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28. Nackte Füße


Widerstrebend begebe ich mich wieder auf den Weg zur Schule. Ich habe überhaupt keine Lust, doch leider die kommende Stunde einfach schon zu oft verpasst und es ist ja auch die letzte für heute!

Auf dem Rückweg singe ich immer wieder eine leise Melodie vor mich hin und versuche, mit ihr meine Umgebung wahrzunehmen, so wie vorhin auf dem Baum. Doch während ich mich gleichzeitig mit meinem reell physischen Körper durch den Wald bewege, scheint das nicht mehr so richtig zu funktionieren.

Als ich bei der Mauer vorbeikomme, sehe ich mich etwas unruhig um. Kuno ist nicht mehr da. Wahrscheinlich ist er wieder in der Schule, oder überhaupt nicht mehr hier.

Vor der Eingangstür, krame ich meine Schuhe aus der Tasche, stelle sie vor mich hin und werde plötzlich unterbrochen, als mir der liebliche Duft blühender Rosen in die Atemwege steigt und mich durch einen Lufthauch zu sich lockt.

Ich atme tief und hänge einen Augenblick später schon mit meiner Nase weit im duftenden Blumenmeer. Meine Fingerspitzen streicheln diese, sodass ein glockenhelles Summen entsteht, welches gleichzeitig nur durch mein Herz hörbar ist.

Eines der leuchtenden Rosenblätter führe ich zu Mund, ehe ich seufzend auf meine Füße starre und nachdenklich wieder zurücklaufe. Wieso kann die Schule nicht einfach draußen stattfinden?

Als ich meine Schuhe anziehen will, stelle ich verwundert fest, dass sie nicht mehr dastehen, wo ich sie hingestellt habe.

Verwirrt hebe ich meinen Kopf und verharre sogleich, als mich zwei funkelnd braune Augen anschauen.

Seine rechte Hand ist in der Hosentasche, während seine linke, nicht ganz so randalierte meine Schuhe hält. Er bräuchte mal einen Verband, denke ich!

Ich sehe von seinem Gesicht zu meinen Schuhen und dann wieder zurück. Kuno wirkt jetzt ganz anders als vorhin.

Er hat seine Emotionen inzwischen wieder gekonnt hinter einen dicken, undurchdringlichen Vorhang gezogen. Er wirkt lässig, selbstbewusst und hat sogar ein kleines schiefes Lächeln aufgelegt, welches eine vollkommen sonderbare Reaktion in mir auslöst.

Ich unterdrücke den Impuls aus Scheu wieder davonzulaufen.

„Du isst also Blumen..." Er zieht belustigt eine Augenbraue hoch, während ihm ein leichtes Schmunzeln über die Lippen zuckt. Ich schlucke.

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er noch hier ist. Irgendwie wirkt es absurd. Jetzt ist er plötzlich wieder wie ausgewechselt und die Ereignisse von vorhin kommen mir so vor, als wäre er ein vollkommen anderer Mensch gewesen.

„Lässt du den Unterricht donnerstags immer ausfallen?", frage ich, weil er auch das letzte Mal schon im Gang war, als ich aus der Klasse gestolpert bin. Ich zwinge mich nicht weiter über das, was da geschehen ist nachzudenken.

Nicht darüber, wie es sich angefühlt hatte, an seine harte warme Brust gepresst und zwischen seinen starken Händen gefangen zu sein. Stopp! Ich muss an was anderes denken, weshalb ich jetzt stattdessen hinauf zu dem großen Gebäude sehe, welches sich für mich so oft wie meine persönliche Hölle anfühlt.

„Du ja auch, wie es scheint". „Ich habe gelernt!", widerspreche ich und halte als Beweis kurz meine Tasche hoch. „Im Wald?", fragt er ungläubig und schweift mit seinem Blick kurz zur Mauer, hinter welcher sich dieser befindet. „Ja, dort lernt es sich viel besser!".

Er sieht nachdenklich aus, während er mich wieder genau mustert und dann an meinen bloßen Füßen hängenbleibt.

„Bist du etwa so 'ne Öko-Mieze?" Er zieht belustigt einen Mundwinkel nach oben. „Tzja, scheint so", sage ich bissig und verschränke die Arme vor der Brust.

„Wo sind dann deine Freundschaftsbänder und Jesussandalen?" Er mustert die Schuhe in seiner Hand, welche ganz normal aussehen. Ich habe sie von Vivien bekommen, als sie diese aussortiert hatte. Um Schuhe zu kaufen, trage ich solche definitiv zu selten.

Ich funkele ihn an. Ich hasse Vorurteile. „Ich habe keine!" Er lugt wieder zu meinem Gesicht und dann auf meine nackten Füße. „Ja, das sehe ich. Ist das auch so 'n Öko-Ding?"

„Willst du irgendwas Bestimmtes?" Ich bin langsam ehrlich genervt, was ihn nur wieder einmal mehr zu amüsieren scheint..

„Möglich"

„Tja, dann komm zum Punkt, ich muss nämlich in den Unterricht und du nebenbei bemerkt auch" „Mach dir um mich keine Gedanken, Waldmädchen"

„Tue ich nicht!" „Ach ja?" „Was willst du, Kuno?" Ich will seinen Namen eigentlich spitz klingen lassen, doch als ich ihn ausspreche, fühlt er sich verstörender weise eher an, wie Honig auf meiner Zunge.

Er grinst. „Nerve ich dich?" Ich atme tief durch, um mich zu beruhigen. Es scheint ihn ja offensichtlich zu erheitern, mich zu provozieren.

„Gib mir einfach meine Schuhe wieder!", fordere ich und er blickt nun auf diese in seiner Hand, wo er sie eingehend betrachtet. „Die sehen nicht besonders getragen aus", stellt er trocken fest und macht keine Anstalten sie mir zurückzugeben.

Seufzend strecke ich meinen Arm aus, damit er sie mir wiedergeben kann. Sein Lächeln wird ein kleines bisschen breiter und er kommt einen Schritt auf mich zu.

„Aber sonst läufst du mir wieder davon." Seine Stimme ist bei diesen Worten etwas tiefer als zuvor. Schnell ziehe ich meine Hand zurück, als mir einfällt, dass er diese vorhin festgehalten hatte und er mir auch jetzt immer näherkommt. Weiß er meinen richtigen Namen etwa immer noch nicht?

„Weglaufen kann ich auch ohne Schuhe!", teile ich ihm mit. „Ich weiß... wahrscheinlich kannst du das barfuß sogar noch besser, wette ich". Ich versuche mir mein Erstaunen, über seine Worte nicht anmerken zu lassen. Wo er recht hat.

„Stimmt, dann kannst du sie mir ja jetzt auch geben! Ohne diese darf ich nämlich nicht da rein!" Ich deute zu der großen Eingangstür der Schule.

Kunos Blick folgt meiner Geste, sieht dann zu mir und anschließend zu den Schuhen. „Ach so". Er scheint diese Gegebenheit außerordentlich witzig zu finden, denn seine Mundwinkel zucken schon wieder beachtlich, als er die Worte realisiert.

Sein Lächeln ist echt, doch gleichzeitig erreicht es nur zum Teil seine Augen. Der andere Teil, welcher schon seit dem ersten Mal, wo wir uns begegnet sind, in ihm wohnt, scheint diese nie ganz verlassen zu können, ganz egal wie er sich gerade fühlt. Ob er glücklich ist, oder nicht. Es scheint, als sei er ein Teil von ihm.

Es ist der Teil, welchen ich immer in seinen Augen wahrgenommen habe, aber nie so ganz identifizieren konnte, was er bedeutet. Der, welcher mich manchmal schaudern lässt.

Erst jetzt, nachdem ich Kuno vorhin kurz ohne seine sonst so sorgsam gepflegte Maske gesehen habe, kann ich die Bedeutung jenes versteckten Ausdrucks in seinen Augen ein bisschen besser verstehen.

Er ist wie ein dicker Mantel, den er immer mit sich herumträgt und niemals abnimmt. Einer, welcher aus uraltem Schmerz zu bestehen scheint. Ob er sich schon an ihn gewöhnt hat? Hat er ihn als einen Teil von sich akzeptiert, oder merkt er ihn gar nicht mehr, da er jeden Augenblick mit ihm leben muss?

Sein währenddessen immer noch amüsierter Blick landet wieder auf meinen nackten Füßen, welche so direkte Aufmerksamkeit nach wie vor nicht gewöhnt sind und nun hibbelig beginnen mit ihren Zehen zu zappeln. Das tun sie immer, wenn ich aufgeregt oder unsicher bin.

„Dann... solltest du deine Schuhe wohl besser wiederhaben!" Ich nicke erleichtert, ehe ich feststelle, dass er immer noch keine Anstalten macht, sie mir zu geben.

„Stimmt, also gib her!" Ich strecke wieder meine Hand nach ihnen aus und merke zu spät, dass das keine gute Idee war, als Kuno abermals mein Handgelenk greift, sodass sich schlagartig erneut dieses warme Kribbeln auf meiner Haut ausbreitet und ich tief nach Luft schnappe.

Sein Lächeln erblasst, als er auf meine Handgelenke hinabsieht und meine Schürfwunden entdeckt. Ich sehe an seinem Blick, dass er genau weiß, wie sie entstanden sind und für einen kurzen Moment huscht wieder der schmerzverzerrte Ausdruck von vorhin über sein Gesicht, welchen er aber sofort wieder versteckt und mich stattdessen einfach nur undurchdringlich ansieht.

„Nimm dich in acht, Waldmädchen, wenn du wegläufst, könnte ich dich fangen und dann kann ich nicht garantieren, dass ich dich wieder loslasse!" Erschrocken reiße ich meine Augen auf und will ihm abermals meine Hand entziehen, doch er hält sie nach wie vor fest in seiner.

„Wieso sagst du so etwas?", frage ich und merke, wie ich wieder unsicher auf meine Lippe beiße. „Weil es so ist!" Seine Stimme gräbt sich mir tief und eindringlich unter die Haut. Ich erschaudere. Jedoch nicht nur aus Angst, sondern auch aus einem seltsamen Gefühl der Faszination, welches ich nicht erklären kann.

Ich sehe wie kurz die Trauer wieder in seinen Augen aufblitzt und er mir dann wortlos meine Schuhe reicht. Immer noch erstarrt starre ich auf diese und greife vorsichtig mit meiner freien Hand danach.

Kurz bevor ich sie berühre zieht Kuno sie jedoch wieder weg, als hätte er es sich kurzentschlossen doch anders überlegt und spannt seine Kiefermuskeln an. Keine Ahnung, was ihn wieder dazu gebracht hat.

Sein Griff um mein Handgelenk festigt sich ein bisschen, bis ich kurz zusammenzucke und er vor Schreck die Augen aufreißt. Wahrscheinlich weil ihm gerade bewusst geworden ist, dass er meine Schürfwunden gedrückt hat und sie nun schnell wieder lockert.

Ich nutze die Gelegenheit, um ihm zu entschlüpfen und von ihm weg, die sechs Stufen zur Tür hinaufzulaufen. Dann gehe ich halt ohne Schuhe, wen interessiert's.

Hinter mir ist es still, sodass ich mich noch einmal zu ihm umdrehe. Er steht unten bewegungslos an der Treppe. Meine Hand ruht auf der Türklinke. Jeden Moment bereit, diese aufzureißen und in das Gebäude zu flüchten.

Wie verrückt, als könnte ein Gebäude mir jemals Schutz bieten. Bei mir fühlt es sich eher so an, als würde ich in eine Falle laufen.


***


Jahre später ist die Schule endlich vorbei. Mein Klassenlehrer hatte zum Glück nicht bemerkt, dass ich barfuß bin und als es zum Ende gongte, habe ich sogleich das Schulgebäude verlassen.

Als ich Kuno etwas entfernt zusammen mit seinen Freunden entdeckte, habe ich mir überlegt zu ihnen rüberzugehen und meine Schuhe zurückzufordern.

Doch als ich die Horde Mädchen sah, welche sich um die Jungs gescharrt hatten und Jaydens stechendem Blick begegnete, welcher mich von ihnen wohl als einziges entdeckt hat und Matthias überhebliches Grinsen sah, verging mir augenblicklich die Lust dort aufzutauchen.

Ich hoffe einfach, dass er sie mir morgen früh wiedergibt! Wobei, schlimm finde ich es ja nicht gerade barfuß zu laufen. Es sollte mich halt nur besser niemand dabei erwischen.

Stattdessen habe ich mich schnurstracks auf den Weg zu der Lichtung begeben, welche ich in diesem Augenblick betrete. Diesmal betrachte ich sie mit vollkommen anderen Augen.

Außer das Licht und die fehlenden Blumen sieht alles so aus wie in meinem Traum gestern Nacht. Die Esche! Die Bäume! Der Wind...

Ein Luftzug streicht über meine Wange, doch es fühlt sich eher an, wie ein ganz normaler Windhauch. Nichts Ungewöhnliches.

„Tyrian?", flüstere ich und sehe mich auf der Lichtung um. Kann er mit mir sprechen? Ich laufe vorsichtig durch das hohe Gras zur großen Esche, während ich bedächtig nach einer Regung Ausschau halte.

„Bist du da?" Plötzlich merke ich einen Windhauch. Er ist deutlich präsenter als der zuvor und streichelt über meinen Handrücken, an welchem sich die Schürfwunden befinden, die daraufhin ganz warm werden.

Ein flatterndes Gefühl zuckt durch meinen Bauch, als mir bewusst wird, dass es vielleicht wirklich gerade er ist, welcher mich berührt. Doch gleichzeitig bin ich mir nicht sicher. „Tyrian, bist du das?"

Der Wind streichelt mir weiter über die Hände und dann meinen Unterarm hinauf. Dort malt er kleine Kreise auf meine Haut, welche äußerst angenehm kitzeln.

Die Berührungen sind irgendwie zaghaft, ganz im Gegensatz zu den letzten Malen bei denen er meine Haut gestreift hatte. Wenn wir getanzt haben, war es manchmal auch an Orten, an denen normalerweise schon vorher eine eher vertrautere Basis bestehen sollte.

Doch diese Berührungen haben sich richtig angefühlt! Als seien sie ein Teil des Tanzes und ich hätte die ganze Zeit nur darauf gewartet.

Deshalb bin ich ganz andere Berührungen von ihm gewohnt. Ist er etwa zurückhaltender, weil ich jetzt weiß, dass er es ist? Beziehungsweise ganz wissen tue ich es ja nicht.

„Du...also... kannst du mich hören, als Wind?" Irgendwie komme ich mir komisch vor, einfach so zu sprechen. Wenn jetzt jemand anderes mitbekäme, was ich tue... Ich muss verrückt werden.

Doch vielleicht hört er mich ja wirklich! Mir fällt wieder ein, dass ich ja gerade vorhin eine ähnliche Erfahrung gemacht habe, als ich mit meinem Gesang durch den Wald geschwebt bin.

Ich habe die Familie nicht direkt gehört, aber durch die Luft gefühlt und ertastet. Geht es ihm genauso? Hört er mich auf dieselbe Weise?

Ich setze dazu an, noch etwas zu sagen, doch gerate ins Stocken, als mir der Wind plötzlich über die Wange streift. So zurückhaltend scheint er doch nicht zu sein!

Ich merke, wie sich ein Lächeln auf meine Lippen stiehlt und ich neugierig zu der ausgebrannten Esche blicke, während ich mir auf die Lippen beiße, um nicht dämlich zu grinsen.

Er verfängt sich in meinen Haaren und zupft dadurch ganz leicht an diesen, sodass es mich angenehm schaudert und ich für einen Moment kurz blinzeln muss. Wie ist es eigentlich mit seinen Augen? Kann er mich in Gestalt des Windes sehen?

Oder ist er gar nicht wirklich da und hat nur mit seiner Präsenz den Körper verlassen, um als Wind hierherzukommen, so wie ich vorhin?

Ich erinnere mich, dass ich nicht direkt sehen konnte. Ich habe das, was ich berührte, gefühlt und dadurch hat sich ein Bild ergeben. Wie ist es bei ihm? Geht es ihm genauso? Und wieso höre ich ihn nicht sprechen?

Die Familie hatte vorhin ganz eindeutig meinen Gesang gehört! Ist es bei ihm doch anders als bei mir? Es gibt einfach so unglaublich viele Fragen, welche ich ihm alle am liebsten gleich sofort stellen würde.

Und gleichzeitig existiert immer noch tief in mir dieser Zweifel, welcher sich nicht sicher ist, ob das wirklich real ist.

Ich laufe um die Esche herum und spähe in die dunkle Öffnung, der verschwimmenden Realitäten. Die Energie flimmert und ich halte meinen Arm in den schwarzen vibrierenden Raum.

Ich merke, wie sich unsere Energien verbinden. Die, welche im Innern des Baumes flimmert und meiner. Dieses merkwürdige Gefühl wie beim letzten Mal taucht wieder auf. Dieses haltlose, als würde meine Hand kurz davor sein, sich aufzulösen, sobald mein ganzer Körper nachgerückt ist.

Ich ziehe sie wieder zurück und lege mich stattdessen auf die trockene Wiese. Der Wind raschelt durch die Gräser neben mir und zieht dann kleine Kreise über meinen ausgestreckten Arm. Ich schließe die Augen und lasse die Berührungen auf mich wirken. Es ist ein so angenehmes Gefühl.

Nach einer Weile, werden die Berührungen schwächer, bis sie schließlich ganz verschwunden sind. Verwundert öffne ich meine Augen und sehe ihn plötzlich direkt vor mir in der Wiese liegen.

Er ist so zur Seite gedreht, dass er mir dabei zugewandt ist und betrachtet mich eingehend, mit einem zarten Lächeln im Gesicht.

Sein goldenes Haar glänzt im Licht der Traumsonne in einem unwirklichen Glanz und fällt ihm lockig in die Stirn. Seine anderen Strähnen hat er wieder in einem kleinen Zopf nach hinten gebunden.

Zwei grüne Perlen vermischen sich mit der Umgebung, als wären sie ein Teil von allem. Von der Lichtung. Als würden die Augen seiner Umgebung gehören. Er muss mit ihnen unglaublich viel sehen können.

Seine Lippen umspielt ein zärtliches Lächeln, welches dennoch so viel Bedeutung in sich trägt. Er hat seine Hand ausgestreckt und streichelt mit ihr vorsichtig über meinen Unterarm, genau an der Stelle, wie eben noch der Wind.

Jetzt sieht er kurz ertappt auf seine Hand, hört aber nicht auf diese über meine Haut zu bewegen, auch wenn wir beide die Berührung hier im Traum nicht spüren können.

Er ist wieder oberkörperfrei, sodass ich seine kräftige Brust, direkt vor mir sehe und nachverfolgen kann, wie sich die Muskeln unter seiner Haut durch den Körper abzeichnen.

Sie verlaufen harmonisch und faszinierend elegant. Meine Augen wandern zu seiner Brust, welche sich in fast demselben Rhythmus hebt und senkt wie meine eigene.

Er hat eine unfassbare Ausstrahlung. Sowie man sich ein gottgleiches, ehrbürtiges Wesen vorstellen würde. Das ist er auch definitiv.

Ich meine unabhängig von seinem Aussehen, obwohl alleine dies schon durch seine pure Anwesenheit die ganze Lichtung mit einem ungeheuren Zauber erfüllt, liegt noch so viel mehr in seinem Sein, als ich es in diesem Moment überhaupt begreifen kann.

Er trägt dieselbe Kleidung wie letzte Nacht. Ebenso seine Kette mit dem schwarz glänzenden Stein, welche ihm seitlich von seiner glatten Brust gerutscht ist und nun von seinem Hals aus die Halme der Wiese kitzelt.

Meine Augen tasten sich wieder hinauf zu seinem Gesicht, wo mich durch dichte lange Wimpern versteckt, zwei tiefgrüne Augenanschauen und eingehend beobachten.

Ich fühle mich bei ihm vollkommen sicher und entspannt. Ganz anders als ich es von mir sonst in solch einer intensiven Gegenwart eines Mannes gewöhnt bin.

Wir lächeln uns an. Bei uns beiden glaube ich Erleichterung und Freude zu erkennen, dass wir uns wiedersehen.

Ich würde jetzt gerne etwas sagen, doch bekomme irgendwie keinen Ton zustande. „Anella!", sagt er und streichelt alleine mit seinem Blick meine Augen. Wärme durchflutet mich. „Tyrian!", antworte ich und sein Lächeln wird noch etwas breiter.

Ich richte mich ein wenig auf, sodass ich ihn noch besser betrachten kann, auch wenn ich mir alle Mühe gebe es nicht zu offensichtlich zu tun, weil das nicht gerade die höflichste Art ist. Andererseits tut er ja auch nichts anderes bei mir.

Als mir das bewusst wird, merke ich zu meiner Verwunderung, wie mein Lächeln ebenfalls etwas breiter wird. Wieso reagiere ich so? Bei ihm scheine ich mich vollkommen anders zu verhalten, als ich es von mir sonst kenne.

Ich habe so viele Fragen an ihn, doch ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll... Schließlich fällt mir die eine ein, welche ich ihm Gestern schon gestellt hatte, er sie mir aber noch nicht beantwortet hat.

„Verrätst du mir jetzt, woher du meinen Namen weißt?" Sein Lächeln wird etwas gemildert, als ein nachdenklicher und auch etwas behutsamerer Ausdruck auf seinem Gesicht erscheint und er sich ebenfalls etwas aufrichtet, sodass wir uns jetzt gegenüber sitzen.

Allerdings immer noch mit diesem Funkeln in den Augen, welches aussieht wie von jemanden, welcher etwas ausgefressen hat, es aber nicht wahrhaben will. Oder sich dessen zumindest bewusst ist, es aber wieder tun würde.

Er atmet tief durch, bevor er antwortet. „Ich muss mich bei dir entschuldigen!... Ich war es... der letztens deine Tasche durchwühlt hat!" Gesteht er und ich brauche einen Moment, bis mir die Situation wieder einfällt, als ich dachte, ein Tier hätte in dieser nach Essen gesucht.

„Da habe ich eines deiner Hefte gesehen, wo dein Name draufgeschrieben war. Zumindest vermutete ich, dass es sich dabei um deinen Namen handelt. Ursprünglich hatte ich nach deinem Ausweis gesucht, aber da war keiner. Ich weiß auch nicht genau, wie diese wirklich aussehen.

Das hier ist mein erster Einsatz, wo ich wirklich jemandem der Menschenwelt begegne. Vorher habe ich eher an anderen Orten gewacht, wo sonst niemand ist. Ich... bin noch nicht sehr lange dabei und eigentlich verstoße ich jetzt schon gegen eine der wichtigsten Regeln überhaupt!".

Er streicht sich mit seiner Hand über die Haare und sieht mich dabei mit einer leichten Aufgewühltheit an. Verwirrt und gleichzeitig unglaublich gespannt erwidere ich seinen Blick. Menschenwelt? Er hat gesagt, dass er Wache hält. Aber wovor? Und welche Regeln?

„Was für eine Regel meinst du?"

„Dass ich mich dir nicht zeige und mit dir rede!" Seine Stimme ist tief und mit einer leichten Verzweiflung, aber auch Inbrunst erfüllt.

„Das darf niemand erfahren!"

„Dass wir uns begegnen? Aber wieso?" Er sieht mich nachdenklich an, ehe er weiterspricht.

„Wie viel weißt du über uns?" Ich runzele verwirrt die Stirn. „Über uns? Was meinst du?" Irgendwie kommt es mir so vor, als würde ich etwas Grundlegendes nicht verstehen.

Tyrian sieht mich einen kurzen Augenblick abwägend an und versucht wohl aus meiner Miene schlau zu werden. „Über unsere Vergangenheit und Aufgaben meine ich!"

Ich runzele etwas überfordert die Stirn. „Äh... ich weiß nicht... in der Vergangenheit gab es viele Kriege und immer wieder unterschiedliche Lebensformen und Weltanschauungen. Ich denke vielleicht ist eine unserer heutigen Aufgaben, dass wir wieder mehr in Frieden und mit der Natur zusammenleben..."

Er sieht irgendwie irritiert aus, als er meine Worte hört. „Ich meine, was weißt du über unsere Existenz?" Diese Frage lässt mich nur noch verwirrter werden, vor allem, da er das "unsere" besonders betont hat.

„Unsere?", wiederhole ich, ohne zu verstehen, was er damit sagen will. Er sieht mich eine Weile wortlos an, als suche er in meinen Augen nach irgendwelchen Antworten.

Seine sind dabei nachdenklich zusammengekniffen, während es scheint, als würde er langsam etwas begreifen, wovon ich mit meinem Wissen selber noch meilenweit entfernt bin.

„Ich meine die Unseresgleichen, Anella!"

In meinem Kopf rattert es, doch ich schaffe es einfach nicht einen klaren Gedanken zu fassen. Was versucht er mir zu sagen? Mein Herzschlag hat sich merklich erhöht. Ist es Angst vor dem, was gleich kommen wird?

Mich lässt das Gefühl nicht los, dass das, was er mir verraten will, etwas ist, was ich schon seit Ewigkeiten verdränge.

Vorhin hatte er sowas erwähnt wie "Menschenwelt"... Was meinte er damit? Er scheint sich meiner Frage bewusst zu sein, denn sein Ausdruck wird jetzt noch eingehender.

„Anella, kennst du denn die Wahrheit über deine Existenz?"

***

Hi, ich freue mich so sehr, dass du schon bis hierher gelesen hast :) Vielen Dank <3

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