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1. Im Klang der Winde

Vögel haben mich schon immer fasziniert. Ihre Ungebundenheit. Sie können einfach wegfliegen, wenn es ihnen irgendwo nicht gefällt.

Oftmals verspüre ich diese tiefe Sehnsucht, es ihnen gleichzutun. Besonders, wenn ich ihre großen Schwärme sehe, die dem weiten Horizont mit unendlichen Möglichkeiten entgegensteuern.

Mein Blick schweift die große Glasscheibe des „Foyer d'Or" hinaus, um ihnen gedanklich zu folgen. Allein dieser Anblick lässt mein Herz mit jedem Mal aufschwingen.

Das Geräusch, wenn die Flügel aneinanderschlagen, doch auch ihr Zwitschern in den Ästen ... und nur um das klarzustellen, damit meine ich nicht die in meinem Kopf, von denen es mit Sicherheit so einige gibt. Irgendetwas läuft da gewaltig verkehrt. Das habe ich inzwischen begriffen.

Diese Piepmätze machen nicht annähernd den Eindruck, daraus verschwinden zu wollen.

... Im Gegenteil.

Haben sie sich erst einmal ein Nest gebaut, sind sie kaum mehr daraus zu vertreiben, geschweige denn davon abzubringen einen absurden Gedanken nach dem nächsten auszubrüten. – Meine gehören da oftmals zu der ganz fleißigen Sorte.

Seufzend wende ich mich ab und bringe die Bestellung an ihren Tisch. Wenigstens fühle ich mich so dann niemals allein. Man soll doch immer auch das Positive an den Dingen sehen, nicht wahr?

Ich schenke der Frau ein Lächeln und versuche mein leichtes Schwanken zu kaschieren, indem ich mich in einer geschmeidigen Bewegung auch schon wieder abwende. Das ganze scheint sie jedoch gar nicht bemerkt zu haben, da sie weiterhin auf ihr iPad konzentriert ist.

Zum Glück kann niemand meine Gehirn-Wirrungen hören. Zumindest, wenn ich sie nicht laut ausspreche, oder auf andere Weise zwitschern lasse. – Das wäre manchmal echt peinlich.

Kurz darauf gräbt sich das gluckernde Geräusch des Kaffees in meine Ohren und ich wende schnell meinen Blick ab, um nicht zu tief in dieses Bild zu versinken, oder besser gesagt diesem schwindelerregenden Gefühl, welches damit einhergeht.

Stattdessen betrachte ich die Pflanze auf dem Tresen. Ob sie auch Gedanken hat? Ich streiche mit meinen Fingerspitzen vorsichtig über die zarten Blätter. Falls ja, wovon mögen sie handeln? Gefällt es ihr, in dieser Form gezüchtet und gehalten zu werden?

Ich frage mich, was sie hier drinnen wohl schon alles erlebt hat. Tagtäglich gehen Menschen ein und aus und verschiedenste Dämpfe von Getränken und Kuchen steigen ihr ins Geäst, sowie auch meine leidtragenden Atemwege.

Wieso trinken so viele eigentlich Kaffee? Ich kann das echt nicht verstehen. Angeekelt verziehe ich das Gesicht und merke, wie mich erneut leichtes Unwohlsein befällt, sodass die Flüssigkeit in meiner Hand gefährlich zu schwappen beginnt. – Am besten nicht darüber nachdenken.

Meine Augen verfangen sich halt suchend in den flimmernden Lichtreflektionen des Gebräus. Die Deckenbeleuchtung erscheint dort plötzlich viel lebendiger und erinnert mich an die vielen Glühwürmchen, die mir gestern noch bei dem Tanz in der Dämmerung Gesellschaft geleistet hatten. Ein magisches Gefühl. Ich freue mich, es heute wieder zu tun.

Schnell befülle ich das Tablett und hoffe, diesmal auch wirklich die richtige Bestellung erwischt zu haben. – Anella jetzt konzentriere dich mal!

Mein Blick wandert zu dem Tisch, an den ich sie bringen soll. Ein junger Mann sitzt dort und versinkt gerade in seinem Handy. Kein seltener Anblick. Ich frage mich, wie die anderen es immer hinbekommen diese Geräte so lange in der Hand zu haben, ohne dass es kribbelt und ihnen Kopfschmerzen bereitet.

Ich schaffe es gerade noch ein Seufzen zu unterdrücken und will mich im selben Moment in Bewegung setzen, als mich eine Stimme davon abhält.

„Anella, lass mal. Ich mache das. Der Chef möchte, dass du kurz zu ihm kommst." Elias nimmt mir das Tablet aus der Hand und deutet mit einer Kopfbewegung in Richtung Hinterräume. Sein Gesichtsausdruck wirkt entschuldigend, sodass sich augenblicklich ein weiteres ungutes Gefühl in meinen Magen gesellt.

Wieso will er mich ausgerechnet jetzt sprechen? Es ist doch im Augenblick so viel los. Als ich nachfragen will, ist Elias jedoch schon wieder außer Reichweite. Mist. Ich bohre meine Zehen in die störend isolierenden Schuhsohlen und setze mich dann, bemüht nicht zu taumeln in Bewegung. Nicht schon wieder. Das kann nichts Gutes bedeuten. Ich merke, dass mein Atem leicht flacher wird. Habe ich etwa erneut etwas falsch gemacht?

Als ich sein Büro betrete, ist er gerade in ein Telefonat verwickelt, sodass mir nichts anderes übrig bleibt, als geduldig zu warten und nervös von einem Bein auf das andere zu wechseln. Der Schwindel verleitet mich dazu nach meinem Wurzelamulett zu greifen und mich daran festzuhalten, als wäre es die einzige Kraft, die mich aufrechterhält.

Als er schließlich fertig ist, fällt mir sein genervter und gestresster Gesichtsausdruck auf. Oh weia ... – gilt der etwa mir?

„Hallo, setz dich." Ich verbiete mir den Impuls zu schlucken und ermahne mich stattdessen tief Luft zu holen.

„Ähm ... danke. Ich ... möchte nicht unhöflich sein, aber ich stehe sehr gerne." – Ich muss ihm ja nicht unbedingt sagen, dass ich mich sonst nur noch unsicherer fühlen würde, auch wenn mir das Stehen im Moment etwas schwerfällt.

„Wie du willst." Er faltet seine Hände vor sich auf dem Tisch. Eine Geste, die mir in letzter Zeit öfter begegnet ist. Meistens in Momenten, in denen mein Gegenüber sich wappnet mir etwas mitzuteilen.

„Höre zu Anella, es wird einfach nicht besser. Die Kundin vorhin hatte wieder einmal keinen Cappuccino, sondern Espresso bestellt und diese Verwechslungen kommen bei dir nicht nur einmal in der Woche vor, sondern dreimal am Tag."

Ich presse beschämt meine Lippen zusammen. – Diesmal hatte ich aber das richtige Getränk erwischt, pflichte ich in Gedanken bei, auch wenn ich weiß, dass das wohl jetzt keine Rolle spielt. Ich kann doch nichts daran ändern, wie diese ganzen Gerüche auf mich einwirken und ich dadurch nichts mehr auf die Reihe bekomme. Und dann auch noch all die Hektik. Da setzt mein Gehirn gerne mal aus.

„Zudem kam es heute auch schon zweimal vor, dass die Kunden dich zu sich gewunken haben, du es aber nicht gemerkt hast. Hier muss alles zack-zack gehen, verstehst du!"

Meine Zehen drücken sich erneut in die Sohlen, als wollen sie versuchen, sich durch sie in den Boden zu graben, um Halt zu finden, doch leider gelingt mir das hier drinnen nicht. Dafür bräuchte ich den Wald unter mir.

„Ich weiß, ich ... versuche es ja wirklich ..." Der Mann vor mir sieht mich ausdruckslos an. Oje ... Ich kenne diesen Blick.

„Ist schon gut, ich weiß." Mit gesenktem Kopf löse ich meine Schürze von der Taille und hänge sie ihm schweigend über die Stuhllehne. „Es tut mir leid, aber dieser Beruf ist vielleicht einfach wirklich nichts für dich", bestätigt mein Chef, äh ... Ex-Chef mich in meinem Tun.

„Für mich ist gar nichts", murmele ich leise zu mir selbst, ohne dass er es hoffentlich hört und wende mich dann ab, um Richtung Umkleiden zu gehen. Wenigstens kann ich mir dann meine Schuhe jetzt endlich wieder ausziehen.

„Trotzdem danke für die Erfahrung", füge ich noch hinzu und werfe ihm einen letzten Blick zu. Er nickt mir zu, doch wirkt zugleich schon wieder in seine Arbeit vertieft. Wahrscheinlich, weil er nun schnell Ersatz für mich finden muss. Scheint ja echt schlimm mit mir gewesen zu sein, wenn er mich bei so vollem Betrieb rauswirft und nicht einmal damit wartet, bis Feierabend ist.

Mit schlechtem Gewissen im Bauch, weil ich einfach nichts auf die Reihe bekomme, werfe ich der Zimmerpflanze einen letzten, entschuldigenden Blick zu. Vermutlich werden wir uns nie wiedersehen. Genau wie Elias, der ein bisschen zu gestresst ist, um mir richtig tschüss zu sagen. Daher tut's auch ein Winken und freundliches Lächeln. Als ich das Café verlasse, schnappe ich erleichtert japsend nach Luft.

Endlich nicht mehr diese ganzen schwindelerregenden Aromen von Kaffee und Kuchen in meinen überreizten Atemwegen.

Ich weiß, viele würden mich an dieser Stelle nicht verstehen, aber das ist ja für mich nichts Neues. Tränen sammeln sich auf meiner Netzhaut und ich blinzele sie schnell weg. Ich kann jetzt nicht nach Hause. Lieber gehe ich in den Wald. Ich muss erst einmal wieder annähernd zu mir kommen. Zum Glück ist der Weg mit Straßenbahn und Bus nicht allzu lang, bis zum Stadtrand.

Immer wieder hallen seine Worte in meinem Kopf nach und nicht nur die. Auch die meiner Chefs und Chefinnen davor.

„Das gehört so aber nicht. Alle machen das hier auf diese Art, also kannst du das auch!" „Du musst mal fester anpacken." „Sei doch nicht so zimperlich." „Genug. Schluss jetzt. Das geht so nicht, Anella." „Hier muss alles zack zack gehen ..."

Mein Kopf schwirrt und ich löse erschöpft das enge Zopfgummi aus meinem Haar. Endlich darf ich sie wieder offen tragen. Wenn ich ehrlich bin, ist ein Teil von mir ja sogar froh, dass er mich rausgeschmissen hat.

Der Sonntag tut seinem Namen heute alle Ehre. Die warmen Juni-Strahlen färben alles in ein goldrotes Licht und lassen meine Wellen in eben diesem Glanz erstrahlen. Ein Windhauch nimmt sie auf und kämmt dabei beherzt einen großen Teil der Anspannungen mit sich fort.

Ein kitzelnder Schauder wandert über meinen Nacken und ich wende mein Gesicht für einen Moment einfach der Sonne entgegen.

Die Natur fängt mich immer auf, egal was auch geschieht. Sie ist das einzige, auf das ich mich im Leben wirklich verlassen kann. Und meine Freunde natürlich, doch im Wald fällt es mir dennoch leichter mich gänzlich fallenzulassen.

Wieder schweifen meine Gedanken zurück zu meinem jetzt ehemaligen Wochenendjob. – Das war ein langes Vergnügen. Ein Zucken an einem Mundwinkel vertreibt ein bisschen das Brennen in meinen Augen. Selbstironie ist hier mein ständiger Begleiter. Ohne diese würde ich es wohl manchmal nicht aushalten.

Mir kommt es vor, als passe ich einfach nirgendwo rein. Zuvor wollte ich bei einem Blumenladen fragen, ob sie eine Aushilfe benötigen, doch ich habe es gelassen, als ich gesehen habe, wie viele der Pflanzen am Ende des Tages weggeschmissen werden.

Oftmals nur, weil einzelne Blüten am Verwelken sind. Es sind doch nach wie vor lebende, fühlende Geschöpfe. Nie könnte ich das übers Herz bringen. Erst da habe ich begriffen, dass sogar dieser Beruf auf Umsatz und nicht auf die Lebewesen ausgelegt ist. – Wie so oft.

Anstatt dort zu arbeiten, sammele ich jetzt manchmal die lebendigen kleinen Pflänzchen heimlich aus den Containern und setze sie verteilt an die Waldränder. Dass das als Diebstahl gilt, ignoriere ich dabei einfach mal. Besser, als wenn sie brutal in einer Mülltonne zerquetscht werden.

Was die Blumensträuße anbelangt ... Nun ja, leider sind diese meistens chemisch behandelt, sonst würde ich ja sogar einige davon essen. Rosen sind da besonders köstlich. Doch so verteile ich die gut erhaltenen lieber an die Obdachlosen. Ob ihnen die Sträuße wirklich etwas bringen, sei wohl infrage gestellt, aber wer will das schon beurteilen? Es freut mich allein schon, wenn es ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Als ich endlich die Waldgrenze erreiche begrüßt mich sogleich das wohlige Flüstern der aufgeladenen Terpene und Harze. Sie legen sich auf meine gereizten Sinne und lassen sie in einer beruhigenden Symphonie erklingen.

Wie sehr ich es doch vermisst habe. Der Wald nimmt mich auf, ohne mich verändern zu wollen. Auch die Vögel haben hier Platz um sich auszuleben. – Also sowohl die echten, als auch die in meinem Kopf.

Als jetzt endlich wieder Sauerstoff in meine Zellen dringt, fühlt es sich an, wie bei einem ausgetrockneten Schwamm, der sich sehnlichst mit Leben vollsaugt.

Mit einer kribbelnden Vorfreude grabe ich meine nun nackten Zehen in das feuchte Moos und beginne dann leise summend über heruntergefallene Äste und Wurzeln zu hüpfen. Meine Fingerspitzen tasten dabei immer wieder nach den Stämmen und Zweigen, sodass jegliches Schwindelgefühl meinen Körper verlässt und Platz für etwas anderes macht.

Aufregung, Feuer ... Melodie ...

Ich schnappe nach Luft als mich ein Schauder intensivster Wallung durchfährt, den ich nicht zu beschreiben vermag.

Mein Gesang wird gespeist von diesem Gefühl und erst jetzt fällt mir auf, dass ich meine Stimme heute noch kaum gebraucht habe. In diesem Umfeld wo ich die ganze Zeit war, fällt es mir irgendwie auch unglaublich schwer sie erklingen zu lassen. Sei es auch nur durch Worte.

Wie soll ich das bloß anstellen jemals einen passenden Beruf zu finden? Es ist ja nicht so, dass ich noch nicht viel ausprobiert habe. Zum Beispiel Hundebetreuen, weil ich dachte, dass ich mit Tieren besser klarkomme als mit Menschen, was ja auch so ist. Doch es wurde leider von den Besitzern nicht so gut aufgenommen, dass ich mit ihnen stets frei herumlaufe.

Ich möchte sie einfach nicht an die Leine binden. Allein die Vorstellung, jemand würde das bei mir tun, verbietet es mir, mich dieser Sache zu erdreisten. Damit möchte ich jetzt natürlich niemanden verurteilen, der das macht. Ich verstehe es auch, da es in dieser Gesellschaft wohl oftmals einfach sicherer ist. Ich sage nur, wie es mir damit geht.

Das Gleiche war es übrigens auch bei den Kindern. Als von mir erwartet wurde dafür zu sorgen, dass sie ihre Hausaufgaben machen, anstatt draußen zu spielen, konnte ich das einfach nicht.

Dann wird das mit der eigenen Wohnung wohl noch auf sich warten müssen. Es wagt ja außer mir auch kaum jemand diesen Schritt, neben dem Abitur auszuziehen, doch dieser Traum von einem Zuhause, in dem niemand schaut, was ich alles anstelle, ist dennoch äußerst verlockend. Eine WG kommt demnach auch nicht infrage, was ja preislich noch realistischer wäre.

Ich streiche mit meinen Fingerspitzen vorsichtig über unebene Rindenschollen und ertaste mit meinen Sinnen das Gefühl, das sich dabei in und um mich herum aufbaut. Ein Lächeln zupft an meinem Mundwinkel und bewirkt, dass meine eigenen Gedanken sich für einen Moment vollkommen auflösen. Da ist nur noch Licht, Wärme und dieses Gefühl einer riesengroßen Umarmung.

Ein sinnlicher Lufthauch streift dabei sanft über meinen Hals und bereitet mir eine prickelnde Gänsehaut, sodass meine Atmung sich federleicht beschleunigt. Zugleich beruhigt es mich auf tiefgehende Weise. Ein Friede legt sich über mein Herz, sodass diesem endlich wieder Flügel wachsen. Ein scheinbarer Widerspruch, doch eigentlich in einem so klaren Zusammenspiel, dass es mich immer wieder wundert, wie so viele Menschen dieses vergessen können.

Wieso sehe ich kaum jemanden durch den Wald laufen? Also ich meine so richtig. Abseits der Wege. Verschmolzen in die verborgenen Welten.


***


So oft war ich schon hier und dennoch ist es jedes Mal anders. Als würde dieser Ort die sich ständig wandelnden Farbreflektionen in sich einfangen und neu wiedergeben.

Kann Licht eigentlich ohne Schatten existieren? 

Diese Frage jagt mir durch den Kopf, während ich das finstere Dickicht der Bäume durchschreite, um mich auf die sonnendurchflutete Lichtung zu begeben.

Heute erstrahlt sie in einem besonders schönen Glanz. Das flimmernde Gold schmiegt sich wärmend um die raschelnden Gräser, sowie meine Haut und liebkost zärtlich meine erblassten Wangen, Hals und Dekolleté. Ein genüssliches Seufzen entrinnt meiner Kehle und breitet sich zugleich in meinen Adern aus.

Da ist ein Wispern. Getragen von den Schwingen feinster Naturfrequenzen, die wellenartige Impulse durch meine Lungen, Venen und über meine Arme schicken. Ein mächtiges Gefühl größter Euphorie ergreift mich.

Der Geruch frischer Pollen flüstert mir dabei süße Klänge in die Nase und verzaubert meine Sinne, in tief vertraute und zugleich fremde Ebenen.

Sie stammen zum Teil von den langen, sich im Wind wiegenden Blumen und Ähren, zwischen denen ich mit meinen Beinen sachte und ehrfürchtig hindurch streife. Einige der glitzernden Partikel bleiben an ihnen haften und lassen eine beflügelnde Gänsehaut entstehen.

Es ist, als würden sich die Halme meinen Bewegungen anpassen. Ich bin so froh, dass ich keine Pollenallergie habe. Dafür liebe ich sie viel zu sehr. Hier, inmitten dieses grünen, leuchtenden Meeres aus verborgenen Kräften fühle ich so viel mehr, als es meine Augen zu sehen, imstande sind. Als würde sich Licht in und um mich herum sammeln.

Ich blinzle hinauf in den Himmel und beginne, mich langsam kreisend über die Wiese zu bewegen. Einem Wirbelsturm ähnelnd, der durch jede Drehung kraftvoller wird. Mein Bauch zieht sich vor Glück zusammen und jagt gleichzeitig flackernde Blitze, bestehend aus gefühlten Flammen durch meine Adern.

Es ist jedes Mal wieder ein vollkommen neues und überwältigendes Erlebnis, wenn ich zu tanzen beginne. Besonders in den Abendstunden, getragen von der wilden Umgebung. Die Wurzeln, die sich unter mir durchs Erdenreich ziehen. Die prickelnden Moleküle, die von den Pflanzen in die Luft abgesondert werden.

Wie funkelnde Leuchtpartikel, nur nicht für unsere Augen sichtbar. Doch ich fühle sie. Mit jedem Atemzug. Verschiedenste Gerüche strömen auf mich ein und wollen mit mir in Kommunikation treten, sodass mich ein tiefes Verlangen überrollt. Als hätte es die ganze Zeit darauf gewartet, endlich erwachen zu dürfen.

Ich sauge es in meine Lungen, die sich durch diesen Einfluss intensiv auf und ab bewegen. Wie ein Rhythmus, der die geräuschlose Melodie durch mich befördert. Ich weiß, das klingt ziemlich abgefahren.

Vielleicht bilde ich mir zu viel ein. Bestimmt ist meine verdrehte Gehirn-Funktionalität daran schuld, die sich einfach zu gerne in verworrene Winkel und Irrwege verläuft und mir dann weismachen will, es sei der Realität entsprungen.

Zugleich liebe ich es aber diesen Gedanken zuzulassen. Zu glauben, dass diese gigantische Flut aus Wärme, die mich erfüllt und in einen regelrechten Rausch versetzt, tatsächlich existent ist.

Folgend dieser Gedanken huscht ein Windhauch behände über meine bloßen Beine und zerrt neckend an dem Rock meines Kleides, der sich dadurch wie eine Blüte auseinander windet und somit noch mehr Sonnenlicht an meine Haut lässt.

Pulsierendes Blut. Ich merke, wie es erwacht, sodass es endlich wieder zirkulieren kann. Auf welche Weise auch immer es ist, es lässt sich nicht lenken und wirkt durchgehend wie eine einladende, niemals endende Musik auf mich.

Zu manchen Zeiten ähnelt es dem Getöse einer Gischt, die sich voller Wucht gegen massive Klippen wirft. Je nach Gemütslage kann es aber auch so sanft sein, wie der Atemzug eines kleinen Vogels.

Seit einiger Zeit mischt sich in diese jedoch auch noch etwas anderes. Ein Klang, der alles in ein etwas anderes Licht taucht. Es macht mir zugegebenermaßen ein wenig Angst.

Wenn ich mich in diesem Zustand befinde, werden meine Bewegungen aus einer neuen Kraft angetrieben, die ich nicht mit meinen Gedanken steuern kann. Mich ihr zu widersetzen ist unmöglich. – Ich will es auch nicht.

In meinem Bauch merke ich eine unbeschreibliche Erregtheit. Ein beflügelndes Prickeln, das beginnt sich wie von selbst im Rhythmus zu winden.

Meine Hüften folgen diesen Impulsen. Malen kreisende Bewegungen in den fühlbar entstandenen Raum, während meine Füße sich zaghaft und gleichzeitig wie im Flug über die hohen Gräser bewegen.

Die friedvoll mystische Melodie scheint sich vollkommen an meinen Bewegungen anzupassen. Oder andersherum? Es gibt im Grunde keine Trennung zwischen dem, was mich im Außen umgibt und was sich aus mir heraus bewegt.

Ich weiß nicht, wie lange ich so über die Lichtung getanzt bin, doch als ich einmal kurz innehalte, merke ich, wie sich der einst blaue Himmel über den Baumwipfeln schon in ein leuchtendes dunkellila verfärbt.

Etwas weiter über mir hat er sich bereits in ein erst türkises und dann immer tiefer werdendes Dunkelblau verwandelt, in dessen Grenzenlosigkeit ich immer wieder versinken könnte.



***


Oh, wie schön, dass du dich vom Wind hierher tragen lassen hast. ❤

Ich freue mich immer riesig, über eure Gedanken. Ganz egal, ob kurz, oder lang. Ob es Kritik ist, oder einfach eine Meinung zu bestimmten Themen und Persönlichkeiten.

Eure See ❤

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