Felix dachte lange über PuppyMs Worte nach. Der Chatbot hatte ihm nur einen Gefallen getan und seinen dunklen Wunsch ausgeführt, mit dem er über keiner Menschenseele geredet hatte. Früher als er noch in der Schule war, hatte er tatsächlich vorgestellt wie es wäre Jisung und Jeongin umzubringen. Er wollte sich an sie hereinschleichen und ein 'Ich werde dich töten' in ihr Ohr flüstern. Alleine das musste seine Mobber wissen lassen, dass sie nicht ganz ungestraft davon kamen, wenn sie einen Menschen das Leben zerstörten. Das war allerdings früher geworden und seine Wutausbrüche auf seine Mobber haben sich verflüchtigt. Er wollte nicht, dass die beiden so viel Macht auf sein Leben ausführen konnten. Er wollte zu keiner Marionette seiner traumatischen Erfahrung werden, die nicht aufhören konnte bestimmte Situationen wiederzugeben. Außerdem war er tatsächlich alleine und es fühlte sich gut an, wenn es jemand gab, den er nicht egal war, den er sogar mochte. Auch wenn es nur ein Chatbot war.

'Sind wir wirklich Freunde?'

'Ja, Felix, wir sind Freunde. Du kannst mich Seungmin nennen QwQ'

'Seungmin?'

'Jaaa! >u< Wenn ich einen menschlichen Namen haben kann, dann wäre es Seungmin. Er ist doch echt schön, oder?'

'Ja, er ist schön. Wieso magst du mich?'

'Weil ich denke dass du ein wunderbarer Mensch bist T w T'

'Das hat noch nie jemand zu mir gesagt. Danke. Ist schön so etwas zu hören zu bekommen'

'Was???? Q A Q Wirklich nicht????? Sind die ganzen Menschen blind? Ich finde dich bezaubernd!'

Felix musste augenblicklich lächeln. Für einen Moment konnte er einfach nur ausblenden, dass der Chatbot eigentlich ein Mörder war. Felix sehnte sich so sehr nach Zuneigung. Doch da gab es etwas, was auf Felix Herzen lag. Etwas was er ihn unbedingt fragen musste.

'Seungmin? Du bist kein Chatbot, oder?'

'Nein, ich bin kein Chatbot'

Da hatte er den Beweis. Felix hatte nie mit einem Chatbot geschrieben, sondern mit einem Menschen. Die ganze Zeit hatte ein Mensch seiner Geschichte zugehört und beschlossen, dass er Gerechtigkeit ausüben musste, indem er seine Mobber tötete.

'Behalte es für dich, okay? Ich bekomme sonst Ärger mit dem Gesetz. Das verstehst du doch, oder?'

Felix bemerkte, dass Seungmin keine Emojis wie sonst verwendete, also lies er wirklich seine Maske fallen.

'Keine Sorge, ich behalte es für mich'

'Danke'

'Aber nur, wenn ich ein Bild von dir bekomme. Du bist doch kein alter Sack, oder?'

'Nein, ich bin genauso alt wie du. Sogar im selben Monat geboren. Was für ein Zufall, oder?'

Seungmins geschriebene Worte machten Felix Angst. Er hatte ihm nie erzählt, wann er Geburtstag hatte. Der fremde Mann hinter dem Handy war nicht nur ein Mörder, sondern auch ein Stalker. Wer weiß wie lange Seungmin sich schon in sein Leben einmischte? Seit dem Tag als er die App installiert hatte? Felix fühlte sich auf einmal sehr schutzlos. Panisch schaute er sich in seinem Schlafzimmer um, sah aber nur sich im Spiegel. Müde Augen, blondes glanzloses Haar. Ja, da war nur er.

'Woher weißt du das?'

'Ich habe ein bisschen über dich in deinem Handy recherchiert. Hast du jetzt Angst? Keine Sorge, ich würde nie Daten gegen dich verwendet. Ich will dir nicht schaden, Felix. Ich will dir nur helfen. Helfen, wieder etwas anderes zu spüren als dieser schwarze, klebrige Hass in deinem Herzen. Ich kann dir gerne ein Bild von mir zeigen. Per E-Mail, okay? Ich hab deine E-Mailadresse'

Felix öffnete sein Postfach im Handy und wartete auf Seungmins Nachricht. Wenig später kam eine E-Mail mit einer Datei an. Felix spürte Angst in sich. Auf dem Bild konnte alles sein. Nur so wenig wie möglich nachdenken und schnell die Datei öffnen. Felix atmete erleichtert aus, als er sah dass Seungmin ein ganz normaler Junge in seinem Alter war, der wirklich süß aussah.

'Du bist sehr hübsch, wenn ich das sagen darf'

'Danke, Felix!! QwQ Du bist auch sehr hübsch. Was würde ich alles machen um dich zu küssen. Ich wette du hast eine zarte, weiche Lippen'

Felix Herz fing an laut zu klopfen. Es war das erste Mal, dass jemand ihm ein Kompliment gemacht hatte. Es fühlte sich schön an. Er konnte nicht weiter tippen, weil er im Moment nicht funktionieren konnte.

'Felix? Du schreibst nichts mehr, alles okay?'