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Kapitel 1-3

Der Auftritt war vorüber. Nachdem Johann seine Abschlussrede gehalten und die Zuschauer ermutigt hatte, die Aufführung erneut zu besuchen, entschwanden die Gäste nach und nach. Ein paar Wenige saßen länger auf den Plätzen, hofften auf eine Zugabe. Die Listigen unten ihnen versuchten in den Darstellerbereich vorzudringen, wo sie von Philipp und Jakob zurückgedrängt wurden. Die beiden suchten die Reihen ab, fanden vereinzelte Strolche, die den Boden nach verlorenen Wertsachen untersuchten und schickten auch die Letzten vor die Tür. Sie versiegelten den Eingang, schlossen das Loch im Dach und kehrten zurück zu den anderen. Glückwünsche wurden ausgetauscht und Johann lobte jeden Einzelnen für seinen Wagemut. Es hatte keine Verletzten gegeben, was insbesondere beim Feuerspeien eine Seltenheit war und auch keinerlei sichtbaren Patzer. Johann sah das Geschäft in Königsfels als würdig eröffnet an und rechnete ihre zukünftigen Einnahmen aus. Im Anschluss zahlte er jedem ein paar Pfennig Tagegeld aus.
„Du warst heute sehr überzeugend." Laurenz rieb sich die gerötete Wange.
Florentine schenkte ihm ein übertriebenes Lachen. „Hilf mir aus meinem Kleid heraus."
„Ihr beide ward eine Augenweide!" Johann legte ihnen die Hände auf die Schultern. „Ein exzellenter Einstieg für den ersten Tag. Macht bitte noch sauber, wenn ihr fertig umgezogen seid."
Damit verließ er das Zelt und verkündete, dass sie bald zu Abend essen würden, was von der Allgemeinheit frohlockend aufgenommen wurde.
„Du hast heute das Auftrittskleid entwendet", sagte Laurenz, derweil er sich aus seinen Sachen schälte.
Florentine hängte das Kleid über den Ständer und richtete sich die Haare vor dem Spiegel. Sie musterte ihre schlanke Hüfte skeptisch. Hatte Alexander ihr Äußeres genauso verblüfft wahrgenommen, wie die Bettgenossin ihres Bruders? Hatte er sie als anziehend empfunden? Oder eher seltsam? Laurenz legte ihr die Hand auf die Schulter und sie zuckte erschrocken zusammen.
„Deine Pfirsiche werden vom Starren nicht größer."
Sie schnappte sich ihr Mieder und hielt es sich vor die Brust. Ihr Blick versprach ihm ein qualvolles Ende.
„Warst du wieder unter Leuten?"
„Ich habe es zur Wäscherei gebracht", erwiderte sie mit erhobenem Kinn.
Laurenz lüftete den Unterrock des Kleids, wo der Blutfleck seiner adligen Vorbesitzerin prangte, und sah sie mit gerunzelter Stirn an.
„So etwas bekommen die nicht raus!"
„Warst du in der Seidenweberstraße?", fragte er und knöpfte sein Hemd zu.
„Geht dich das etwas an?"
„Du hättest es mir sagen können. Hier in der Nähe findet ein Jahrmarkt statt. Wäre nett gewesen, sich die Beine zu vertreten."
„Danke, ich komme ohne deinen Schutz klar. Außerdem steckst du andauernd in irgendwelchen ..."
„... gewichtigen Angelegenheiten", ergänzte er mit einem spitzbübischen Grinsen, während seine Hände mit imaginären Brüsten spielten. „Du wirst diesen Kerl wohl nie vergessen, was?"
„Du redest Unsinn."
„Und warum brauchst du dann diesen Aufzug?"
„Damit mich keine Gestalten wie du anreden! Hilfst du mir bitte?"
„Warum müssen Frauenkleider eigentlich überall diese Schnüre haben?"
„Warum müssen Männer eigentlich so dämlich sein?", erwiderte sie feixend.
„Und? Was Schönes gesehen?"
Alexanders Bild huschte durch ihre Gedanken und ließ sie erröten. Sie fuhr sich mit der Hand über die Wange, als denke sie nach. „Weißes Brot, romantische Kunstwerke und ein traumhaftes Kleid."
„Klingt alles", setzte Laurenz an.
„Teuer", beendete sie den Satz für ihn, „ich weiß."
„Nach Zeitverschwendung", hielt er dagegen.
„Für dich vielleicht."
„Was bringt es dir?" Er schnürte seine Stiefel und warf ihr einen Besen zu. Gemeinsam betraten sie den Zuschauerraum, wo die Leute allerlei Unrat hinterlassen hatten.
„Ich stelle es mir gerne vor, wie es wäre", meinte Florentine.
„Eine Edelfrau zu sein?"
Sie kicherte herzhaft. „So fern dieser Welt bin ich auch wieder nicht. Nein, wie es wäre, eine eigene Familie zu haben, einkaufen zu gehen."
„Deinen fettwamstigen Gatten zu befriedigen."
Sie bewarf ihn mit einem halbgegessenen Apfel. „Meinen geliebten Ehemann."
„Ich hätte erwartet, die Liebschaften unserer Mutter trieben dir den Gedanken aus."
Florentine presste die Lippen zusammen. Nur weil ihre Väter nicht mit ihnen lebten, bedeutete das nicht, dass alle Männer sich so verhielten. Andererseits hatte ihr noch niemand das Gegenteil bewiesen. Aber da die Masse an Menschen heiratete, musste es auch anständige Kerle geben.
„Erinnerst du dich an die Braut auf Burg Weißwacht?", fragte sie.
Laurenz legte die Stirn in Falten. „Ich hätte sie gerne näher kennengelernt."
Florentine gab ihm einen Schubs. „Ich meine, wie glücklich sie aussah. Bestimmt liebt sie den Ritter von ganzen Herzen."
„Oder sein Ansehen."
„Du bist boshaft."
„Hast du ihre hübsche Zofe gesehen? Oder seine Mägde – dagegen ist die Zofe eine graue Maus."
Florentine verdrehte die Augen. „Hast du überhaupt gemerkt, dass du auf einer Hochzeit und nicht in einem Bordell warst?"
„Vielleicht sind sie glücklich – zumindest zwei womöglich drei Monate. Danach wird sie jeden Tag fetter und ihr wohlfeiner Ritter wird seine Lanze in schlankeres Gemüse stecken."
„Es gibt auch Menschen mit Anstand und Sitte!"
„Frauen vielleicht, die haben keine andere Wahl."
„Was hat dir den Glauben an die Liebe genommen?", fragte Florentine ernst und sah ihren Bruder schmolllippig an.
Er grinste erst dümmlich, ehe er sich über die Nase wischte. „Wir sind nicht besser als Wegelagerer für die Leute da draußen. Nur dass wir sie unterhalten und nicht ausrauben. Keine Frau würde mich heiraten. Außerdem habe ich lieber Spaß, statt mich zu binden."
„Was wirst du tun, wenn du älter bist? Wie alt war die Frau von eben? Dreißig, vierzig? Wirst du in zwanzig Jahren mit Leichen verkehren?"
Nun erhielt sie einen Schubs von Laurenz, worauf sie vergnügt lachte. „Ich könnte jüngere haben!"
„Wenn deine Börse groß genug ist, bestimmt."
Laurenz verzog den Mund. „Was sollte ich mit einem unbedarften, naiven Ding? Weißt du, was mich reizen würde?"
„Ich denke nicht, dass ich es unbedingt wissen will." Sie kehrte den Dreck vor die Tür und klopfte sich die Hände ab.
Laurenz trat näher zu ihr und senkte die Stimme. „Eine unbefleckte Adelige. So eine piekfeine, die keine Ahnung hat, wie das Leben so spielt. Und ich würde ihr zeigen, wie eine Sohle genagelt wird."
Florentine verzog das Gesicht. „Bei Gott, ich höre mir das nicht an. Wenn du so weiter machst, schlafe ich bald nicht mehr neben dir!"
„Du sparst deine Unschuld unnötig auf. Schlag lieber Profit daraus!"
Florentine wandte sich zum Gehen. „Ich gehe jetzt ins Bett."
„Bei Madame Huker kostet eine Jungfrau ein Vermögen! Und das sind nicht einmal die hübschesten Mädchen. Für dich könnte eine Grafschaft rausspringen!"
Sie hielt sich die Ohren zu und eilte voran. „Ich kann dich nicht hören!"
Draußen saß der Rest der Gruppe bereits um das Feuer. Ihre Ma rührte in einem gusseisernen Topf einen zähflüssigen Eintopf und Johann stimmte ein Lied auf der Fiedel an.
Florentine setzte sich zu den Zirkusleuten ans Feuer und fühlte sich gleich zuhause. Ein ungewöhnliches Heim, verglich sie es mit so manch anderen. Zumindest übten in ihrer Vorstellung nicht alle Familienmitglieder in abwechselnder Folge den Beischlaf miteinander. Trotzdem sie damit aufgewachsen war, wünschte sie sich für ihr Leben doch etwas Normaleres. Sie sah zu ihrer Ma herüber, die lachend zwischen Philipp und Jakob saß.
Sie war noch immer eine Schönheit, aber ihre Blüte welkte. Irgendwann würde keiner mehr ihre Bettstätte aufsuchen. Würde sie es bereuen, niemals geheiratet zu haben? Florentine erinnerte sich an die langen Nächte, da sie jünger gewesen war und im selben Bett mit ihr geschlafen hatte. Die endlosen Geschichten über Prinzen, die ihre holde Maid aus größten Gefahren retteten. Und immer lebten sie glücklich, bis das der Tod sie schied. Das Vorbild ihrer Mutter hatte sie emsig zur Schule gehen lassen, auch wenn es mühselig war, nachdem sie von Ort zu Ort reisten. Sie hatte lesen gelernt, eine Ahnung vom Rechnen und eine krakelige Schrift. Zumindest das Lesen hatte sie perfektionieren können. Wann immer sie zu Gast am Hofe einer Burg waren, hatte sie sich von den Burgfräulein etwas an Lektüre geliehen. Zumeist waren es Werke antiker Dichter und Poeten. Sagenhafte Geschichten über Helden wie Achilles, Odysseus und Herakles und mystische Orte wie der Tartaros.
„Was ist los Flo? Du siehst aus, als hätte dein missratener Bruder dich heute fallen gelassen", rief ihre Ma ihr über das Feuer zu.
Florentine stand auf, schob Philipp zur Seite und schmiegte sich an ihre Mutter. „Ich dachte gerade an deine alten Geschichten."
„Ist dir denn ein Prinz über den Weg gelaufen?"
„Wo denkst du hin?" Florentine richtete sich auf und gab ihrer Ma einen Kuss auf die Wange. „Ich warte doch sehnsüchtig darauf, dass dein Thronfolger dich abholen kommt."
Ihre Ma klatschte sich lachend auf das Bein. „Zu mir alten Vettel?"
Jakob ergriff ihre Hand. „Lass mich dein Prinz sein – nur für heute Nacht."
Philipp stand auf und kniete vor ihrer Mutter ab, und nahm die andere Hand. „Nein, mich! Ich bin von viel edlerem Geblüt."
Kichernd wandte Florentine sich ab. Der Abend verging mit munteren Gesprächen, Anstoßen auf den erfolgreichen ersten Tag und biergeschwängerten Tänzen. Die zwei Brüder balgten sich spielerisch um ihre Mutter, was Florentine die Röte ins Gesicht steigen ließ.
Es war allgemein bekannt, dass Johanns Söhne in den eigenen Reihen auf Brautschau gingen, aber zumeist warteten sie damit, bis Florentine zu Bett ging. Als ihr Vater ihnen schließlich Einhalt gebot, wetteiferten sie um ihre Gunst. Laurenz eröffnete eine Auktion um ihre Jungfräulichkeit und nach einigen Versuchen, sie mit Geld zu gewinnen, balgten sie sich auf dem Boden miteinander wie Kinder.
Johann saß neben Elena und legte ihr den Arm um ihr buckliges Haupt. Sie war ursprünglich eine wunderschöne Frau und Laurenz Akrobatikpartnerin gewesen. Doch bei einem Unfall hatte sie sich am Rücken verletzt und ging von da an nur noch vornübergebeugt. So sehr sich Johann um sie bemühte, so konnte er den Gram aus ihren Augen doch nicht vertreiben.
Florentine vertraute ihrem Bruder und ihren eigenen Fertigkeiten. Aber Elena war ihr ein mahnendes Beispiel, was die Zukunft ihr eines Tages bringen konnte. Aus dieser Perspektive betrachtet war es besser, ihr Leben so ausschweifend wie möglich zu gestalten, ehe es jäh ein Ende nahm. Ihre Mutter hatte den richtigen Zeitpunkt für ihren Ausstieg gewählt. Ihre Kunst war es, ihren Körper aufs Äußerste zu verbiegen. Noch heute konnte sie ihre Gliedmaßen in einer Weise überstrecken, die Florentine verblüffte. Aber als sie spürte, wie sie ihre Dehnbarkeit langsam verlor, war sie in Würde zurückgetreten.
Heutzutage half sie beim Versorgen der Tiere, dem Beladen der Wägen und hielt ihre Habseligkeiten in Schuss. Das Feuer sank in sich zusammen, die Gesänge wurden leiser, die Tänzer müder und in der Stadt rings um sie herum zeugten nur noch die Straßenlaternen von Leben. Als ihr Lagerfeuer heruntergebrannt war, schickte Johann alle in ihre Wägen.
„Morgen steht uns viel Arbeit bevor! Husch, husch, dass ihr auch ausgeschlafen seid, ihr Suffköpfe!"
Zurück in ihrem Wohnwagen angekommen, warf Florentine sich erschöpft aufs Bett. Der Wagen maß zwei Mal vier Schritt. Es reichte, um ihre notwendigsten Habseligkeiten hineinzustopfen, aber wenn zwei zugleich sich darin umzogen, wurde es beengt. Im Inneren erstrahlte die hölzerne Verkleidung in den verschiedensten Farben. An den Wänden sah man Florentines erstes Werk, voller Grün-, Gelb- und Blautöne. Farbenprächtige Wiesen, ein Ozean aus Wölkchen. Es erinnerte sie an die romantische Hochzeitsszene, die sie in dem Atelier auf der Seidenweberstraße gesehen hatte. Direkt über sich ging ihr Bild in schmutzige Rot- und Brauntöne über. Erinnerungen an eine Zeit, da sie die leuchtenden, beglückenden Farbtöne nicht mehr beim Einschlafen hatte sehen können.
Die Müdigkeit überkam sie schlagartig, als sie ihre Decke über sich zog. Sie rollte sich zur Seite und atmete den Geruch des Lakens ein. Gleich darauf sprang sie wieder auf, nachdem ihr einfiel, was hier kürzlich erst getrieben wurde. Laurenz kam herein und grinste breit über ihren angeekelten Gesichtsausdruck.
„Sei ehrlich, hast du nicht einmal darüber nachgedacht?", fragte er.
„Worüber?"
„Aus deiner Situation Profit zu schlagen."
„Denkst du auch mal an etwas anderes?" Florentine seufzte genervt auf. Natürlich hatte sie das. Wer tat das nicht, wenn die Zeiten schlecht waren und einem das Brot ausging? Aber doch nicht grundlos, um sich irgendwelchen Luxus zu leisten. Dabei dachte sie an das rote Kleid aus der Schneiderei. Wie sie darin aussehen würde?
„Schlägst du mir allen Ernstes vor, mich als Hure feilzubieten?"
„Ich würde es tun", meinte er mit hinterm Kopf verschränkten Armen und ließ sich aufs Bett fallen.
„Wer würde dich schon bezahlen?" Sie lehnte sich in Ermangelung einer Alternative gegen die Wand.
Laurenz fischte zwei Groschen unter dem Kopfkissen hervor. „Hättest du uns nicht unterbrochen, könnte es mehr sein."
Florentine blinzelte zweimal, ehe sie lauthals loslachte. „Du bist unglaublich, Bruder!"
„Wenn ich so weitermache, kaufe ich dir irgendwann einen brauchbaren Ehemann, ehe du noch als alte Jungfer endest."
Sie hob beide Augenbrauen und lächelte geheimnisvoll. „Vielleicht habe ich ja bereits einen kennengelernt."
„Sag nicht, jemand hat dich angesprochen?"
„Wer weiß."
„Bestimmt irgend so ein reicher Pinkel, der dich für seinesgleichen hielt."
„Nein, er ist ein Bürgerlicher."
„Auf der Seidenweberstraße?"
Florentine stemmte die Hände in die Hüfte. „Mal von einigen Verkäufern abgesehen gibt es dort mehr Bürgerliche, als du glaubst."
„Ja, die Bediensteten der Edelmänner!"
Florentine seufzte ergeben. „Er ist Maler."
Laurenz lachte auf. „Wollte er, dass du ihm Modell stehst?"
„Nein, er will mir die Stadt zeigen."
„Bestimmt will er dir auch sein Atelier von innen präsentieren?", fragte Laurenz mit zynischem Lächeln.
Florentine ärgerte sich, dass er damit ins Schwarze getroffen hatte. War sie doch wieder einem Blender auf den Leim gegangen? Aber er hatte so eine vornehme Art zu sprechen. Andererseits konnte das ein Trick sein. „Nein, er möchte mit mir ein Fest besuchen – und er hatte überhaupt kein Interesse daran, mich irgendwo allein zu treffen!"
„Flo, die ewige Romantikerin", säuselte Laurenz.
Florentine verdrehte die Augen. Ihr Bruder war nicht zu bekehren. Sie verscheuchte ihn vom Bett und zog das Laken ab. „Das hier wirst du waschen. Sonst schlafe ich hier nicht!"
Laurenz wollte etwas erwidern, aber ihr gestrenger Zeigefinger ließ ihn hinausgehen. Bald würde er zurückkommen, nachdem ihre Mutter ihm klargemacht hätte, dass er das Laken heute unmöglich trocken bekäme. Zumindest würde es morgen duften. Sie legte sich auf den groben Wollbezug, der die Strohsäcke innerhalb des Bettgestells umgab. Bis Laurenz zurückkam, wäre sie längst eingeschlafen. Das ersparte es ihr, sich im Singsang seines Schnarchens in den Schlaf zu quälen.

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