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54. Unverhoffter Besuch

Erschrocken fahre ich kurz darauf ebenfalls hoch. Was ist passiert? Hat ihn Demari wieder mit Wasser geweckt? Doch ich erinnere mich an seinen Blick. Er wirkte viel eher entsetzt. 

„Tyrian?", frage ich und sehe mich suchend auf der Lichtung um. Warte auf einen Luftzug, oder anderes Zeichen, welches mir verraten würde, dass es ihm gut geht. „Tyrian bist du da?" Ich stehe verwirrt auf und lasse meinen Blick erneut über die Wiese gleiten. „Tyr..." 

Plötzlich spüre ich einen kribbelnden Druck auf meinen Lippen. Es ist die Luft. Sein Element... Versucht er mich jetzt gerade etwa zu küssen? Perplex verharre ich mitten im Wort und blinzele verwirrt. 

Der Druck ist erstarrt. Nicht beweglich. Es fühlt sich eher so an, als würde er mir den Mund zuhalten. Nachdenklich runzele ich meine Stirn. Was könnte das bedeuten? Soll ich leise sein? Dafür gäbe es nur eine einzige Erklärung.

Erschrocken reiße ich meine Augen auf, ehe ich sie schnell wieder schließe und auf meine Umgebung lausche. Die summenden Präsenzen fließen auf mich ein und ich spüre, wie ich mich mit ihnen verbinde. Ich fühle die Erde unter mir, die Bäume, den Wind. Das Pochen eines Herzens... 

Erschrocken fahre ich herum und blicke ins, in Schatten gehüllte Dickicht vor mir. Jetzt weiß ich, dass Tyrian mir wirklich den Mund zugehalten hatte. Meine feinen Nackenhaare stellen sich auf. Da ist jemand. Ein Mann. 

Ein mir ziemlich vertrauter Körper. Ich weiß genau, wo er sitzt. Kuno muss sich direkt hinter dem einen linken Strauch und den Farnen befinden. Weil ich spüre, wo er ist, weiß ich auch genau, wo ich hinsehen muss und entdecke tatsächlich ein kurzes Funkeln, seiner Augen zwischen dem Grün aufblitzen. 

Hätte ich nicht gewusst, wo genau sich diese befinden, hätte ich ihn dort niemals entdeckt. Ich schnappe nach Luft. Wie kann das sein? Wie hat er mich gefunden? Ich habe doch darauf geachtet, dass mir niemand folgt! Verflixt nochmal... 

„Kuno?", höre ich mich sagen, noch ehe ich weiter über meine Worte nachdenken kann. Kurz darauf könnte ich mich für meine Blödheit durchschütteln. Woher soll ich denn, in seinen Augen bitte wissen, dass er es ist? Wie kann ich ohne magische Kräfte denn wissen, dass er sich hinter dem Busch befindet? Ich hätte so tun müssen, als hätte ich ihn nicht bemerkt. 

In meinen Gedanken sehe ich eine Grimasse, welche über meine eigene Unbedachtheit den Kopf schüttelt. Es raschelt und ich höre das Knacken der Äste, als Kuno sich in Bewegung setzt und auf die kleinen Zweige tritt. Ich frage mich, weshalb ich bei diesem Geräusch, eben nicht schon früher aufgewacht bin. 

Kurz darauf erscheint sein dunkelbrauner Haarschopf, ehe er mit gerunzelter Stirn und großen Augen aus dem Schatten der Bäume tritt. Es ist ein sonderbares Abbild, ihn hier auf der verzauberten Lichtung zu sehen. Mein Herzschlag macht augenblicklich wieder diesen verräterischen Sprung.

Er sieht sich suchend um, als erwarte er, dass hier gleich noch jemand auftauchen wird. Ich starre ihn fassungslos an. „Woher wusstest du, dass ich es bin?", fragt er und streift sich etwas angeekelt die Spinnweben von seinen Ärmeln. 

„Nur du machst solch einen Krach, wenn du durch den Wald läufst", entgegne ich und verschränke meine Arme vor der Brust. Dabei verdränge ich die Tatsache, dass mein Körper durch den Schreck vollkommen angespannt ist. Das ist einfach unmöglich. Wie hat Kuno es geschafft, mir unbemerkt zu folgen? 

„Ist das der Platz, wo du jeden Tag abhängst?" Er begutachtet weiter prüfend die Umgebung. „Nein! Aber wie hast du mich gefunden?", frage ich und merke, dass meine Antwort viel zu prompt kam. Ich muss mich konzentrieren, was ziemlich schwer ist, da mein Puls vor Schreck zu rasen begonnen hat. 

„Ganz einfach, ich bin dir gefolgt!" Ein schiefes, listiges Lächeln schmückt seine Lippen, als er das sagt. Und ich sehe ein Blitzen in seinen Augen, welches anscheinend daher rührt, dass sein tückischer Plan aufgegangen ist. „Das glaube ich dir nicht!" Ich sehe ihn auffordernd an. Er soll mir die Wahrheit sagen. 

„Wieso nicht?" „Normalerweise merke ich, wenn mir jemand folgt!" Kunos Augen zucken kurz, während sein Ausdruck noch nachdenklicher wird. Ich muss echt aufpassen, was ich sage! „Ach ja? Dann war ich eben dieses Mal leiser!" Ich presse meine Lippen aufeinander. 

„Sag mir die Wahrheit!", fordere ich und weiß nicht, was ich machen soll. Kuno darf nicht hier sein! „Wieso bist du dir so sicher, dass ich dir nicht einfach hinterhergelaufen bin? Hältst du dich für so unfehlbar?" Er zieht herausfordernd eine Augenbraue hoch. 

„Normalerweise habe ich ziemlich gute Ohren!" Kunos Blick huscht wieder über die grüne Ebene, ehe er einen weiteren Schritt auf mich zuläuft. Im selben Moment weht eine starke Windböe direkt auf ihn zu, sodass es ihm etwas schwerer fällt weiterzukommen. Er runzelt die Stirn und bleibt tatsächlich stehen.

Für einen Moment wirkt er verwirrt, doch dann scheint er sich keine weiteren Gedanken mehr über den Wind zu machen und sieht sich stattdessen abermals um. „Wer ist Tyrian?", fragt er mich auffallend beiläufig und setzt eine scheinbar desinteressierte Miene auf. Seine wachsamen Augen nach wie vor die Umgebung erkundend.

„Was?" Verflucht nochmal, das kann doch nicht wahr sein. Wieso musste er mich auch hören? „Wer soll das sein?", tue ich auf unwissend. „Du hast gerade mit jemandem gesprochen!", stellt er klar und verschränkt seine Arme vor der Brust. Sein eben noch beiläufig klingender Tonfall ist nun einem eher verbitterten gewichen. 

„Du hast diesen Namen schon einmal im Traum erwähnt. Ist das etwa dein heimlicher Liebhaber-Dings?" Ich verschlucke mich beinahe an meinem eigenen Atem. Was? Kurz lasse ich meinen Blick in die Luft gleiten, als Warnung, dass Tyrian sich nicht wieder bemerkbar machen soll. Ich hoffe, dass er mich versteht. 

„Wie bitte?", frage ich und tue so, als wäre das, was Kuno sagt, vollkommen absurd. „Das ist mir jetzt ein bisschen unangenehm zu sagen, aber ich führe manchmal Selbstgespräche, das weißt du doch!" Kuno zieht skeptisch seine Augenbrauen hoch, sodass ich schnell weiterspreche. 

„Tyrian ist eine Figur aus einem Buch und... na ja... keine Ahnung, irgendwie geht er mir nicht mehr aus dem Kopf" Kuno sieht mich schief an. Ich sehe an seinen Augen, dass er mir diese miserable Lüge nicht abkauft. Er wirkt angespannt und vielleicht sogar wütend, auch wenn er es zu verbergen versucht. 

„Welches Buch?" Er glaubt mir eindeutig nicht. „Äh... ich weiß nicht mehr, wie es heißt. Es ist ein Kinderbuch, welches ich mal jemandem vorgelesen habe und habe mir dann den Titel nicht gemerkt. Nur ein paar Charaktere." 

Kuno lächelt halb, während seine Augen jedoch bitter funkeln. Ich bin so eine erbärmliche Lügnerin... Wieso kann mir nicht einfach etwas, nur annähernd Glaubhafteres einfallen? Ich spüre, wie ich rot werde.

„Ach ja?" Sein Blick wandert zu meinen Füßen, über meinen Körper, zu meinen, vom Tanz zerzausten Haaren. Dann weht plötzlich ein Blatt vor seine Augen, direkt in sein Gesicht. Ich werfe dem Wind einen bösen Blick zu. Noch auffälliger kann Tyrian sich ja wohl kaum aufführen. 

Wobei, ich hab ja gut reden. So auffällig wie ich mich verhalte, sollte ich lieber meine Klappe halten. Wieso kann ich nicht einfach eine bessere Schwindlerin sein? Perplex wischt Kuno das Blatt von seinen Augen und sieht sich verwirrt um. 

„Glaubst du etwa immer noch, ich merke nicht, wenn du mich anlügst, Waldmädchen?", fragt er schließlich, als er sich wieder mir zuwendet. Diesmal sieht er mir direkt in die Augen. Ich merke wie ich noch roter werde und ich hoffe inständig, dass Kuno es nicht bemerkt. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass es sinnlos ist. Natürlich sieht er es. Er durchschaut einfach alles.

„Weißt du, was ich glaube?", will er wissen und sieht mich herausfordernd an. Ich ziehe abwartend die Augenbrauen hoch. „Ich glaube dieser... Tyrian ist dieser Typ, mit welchem du angeblich eine Fernbeziehung führst, von welcher niemand etwas erfahren darf, habe ich recht? Der, welcher dein "Geheimnis" ist." Er malt bei dem Wort Geheimnis Gänsefüßchen in die Luft.

Mir stockt der Atem und ich merke wie mir schlagartig die Hitze ins Gesicht schießt. Shit. Jetzt weiß Tyrian, dass ich es Kuno schon erzählt habe. Muss er das auch unbedingt jetzt sagen? „Blödsinn!", streite ich ab, doch weiß jetzt schon, dass es bei Kuno eigentlich keinen Sinn macht.

„Was ist das für ein Typ, wenn ihr euch hier immer heimlich treffen müsst? Gehört er zu irgendeiner kriminellen Bande, oder so, oder ist ein entflohener Straftäter?" 

Ich runzele die Stirn. „Du spinnst. Mit wem soll ich mich hier denn bitte treffen? Wie gesagt, ich führe nur alberne Selbstgespräche! Das hat überhaupt nichts zu bedeuten!" 

Kuno zieht missmutig die Augenbrauen zusammen und kommt einige Schritte näher, woraufhin wieder eine Windböe auf ihn losgeht und er völlig durcheinander mit den Armen fuchtelt, bis ihm auffällt, was er da gerade macht, und wie absurd das eigentlich ist. Mit den Armen kann man Wind normalerweise schließlich nicht aufhalten. 

Er wirkt kurz perplex und schüttelt dann leicht den Kopf. Ich würde Tyrian am liebsten mitteilen, dass er das lassen soll. „Hör auf damit!", sage ich, an beide gleichzeitig gerichtet, was ich Tyrian mit einem kurzen Seitenblick in die Luft verdeutliche. 

„Womit?" Ich sehe Kunos wachsamen Blick auf mir. „Mir hinterherzuspionieren!" Ich erwidere diesen. „Ich will nur ein bisschen alleine in der Natur sein! Ist das so schwer zu verstehen?" Kuno schnauft. „Glaube mir, eine Fernbeziehung kann auf Dauer nicht funktionieren!" 

Diesmal bin ich es, die schnauft. „Kuno, wann hörst du endlich auf damit? Ich will einfach meine Ruhe haben!" Ich sehe ein kurzes schmerzvolles Zucken in seinem Gesicht und bereue sofort, was ich eben gesagt habe. Ich will ihn nicht schon wieder verletzten, doch gleichzeitig darf er nicht hier sein! Das ist viel zu gefährlich. 

Vor allem für ihn, denn so wie ich Tyrian kenne, ist er alles andere als begeistert darüber, dass Kuno mir so weit auf der Schliche ist. Womöglich denkt er noch Kuno gehört zu irgend solchen Jägern. „Kuno, wie hast du mich gefunden?" 

Er sieht abermals suchend den Waldrand ab, ehe er sich mir wieder zuwendet und durchtrieben anlächelt. „Ich sage dir, das war gar nicht so leicht! Laut Google Maps befinden wir uns hier wohl irgendwo im Nimmerland." 

Sein Blick fällt auf die Esche, sodass er diese interessiert inspiziert und ein bisschen näher an sie herantritt. Ich schmälere meine Augen. „Google Maps?" Anscheinend ist der Schutzbann um die Lichtung noch nicht ausreichend groß genug. 

Ich werfe Tyrian, oder besser gesagt der Luft, einen vielsagenden Blick zu. Wir sollten uns wohl darauf konzentrieren, diesen zu erweitern.

„Wow, war das ein Blitzschlag?" Inzwischen steht Kuno direkt vor der Esche. „Mhm", murmele ich zustimmend, während ich, angestrengt seine Bewegungen verfolge. Irgendwie macht es mich nervös, ihn so nahe an der Pforte zu sehen.

Was würde passieren, wenn er sie betritt? Wahrscheinlich nichts, denn schließlich ist er ein Mensch. Dennoch kann ich nicht verhindern, dass ich ebenfalls beunruhigt nähertrete.

„Kuno, pass auf, die hat ganz viel Ruß! Nicht, dass deine Kleidung schwarz wird!" Kuno wendet skeptisch seinen Blick in meine Richtung. „Du machst dir Sorgen um meine Kleidung?" Er zieht amüsiert die Augenbrauen hoch. „Süß."

Ich presse meine Lippen aufeinander. „Dabei ist sie doch ohnehin schon schwarz!", merkt er an und schmälert im selben Moment, etwas seine Augen, als hätten ihn meine Worte neugierig gemacht. Mist, ich darf bei ihm echt nichts sagen.

Dummerweise tritt er jetzt erst recht noch dichter an die Esche. Angespannt, will ich ihn davon abhalten und trete auch näher, doch dann spüre ich plötzlich einen beruhigenden Luftzug an meinem Arm. 

Vielleicht will mir Tyrian damit sagen, dass ich mir keine Sorgen machen brauche? Ich weiß ja, dass er recht hat, aber trotzdem. Irgendwie beunruhigt es mich einfach, Kuno dort zu sehen.

„Die ist vollkommen ausgehöhlt! Warst du da schonmal drinnen?", will Kuno wissen und sieht mich mit neugierig funkelnden Augen an. Als er meinem Blick begegnet, ändert sich sein Ausdruck allerdings auch schon wieder.

„Was frage ich überhaupt. Natürlich warst du!" Für einen kurzen Moment, liegt seine Wachsamkeit auf mir, ehe sich wieder seine Stirn runzelt und er seine Augen erneut, wachsam über die Lichtung schweifen lässt.

„Wo ist er? Kommt er noch?", fragt er plötzlich, sodass ich schockiert meine Augen aufreiße, bis ich merke, dass das wieder einmal ziemlich auffällig war und sie deshalb wieder auf normale Größe zwinge, ehe ich extra verwirrt die Stirn runzele.

„Wen meinst du?" Ich grabe meine Zehen nervös in die Erde. „Tyrian!" Ich tue amüsiert. „Wie soll eine Figur aus einem Buch bitte hier auftauchen?!" Kuno geht nicht weiter darauf ein, sondern läuft jetzt über die Wiese, den Waldrand entlang, als würde er dort alles nach Spuren absuchen.

Schließlich bemerkt er auch die in der Wiese, welche ich durch das Tanzen hinterlassen hatte. Zwar sind sie nicht so extrem, weil mir das Gras immer von selber Platz macht und somit nicht so stark umgetreten wird, doch man sieht, dass sich dort jemand viel bewegt hat.

Kunos Augen folgen der Formatierung wachsam. „Jetzt sag, wie hast du mich gefunden!" Kuno sieht wieder zu mir auf. „Wenn du ganz kräftig überlegst, fällt es dir vielleicht ein!" Er zwinkert grinsend, ehe er sich wieder dem Grasverlauf widmet. 

Ich runzele meine Stirn. „Sag es mir!" Kuno vergleicht die Tanzspuren mit seinen Eigenen und kann anscheinend einen Unterschied feststellen, denn sein Ausdruck wirkt äußerst nachdenklich. 

„Kuno!" 

„Was würdest du denn tun, wenn du jemandem folgen willst?", fragt er stattdessen und sieht mich neugierig an. Ich überlege. Wahrscheinlich würde ich ihn mit meinen Feen-Instinkten aufspüren, aber das ist ganz sicher nicht das, was Kuno gemacht hat.

Er sieht meinen verwirrten Gesichtsausdruck, weshalb seine Lippen sich zu einem schiefen Lächeln formen und er wieder auf mich zukommt, bis er direkt vor mir steht.

„Ganz einfach, Anella, ich habe dich geortet!" Perplex klappt mir der Mund auf. Wie bitte? Ich merke, wie die Wut mich durchzuckt. Das hat er jetzt nicht wirklich getan, oder? Er grinst, als er mein Entsetzen bemerkt.

„Was? So überraschend ist das doch jetzt nicht!" Ich starre ihn einfach nur an, ehe ich meine Augen zu schmalen Schlitzen forme. „Du weißt schon, dass das als Stalking gilt, oder?" Kuno verzieht augenrollend das Gesicht.

„Jetzt übertreibe mal nicht!" „Tue ich nicht! Ich meine es ernst!" Ich kann nicht fassen, dass er das wirklich gemacht hat. Das ist einfach nur... nur... Mir fehlen die Worte. 

Als er bemerkt, dass ich wirklich wütend auf ihn bin, blickt er nachdenklich in die Luft, während er seine Hände in die Hosentaschen schiebt. Auf seiner Stirn hat sich ein gedankenvoller Ausdruck gebildet. 

„Du hast recht, tut mir leid. Normalerweise sollte man so etwas nicht tun." Ich erkenne in seinen Augen so etwas, wie Verständnis aufblitzen. Von Reue allerdings weit und breit keine Spur. Ich schnaube.

„Gut, dass du das auch erkennst!" Ich verschränke meine Arme vor der Brust, während ich mir vorstelle, wie meine Augen Funken sprühen. Er hält diesen jedoch ohne Mühe stand. „Anella, du hast mir doch regelrecht keine Wahl gelassen! Was hätte ich bitte sonst tun sollen?" Plötzlich presst er seinen Kiefer aufeinander. 

„Zuerst deine ganzen Geheimnisse, deine süßen Tränen, all diese Andeutungen und gleichzeitigen Lügen, das Verhalten zur Sonnenwende, dann wirst du überfallen und sagst niemandem etwas davon..." Er selber zuckt zusammen, als er das letzte ausspricht. 

„Dann..." Er stockt, schluckt und reißt seinen Blick wieder von mir los, sodass er mit diesem aufgebracht über die Lichtung schweift und sich mit der Hand verzweifelt durch seine Haare fährt.

Mein Herz bleibt für einen Moment stehen. Zumindest fühlt es sich so an. Plötzlich bekomme ich wieder ein schlechtes Gewissen. So wie er das alles ausspricht, klingt das wirklich nach ziemlich viel, was ihn beschäftigt. Und ich habe in seinen Augen gesehen, dass das noch nicht einmal alles war, was er sagen wollte. Denkt er gerade an unseren Kuss?

„Kuno, ich..." Mist, ich weiß einfach nicht, was ich jetzt tun soll. Sein Blick wirkt so verzweifelt und gleichzeitig entschlossen. Diesmal ist es er, welcher mich anfunkelt, doch es ist nicht Wut, die ich sehe, sondern vielmehr tiefe Überzeugung und noch einiges anderes.

„Anella, letztens hast du gesagt, dass du deinen Sehnsüchten nicht nachgehen kannst, weil du sonst auch andere mit hineinziehen würdest. Wo hinein?! Und wen meinst du?" Ich schlucke. Natürlich musste sich Kuno das wieder merken. Ich hätte niemals mit ihm pokern dürfen!

„Was ist es, wovor du Angst hast?" Er kommt noch einen Schritt näher auf mich zu. „Bitte Anella, ich muss wissen, was los ist! Bedroht dich irgendjemand?" Ich schüttele langsam den Kopf. 

„Nein, so ist es nicht!" Ich starre auf seine Hände, welche sich schon wieder zu Fäusten geformt haben und atme tief durch. „Bitte frage mich solche Sachen nicht! Ich werde dich auch nicht weiter mit solchen kryptischen Andeutungen belästigen, okay!"

Er verzieht sein Gesicht. „Das tust du doch gar nicht. Du kannst kryptische Andeutungen machen, so viele du willst, irgendwann werde ich herausfinden, was du damit meinst!"

Ich schüttele den Kopf. „Nein, Kuno, lass es!" Wieso kann er es nicht einfach so hinnehmen? Wieso will er mein Geheimnis unbedingt aufspüren? Ist es etwa wirklich so, wie er letztens gesagt hatte? Einfach eine Herausforderung, welcher er nicht widerstehen kann?

Ich sehe wieder zu ihm auf. „Was ich dir aber sagen kann ist, dass es mir gut geht. Niemand bedroht mich. Der einzige, welcher im Moment bedroht wird, ist der Wald." Er spannt seinen Kiefer an und ich merke, wie er in meinen Augen nach Antworten sucht. Ob ich auch wirklich die Wahrheit sage.

Um genau zu sein, habe ich ja wirklich recht. Eigentlich werde ich im Moment tatsächlich nicht bedroht. Die Begegnung mit dem Feenjäger war eher ein blöder Zufall und wird nicht wieder vorkommen.

„Wirklich, Kuno!" Er wirkt skeptisch, scheint meine Worte aber auch nicht als Lüge aufzunehmen. „Schwöre es!" Er sieht mir ernst in die Augen, woraufhin ich wieder beginne, nervös mit den Füßen zu zappeln.

„Ich schwöre!" Als ich das sage, scheint er etwas beruhigter zu sein, doch immer noch nicht wirklich entspannt. „Und verrätst du mir jetzt auch, mit wem du vorhin wirklich gesprochen hast?" Er lässt einfach nicht locker. 

„Das habe ich dir doch schon gesagt! Mit mir selbst!" Kunos intensiver Blick bleibt unverändert. „Kannst du das auch schwören?" Ich presse meine Lippen aufeinander. „Kuno, jetzt wird es langsam albern!" Er schmälert seine Augen.

„Wusste ich's doch!" Schon wieder ertastet er, mit seinem Augenlicht, wachsam die Umgebung. „Dann glaub halt, was du willst, aber vielleicht solltest, zur Abwechslung mal du mir ein Versprechen geben!" 

Er wirkt irritiert. „Schwöre mir, dass du mich nie mehr orten wirst! Das ist echt nicht okay!" Er zieht die Augenbrauen hoch. „Tut mir leid, da muss ich passen!" Wie bitte? Mein Mund klappt auf. Ich dachte, er hätte verstanden, dass man das nicht macht.

„Kuno!", brumme ich drohend, woraufhin seine Mundwinkel schon wieder ganz leicht nach oben wandern. „Schwöre es!", beharre ich. „Ich sage dir, dass ich mir vornehme, es nicht mehr zu tun, versprechen kann ich das allerdings nicht. Wer weiß, ob du irgendwann wieder plötzlich verschwindest und dann meine Hilfe brauchst!"

Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. „Ich brauche keine Hilfe!" Er legt leicht den Kopf schief und ich spüre, wie die Wut erneut in mir hochkocht. Bevor ich ihm wieder irgendetwas Unüberlegtes an den Kopf werfen kann, wende ich mich abrupt an und laufe über die Wiese.

Beruhige dich, Anella! Es ist nur Kuno! Kuno, auf der Lichtung... Kuno, welcher mich ortet und ganz eindeutig vorhat meinen Mysterien auf den Grund zu gehen. Kuno, welcher mich wahnsinnig macht und mich auch noch dabei ertappt hat, wie ich mit Tyrian rede, welcher ihn im Übrigen jetzt auch kennengelernt hat.

Es ist nur der Mann, welchen ich geküsst habe. Und das nicht nur einmal. Und der, wegen welchem ich die ganzen letzten Nächte nicht mehr richtig schlafen konnte. Kuno, welcher mich bis aufs Blut reizt und das in jeglicher Hinsicht. Himmel, Blitz und Donner nochmal.

Ich presse wütend meine Zähne aufeinander und betrachte die, im Wind raschelnden Blätter der Esche. Es ist Tyrian, welcher uns anscheinend von dort beobachtet. Als mein Blick zu ihm gleitet, kommt das Rascheln näher und flüstert sich hinunter durch die Wiese auf mich zu.

Er ist zurückhaltender, das merke ich sofort, was mich augenblicklich verunsichert. Der Wind sammelt sich vor mir. Ich sehe es an den Blütenpollen, welche sich in einem Wirbel in die Luft erheben. 

Ich trete vorsichtig einen Schritt auf ihn zu und halte meine Hand in seinen Luftzug. Daraufhin merke ich, wie dieser tröstlich über meinen Arm gleitet und ich sofort ein bisschen entspanne. 

„Sind das nicht die Blumen, die wir die ganze Zeit suchen?", höre ich Kunos erstaunte Stimme hinter mir. Langsam und immer noch ein bisschen gereizt drehe ich mich wieder zu ihm um. Da steht er. In dem Licht der goldenen Sonne. Seinem dunklen lockigen Haar und klugen Augen.

Diese hat er leicht aufgerissen und ich sehe, wie ein Anflug von Erstaunen sich in ihnen abzeichnet. „Ja, ich weiß!" Er sieht mich überrascht an. „Seit wann?" 

Ich weiche seinem Blick aus. „Schon eine Weile." Er runzelt irritiert die Stirn. „Und trotzdem gehst du mit mir in den Wald, suchen? Warum?!" Ich knabbere an meiner Lippe herum.

„Na ja... Ich hatte gehofft, dass wir noch einen anderen Ort finden!" Er sieht mich wieder auf diese Weise an... also... als wollte er mich ergründen und ich bin mir sicher, er versucht es auch gerade. Natürlich. Das scheint eine seiner Lieblingsbeschäftigungen zu sein. Allerdings kann ich nicht abstreiten, dass es mir anders herum genauso geht.

Ich wende mich schnell unruhig der Esche zu. Oder doch lieber der Luft? Tyrian? Nein, besser nicht. Sonst glaubt er noch, ich bitte ihn einzugreifen, also richte ich doch schnell meinen Blick runter auf meine Füße.

„Und wieso, wenn du diese Pflanzen sogar schon gefunden hast? Hier wimmelt es doch gerade nur so nach Leben! Du weißt doch, dass wir in dieser Hinsicht echt keine Zeit verlieren sollten!" Er wirkt sichtlich verwirrt.

„Ja, ich weiß..." Ich spiele mit meinen Fingern an einem langen Grashalm herum. „Aber?" An seiner Stimme höre ich heraus, dass er jetzt genau aufpasst. „Es ist nur... Wenn zu viele Menschen hier herkommen, ist der Ort nicht mehr derselbe."

Kuno runzelt nachdenklich die Stirn. „Aber meinst du nicht, dass er erst recht nicht mehr derselbe Ort wäre, wenn hier stattdessen alles abgeholzt würde?" Ich zucke bei seinen Worten zusammen. Das soll er nicht aussprechen! Nicht hier! Tyrian streichelt mich wieder sachte über den Arm und bereitet mir damit eine tröstliche Gänsehaut.

„Ja, das schon! Diesen Ort hier zu verraten, wäre ja auch mein Plan B, falls wir woanders keine derartigen Pflanzen finden können." Ich zucke vor meinen eigenen Worten zurück. Diesen Ort verraten... Ja, es fühlt sich wirklich so ein bisschen an, wie Verrat. 

Die Pflanzen haben sich nur herausgetraut, weil sie sich hier sicher und willkommen fühlen. Wer weiß, ob sie überhaupt bleiben würden, wenn eine andere Energie sich hier ausbreitet. Kuno mustert mich eingehend.

„Dir liegt viel an diesem Ort, stimmts?" Ich nicke. Einen Augenblick ist Stille, ehe Kuno wieder etwas sagt. „Na ja, wenn es hier schon so einen Ort gibt, dann haben wir vielleicht Glück und treffen in der Nähe noch auf weitere.

Aber wir sollten, glaube ich, nicht zu lange warten, falls wir keinen anderen finden", überlegt er und mustert dabei aufmerksam meine Mimik. Ich nicke erneut. „Ja, da hast du recht!"

Er schürzt die Lippen, ehe er seinen Blick wieder abwendet und stattdessen zu der Esche sieht. „Verrätst du mir eine Frage, wenn ich dir dafür verspreche, dich nicht noch einmal zu orten?" Ich schlucke. Was könnte das sein, was er fragen will? Sollte ich zustimmen? 

Ich sehe unsicher in die Luft, doch dieses Mal bleibt Tyrian stumm. Er überlässt mir wohl die Entscheidung, oder weiß selber nicht, was besser wäre. „Kommt darauf an." Ich verschränke die Arme vor der Brust.

Kuno presst seine Lippen aufeinander und schluckt, während er meinem Blick ausweicht. „Hast du... also hast du vorhin zuerst gedacht, dass ich... dass ich, er bin? Wartest du hier gerade auf ihn?"

Scheiße... wieso fragt er mich ausgerechnet das? „Nein." Kuno sieht mich forschend an. „Habt ihr euch hier denn schonmal getroffen?" Ich schlucke. „Ja."

Er presst seinen Kiefer aufeinander. „Dann bist du hier, weil du ihn vermisst?" Oh, Kuno, wieso fragst du das? Ich will ihm darauf nicht antworten und gleichzeitig weiß ich noch nicht einmal, was die richtige Antwort wäre. 

Im Grunde, stimmt das ja sogar, doch gleichzeitig auch wieder nicht. Ich habe eigentlich nichts dagegen, dass Tyrian und ich in unterschiedlichen Welten leben. Abgesehen von ein paar Momenten, wo ich mir etwas anderes gewünscht habe. 

Doch so, wie es ist, fühle ich mich mit meinen Gefühlen noch relativ sicher und ihnen nicht so hilflos ausgeliefert, wie das bei Kuno immer der Fall ist. Bei diesem Gedanken merke ich, wie mein Herz augenblicklich wieder beginnt schneller zu pochen.

Unruhig fummele ich mit meinen Fingern an dem Kleid. 

„Ich bin hier, weil ich diesen Ort liebe. Er bedeutet mir viel, wie du selber gerade schon bemerkt hast." Ich glaube, Kuno beißt sich gerade auf die Zunge. Bin mir aber nicht sicher. 

„Wird er herkommen?" Ich merke, wie viel Mühe es ihm bereitet, diese Worte ruhig auszusprechen.

„Das kann er nicht."


***

Hi ihr Lieben. Aaah, jetzt hat Kuno tatsächlich die Lichtung gefunden und Tyrian hat ihn auch kennengelernt. Ich bin super gespannt, was sie jetzt machen werden.

<3

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