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32. Samtpfoten und Sonnenstrahlen


POV Anella:

Heute ist zwar erst Samstag und ich weiß nicht genau, ob die Lichtung schon wieder sicher genug ist, aber ich halte es einfach nicht mehr aus. Ich muss unbedingt das Amulett aufladen, damit ich Tyrian wiedersehen kann und vor allem, um mit ihm zu reden. Ich weiß zwar immer noch nicht so genau, was ich ihm alles sagen soll, aber mir ist dennoch klar, dass ich ihm von dem Vorfall erzählen muss. Ich muss wissen, was er über die Jäger weiß! Ich hoffe, diese Info bereitet ihm nicht zu große Sorgen. Dabei weiß ich ja selber, dass diese Hoffnung eigentlich hoffnungslos ist.

Es ist früher Vormittag, als ich durch den Wald renne. Meine Mutter hatte gestern natürlich gemerkt, dass ich abends beim Konzert war und mich somit ihrem Hausarrest widersetzt habe. So wie auch jetzt. Ich konnte zum Glück mit ihr aushandeln, dass sie mir den Arrest, anstatt ihn mir ganztags aufzuerlegen, nur auf abends beschränkt und ich tagsüber in den Wald kann.

Dafür soll ich aber für die nächsten beiden Wochen den Abwasch, das Saubermachen in der Wohnung und das Einkaufen übernehmen. Ausgerechnet einkaufen. Das ist fast so schlimm, wie Hausarrest selbst. Vor allem, weil der Laden, wo meine Mutter immer einkauft, ziemlich weit in der Stadt ist. Es ist ein spezieller Bioladen, einer Freundin von ihr. 

Wir kaufen eigentlich nicht in den normalen Supermärkten ein, da das Gemüse dort meistens so schmeckt, als seien es, mit Wasser gefüllte Hüllen. Natürlich reicht das Essen aus dem Bioladen längst nicht an die Pflanzen heran, welche ich tagtäglich aus dem Wald esse.

Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich seit vier Tagen das erste Mal in meinem Leben meine Tage bekommen habe? Ja genau! Ich bin Achtzehn. Aber wenn ich mir bedenke, dass das mit den Feen wohl etwas anders abläuft, als bei den Menschen ist es kein Wunder. Immerhin, können wir nur einmal im Jahr schwanger werden und das ist eben zur Sonnenwende. Meine Hoffnung ist somit, dass ich meine Tage somit auch nur begrenzt, einmal im Jahr erhalte. Das wäre wirklich praktisch. 

Dennoch kann ich nicht verhindern, dass ich mich dadurch ziemlich emotional verhalten. Zumindest vermute ich, dass es damit zu tun haben könnte. Es kann natürlich auch daran liegen, dass mir einfach nicht mehr aus dem Kopf geht, wie ich Kuno gestern hinter der Mauer gespürt habe. Seine Hände, sein Schmerz... Alleine der Gedanke daran bereitet mir auch wieder Schmerzen. Wieso war er plötzlich da? Hat er gewusst, dass ich bei dem Konzert bin?

Und dann die Sache mit Vivien, meiner Mutter und dann mein Bruder, der so gut wie ausgezogen ist, genau wie mein Vater. Und dann mein leiblicher Vater, und Tyrian, der Wald, die Lichtung, die Jäger... Ich atme tief durch. Das ist einfach alles so viel. Ich muss mich beruhigen und dabei hilft mir der Wald. Bevor ich zur Lichtung gehe, tanze ich noch sanft zwischen den Bäumen umher.

Es ist ein schönes Gefühl, wieder zu tanzen und dabei eine Wahl zu haben. Meine Kräfte sind noch lange nicht zurück. Mein Körper fühlt sich immer noch geschwächt an und ich habe die Vermutung, dass es noch mehrere Wochen dauern könnte, bis ich wieder in meiner vollen Kraft stehe. Ungefähr so lange, wie es auch gebraucht hat, dass sie meine Kraft, für die Sonnenwende bündelt. Doch der Ring hilf mir eindeutig, dabei.

Ich frage mich, wie es sich wohl verhalten würde, wenn ich zur Sonnenwende zum Höhepunkt gekommen wäre. Also damit meine ich, dieser Höhepunkt, zwischen zwei Menschen. Ich habe so das Gefühl, dass es mir dann, jetzt noch viel schlechter gehen würde, da die Energien dann, meinen Körper hätten verlassen können. 

So wie es jetzt ist, stecken sie immer noch irgendwie in mir drinnen und müssen sich erst langsam wieder harmonisch verteilen. Als zwischen den Bäumen, der helle Schein, der Lichtung zu erkennen ist, werden meine Schritte langsamer. 

Ich werde vorsichtig sein müssen. Falls die Ebenen immer noch zu stark verschmelzen. Ein leiser Hoffnungsschimmer schleicht sich in meine Gedanken. Was, wenn Tyrian jetzt auch schon auf der Lichtung ist? Er hatte zwar gesagt, wir müssen noch warten, aber ich kann nicht verhindern, dass mich ein, vor Aufregung prickelndes Gefühl überkommt, als ich daran denke. 

Bedacht trete ich durch die Bäume und lasse meinen Blick über die Wiese, bis hin zur Esche schweifen. Dabei fällt mir sofort auf, dass sie etwas anders ist, als ich erwartet hatte. Eigentlich sieht sie genauso aus wie immer. Die Wiese ist vielleicht etwas gewachsen, beziehungsweise einige Blüten, welche vorher noch geblüht hatten, sind verblüht und wurden durch anderen abgelöst, obwohl nur ein paar Tage vergangen sind.

Die Blätter der Bäume haben sich etwas dunkler verfärbt und der Geruch, welcher in der Luft liegt, kündigt an, dass es auf Ende Juni zusteuert.

Das, was mich jedoch bestürzt, ist nicht die Lichtung an sich. Sie ist so wunderschön, wie eh und je. Doch der Wind verhält sich anders, als ich still und heimlich erhofft hatte. Mir wird klar, dass die Ebenen im Augenblick wohl immer noch besonders leicht miteinander verbunden sein müssen und somit die Tore jetzt nicht mehr ganz so sicher sind. Ich sollte nicht zu nahe an die Esche gehen! Aber wie mache ich das dann, mit dem Amulett?

Tiefe Enttäuschung macht sich in mir breit, als mir bewusst wird, dass Tyrian gar nicht hier ist. Plötzlich merke ich, wie meine Freude sich in Niedergeschlagenheit verwandelt. Ich hatte so gehofft, ihm jetzt hier zu begegnen. Auch wenn ich weiß, dass es nichts bringt, flüstere ich kurz seinen Namen.

Es kommt keine Antwort. Natürlich kann er mir nicht antworten, doch ebenso wie die Stille, bleibt auch der Wind von meiner Anwesenheit unberührt. Enttäuscht und traurig lasse ich mich ausgelaugt, am Waldrand ins Gras gleiten.

Es ist so ein merkwürdiges Gefühl, wenn Tyrian nicht auf der Lichtung ist. Er ist immerhin so sehr mit ihr verbunden, dass er selber die Kraft, der Lichtung ausstrahlt. Er ist die Lichtung und die Lichtung ist er. Zumindest ist es so, wenn er da ist. Jetzt fühlt sie sich vollkommen leer und unvollständig an. Oder vielleicht eher, als hätte sie die Augen geschlossen und würde schlafen.

Gleichzeitig ist sie aber auch ungeheuerlich präsent und lebendig. Ich spüre das Flimmern in der Luft, welches rund um die Esche immer verstärkter wird. Vielleicht genügt es ja, wenn ich das Amulett von Außen an die Esche hänge?

Ich laufe langsam auf sie zu und merke, wie auch mein Körper anfängt zu kribbeln und eine ungeheure Zugkraft, auf mich überschwappt. Die Esche, welche mich leise zu sich flüstert. Ihr dunkles, offenes Tor. Wenn ich dort jetzt durchgehen würde...

Es wäre vielleicht so einfach. So leicht, dann würde ich Tyrian wiedersehen. Würde die Welt kennenlernen, welche mich schon immer zu sich gerufen hat. Könnte in die weite Natur abtauchen. Einfach die Ebenen durchschreiten und somit auch den Jägern und all den anderen Konflikten entkommen.

Ich halte inne, als ich merke, dass ich plötzlich direkt vor der Pforte stehe. Ein Gedanke stiehlt sich in meinen Kopf. Einer, der mir sagt, dass ich schon wieder weglaufen will und, dass ich lernen muss, mich auch mal den Dingen zu stellen. Auch wenn sie unangenehm sind. Wegzulaufen, kann nämlich manchmal auch ziemlich schwerwiegende Folgen mit sich ziehen.

Was würde noch passieren, wenn ich jetzt die Ebenen wechsele? Es könnten mich die falschen entdecken, ich könnte Tyrian in Gefahr bringen und wer weiß, vielleicht nie wieder zurückkommen. Das könnte ich den Menschen, welche hier leben und die ich liebe, niemals antun!

Plötzlich schäme ich mich für diesen egoistischen Gedanken und gleichzeitig kann ich es nicht lassen, meinen Blick in die Esche sinken zu lassen und mich am liebsten sofort in dieser aufzulösen.

Es ist so lange schon, dass ich Tyrian weder gesehen noch gefühlt habe. Mein Herz krampft sich zusammen und schnell trete ich wieder zurück, um das Amulett stattdessen an einen äußeren Ast zu hängen.

Ich hoffe sehr, dass die Energien dafür ausreichen, um es aufzuladen. Ich klettere ein Stückchen hinauf und hänge es so, dass niemand anderes es so schnell finden kann, falls jemand vorbeikommt. Dabei macht sich ein mulmiges Gefühl in mir breit. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich das Amulett über Nacht, alleine hier am Baum hängen lassen will, oder weil ich mich gerade direkt auf der Esche befinde, welche das Tor in die andere Welt darstellt.

Ich spüre den Anflug von Angst, dass ich durch irgendeine Öffnung, im Baum, plötzlich in die anderen Welten falle, weshalb ich schnell wieder hinabklettere und aufgeregt ein paar Schritte zurücklaufe. Nachdem ich noch einmal kurz einen Blick zurück geworfen habe, beginne ich rasch zurück in den Wald zu rennen, da es sich anfühlt, als würde die Pforte mir sonst immer näher kommen. Immerhin kommuniziert sie mit mir, auf ihre ganz eigene, magische Weise, von welcher ich nicht weiß, wie lange ich ihr noch widerstehen kann.

***

Diese Nacht schlafe ich sehr lange, tief und ausgiebig. Immerhin ist jetzt auch Sonntag. Ich frühstücke noch zusammen mit meiner Mutter und mache ein bisschen die Wohnung sauber, ehe ich wieder zurück in den Wald laufe, um die Kette wiederzuholen. Ich hoffe inständig, dass sie sich aufgeladen hat!

Als ich sie, diesmal mithilfe eines langen Stocks vor der Esche nehme, um, sicherheitshalber nicht mehr rauf zu klettern, strahlt es in einer hellen, intensiven Kraft. Ich kann nicht verhindern, dass mein Herz dadurch vor Freude und Aufregung zu schlagen beginnt. Am liebsten würde ich jetzt direkt einschlafen und sehen, ob ich Tyrian begegnen kann. Aber vorher muss ich von der Lichtung weg und außerdem bin ich ja gerade erst aufgewacht.

Ich tanze noch ein bisschen singend durch den Wald und summe eine leise Melodie vor mich hin, während ich versuche meine Aufgeregtheit, darüber, dass ich bald wahrscheinlich Tyrian wiedersehen werde, ein bisschen zu beruhigen.

Ich sammele frische Blätter, Blüten, Knospen und Pollen, welche ich als Nahrung in mir aufnehme. Seitdem ich herausgefunden habe, dass ich das Wasser im Bach auch mit meinen magischen Händen filtern kann, trinke ich eigentlich am liebsten daraus. Hier schmeckt es viel lebendiger, als aus der Leitung. 

Ich verweile eine Weile am Fluss und setze mich wieder auf den Stein, wo ich mal zusammen mit Kuno gesessen hatte und ich an seiner Schulter eingeschlafen war. Mir wird ganz warm bei diesem Gedanken, bis mir einfällt, dass wir ja jetzt nicht weiter befreundet sind. Ich versuche den Kloß, welcher sich bei diesem Gedanken in meinem Hals bilden will, schnell wieder wegzuschicken.

Es dauert tatsächlich gar nicht so lange, bis ich wieder eingeschlafen bin. Warmes Sonnenlicht dringt durch die Lider, meiner Augen und drängt sie dazu, sich blinzelnd zu öffnen. Als ich die schimmernden Farben des Lichtes bemerke, richte ich mich kerzengerade auf und sehe mich aufgeregt, suchend um.

Die Traumlichtung! „Tyrian?!" Ich springe auf und laufe schnell durch das hohe Gras. Es ist vollkommen windstill. Ich spüre, wie sich die Freunde, in einen leichten Druck verwandelt, welcher sich nieder auf mein Herz legt. Er ist nicht da. Enttäuscht sehe ich hinunter auf meine Füße.

Irgendwie hätte ich mir das ja auch denken können. Immerhin ist es mitten am Tag. Da schläft er bestimmt nicht. Plötzlich kommt mir eine Idee und ich sehe mich suchend, im umliegenden Wald um. Bisher bin ich hier im Traum, noch nie außerhalb der Lichtung, im Wald gewesen, gewesen, geschweige denn, habe ihn genauer angesehen.

Erst als ich ein paar Schritte in den Wald hineinlaufe, stelle ich fest, dass die Bäume um einiges größer sind, als die, welche ich kenne. Zwar auch nicht so groß, wie die, von welchen Tyrian erzählt hat, doch immerhin um einiges gigantischer. 

Fasziniert sehe ich an ihren dicken Stämmen hinauf. Auch das Licht wirkt irgendwie anders, als das, welches ich aus unserer Welt kenne. Ob es daran liegt, dass sich hier, schon beide Welten miteinander vermischen? Ehrfürchtig streiche ich über die Rinden der Bäume.

Verwundert stelle ich fest, dass umso weiter ich von der Lichtung wegtrete, umso dunkler der Wald wird. Als würde das Licht, des Traumamuletts nicht so weit in den Wald hineinreichen. Tyrian meinte ja auch, dieses sei fest mit der Lichtung verbunden. 

Ob ich aus dem Traum wieder hinaustreten würde, wenn ich mich zu weit von der Lichtung entferne? Anstatt das auszuprobieren, suche ich mir ein altes Stück Birkenrinde, welches sich selbstständig, vom Stamm abgeschält hat und nun so ähnlich aussieht, wie ein weißes Blatt Papier. 

Dann hole ich einen kleinen Stift aus meiner Tasche hervor und schreibe dort ein paar Worte an Tyrian. So soll er wenigstens wissen, dass ich da war und, dass wir uns, falls er kann, heute Abend treffen können.

Zufrieden lege ich das Stück Rinde an den Platz, an der Esche, wo auch er auch mal eine Botschaft für mich hinterlassen hat. Erst jetzt bemerke ich das zweite kleine Stück Holz, auf welchem ebenfalls Worte reingeschnitzt wurden.

Liebste Anella, ich mache mir Sorgen. Falls du das hier liest, wenn du auf die Lichtung kommst und ich nicht da bin, dann lass mich doch gerne wissen, dass es dir gut geht! Ich habe so etwas Merkwürdiges gespürt, zu Sonnenwende. Ich hatte das Gefühl, dass du in Gefahr bist und seitdem finde ich keinen ruhigen Gedanken mehr. Ich würde jetzt so gerne bei dir sein! Eigentlich weiß ich ja, dass du noch nicht dein Amulett aufladen kannst, also bringt es ja gar nichts, dass ich dir das hier schreibe, aber ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Bitte, Anella, bitte zeig mir, dass es dir gut geht!"

Eine Träne sammelt sich in meinem Augenwinkel. Er hatte es gespürt. Ich weiß, dass er zur Sonnenwende bei mir gewesen ist! Ohne ihn hätte ich das schließlich niemals geschafft! Ich drücke die Nachricht fest an meine Brust und stecke sie dann in meine Tasche. Auch wenn ich weiß, dass sie sich in meiner Welt nicht materialisieren wird. 

Dann füge ich bei meiner Nachricht noch ein paar ergänzende Worte hinzu. „Mir geht es gut, Tyrian! Ich danke dir, dass du da warst! Ich habe dich auch gefühlt! Du weißt gar nicht, wie dankbar ich dir bin! Wir müssen unbedingt reden! Es ist einiges passiert, doch mir geht es gut! Ich hoffe, dass es dir auch gut geht und freue mich schon, wenn wir uns endlich wiedersehen! Fühle dich geküsst, Anella."

Ich lege die Rinde zurück an ihren Platz, ehe ich mich wieder aufrichte und nochmals auf der Lichtung umsehe. Dann gehe ich direkt in den Wald, um durch ihn wieder zurück in meine Ebene zu gelangen. Sonst habe ich es einfach immer gemacht, indem ich durch die Esche gegangen, oder einfach so aufgewacht bin, doch jetzt siegt meine Neugierde.

Die Pflanzen, welche, umso weiter ich von der Lichtung wegtrete, immer größer zu werden scheinen, bereiten mir das Gefühl, immer weiter nach Hause zu kommen. Irgendwann wird es jedoch so dunkel, dass ich nichts mehr sehen kann, bis ich schließlich meine Augen öffne, und mich zurück auf dem Stein am Bach vorfinde.

Es ist bereits früher Nachmittag. Ich verbringe noch den ganzen restlichen Tag damit, mich im Wald aufzuladen, ehe ich mich, mit Einbruch der Dämmerung zurück nach Hause begebe. Meine Mutter erwartet mich schon, mit einem Lächeln, da ich rechtzeitig, wie vereinbart zurück bin. 

Ich weiß nicht so genau, was ich davon halten soll. Irgendwie finde ich, ist es meine eigene Entscheidung, andererseits ist sie meine Mutter und ich habe mich in letzter Zeit wirklich etwas Besorgniserregend verhalten, also kann ich es ihr nicht verübeln. Wir verbringen den Abend auf dem Sofa und reden über alle möglichen Dinge.

Es ist schön, dass wir inzwischen so eine unbeschwerte Art gefunden haben. Zumindest, solange, bis meine Mutter wieder versucht, meinen Geheimnissen und Eigenarten auf die Schliche zu kommen. Ab diesem Moment, merke ich, dass es Zeit wird schlafen zu gehen!

Zudem lässt mich die Aufregung kaum noch still sitzen, da es vielleicht wirklich sein könnte, dass ich heute Nacht Tyrian wiedersehe. Vielleicht war das ja auch der Grund, weshalb meine Mutter angefangen hat wieder skeptische Fragen zu stellen. Merkt man mir meine Aufregung etwa so sehr an?

In meinem Zimmer angelangt, streife ich meinen Ring vom Finger und lege ihn in die Zitronenmelisse, auf meinem Fensterbrett. Dort kann er direkt in die Sterne sehen. Ich lächele und streichele ihm zärtlich über den funkelnden Stein, ehe ich überlege, was ich anziehen soll. 

Ich möchte meinen Arm bedecken, damit er nicht sieht, dass ich dort verletzt wurde und sich dann noch mehr Sorgen macht. Gleichzeitig darf es aber auch nicht zu auffällig sein. Schließlich bediene ich mich, mit einem langärmligen Schlafkleid, meiner Mutter, mit dem Vorwand, dass ich mal ausprobieren will, wie es sich darin schläft. Zum Glück darf ich es ausleihen.

Ich liege eine ganz Weile einfach nur unruhig in meinem Bett. Irgendwann kommt Minze dazu und legt sich genau auf die Stelle meiner Brust, wo das Herz so aufgebracht klopft. Als wüsste sie, wie ich mich fühle. Ihr warmes, beruhigendes Schnurren dringt in meine Zellen und versetzt mich sofort in ein Gefühl der Tiefenentspannung.

Irgendwann scheint es im Raum heller zu werden. Minze liegt immer noch schnurrend auf meiner Brust, während ich langsam meine Augen aufschlage und das warme Licht, der Traumsonne auf mein Gesicht strahlt. Verwirrt blicke ich an mir hinunter, aber da liegt Minze immer noch und beginnt genau in diesem Moment ebenfalls ihre schönen Katzenaugen zu öffnen.

Sie sieht zuerst mich an, ehe sie ihre Öhrchen spitzt und lauschend umherbewegt. Genau wie ihre Schnurrhaare, während sie mit großen grünen Augen die Umgebung wahrnimmt. „Minze", hauche ich ungläubig. Wie kann das sein? Sie hat sich inzwischen aufgerichtet und starrt auf einen bestimmten Fleck, hinter mir. Sofort drehe ich mich ebenfalls um und dann... sehe ich ihn.

Sein goldenes Haar glänzt in der Sonne, während seine Augen berührend auf mir liegen. Wenn sich das Wort Erleichterung in einer Person darstellen würde, dann wäre es vermutlich Tyrian. Er sieht mich so an, als wäre ihm ein gewaltiger Fels von der Brust genommen. „Tyrian!", hauche ich diesmal.

Minze ist inzwischen aufgestanden und beäugt ihn immer noch wachsam, mit ihren klugen Katzenaugen. Erst jetzt scheint er sie so richtig zu realisieren, denn sein Blick erwidert nun den ihren, während sich ein warmes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitet und er langsam auf uns beide zukommt. Dabei bewegt er sich so anmutig, wie ein galantes Tier. 

Minze sieht jetzt wieder kurz zu mir, ehe sie sich wieder hinsetzt. Wohlgemerkt, nach wie vor auf meiner Brust, sodass ich mich immer noch nicht aufrichten kann. Ihr Blick schweift immer wieder über die Lichtung, zu Tyrian und dann wieder zurück zu mir. Wie gerne würde ich jetzt wissen, was sie denkt.

Langsam lässt sich Tyrian ebenfalls neben uns ins Gras sinken. Sein Blick dabei wieder durchgehend auf meinem Gesicht. Unsere Augen verfangen sich ineinander und ich sehe etwas in seinen aufleuchten. Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht und in tiefes Gefühl der Erleichterung durchflutet mich.

Da ich immer noch nicht aufstehen kann, legt sich Tyrian nun zu uns in die Wiese und dreht sich dabei auf seinen Bauch, während er sich von vorne auf seine Ellenbogen abstützt, sodass er mit seinem Gesicht ganz nahe über meinem schwebt. Für eine Weile versinken unsere Blicke so ineinander und wir lächeln uns strahlend an.

Es ist viel zu schön, um etwas zu sagen. Alles in mir ist einfach so unglaublich froh darüber, ihn einfach nur wieder sehen zu können. Irgendwann tritt allerdings ein anderer Ausdruck auf Tyrians Gesicht. Als würde ihm wieder einfallen, dass es außerhalb dieses innigen Momentes auch noch Dinge gibt, welche besprochen gehören. 

Sofort wird sein Ausdruck wieder besorgt und ich sehe, all die Gedanken, welche sich wohl schon seit geraumer Zeit in ihm befinden müssen, in seinem Kopf herumgeistern. 

„Was ist passiert!", fragt er sofort und mit ernster Stimme. Es ist so schön wieder seine Stimme zu hören. Ich richte mich langsam auf, sodass Tyrian sich ebenfalls aufrichtet, um mir Platz zu machen. Erst jetzt merke ich, dass Minze weg ist. Erschrocken sehe ich mich um, kann Minze aber nirgends entdecken.

„Oh nein, Minze?!" Besorgt suche ich mit meinem Blick die Umgebung ab. Tyrian lässt ebenfalls seinen Blick über die Lichtung gleiten. „Dort!", sagt er und deutet zu der hohlen Esche. Entsetzt reiße ich meine Augen auf und will Minze schon zu mir rufen, aber da ist es schon zu spät und sie ist in dem hohlen Baum verschwunden.

Erstarrt starre ich auf die Stelle, wo sie eben noch gewesen ist. „Sie wird doch zurück in meiner Welt aufwachen, oder?", frage ich leicht panisch. Tyrian runzelt nachdenklich die Stirn. „Ich weiß nicht..." Entsetzt starre ich ihn an.

„Was?" Ich fasse mir auf mein Herz, da dieses mir plötzlich scheint, als wolle es mir aus der Brust springen. Was, wenn sie jetzt in der anderen Welt erwacht und ihr etwas passiert? Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie es für sie wäre, plötzlich in einer wildfremden Ebene aufzuwachen. 

„Hey!" Er rutscht auf mich zu. „Mach dir keine Sorgen, ich bin mir sicher, sie ist in deiner Welt und falls nicht, dann werde ich sie in der anderen suchen und zurückbringen!"

Ich atme meine angehaltene Luft aus und versuche mich darauf zu konzentrieren, Tyrians Worten zu vertrauen.

„Wie kann das überhaupt sein? Wieso war Minze hier?", frage ich atemlos und spüre, wie mein Herz vor Aufregung in meiner Brust herumstolpert. „Ich weiß nicht, vielleicht hat sie beim Schlafen dein Traumamulett berührt?"

Ich sehe ihn mit großen Augen an. Erst jetzt fällt mir wieder ein, dass sie sich ja auf meine Brust zu meinem Herzen gelegt hat. Tränen treten mir in die Augen. Und zwar nicht nur aus Angst, sondern auch aus Rührung zu meiner lieben Katzenfreundin und, dass sie nun wirklich mein aller tiefstes Geheimnis kennt. Mehr als jeder andere auf der ganzen Welt.

Minze und ich, wir wissen jetzt über das Geheimnis Bescheid. Ich weiß nicht wieso, aber plötzlich muss ich auch gleichzeitig noch lächeln. Tyrian streicht mir zärtlich eine Träne von der Wange und sieht mich liebevoll an. 

„Glaube mir, ich bin mir sicher, wenn du aufwachst, liegt sie immer noch in deinem Bett, oder sie ist einfach schon wach geworden und aufgestanden, weshalb sie auch von dieser Ebene verschwunden ist. Eigentlich ist es nämlich nicht möglich, über diese Traumlichtung, die Welten zu wechseln!"

Ich merke, wie mich seine Worte beruhigen. Tief in mir weiß ich auch, dass es Minze gut geht, darum nicke ich. Kurz darauf, wird sein Blick abermals ernst. „So und jetzt sage mir bitte, was geschehen ist, Anella!"

***

Na ihr, was haltet ihr von dem Kapitel? Ich fand es übrigens unglaublich schön, dass Minze diesmal mitgekommen ist. Das war gar nicht geplant, aber wie Katzen halt so sind, sie wissen einfach, wie man's anstellt, durch kleine Hintertüren und Baumlöcher in die Kapitel zu gelangen. ;) <3

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