ernsten Gesichtsausdruck zu behalten. Dieser Typ macht mich noch ganz kirre. 

„Ach ja? Du wirkst aber nicht so." 

„Wieso meinst du das?", raunt er jetzt und setzt eine Unschuldsmiene auf. Ich ziehe meine Brauen zusammen. „Kuno!", warne ich leise, doch merke auch, wie mein Verstand langsam droht nachzugeben und wie flüssiger Honig zu zerlaufen.

„Ist dir eigentlich bewusst, dass ich dir so, wie du dich gerade vorbeugst, perfekt in den Ausschnitt sehen kann? Das ist nicht gerade hilfreich, wenn ich mich konzentrieren soll."

Erschrocken reiße ich meine Augen auf und setze mich schnurgerade auf, woraufhin Kunos Schmunzeln sich noch verstärkt.

Er leckt sich flüchtig über die Lippen und lässt seinen Blick dann wieder über meine Beine und Unterleib wandern. Weil dieser Teil meines Körpers seinem Gesicht ja gerade so unglaublich nahe ist, hat er möglicherweise noch nicht einmal eine wirkliche Wahl, wenn er seinen Kopf nicht verrenken will.

Jetzt legt sich seine Hand auch noch auf meinen Oberschenkel und... Bleib stark Anella! 

„Eigentlich kannst du mir nichts vorwerfen. Schließlich bist du es doch selber, welche sich in dieser Position auf den Ast begeben hat. So wie du da sitzt, kann ich doch gar nicht verhindern, dass meine Vorstellungen sich wieder verselbstständigen." Er atmet tief durch, als er bemerkt, dass die Erkundungstour seiner Gedanken jetzt gerade wohl in sehr brenzliche Gefilde dringen, von denen er sich selbst abzuhalten versucht. Ich werde knallrot. 

Diese Reaktion scheint ihn wiederum zu erheitern und ich kann nur allzu genau sehen, dass es ihn wieder anstachelt. Verflixt nochmal.

Ich lege ungläubig den Kopf schief. „Ach ja? Wäre es dir lieber, wenn ich weiter hochklettere? Außerdem warst du selber derjenige, welcher sich hier hingestellt hat, also bist du nicht annähernd so unschuldig an der Situation, wie du tust!" 

Kunos Augen zucken, während er mich nun bei der Taille greift. „Auch wieder wahr. Dir wäre es also lieber, wenn ich nicht zu dir gekommen wäre?" 

Ich antworte nicht, da wir beide wissen, wie diese lauten würde. „Und zu deiner Frage: ich sollte es wohl besser finden, wenn du einfach wieder runterkommst, wobei..." Sein Blick huscht wieder über meine Beine. „Na ja, eigentlich stimmt das auch nicht so ganz, aber es wäre sicher hilfreich, wenn ich mich konzentrieren soll."

In diesem Augenblick hören wir etwas Rascheln, woraufhin Kuno schnell einen Schritt zurückritt. Gerade rechtzeitig, als Vivien und Nick aus dem Gebüsch treten. Unsere Rettung!

Ihre Augen leuchten, als währen gerade die Sterne vom Himmel gefallen und direkt in diesen gelandet. Viviens Haare sind ziemlich zerzaust und ich bin mir nicht ganz sicher, ob es daher kommt, dass sie sich gerade durch das Gestrüpp gewühlt haben, oder vielleicht auch einen anderen Grund bergen. Mein Blick huscht zu Nick, welcher gerade einen vielsagenden Blickabtausch mit Kuno zu halten scheint.

Auch sein Haar sieht ziemlich unordentlich aus. Wenn es daher kommt, wie ich denke, dann stellen sich die beiden um einiges geschickter an, als Kuno und ich. Immerhin sind sie dafür an einen Platz gegangen, wo sie möglichst ungestört sind. Bei diesen Gedanken werde ich plötzlich noch roter.

Hätten Kuno und ich das allerdings gemacht, dann wären wir jetzt mit Sicherheit noch nicht wieder zurück, das weiß ich genau. 

„Und, sollen wir mal etwas essen? Ich habe irgendwie schon ziemlichen Hunger", fragt Vivien und blickt dabei zu dem Felsen, auf welchem Simo immer noch schläft. Nilo und Jim sind jedoch nicht mehr zu sehen. 

Plötzlich bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Hoffentlich hat ersterer von dem eben nichts mitbekommen. Immerhin habe ich keine Ahnung, wie es ihm mittlerweile mit den Gefühlen zu mir geht. Wie es aussieht hat er wohl eingesehen, dass Kuno und ich jetzt zusammen sind, doch muss ich ihm das ja nicht ständig auch noch vor die Nase halten.


***


Aww, hiermit geht es jetzt offiziell mit Band drei weiter und Kapitel zwei wird, denke ich auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. ;D

Ich weiß, ich habe gesagt, dass es hier eher langsam vorwärtsgehen wird, aber... Nun ja, soll es ja eigentlich auch, doch ich bin halt einfach manchmal ein ziemlich ungeduldiger Mensch. xD 

Die Zeit steht mir dabei eindeutig im Weg. xP 

Mal schauen, wie lange ich es aushalte, mich nicht wieder von Schreibfieber mitreißen zu lassen. Ich merke schon, dass es wieder in den Startlöchern sitzt und nur auf den passenden Moment wartet, um zuzuschlagen.  

Aber na ja. Wir lesen uns. Ob bald, oder etwas später. <3 

Was haltet ihr eigentlich von dem bisherigen Verlauf? Ich bin wieder mal super neugierig und freue mich über jeden eurer Kommentare. <3 <3 

Ich hoffe, ihr hattet genauso viel Spaß beim Lesen, wie ich beim Schreiben. <3


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