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Kapitel 1-1

Alexander flanierte die Seidenweberstraße entlang. Sein Spazierstock unterstrich mit rhythmischen Tackern seine Schritte, während sein Schatten ihm vorauseilte. Er warf einen Blick über die Schulter zur l'aiguille pointue, Elsas Lieblingsschneiderei, wo seine Schwester in jenem Moment für den Ball der Dingelfurths ausgestattet wurde. Er selbst machte sich keine größeren Gedanken über seine Garderobe. Die Aufmerksamkeit würde vorwiegend auf seinem Bruder, dem zukünftigen Grafen von Arling liegen. Erst nach dessen Vermählung rechnete Alexander mit dem steigenden Zuspruch der Damenwelt, was ihm schon jetzt ein Dorn im Auge war.
Bevor er eine Gruppe Dienstmädchen passierte, tupfte er sich die Stirn mit einem Taschentuch ab. Er wollte nicht den Eindruck erwecken, dass sie der Grund waren, aus dem er schwitzte. Die Mädchen nutzten ihre Einkäufe, um den neuesten Klatsch und Tratsch untereinander zu verbreiten. Den Farben ihrer Mieder nach handelte es sich um die Bediensteten dreier Adelshäuser. Sie machten Alexander gebührenden Platz und verstummten, kaum dass er in Hörweite war. Eine Kutsche mit der Schwertlilie der Grafenwährs kreuzte seinen Weg. Die Töchter des Hauses reckten ihre Köpfe nach draußen. In ihren Augen las Alexander das begierliche Funkeln, welches die Aussicht auf Schuhe, Schmuck oder ein neues, exquisites Ballkleid verriet.
Er querte die geschotterte Straße und wechselte auf die andere Seite des Bürgersteigs, wo ihm der herbe Duft frischen Brots entgegenkam. Es verlockte ihn, sich ein morgendliches Stück Hefekuchen einzuverleiben, doch die Anziehungskraft des Ateliers Schreinerson führte ihn in die entgegengesetzte Richtung. Der Inhaber widmete sich selbst der Malerei, doch es war nicht seine Kunst, die Alexander zu ihm trieb. Eher der Umstand, dass der geschäftstüchtige Alois Schreinerson neben seinen Arbeiten das nötige Werkzeug vertrieb.
Er weckte nicht nur die Begierlichkeit derer, die sich als Kunstkenner ausgaben, sondern ebenso jener, die der Schaffung dieser zugetan waren. Damit tat er Alexander den Gefallen, die notwendigen Utensilien persönlich beschaffen zu können. Es wäre ihm kaum möglich, ein Geschäft für Malerbedarf in Eichenthal oder Ostenfurth aufzusuchen. Sein Vater schäumte, würde Alexander sich dazu herablassen, unter dem Bürgertum zu wandeln. Das hätte für Alexander bedeutet, dem Dienstpersonal verständlich zu machen, was genau sie für ihn besorgen mussten. Kein Problem, wenn es sich um Dinge des alltäglichen Bedarfs handelte. Aber ein Verständnis für seine Kunst erwartete er bei den einfachen Damen des Hauses nicht.
Der einzige Vorteil in den gemeinen Vierteln der Stadt lag darin, dass sein Material dort wesentlich günstiger verkauft wurde. Die Preise in der Seidenweberstraße waren bewusst unerschwinglich, damit ein Bürgerlicher nicht auf den Gedanken käme, auch nur ein Stück Brot in dieser Gegend zu erwerben. Die Edlen grauste es davor, denselben Bürgersteig zu benutzen, den zuvor die Füße eines Niederen berührt hatten. Würde Alexander seine Ansichten über diese Einstellung öffentlich kundtun, würde er zum Außenseiter der hohen Gesellschaft. Es kümmerte ihn wenig, von welchem Stand sein Gegenüber war, solange er sich zu benehmen wusste. Er kannte bürgerliche Handwerker, die mehr Anstand besaßen als so manch herausgeputzter Baron, der in den Hurenhäusern ein- und ausging.
Vor Schreinersons Atelier, das mit weiten Glasfenstern Einblick auf seine Arbeit gewährte, entdeckte Alexander eine junge Frau, vielleicht zwanzig Jahre alt. Die adeligen Damen wandten sich nur selten der Kunst zu. Üblicher war es, sich in Handarbeiten und Musik zu üben, um ihren zukünftigen Gatten mitsamt der Schwiegermutter zu beeindrucken. Das Schaffen von Kunst als Frau galt als überheblich, wo es doch klar des gestrengen Auges eines Mannes bedurfte, ein Werk zu begutachten, geschweige denn es zu erschaffen. Darum hing kaum ein Bild aus weiblicher Hand in den Salons gehobener Häuser. Solcherlei Werke zierten eher, Kindermalereien gleich, die eigenen Schlafzimmer – wenn überhaupt.
Die Gewandung der Dame, ein üppig verziertes, blaues Damastkleid, welches unüblicherweise eine Handlänge über dem Boden endete, ließ Alexander darauf schließen, dass es sich eher um eine vermeintliche Kunstkennerin handelte. Keine Dame vom Fach würde die Gefahr auf sich nehmen, ein solch teures Kleid in Schreinersons Laden mit Farbe zu beschmutzen.
Selbst für einen Einkaufsbummel war sie protzig angezogen; eher hätte Alexander eine solche Tracht auf einer abendlichen Feier erwartet. Im Gegensatz dazu standen die blonden Haare, die sich in lockigen Wellen über ihren Rücken ergossen, bar jeder Schleife oder Flechtwerk, das ihnen Einhalt gebot. Sie war bildschön, das war unleugbar. Er hielt nach einem Ehegatten Ausschau, aber die Frau war ohne Begleitung. Vermutlich blieb sie lieber außerhalb der streng nach Terpentin duftenden Geschäftsräume, während ihr Gatte sich dem Kauf eines neuen Bildnisses widmete.
Er platzierte sich neben ihr, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und gab vor, die Auslage kritisch zu mustern. Es schadete nicht, die Dame anzusprechen. Vielleicht verbarg sich unter ihrer aufwendigen Garderobe ja doch mehr, als es den Anschein hatte.
„Kunstkenner oder Erschaffer?", sprach Alexander die Frau mit einem süffisanten Lächeln an.
Sie sah ihn, verdutzt über seine Ansprache, an. Zugegebenermaßen, es geziemte sich nicht, eine Dame von Stand auf offener Straße anzusprechen. Gleichwohl es unüblich war, eine solche mutterseelenallein anzutreffen.
„Ihr Gatte, Madame", ergänzte Alexander.
„Ich bin nicht verheiratet."
Seine Augenbrauen hoben sich und er verneigte sich vor ihr. „Ich bitte um Verzeihung, Mademoiselle. Ich schloss von Ihrem Alter auf Euren Familienstand." Ihm wurde die Pietät seiner Ansprache bewusst. Er war allein mit einer unvermählten Frau in Gesellschaft. Doch derweil nahm niemand Notiz von ihnen. Ein paar taktvolle Worte sollten genügen, um seine Neugierde zu stillen, dann würde er sich schnellstmöglich zurückziehen.
„Wo verweilt Eure Begleitung, wenn ich fragen darf?"
„Ich kann auf mich allein aufpassen", antwortete sie mit erhobenen Brauen und dezent gesenktem Kopf.
Ein überraschtes Lächeln umspielte Alexanders Lippen. Eine ungewöhnliche Frau. Dabei konnte gerade jemand von Reichtum wie sie, Opfer eines Überfalls oder eines Eklats werden. „Sie interessieren sich für die hohe Kunst der Malerei?"
„Ich schlendere nur die Straße entlang."
„Und doch haben Sie hier gehalten. Vor dem besten Ort, um sich als Herrschaft von Stand mit Malerutensilien einzudecken."
Sie schwenkte mit dem Arm in Richtung eines Bildes. Ein verlockendes Motiv hatte sie offenkundig aufgehalten. Es stellte eine Hochzeitszeremonie unter freiem Himmel dar. Eine romantische, wenngleich völlig verklärte Vorstellung. Doch gerade solche Widersprüche waren in Mode. Eine Frau ihres Alters musste mit den Gedanken ständig beim Thema Heiraten sein. Kein Wunder, dass es sie zum Anhalten gezwungen hatte. Was war daran schuld, dass sie solange auf dem Markt blieb, statt sich in feste Hände zu begeben?
„Hat es einen Grund, dass Euch dieses Hochzeitsmotiv anspricht?", fragte er, bemüht um einen nebensächlichen Klang.
„Worauf wollt Ihr hinaus?"
„Euer Vater wartet wohl auf eine passende Partie, Mademoiselle."
Sie lachte offen, ohne sich die Hand vorzuhalten. „Der verschwendet überhaupt keinen Gedanken an mich."
„Wollt Ihr Euch dazu näher erklären?", fragte Alexander vorschnell. Er sollte nicht länger bei ihr bleiben, doch statt seine Neugierde zu befriedigen, warf sie immer neue Fragen auf. Als folgte er einem Bindfaden mit einer Leckerei, die ihm ständig vor der Nase fortgezogen wurde. Am Ende mutmaßte vielleicht ein Außenstehender, er bemühe sich, der Dame zu hofieren. Eine Schlussfolgerung, die ihm aufs höchste unangenehm wäre.
„Ihr wollt, dass ich Euch mein leidgeplagtes Herz ausschütte?", fragte die Frau.
Alexander lachte in sich hinein. Sein Vater würde diese Person als unverfroren bezeichnen. Er selbst eher als gewitzt. Etwas an ihr zog ihn in ihren Bann, wenngleich er eigentlich eher Abstand von Individuen nahm, die ihren Reichtum zu jeder Zeit dermaßen zur Schau stellen. Doch ihr Gebaren sprach ihrer Aufmachung Hohn.
„Ich bitte untertänigst um Verzeihung."
„Sie sei Euch gewährt", erwiderte sie mit Schalk in den Augen, „was sucht Ihr in diesem Geschäft, wenn ich fragen dürfte?"
Alexander zerbrach sich langsam den Kopf darüber, ob sie ihn tatsächlich nicht erkannte. Er war zwar nur der Zweitgeborene, aber das Haus der Arlings war weithin bekannt. Oder gehörte es zu ihrer überheblichen Art, ihn wie einen Bürgerlichen zu behandeln?
„Ich zähle mich zu den Schaffenden."
„Ein Maler?"
„Ich bestreite nicht meinen Lebensunterhalt damit, wenn Ihr das andeuten wollt." Was sie mit Sicherheit tat. Oh, diese Frau verpönte ihn in unsäglicher Art und Weise und doch genoss er es. Es war erfrischend anders, als das typische, höfische Getue, das die Damenwelt, in der Hoffnung auf einen zukünftigen Antrag, an den Tag legte.
„Übung macht den Meister, pflegt meine Mutter zu sagen", erwiderte sie und wandte sich zum Gehen. Bevor sie sich aber verabschiedete, trat Alexander ihr halb in den Weg und bot ihr seinen Arm dar. So würde sie ihm nicht davonkommen. Ihn Stehenlassen wie einen dahergelaufenen Streuner.
„Darf ich Euch mein Geleit anbieten, Mademoiselle?"
Sie blinzelte ihn erstaunt an, ehe sie ein Lachen unterdrückte. Dann aber lächelte sie höflich und ergriff den dargebotenen Arm mit ihrer behandschuhten Rechten. Dieser passte farblich nicht ganz zu dem Kleid und war aus gröberem Material. Alexanders Mutter hätte sie dafür getadelt.
„Mögt Ihr Euch einmal in meinem Atelier umsehen?", fragte er, während sie den Bürgersteig entlanggingen.
„Soll das eine Einladung sein?"
„Würdet Ihr sie annehmen?"
„Ich bin eine vielbeschäftigte Frau."
„Sicher seid Ihr Gast bei einer Vielzahl gesellschaftlicher Anlässe?"
„So könnte man es ausdrücken", erwiderte sie mit einem Blick zur Seite.
Sie hielten vor dem direkten Konkurrenten der l'aiguille pointue. Der Besitzer war ein selbstgefälliger Adliger namens Feinfinger, der gerüchteweise seine Ware vom biedersten Bürgertum anfertigen ließ, um sie zu überhöhten Preisen weiterzuverkaufen. Trotzdem prangte über seiner Tür der Titel eines Meisterschneiders. Nie hatte Alexander einen Edelmann gesehen, der sich geschäftsmäßig einem Handwerksberuf widmete. Herr Feinfinger galt in adligen Kreisen als die beste Wahl. Abgesehen davon, dass er kurzfristig lieferte, da er viele Schneiderinnen beschäftigte, war es angesehener, bei einem Mann des gleichen Stands einzukaufen.
„Ihr habt mir gar nicht Euren Namen genannt, Fräulein", merkte Alexander an, während sie sich die Auslage besah.
„Ihr habt nicht gefragt."
Alexander presste die Lippen zusammen; sie sah ihm nur abwartend entgegen, bis er ihrer stillen Aufforderung nachkam: „Also gut, wie lautet Euer geschätzter Name?"
„Florentine", stellte sie sich vor.
„Alexander", erwiderte er ebenfalls nur mit dem Vornamen, um es ihr gleichzutun. Sie wollte spielen. Er würde das Stück vorerst mitspielen. „Gefällt Euch das Kleid?", fragte er mit einem Deut auf ein rotes Ballkleid, welches mit allerlei Schleifen, Perlen und Stickereien verziert war.
„Wem würde es nicht gefallen?"
„Meine Schwester bevorzugt schlichtere Gewänder, auch wenn unser Vater damit nicht einverstanden ist."
Sie zogen weiter und Alexander fragte sich, ob Florentine trotz ihrer gesellschaftlichen Verpflichtungen tatsächlich die Zeit aufbrachte, einen reinen Schaufensterbummel zu tätigen.
„Was störte Euch an dem Kleid?"
Sie hielt inne und sah ihn verdutzt an. „Es ist unsäglich teuer."
„Ähnlich dem, welches Ihr am Leib tragt, wenn ich anmerken darf."
„Es ist aus zweiter Hand", erwiderte Florentine mit gesenktem Kopf.
Es war nicht unüblich, dass die größere Schwester ihrer jüngeren Teile ihrer Garderobe überließ – selbst in reichen Familien. Immerhin kosteten die aufwändigen Trachten, in denen die Damen zu glänzen pflegten, teilweise ein Vermögen. Darum kaufte das gehobene Bürgertum meist Gewänder, die der Adel wegzuwerfen gedachte. Doch dazu gehörte sie nicht. Ihre Haltung war zu gerade, der Gang zu grazil. Ihre Haut aristokratisch hell, obwohl sie auf Puder verzichtete.
Am liebsten hätte er sie geradeheraus mit Fragen durchlöchert. Aber genau das provozierte sie doch mit ihrem Verhalten. Sie lockte ihn aus der Reserve. Eine Taktik, die so manche Dame von Rang vorzüglich beherrschte, um damit einen planmäßigen Gatten zu umgarnen. Aber er war der Zweitgeborene und nicht der Mühe solcher Umschweife wert.
Alexander sah über die Schulter zur l'aiguille pointue. Unendlich Zeit blieb ihm nicht mehr, bis seine Schwester fertig war. Und er scheute sich vor den Gesprächen, die ihn zuhause erwarteten, wenn sie ihn mit einer fremden Frau erwischte. Noch dazu ohne jegliche Anstandsperson.
„Darf ich fragen, ob Ihr zum Frühjahrsfest am Domplatz erscheinen werdet?"
Sie schüttelte sachte den Kopf. „Sollte ich das kennen?"
„Es ist in aller Munde."
„Doch nicht in meinem Ohr gelandet."
„Ihr seid vermutlich vom Land?"
„So ist es. Wir sind kürzlich erst angereist."
„So seht es als Möglichkeit, die Stadt besser kennenzulernen. Ich lade Euch ein."
Sie zögerte merklich. Alexander biss sich auf die Unterlippe. War er zu weit gegangen? Andererseits, jede andere hätte sich über diese Einladung gefreut. Selbst wenn sie nur ein Sprungbrett darstellte, um an seinen Bruder heranzukommen.
„Ich hole Euch morgen zuhause ab, zur Mittagszeit", versuchte er es unverfrorener.
„Treffen wir uns doch hier", schlug Florentine vor.
Diese Frau behielt alles im Griff. Oder war es ihr zuwider, wenn ein Besucher bei ihrem Vater vorsprach? Vielleicht betrachtete dieser ihn als inakzeptable Partie und jagte ihn davon. Ihre Familie musste unsäglich bedeutsam sein, wenn sich diese Vermutung als Wahrheit entpuppte. Und doch sah er darin die beste Möglichkeit, sein ungebührliches Interesse abzulegen. Nur eine weitere Dame, die mehr Wert auf ihren Stand, denn auf irgendetwas anderes legte.
„Einverstanden. Ich hole Euch hier ab." Er hatte den Fisch an der Angel. Besser er holte ihn jetzt ein, ehe er es mit weiteren Verhandlungen vermasselte. Spätestens bei dem Fest, wenn sie ihre Zunge bei ein paar Tänzen gelockert hatte, würde sie ihm Rede und Antwort stehen.

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