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50. „Kannst du mich bitte etwas anderes fragen?"

„Kuno!", hauche ich, schaffe es aber nicht ihn wegzudrücken, geschweige denn ihm zu sagen, dass er aufhören soll. Stattdessen sammele ich all meine Kraft zusammen, die ich besitze, um ihm jetzt nicht auch noch meine Lippen bereitwillig zu öffnen. 

Denn dann...

„Oder das hier?", flüstert er leise an meinen Mund und beginnt leicht an meiner Unterlippe zu knabbern. „Sag mir, dass du es nicht willst und ich höre auf!", raunt er, wodurch mich ein lodernd heißer Schauder durchfährt. 

Bevor ich antworten kann, verschließt er meine Lippen allerdings auch schon wieder mit seinen, sodass es mir ohnehin unmöglich ist. Ich könnte ihn wegdrücken, aber ich tue es nicht. Ich kann es nicht. Stattdessen muss ich aufpassen, ihn nicht wieder an mich heranzuziehen. 

So wie eben, als wir an der Wand... Und dann... er... und... „Sag es mir! Sag mir, dass du nicht so empfindest", raunt er mir in den sanften Kuss hinein, welcher so unglaublich zärtlich ist. Er erinnert an das Gefühl, wenn einem angenehm warmes Wasser über die Haut läuft. Wie soll ich denn bitte jetzt etwas sagen?

Ich schaffe es doch noch nicht einmal zu atmen, geschweige denn meine Gedanken bei mir zu behalten. Das einzige, was ich spüre, sind seine sanften Lippen auf meinen, welche mir jeglichen Verstand rauben und mich einfach verrückt machen. Genau wie der Wunsch, dass sie nie mehr davon runtergehen sollen.

„Sag..." Er bricht ab und ich höre, wie seine Stimme zum Ende hin eher ein Keuchen ist. Plötzlich wird sein Atem tiefer und schwerer, ehe er seine Lippen mit Nachdruck auf meine presst. Es ist anders als eben noch. Verzweifelter, drängender.

Ich fühle, wie mein Herzschlag schneller wird und versuche angestrengt meine Lippen still zu behalten, weil sonst... Oh... zu spät...

Es ist alles zu spät, ich fühle nur noch ihn. Ihn und uns, wie wir... Oh Kuno...

Alles in mir beginnt zu rauschen. Er ist berauschend und wenn ich nicht aufpasse, dann gelange ich noch in einen tosenden Wasserfall. Er ist das Wasser und ich bin der Fels, dessen Verstand er durch seine aufbrausende Beständigkeit immer weiter wegspült, sodass einzigartige Formationen und Höhlensysteme entstehen. 

Neue Räume in denen man drin baden und sich entspannen kann. Es kommt mir vor, als würde ich immer leichter werden, bis ich schließlich an die Wasseroberfläche steige und von ihm davongetragen werde. Ich habe keine Ahnung, wohin. Es ist irgendwie nicht mehr möglich zu begreifen, was hier geschieht, geschweige denn es zu verhindern.

Ich bekomme nur noch mit, wie wir wieder aufs Sofa fallen. Er liegt auf mir. Es gibt kein Entkommen. Weder in mir noch außerhalb. Irgendwann ist sein Shirt dann wieder ausgezogen und meine Hände auf seiner glatten Haut, während sich seine unter meinem Kleid befinden und dort ebenfalls ausgiebig meinen Körper erkunden. 

Dieser Kuss geht so lange, bis die Erschöpfung von uns Besitz nimmt. Oder zumindest von mir. Ich habe viel zu lange schon nicht mehr geatmet und wenn ich es dann doch tue, dann nur viel zu kurz und flach, da unsere Lippen es nicht sehr lange schaffen, ohne einander auszukommen.

Ich dämmere langsam in einen süßlichen Halbschlaf, in welchem ich immer wieder seine Lippen auf mir fühle, bis ich nicht mehr weiß, ob das jetzt noch real, oder schon ein Traum ist.


***

Ich erwache durch irgend so ein nerviges Klingeln, welches sich penetrant in mein Bewusstsein drängeln will. Zuerst weiß ich überhaupt nicht, wo ich bin, was passiert ist und woher dieses warme Gefühl an meiner Wange kommt, bis ich tief einatme und sofort den einzigartigen Duft identifiziere. 

Kuno! Er ist hier. Ich bin hier. Wir sind hier und haben... Erschrocken öffne ich meine Augen und starre direkt auf seine nackte Brust und Hals, da ich mit meinem Kopf auf seine Schulter gebettet bin.

Oh Gott, wir haben wirklich... uns geküsst. Wieder und wieder und immer wieder. Ich bin so erstarrt, dass ich mich erst einmal gar nicht traue zu atmen. Das Klingeln im Hintergrund hält an, doch schafft es nicht weit genug in den Vordergrund meiner Wahrnehmung zu gelangen.

Langsam, ganz langsam bewege ich meinen Kopf und sehe direkt in zwei tiefbraune Augen, welche mich auf unergründliche Weise anschauen. Es ist nichts daraus abzulesen. Einfach nichts. Rein gar nichts. Oh Gott. Ich weiß nicht, ob das jetzt ein gutes, oder schlechtes Zeichen ist. Ich befürchte letzteres, aber weiß noch nicht einmal genau, wieso.

Wir sehen uns einfach nur an, bis ich meine Augen schließe und tief durchatme. Wie ist das passiert. Kuno...!  Als mir durch die geschlossenen Lider wieder Bilder erscheinen, von unseren Lippen, unseren Körpern, welche... Schnell reiße ich sie wieder auf und starre in die Luft.

Mein Herz pocht schnell und ich versuche angestrengt zu überlegen, was ich jetzt machen kann, bis mir das Klingeln wieder ins Bewusstsein rückt. Ist das etwa mein Handy? Der Person, welche da anruft, scheint es ziemlich wichtig zu sein. 

Vollkommen neben mir springe ich taumelnd auf und stolpere zu meiner Tasche, welche immer noch auf dem Flur liegt. Kuno hält mich dabei nicht zurück. 

Als ich abheben will, sehe ich den Namen meiner Mutter auf dem Display. Verdammt, ich weiß nicht, ob ich bereit bin jetzt mit ihr zu sprechen. Doch ehe ich mich davon abhalten kann, hat mein Daumen auch schon auf annehmen gedrückt. 

„Anella?", höre ich sie am anderen Ende der Leitung sagen. Ist sie sauer? „Äh... ja?" Was ist denn bitte mit meiner Stimme los? Sie hört sich irgendwie ganz anders an als sonst. Ganz heiser und irgendwie... Ich weiß auch nicht.

„Wo bist du?" Ich schlucke. Wieso will sie das wissen? „Was?" Ich höre, wie sie tief durchatmet. „Sag mal, weißt du, wie spät es ist?!" Als sie das sagt, huscht mein Blick rasch zu den Fenstern, bis ich ertappt feststelle, dass es schon dunkel ist. Oh...

Kuno kann ich jedoch nicht sehen, da er wohl immer noch schweigend auf dem Sofa liegt und somit hinter der Lehne aus meinem Blickfeld verschwindet. Ob er es jetzt nicht mehr erträgt, mich anzusehen?

Ich schlucke, bei diesem Gedanken und wieder wird mir bewusst, dass ich es ihm vorhin tatsächlich gesagt habe. Mir wird augenblicklich wieder schwindelig. „Anella?" 

„Hm?" „Sag mir jetzt, wo du bist!" Ich schlucke. „Äh... nur bei Freunden", lüge ich. „Tut mir leid, ich bin wohl irgendwie eingeschlafen. Ich komme jetzt, ja?" Mensch, das mit dem Hausarrest fühlt sich irgendwie nicht mehr so ganz stimmig an. So langsam, finde ich, habe ich diesen ausgeharrt und sollte wieder selber entscheiden, wann ich abends zurückkomme!

Ich werde nachher mal mit ihr darüber sprechen, doch im Moment kommt es mir als Ausweg zugute, schnell zu verschwinden.

Kuno hat sich immer noch nicht nach mir umgesehen, also hat er vielleicht wirklich nichts dagegen, wenn ich jetzt gehe. Vielleicht will er das sogar? Mein Bauch krampft sich zusammen, während ich unruhig mit meinen Füßen auf dem Boden herum knete.

„Also bis gleich!", krächze ich und lege im selben Atemzug auch schon auf. So langsam sickert die Wahrheit immer dicker und schwerer in den Raum. Wie konnte das alles passieren?

„Ich... das war meine Mutter...!" Kuno rührt sich immer noch nicht, sodass ich mir unsicher auf die Lippe beiße, ehe ich weiterspreche. „Also... also ich sollte dann jetzt gehen!" Wieder keine Reaktion. In meinem Bauch krampft es sich zusammen. Oder ist er wieder eingeschlafen?

Nein. Ich weiß, dass er wach ist. Er hört ganz genau hin, was ich sage, das weiß ich. Darum sage ich jetzt am besten gar nichts mehr, sondern schnappe mir stattdessen einfach meine Tasche und verschwinde, ohne ein weiteres Wort aus seiner Wohnung. 

Meine Beine fühlen sich merkwürdig wackelig und zugleich vollkommen unter Spannung an, als ich die Treppe nach unten tapse. Wieso hat er mich nicht aufgehalten, oder etwas gesagt? Sind ihm die Worte, dass ich jemand anderes liebe erst jetzt richtig zu Bewusstsein gestiegen, sodass er es jetzt doch bereut mich geküsst zu haben?

Will er jetzt überhaupt noch mit mir befreundet sein? Können wir das überhaupt, nach dem, was alles passiert ist? Sofort werde ich wieder von den Empfindungen überrollt, und wäre dabei beinahe bei Rot über eine Ampel gelaufen, hätte ein Mann mich nicht im letzten Moment am Arm gepackt und davon zurückgehalten.

Im ersten Moment denke ich, dass es vielleicht Kuno ist, welcher es sich doch anders überlegt hat, doch als ich mich umdrehe, ist es jemand vollkommen Fremdes. Ich sehe betreten auf den Boden, ohne einmal ein Danke herauszubekommen. Ich weiß, das ist unhöflich, doch der Kloß  in meinem Hals, lässt es einfach nicht zu.

Wie soll ich denn jetzt nach Hause kommen? Ich kenne mich in der Stadt nicht richtig aus. Erst recht nicht, wenn ich so durcheinander bin. Kurz schließe ich die Augen, um mich zu sammeln. 

„Jetzt kannst du laufen. Es ist grün!", meint der Mann von eben und schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln. Ich nicke, brauche jedoch noch einen kurzen Moment, ehe ich begreife, was er gesagt hat und mich blinzelnd in Gang setze. 

Ich sehe, wie er sich ein weiteres Lächeln unterdrückt und nun ebenfalls die Straße überquert. Da wir uns hier direkt in der Stadt befinden, ist es durch die Straßenlaternen und Geschäfte hell erleuchtet. 

Mit der Straßenbahn fahre ich an einen Ort, von welchem ich auf jeden Fall nach Hause finde, bis ich dann schließlich so gegen halb elf vor unserer Tür stehe. Ich hoffe, dass man mir nicht wieder zu sehr ansieht, dass ich jemanden geküsst habe.

Schnell fahre ich mit meinen Fingern durch die zerzausten Haare und versuche sie damit zu entwirren, was aber nicht so wirklich funktionieren will. Dann zupfe ich mein Kleid zurecht, atme tief durch und öffne mit klopfendem Herzen die Wohnung. 

Meine Mutter erwartet mich natürlich bereits, wirkt aber nicht so sauer, wie ich befürchtet habe. Stattdessen zieht sie wissend ihre Augenbraue hoch. Mist. Wie es scheint, kann man es mir tatsächlich ansehen. 

„Du warst also bei Freunden?" Ich antworte nicht, sondern laufe stattdessen in die Küche, um den Abwasch zu machen, damit ich sie nicht ansehen muss. Leider muss ich feststellen, dass es keinen mehr gibt. 

„Ja, ich habe für die Schule gelernt und sie haben mir dabei geholfen!" Ich will ihr irgendwie nicht sagen, dass ich bei nur einem Freund war, denn das würde sie sicher wieder falsch deuten, auch wenn ich weiß, dass sie es eh schon weiß.

„Soso." Ich befülle mir ein Glas mit Wasser und atme tief durch, ehe ich mich ihr wieder zuwende. „Mama?" Sie sieht mich offen an. „Ja?" 

"Denkst du nicht, dass wir das mit dem Hausarrest vielleicht langsam mal lassen können? 

Ich habe natürlich nicht vor, wieder bis spät in die Nacht nicht da zu sein und ich werde auch darauf schauen, dass ich wieder genügend Schlaf bekomme, aber ich möchte wieder selbst entscheiden, wann ich nach Hause gehe. 

Ich habe ohnehin eh nur darauf eingewilligt, weil ich wusste, dass es wichtig für mich ist diesen Schlaf nachzuholen und weil ich diese Ruhe brauchte. Ich brauche sie zwar immer noch, aber ich möchte mir diese nicht mehr im Rahmen von Hausarrest geben, sondern selber!"

Meine Mutter sieht mich lange an, bis sie schließlich irgendwann nickt. 

„Okay. Wenn du ab jetzt wirklich auf dich achtest!" Ich nicke. Eigentlich brauche ich keine Erlaubnis von ihr. Ich würde es jetzt so, oder so tun, doch ich fand es trotzdem wichtig, es ihr zu sagen.

Als ich schlafen gehe, fällt mir das Amulett wieder ein, welches immer noch auf der Lichtung in der Esche hängt. Das heißt, ich werde Tyrian heute in der Nacht nicht begegnen, worüber ich irgendwie ziemlich erleichtert bin. Dafür fühle ich mich nämlich definitiv noch nicht bereit.

Ich wüsste nicht, wie ich mich verhalten soll, nach dem, was heute alles passiert ist. Oh Himmel, was wäre passiert, wenn ich vorhin, wo ich eingeschlafen bin, das Amulett umgehabt hätte und zufällig Tyrian begegnet wäre? Kurz nachdem ich Kuno leidenschaftlich geküsst habe. Man hätte es mir mit hundert prozentiger Sicherheit angesehen und würde es auch jetzt noch...

Himmel... Tyrian! Ich ziehe tief die Luft ein, als mir dieser Gedanke gewaltig ins Bewusstsein rückt und sich das schlechte Gewissen in mein Herz frisst. Wie konnte ich nur? Ich wollte so etwas niemals machen. 

Kuno weiß jetzt, dass ich jemanden liebe. Ich habe ihm die Wahrheit gesagt, aber Tyrian weiß andersherum noch nicht, dass ich Kuno geküsst habe. Und das nicht nur einmal... und auch nicht nur geküsst, sondern...

Ich muss mich an meinem Schreibtisch abstützen, da mir plötzlich wieder schwindelig ist. Das, was ich heute empfunden hatte, habe ich noch nie zuvor gespürt. Das war einfach... Ich finde gar keine Worte dafür und gleichzeitig weiß ich nicht, ob das an Kuno selber liegt, oder daran, dass mich zuvor noch nie jemand so berührt hatte.

Aber ich weiß auch, dass da etwas ist. Etwas viel zu mächtiges. Und zwar schon von Anfang an. Alleine schon das Gefühl, wenn er mich ansieht. Wenn ich seine Stimme höre und was es mit meinem Herz anstellt, wenn ich wieder irgendwelche Erkenntnisse in seinen Augen aufflattern sehe. 

Das alles sprudelt durch meinen Kopf, sodass ich mich erst einmal setzen muss. Ob ich es Tyrian sagen sollte? Ich kann ihn schließlich nicht auch noch belügen. Tyrian war bisher der, welchem ich eigentlich fast alles anvertrauen konnte. 

Er war derjenige, welcher immer für mich da ist, welcher mich versteht und unterstützt. Mein sicherer Hafen, im Trubel der aufbrausenden Welt, in welcher ich mich sonst so verliere. Doch was, wenn ich es ihm jetzt sage und er sich von mir trennt?

Was, wenn er sich abwendet und wir uns nicht mehr auf der Lichtung treffen würden. Zwar weiß ich nicht, ob Tyrian so etwas tun würde, doch wer weiß? Ich könnte ihn nicht einmal suchen und ihn davon überzeugen, dass es mir leidtut. Ich würde ihn vielleicht auf immer verlieren und das...

Ich merke, wie mir die Luft zum Atmen entrissen wird und heiße Tränen aus meinen Augen schießen. Der Kloß in meinem Hals schwillt an und drückt mir unangenehm aufs Herz. Aber wie soll ich so weitermachen? 

Kann ich es ihm überhaupt verschweigen? Aber was könnte ich ihm sagen, ohne dass er denkt, dass ich nicht mehr mit ihm zusammen sein will? Außerdem bin ich mir ja selber noch nicht einmal klar darüber, wie es in mir eigentlich aussieht, denn Kuno kann ich genauso wenig verlieren!

Was ist, wenn ich es Tyrian nicht sage? Kann ich das überhaupt? Ich würde mir vorkommen, wie eine Lügnerin und ich hasse dieses Gefühl! Bevor ich darüber nachgedacht habe, was ich tue, stehe ich schon vor der Zimmertür meiner Mutter und klopfe leise an.

„Ja?" Vorsichtig spähe ich in den Raum, welchen ich schon Ewigkeiten nicht mehr betreten habe. „Hi, darf ich ein bisschen zu dir kommen?", frage ich ein wenig unsicher. Auf dem Gesicht meiner Mutter erscheint ein warmes Lächeln, während sie nickt und auf ihrem Bett zur Seite rutscht, um mir Platz zu machen.

Ich schleiche zu ihr und setze mich etwas unwohl auf die Bettkante. Dann fummele ich mit meinen Fingern an dem Schlafkleid herum und knabbere gedankenverloren an der leicht geschwollenen Unterlippe, welche mir das Thema nur wieder allzu präsent verdeutlicht.

Meine Mutter deutet an, dass ich ruhig noch näher rutschen und mich zu ihr ins Bett legen kann, doch ich brauche noch ein bisschen. Ich muss mich konzentrieren und überlegen, wie ich am besten meine nächste Frage formuliere.

Schließlich atme ich tief durch, ehe ich meine Mutter wieder ansehe. „Darf ich dich etwas fragen?" Sie sieht mich nachdenklich an. „Natürlich." Ich schnappe mir erneut Luft, weiß aber nicht mehr so ganz, wie man richtig ausatmet, bis ich es verzögert irgendwie hinbekomme.

„Also..." Ich zögere, ehe es schließlich direkt aus mir herausplatzt. „Bereust du es manchmal, dass du Steve die Wahrheit nicht schon sofort gesagt hast?" Auf der Stirn meiner Mutter bildet sich sofort eine tiefe Falte und diesmal weicht sie meinem Blick aus, während sie fest schluckt. 

Sie antwortet nicht gleich, sodass sich eine ungeheure Stille über uns legt und ich glaube, dass sie sich schon wieder verschließt, bis sie mich überrascht. „Doch, das tue ich! Jeden Tag." 

Bei dem Klag ihrer Stimme und ihren Worten, merke ich, dass mich tiefe Trauer überkommt. Sie liebt ihn immer noch, auch wenn sie es nicht so zeigen kann. „Hast du ihm das gesagt?" Meine Mutter reißt die Augen auf und sieht mich auf eine Weise an, als würde sie gleich wieder zumachen, um sich vor ihren eigenen Emotionen zu schützen. 

Ich muss wohl vorsichtig sein, was ich sage. „Mit deinem Vater... also, mit Steve, meine ich, habe ich momentan nicht ein sonderlich gesprächiges Verhältnis", erklärt sie mir unnötigerweise. Als ob ich das noch nicht gemerkt hätte. 

„Und würdest du das gerne ändern?" Ich sehe, wie meine Mutter verkrampft. „Anella, lass das mal meine Sorge sein, okay!" Ich sehe, wie sie wieder die altvertrauten kalten Schotten nach unten ziehen. 

Enttäuscht starre ich auf die Bettdecke. Vielleicht war es doch nicht so eine gute Idee, mit ihr zu sprechen, wenn sie jetzt nur wieder abweisend wird? „Wieso fragst du mich das eigentlich? Bist du selber gerade in so einer Situation?" 

Ich presse meine Zähne aufeinander. Jetzt will ich auch nicht mehr mit ihr darüber sprechen. Wieso sollte ich mich ihr öffnen, wenn sie sich mir verschließt? Ich spüre, wie sich mir Tränen in die Augen bahnen.

„Nein, schon gut!" Ich rappele mich auf und will schon aus der Tür verschwinden, als meine Mutter mich davon abhält. „Warte!" Ich halte inne, lasse meine Hand jedoch auf der Türklinke. „Du kannst es mir ruhig erzählen!" Ich überlege.

„Schon okay!" Dann trete ich aus der Tür und flüchte schnell zurück in mein Zimmer. Kurz darauf kommt meine Mutter jedoch nachgefolgt. Kann sie nicht anklopfen? Immerhin habe ich das bei ihr auch gemacht.

Verdammt, jetzt sieht sie natürlich, dass ich weine. „Schatz, was ist los?" Sie tritt an mich heran, doch ich weiche ihrem Blick aus. Jetzt bin ich plötzlich also wieder ihr Schatz. Sie streift mir über den Rücken, woraufhin ich mich verspanne.

Ich weiß auch nicht genau, weshalb ich jetzt so reagiere. Es ist wohl irgendeine alte, tiefe Wunde, welche sich wieder geöffnet hat. Eine Weile ist Stille. „Natürlich würde ich das gerne ändern, Anella! Aber ich weiß nicht, wie!"

Erstaunt sehe ich sie nun doch wieder an. „Ich bin mir sicher, Steve würde mir auch zuhören, aber ich weiß nicht, ob ich dann die richtigen Worte finden würde und habe Angst davor, wenn er mir dann sagt, dass es vorbei ist. Dass er mir nicht verzeiht. Ich bin ein ziemlicher Feigling, weißt du!" 

Meine Mutter hat ihren Kiefer angespannt und scheint ihren Tränen jetzt auch nahe zu sein. Ich schweige, weil ich nicht weiß, was ich darauf sagen soll. Ich kann sie total verstehen. Ich bin nämlich auch ziemlich feige. Sollte ich es Tyrian also sagen? Aber ist diese Situation denn überhaupt die gleiche, wie die bei meiner Mutter?

Bei ihr wahr es schließlich nur ein versehentlicher Seitensprung. Sie wurde vom Feenzauber berührt und es hat ihr nichts weiter bedeutet. Doch das mit mir und Kuno ist etwas vollkommen anderes. Es bedeutet mir etwas! Mehr, als ich mir eigentlich eingestehen will. Viel mehr! Viel, viel mehr...

Ich keuche leicht, als mein Herztakt wieder überhandzunehmen droht. Wenn Kuno mir nichts bedeuten würde, dann wäre es vergleichsweise ein leichtes, Tyrian die Wahrheit zu sagen. Zumindest so in meinem Verstand. Doch so...

Was soll ich Tyrian sagen? „Ich habe jemanden geküsst und es bedeutet mir etwas, aber ich will trotzdem mit dir zusammen blieben?" Ich merke, wie mir wieder schwindelig wird. Das ist auf keinen Fall das, was ich ihm sagen sollte. 

Und dann ist da auch noch diese verflixte Tatsache, dass ich nicht aufhören kann an Kuno zu denken. Dass ich mir wünsche, dass er mir vorhin gefolgt wäre und wir uns einfach wieder küssen würden. Doch gleichzeitig könnte ich mich dafür rügen, weil dieser Wunsch einfach nur durch und durch egoistisch und kurzsichtig ist. 

Immerhin habe ich Kuno vorhin gesagt, dass ich jemanden anderes liebe, also was erwarte ich? Dass er es einfach ignoriert? Dass wir einfach so weitermachen wie vorher, obwohl ich genau weiß, dass das nun unmöglich ist?

Und dann sein  Gesichtsausdruck... Der geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Irgendwie würde ich jetzt so gerne mit Vivien darüber reden. Früher haben wir das immer so gemacht, wenn uns etwas belastet hat, oder wir nicht weiter wussten. Doch schließlich kann ich ihr auf keinen Fall von Tyrian erzählen, was die ganze Sache grundlegend verkompliziert.

„Aber verlierst du Steve nicht erst recht, wenn ihr nicht darüber redet? Wenn du ihm all das sagst, was du mir gerade gesagt hast, dann gibst du ihm doch wenigstens eine Wahl!" Fiona weicht meinem Blick aus.

„Ich weiß... Aber es könnte auch sein, dass er geht und diese Worte dann von ihm ausgesprochen zu hören..." Sie stockt und atmet dann tief durch. „Aber du hast recht, ich weiß das. Es ist nur..." Sie spricht nicht weiter. Wie es aussieht, scheinen ihr die Ausreden auszugehen. Ich verstehe sie so gut. 

Ich streife ihr leicht über den Rücken, was ihr ein trauriges Lächeln entlockt. „Aber jetzt zu dir! Was ist passiert? Was ist es, was du ihm sagen, oder nicht sagen willst?" Ich schlucke. „Nicht ihm... Kuno habe ich schon zu viel gesagt... Es ist..." Ich atme tief ein, als ich daran zurückdenke. War es ein Fehler, ihm die Wahrheit zu sagen? Aber anders hätte ich einfach nicht weitermachen können.

„Kuno?" Mist. Wieso verplappere ich mich andauernd. Das Gesicht meiner Mutter verzieht sich sorgenvoll. „Und er hat deine Gefühle nicht erwidert?" Perplex blinzele ich sie an. Wie bitte? Denkt sie etwa, ich hätte Kuno meine Liebe gestanden? 

„Nein. Nein, es ist ganz anders!" Wieso denkt sie immer, dass ich die unschuldige bin? In Wirklichkeit bin immer ich es, welche die anderen verletzt. Meine Mutter legt leicht ihren Kopf schief und sieht mich nachdenklich an. „Was meintest du mit, nicht ihm? Gibt es etwa noch einen anderen?"

Ertappt reiße ich meine Augen auf und wende schnell meinen Blick ab. Meine Mutter runzelt die Stirn. „Das heißt, du hast einen anderen... äh..." Sie überlegt. „Anella ich muss dich jetzt etwas fragen! Also als deine Mutter!" Oh oh...

Skeptisch sehe ich sie an. Das, was sie andeutet und ihr Gesichtsausdruck dabei, lässt mich irgendwie wachsam werden. „Hattest du schon... also schonmal mit einem Jungen... Ich meine, bist du noch Jungfrau?" Mein Gefühl hatte mich also nicht getäuscht. Entsetzt reiße ich meine Augen auf, während ich merke, wie mir das Blut ins Gesicht schießt. 

Ich schlucke, ehe ich ein krächzendes, „Ja!" herausbekomme. Sie wirkt irgendwie zutiefst erleichtert, als ich das sage.

„Gut, also das heißt, du hast einen anderen geküsst und weißt nicht, ob du es... Kuno, richtig?- sagen sollst?" Ich schüttele den Kopf. „Nein, andersherum. Ich habe Kuno geküsst und weiß nicht, ob ich es ihm sagen soll!"

Jetzt sieht meine Mutter total verwirrt aus. Einen Moment scheint sie in ihrem Kopf die Informationen verarbeiten zu wollen, welche jedoch keinen Sinn ergeben. „Ob du ihm selber sagen sollst, dass ihr euch geküsst habt? Aber das wird er doch noch wissen!" Verwirrt schüttelt sie ihren Kopf.

Ich stöhne. „Nein, nicht ihm, sondern ihm!" Nun scheint sie noch mehr durcheinander, bis es langsam zu ihr durchsickert. „Ach so... Du meinst den anderen. Wie heißt er denn?" Ich beiße mir auf die Lippe. Sollte ich es ihr sagen? Sie würde ihn niemals kennenlernen, aber würde es schaden, wenn sie seinen Namen weiß?

„Tyrian." Erschrocken über mein eigenes Mundwerk, schnappe ich nach Luft.. Ich habe es getan. Ich habe tatsächlich einem Menschen Tyrians Namen verraten. Und dazu auch noch meiner Mutter. Sie zieht die Augenbrauen hoch. 

„Und wer von ihnen war jetzt der Kerl, letztens im Auto?" Ich schlucke. „Kuno." Sie nickt nachdenklich. „Also wie das für mich ausgesehen hat, war das heute nicht euer erster Kuss!" Ich presse meine Lippen aufeinander.

Wieso musste meine Mutter uns auch dabei erwischen, wie wir uns im Auto fast geküsst haben. Und dann hat sie auch noch recht, nur dass der Kuss zu einem anderen Zeitpunkt gewesen ist. 

Ich schließe die Augen, um mich zu beruhigen, bis ich merke, dass dabei schlagartig dunkelbraune Augen in mein Bewusstsein dringen, sowie Lippen, welche ich plötzlich wieder auf meinen fühle, während er mir verwegene und zugleich unglaublich süße Dinge entgegen raunt.

„Mama, ich bin wohl auch ein Feigling, weißt du!" Meine Mutter schüttelt den Kopf. „Das glaube ich nicht. Zumindest nicht mehr, als ich es bin!" Ich verziehe das Gesicht. Das klingt nicht unbedingt sehr aufbauend, aber zumindest ehrlich. 

„Also damit meine ich, du kannst auch ziemlich mutig sein, wenn du willst!" Ich atme tief durch. „Nur leider bin ich das meistens in den falschen Situationen." Meine Mutter schüttelt den Kopf. „Das glaube ich nicht!" 

„So ist es aber!" Ich fahre mir mit der Hand durch die Haare und sehe dann aus dem dunklen Fenster in die Nacht. „Liebst du ihn denn?" Ich runzele irritiert meine Stirn. „Wen?" Meine Mutter bewegt sich so vor mich, dass sie mir tief in die Augen sehen kann.

„Den, welchen du heute geküsst hast. Kuno." Ich schlucke. Blut rauscht mir durch die Ohren und ich spüre, wie mir schwindelig wird. Wieso fragt sie mich das jetzt? Ich will darauf noch nicht antworten. Ich kann es nicht. Oder besser gesagt, ich will es nicht können! Ich halte mich wieder am Schreibtisch fest und weiche dabei schnell ihrem Blick aus.

„Mama, kannst du mich bitte etwas anderes fragen?" Sie verzieht ihr Gesicht. „Also tust du es?" Ich schüttele den Kopf. Ich will jetzt nicht über meine Gefühle reden, obwohl sie genau das sind, worüber ich reden sollte. Ich will jetzt am liebsten einfach aus dem Haus stürmen und schnell, ganz, ganz weit weg verschwinden.

***

Hi, ihr Lieben. Nun gibt es wieder ein neues Kapitel. Hach, was würdet ihr an Anellas Stelle tun? Also abgesehen von dem Augen verschließen und wegrennen, meine ich natürlich. xD Würdet ihr es Tyrian sagen? Oder noch abwarten, bis sich eure Gefühle diesbezüglich klären? (Falls das irgendwann mal eintreffen sollte...) xP 

<3

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